Über Trainer wird nicht nur diskutiert, wenn sie verlieren: Edin Terzic begegnet derzeit in Dortmund die gleiche Absurdität wie in der vorigen Saison Hansi Flick beim FC Bayern. Hier folgt unsere nicht immer ganz ernst zu nehmende Rückschau auf den 15. Spieltag.

Eine Glosse

Die Ergebnisse des 15. Spieltags

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  • Tasmania Berlin hielt den Atem an, als Schalke seinen 31. Versuch in Folge unternahm, endlich wieder ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Dass dies für die gebeutelten Knappen durch ein 4:0 daheim über Hoffenheim eindrucksvoll gelang, freute anschließend Schalker und Tasmanen. Der frühere Schalker Weston McKennie, der vergangenen Sommer zu Juventus Turin entschwand, um Schalkes Finanznot zu lindern, drehte ob des Siegs seiner früheren Kollegen in einem Instagram-Video schier durch. Hans-Günter Becker, 1965/66 als Kapitän der Anführer des Bundesliga-Neulings und -Prügelknabens Tasmania, stellte im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF nüchtern fest, "dass dieser Rekord uns noch sehr, sehr lange erhalten bleiben wird." 31 Spiele ohne Sieg nacheinander hätte sich der heutige Berliner Oberligist ansonsten fortan teilen müssen, hätte nicht Matthew Hoppe für Schalke drei Mal gegen Hoffenheim getroffen. Und der Verlust eines Negativrekords als Alleinstellungsmerkmal wäre Gift gewesen für die weltweite Bekanntheit Tasmanias, des nachweislich schlechtesten Bundesligisten.
  • Immerhin hatte Tasmania vor über 55 Jahren nach 15 Spieltagen lediglich einen Sieg zu Buche stehen, erzielt in einem seiner bis dahin sieben Heimspiele. Den hätte heute, nach sieben Heimspielen, der VfB Stuttgart gerne. Nur Mainz und Köln, ebenfalls zu Hause noch ohne Dreier, stehen in der Heimtabelle noch schlechter da als der Aufsteiger aus Schwaben. Der glänzt aber nach dem 4:1 in Augsburg kurioserweise als bestes Auswärtsteam der Bundesliga. Ergibt in der Summe einen respektablen zehnten Platz, jetzt direkt vor dem FC Augsburg.
  • Stuttgarts Mit-Aufsteiger Arminia Bielefeld konterte Schalkes Lebenszeichen im Abstiegskampf umgehend und feierte mit dem 1:0 über den Möchtegern-Big-City-Club Hertha BSC seinen dritten Sieg aus den jüngsten sechs Bundesligaspielen. Die sieben davor hatten die Arminen alle verloren. Diese Niederlagenserie tackerte Bielefeld seit dem achten Spieltag auf einem Abstiegsplatz fest - bis gestern. Der Vorsprung auf den 1. FC Köln, den der SC nächste Bayern-Gegner Freiburg mit dem internen Rekordergebnis von 5:0 verprügelte, beträgt zwei Punkte.
  • Dass im Zweifel Rennen immer mehr einbringt als Reklamieren, erfuhr schmerzlich Nationalspieler Niklas Süle. Bayern Münchens Manndecker verzichtete beim Stand von 2:1 für den Meister in Mönchengladbach auf die Erfüllung seiner Aufgabe, hob in der Hoffnung auf eine Reaktion des Schiri-Assistenten lieber seinen Arm, anstatt seinem DFB-Kollegen Jonas Hofmann zu folgen. Der Abseits-Wink des Mannes an der Linie blieb aus, Hofmann traf - neun Minuten nach seinem ersten Tor - gegen Manuel Neuer zum Ende der ersten Halbzeit auch zum 2:2. Das Tor bestand auch die Kontrolle durch den VAR. Süle, der schon im Laufduell mit Hofmann stand, stand erneut: dumm da. Erst recht, da seine Bayern nach dem 2:2 auch noch - nur vier Minuten nach Wiederbeginn - durch den Ex-Löwen Florian Neuhaus das 2:3 kassierten. Dies besiegelte die zweite Saisonniederlage der Bayern, die nun schon 24 Gegentore aufweisen: wie auch Gladbach, Freiburg, Bremen und Aufsteiger Bielefeld.
  • Bayern Münchens früherer Meistermacher Felix Magath, immerhin der erste, der 2005/06 mit dem Rekordmeister das Double verteidigte, vermutet, sein einstiger Verein habe sich "geistig müde gesiegt. Alle verteidigen nicht mehr so wie im Sommer, sie verteidigen halbherzig." Siehe Süle. Wiesen die Bayern zwischen 2011 und 2014 nacheinander nach 15 Spieltagen neun, sechs, sieben und gar nur drei Gegentore auf, waren es zuletzt 1981/82 mehr als heute, nämlich 25.
  • 25 Tore, gutes Stichwort. 25 Tore hat Borussia Dortmunds Sturm-Ikone Erling Haaland in seinen ersten 25 Bundesligaspielen erzielt. Ein leicht zu errechnender Schnitt. Der aber stellt für sich keine Rekordmarke dar. Dass aber ein Bundesligaspieler in seinen ersten 25 Partien 25 Treffer erzielt, war vor Haaland noch nicht da.

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Jeder Sieg Terzics löscht ein bisschen mehr vom Gerücht um Rose

Skurrilerweise haben Haalands Bundesligatore Nummer 24 und 25, erzielt beim 3:1 des BVB beim somit verhinderten Tabellenführer RB Leipzig, in Dortmund eine neuerliche Trainer-Diskussion ausgelöst.

Die sieht so aus, dass ungeduldige Menschen nun von der Führung Borussia Dortmunds verlangen, dem vermeintlichen Erfolgstrainer Edin Terzic bitteschön zackig einen Vertrag über das Saisonende hinaus vorzulegen. Terzic, vormals Co-Trainer von Lucien Favre, trat am 13. Dezember 2020 die Nachfolge des Schweizers an und feierte seitdem drei Siege in vier Bundesligaspielen.

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Von einem längerfristigen Vertrag in Dortmund zu träumen, erwiderte Terzic auf Nachfrage des ZDF-Reporters Boris Büchler nach dem Erfolg im Topspiel in Leipzig, sei nicht sein "Thema". Er sei sich nur "sicher, dass ich nächste Woche noch Cheftrainer bei Borussia Dortmund bin."

Mit jedem weiteren Sieg jedoch rückt Terzic den BVB nicht nur näher an Tabellenführer FC Bayern heran, der nach seinem 2:3 in Gladbach nur noch fünf Punkte vor den Schwarz-Gelben liegt.

Terzic bringt seine Bosse auch ins Rotieren, je nachdem, wie weit diese bereits mit Gladbachs Cheftrainer Marco Rose bezüglich einer Anstellung sind. Gerüchte sehen den früheren Meistermacher von Red Bull Salzburg bereits seit Wochen auf der Dortmunder Bank, auch schon vor Favres Freistellung.

Als Dortmund zuletzt einen Co-Trainer zum Chef beförderte, Matthias Sammer im Sommer 2000, mündete dies nur zwei Jahre nach dem bestandenen Abstiegskampf in die Meisterschaft 2002. Sammer ist bis heute der jüngste Meistertrainer der Bundesliga-Geschichte - und derzeit zufällig externer Berater der BVB-Spitze.

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Auch der FC Bayern München machte im November 2019 beste Erfahrungen mit der Beförderung Hans-Dieter Flicks. Niko Kovacs vorheriger Assistent rettete die Saison nicht nur, sondern machte sie mit dem Gewinn des Triples zu einem historischen Erfolg.

Bayerns Bosse aber statteten - trotz des Drucks von prima Ergebnissen und dem der Öffentlichkeit - Flick erst Anfang April 2020 mit einem Vertrag ab 1. Juli 2020 aus.

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Zitat des Spieltags

"Natürlich bin ich glücklich, wenn man weiß, dass wir hier seit 34 Jahren nicht mehr gewonnen haben."

(Eintracht Frankfurts Trainer Adi Hütter nach dem 2:0-Derbysieg seiner Elf in Mainz. Was jüngeren Menschen in diesem Zusammenhang erklärt werden muss: Nein, es war kein Bundesligaspiel, jenes vor 34 Jahren. Denn damals, am 26. Oktober 1986, war Mainz als Oberligist noch weit von der Bundesliga entfernt. Das Duell fand im DFB-Pokal statt, im Rahmen der zweiten Hauptrunde. Und, ja, der Sieg des Erstligisten beim Drittligisten stand erst nach 120 Verlängerungsminuten fest und fiel mit 1:0 nicht nur knapp, sondern auch äußert glücklich aus - anders als über 34 Jahre danach.)

Zahl des Spieltags

2 - Gleich sechs Teams, immerhin ein Drittel der gesamten Bundesliga, weisen nach 15 Spieltagen gemeinsam die wenigsten Niederlagen auf, nämlich zwei. Das gab es zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte der Bundesliga bislang noch nie.

Neben Tabellenführer und Titelverteidiger Bayern München sind das dessen Verfolger RB Leipzig und Bayer Leverkusen. Dazu kommen Union Berlin und der VfL Wolfsburg, die hintereinander die Plätze fünf und sechs belegen. Auch die neuntplatzierte Eintracht aus Frankfurt hat in der laufenden Saison erst zwei Mal verloren.

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