• 22:30 Uhr: ➤ Luftwaffe für Evakuierung in Kabul gelandet - Biden droht Taliban
  • 21:57 Uhr: US-Kommandeur für den Nahen Osten traf Taliban-Führung
  • 19:55 Uhr: Chaos am Flughafen - Bundeswehrmaschine über Kabul dreht ab
  • 19:29 Uhr: Merkel: Entwicklung in Afghanistan ist "überaus bitter"
  • 17:29 Uhr: Maas zu Afghanistan: "Wir haben die Lage falsch eingeschätzt"
  • 16:17 Uhr: Tumulte auf dem Rollfeld: Tausende wollen aus Kabul fliehen

Aktuelle News zu Afghanistan im Live-Ticker

➤ Luftwaffe für Evakuierung in Kabul gelandet - US-Präsident Biden droht Taliban

Das erste Militärflugzeug der Bundeswehr für den Evakuierungseinsatz in Afghanistan ist nach stundenlanger Verzögerung unter schwierigen Bedingungen auf dem Flughafen Kabul gelandet. Die Maschine vom Typ A400M war zuvor fünf Stunden lang über dem Flughafen gekreist, der wegen chaotischer Zustände auf dem Rollfeld vorübergehend gesperrt war, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Militärkreisen erfuhr. Das Benzin hätte nicht mehr lange gereicht.

Unterdessen hat US-Präsident Joe Biden den Taliban für den Fall eines Angriffs auf US-Kräfte mit "einer raschen und starken" militärischen Reaktion gedroht. Das gelte für jede Handlung der Taliban in Afghanistan, die das US-Personal oder deren Mission gefährden würde, sagte Biden am Montag im Weißen Haus. "Wir werden unsere Leute mit vernichtender Gewalt verteidigen, falls nötig", versicherte er.

Zugleich verteidigte der US-Präsident vehement seine Entscheidung, die amerikanischen Truppen aus dem Krisenland abzuziehen. Er stehe felsenfest zu seiner Entscheidung, sagte Biden. Es hätte auch keinen Unterschied gemacht, wenn die US-Truppen noch etwas länger in Afghanistan geblieben wären, argumentierte er und warf den afghanischen Sicherheitskräften erneut mangelnde Kampfbereitschaft vor. Biden räumte aber ein, die Vereinigten Staaten hätten das Tempo des Vormarsches der Taliban unterschätzt: "Dies hat sich schneller entwickelt, als wir erwartet hatten."

Die weiteren Afghanistan-News im Überblick:

Pentagon: US-Kommandeur für den Nahen Osten traf Taliban-Führung

21:57 Uhr: Der Kommandeur der US-Truppen im Nahen Osten, Kenneth McKenzie, hat sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Emirat Katar mit der Taliban-Führung getroffen. McKenzie habe bei dem Gespräch klargemacht, dass ein Angriff auf die US-Truppen oder den Einsatz am Flughafen Kabul eine "schnelle und sehr schlagkräftige Antwort" des US-Militärs nach sich ziehen würde, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Montag. Er habe eine "sehr klare und eindeutige Warnung" ausgesprochen, fügte Kirby hinzu. Er machte keine genauen Angaben zum Zeitpunkt des Gesprächs und zu den Teilnehmern.

Auch US-Präsident Joe Biden hatte den militant-islamistischen Taliban am Wochenende für den Fall eines Angriffs mit einer raschen und starken militärischen Antwort gedroht. Das US-Militär ist am Flughafen Kabul inzwischen mit rund 2.500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. In einigen Tagen sollen es laut Pentagon bis zu 6.000 werden.

Deutsche Ortskräfte in Kabul verlassen Sammelunterkünfte

20:40 Uhr: In Kabul haben rund 350 Ortskräfte ihre von einer deutschen gemeinnützigen Organisation organisierten Sammelunterkünfte verlassen. Das teilte ein ehemaliger Übersetzer der Bundeswehr in Masar-i-Scharif am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach haben die Ortskräfte eine Anordnung bekommen, ihre drei "Safe Houses" zu verlassen, sagte der ehemalige Sprachmittler. Zuerst hatte das ZDF-Magazin "Frontal" berichtet.

Der Übersetzer sagte, sie seien gegen Montagmittag (Ortszeit) aus den Häusern ausgezogen. Es habe Informationen gegeben, dass die Taliban, die ab Sonntagabend (Ortszeit) im Zuge ihrer faktischen Machtübernahme nach und nach in der Hauptstadt Kabul Positionen und Behörden einnahmen, Häuser durchsuchten. Deswegen habe der Verwalter des "Safe Houses" gebeten, die Unterkunft so schnell wie möglich zu verlassen. Nun würden die rund 350 Menschen alle einzeln in Kabul wohnen.

Der Vorsitzende des Patenschaftsnetzwerks Afghanischer Ortskräfte, Marcus Grotian, teilte am Montag auf seiner Facebook-Seite die Auflösung der sicheren Unterkünfte mit. «Ich habe die Safehouses aufgelöst, die nur noch Todesfallen sind.»

Grotian hatte in der Vergangenheit immer wieder die Bundesregierung für ihren Umgang mit ihren einheimischen Helfern in Afghanistan kritisiert. Diese würden unter anderem zu langsam aus dem Land geholt. Am Montag startete die Bundeswehr mit Evakuierungsflugzeugen, die neben den Botschaftsmitarbeitern auch andere deutsche Staatsbürger sowie Ortskräfte, die für Bundeswehr oder Bundesministerien in Afghanistan gearbeitet haben oder noch arbeiten, nach Deutschland bringen sollen. Zunächst konnte wegen des Chaos auf dem Rollfeld aber keine Maschine in Kabul landen.

Merkel: Entwicklung in Afghanistan ist "überaus bitter"

19:29 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den 20 Jahre dauernden internationalen Einsatz in Afghanistan als Enttäuschung bewertet. Jenseits der Bekämpfung des Terrorismus sei alles "nicht so geglückt und nicht so geschafft worden, wie wir uns das vorgenommen haben", sagte die CDU-Politikern am Montag in Berlin. "Das ist eine Erkenntnis, die ist bitter." Es seien "keine erfolgreichen Bemühungen" gewesen, sagte Merkel mit Blick auf den Versuch, das Land zu Demokratie und Frieden zu führen und dort eine freie Gesellschaft zu entwickeln.

Daraus müsse man Lehren ziehen und bei solchen Einsätzen "seine Ziele auch kleiner fassen." Die Taliban hätten das ganze Land erneut unter ihre Kontrolle gebracht. "Das ist eine überaus bittere Entwicklung", sagte Merkel. "Bitter, dramatisch und furchtbar ist diese Entwicklung natürlich für die Menschen in Afghanistan." Bitter sei die Entwicklung aber auch für Deutschland. Merkel erinnerte an die vielen Soldaten der westlichen Verbündeten, die den Einsatz in Afghanistan mit dem Leben bezahlt haben, darunter 59 deutsche Soldaten.

Die Regierung sei nach dem Abzug der internationalen Truppen davon ausgegangen, dass es mehr Zeit gebe, um Lösungen für die afghanischen Ortskräfte zu finden. Die Dinge hätten sich jedoch beschleunigt, die afghanische Armee habe "aus welchen Gründen auch immer" kaum oder keinen Widerstand gegen die Taliban geleistet. "Da haben wir eine falsche Einschätzung gehabt. Und das ist nicht eine falsche deutsche Einschätzung, sondern die ist weit verbreitet", sagte Merkel. Sie schließe sich dieser Bewertung von Außenminister Heiko Maas (SPD) an.

Bundeswehrmaschine über Kabul dreht ab und wird ersetzt

19:55 Uhr: Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können. Sie hingen deswegen nach einem Tankstopp zunächst im aserbaidschanischen Baku fest.

Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, blieb aber zunächst in einer Warteschleife in der Luft. Zivilisten auf dem Flugfeld verhinderten weiterhin die Landung der Maschine, hieß es aus Militärkreisen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts hatte am Vormittag gesagt: "Wir haben Meldungen dazu gesehen (...), dass dort derzeit keine Flugbewegungen stattfinden können, weil sich dort eine große Zahl verzweifelter Menschen auf dem Rollfeld aufhält." Am Abend musste sie dann in Richtung der usbekischen Hauptstadt Taschkent abdrehen, um dort nachzutanken, wie aus Militärkreisen verlautete. Sie sollte über den Kabuler Luftraum durch eine andere Maschine ersetzt werden. Auf diese Weise bleibe die Luftwaffe in der Lage, jede Gelegenheit zur Landung zu nutzen, hieß es.

Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban hatten sich am Montag auf dem Flughafen dramatische Szenen abgespielt. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, Videos und Bilder in sozialen Medien zeigten. Sie kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen. US-Soldaten haben auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul zwei bewaffnete Männer getötet. Inmitten von tausenden Menschen, die sich dort friedlich aufhielten, hätten zwei Männer ihre Waffen "auf bedrohliche Weise geschwungen", sagte ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums am Montag. "Beide wurden getötet."

Wegen der Menschenmengen auf dem Flugfeld würden derzeit keine militärischen oder zivilen Flugzeuge starten oder landen, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. "Wir wollen nicht, dass weitere Menschen zu Schaden kommen."

US-Soldaten würden gemeinsam mit Soldaten aus der Türkei und anderen Staaten versuchen, das Gebiet "methodisch" zu räumen, sagte Kirby. Es solle ein "sicheres Umfeld" geschaffen werden, damit der Flugverkehr wieder aufgenommen werden könne.

Derzeit bemühen sich westliche Staaten wie die USA und Deutschland unter Hochdruck darum, ihr ziviles Personal aus Afghanistan auszufliegen. Wie das Pentagon am Montag bestätigte, traf der für Afghanistan verantwortliche Chef des US Central Command, General Kenneth McKenzie, am Sonntag in Doha Taliban-Vertreter und forderte sie auf, den Flughafen von Kabul nicht anzugreifen.

Maas zu Afghanistan: "Wir haben die Lage falsch eingeschätzt"

17:29 Uhr: Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat eine falsche Lageeinschätzung in Afghanistan eingeräumt. "Es gibt auch nichts zu beschönigen: Wir alle - die Bundesregierung, die Nachrichtendienste, die internationale Gemeinschaft - wir haben die Lage falsch eingeschätzt", sagte Maas auf einer Pressekonferenz.

Weder die Bundesregierung noch ihre westlichen Partner einschließlich der Nachrichtendienste hätten die aktuelle Entwicklung so vorhergesehen. "Es gebietet die Ehrlichkeit, das in aller Form so einzugestehen."

Zuvor hatte es massive Kritik an der Bundesregierung gegeben. Ihr wird vorgeworfen, den schnellen Vormarsch der Taliban unterschätzt und die Evakuierung afghanischer Ortskräfte zu schleppend vorangetrieben zu haben. Auch die Evakuierung deutscher Staatsbürger begann in der Nacht zum Montag erst, nachdem die Taliban schon bis in den Präsidentenpalast in Kabul vorgerückt waren.

Man habe nicht vorhergesehen, dass die afghanischen Streitkräfte nicht bereit gewesen seien, sich den Taliban entgegenzustellen. "Das ist eine Fehleinschätzung gewesen von uns allen. Darüber werden wir sicherlich auch zu reden haben", sagte Maas.

Die aktuellen Bilder, vor allem von den verzweifelten Menschen am Flughafen von Kabul, nannte Maas "außerordentlich schmerzhaft". Es komme jetzt für die Bundesregierung darauf an, "so viele Menschen wie möglich aus dieser Situation zu retten".

Dafür solle der Kreis derjenigen, die in Deutschland aufgenommen werden, noch einmal erweitert werden, sagte der Außenminister. Er solle neben den Ortskräften der Bundeswehr und der Bundesregierung nun auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen, der Entwicklungshilfe sowie Menschenrechtsaktivisten und Frauenrechtlerinnen umfassen.

Maas räumte allerdings ein, dass noch unklar sei, wie diese Menschen unter den aktuellen Umständen zum Flughafen gelangen könnten. Soweit ihnen das gelinge, sollten sie sowohl mit deutschen wie auch mit US-Flugzeugen ausgeflogen werden, sagte der Minister.

Maas hatte angesichts der noch unübersichtlichen Lage nach dem Einmarsch der Aufständischen für diesen Montagnachmittag ein weiteres Mal den Krisenstab der Bundesregierung einberufen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte für diese Woche alle Termine wegen der Lage in Afghanistan ab.

Biden hält am Montag Fernsehansprache zu Afghanistan

17:58 Uhr: Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan wird sich US-Präsident Joe Biden am Montag öffentlich zur Lage in dem Land äußern. Biden wird um 15.45 Uhr (Ortszeit; 21.45 Uhr MESZ) im Weißen Haus in Washington eine Fernsehansprache halten, wie die Präsidentschaft mitteilte.

Der Präsident, der sich seit Tagen nicht persönlich zu Afghanistan geäußert hatte, reist dazu vorzeitig von seinem Landsitz Camp David in die US-Hauptstadt zurück.

Amnesty fordert von Deutschland umfassendere Evakuierungen

17:53 Uhr: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Bundesregierung zu einem umfassenderen Evakuierungseinsatz in Afghanistan aufgerufen.

"Die Bundesregierung bleibt über das bislang Zugesagte hinaus gefordert", sagte Markus Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland. Neben Ortskräften müssen auch Journalistinnen und Journalisten, Frauenrechtlerinnen und Menschenrechtsverteidiger, "die akut besonderer Gefahr ausgesetzt sind, unbürokratisch soweit möglich geschützt und evakuiert werden".

Es brauche zudem kurzfristige breitere Aufnahmeprogramme. "Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, der jede Minute Menschenleben kostet." Die Bundesregierung dürfe sich hier nicht in ihrer Hilfe beschränken, "sondern sollte aktiver Teil einer internationalen Notinitiative sein".

In der Nacht auf Montag hatte die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der von den militant-islamistischen Taliban eingenommenen afghanischen Hauptstadt Kabul begonnen. Es ist die bislang wohl größte Mission dieser Art der Bundeswehr - und eine besonders brisante. Die Bundeswehr war erst Ende Juni nach einem zwanzigjährigen Einsatz aus Afghanistan abgezogen.

US-Soldaten töten zwei bewaffnete Männer am Flughafen Kabul

17:43 Uhr: US-Soldaten haben auf dem Flughafen von Kabul am Montag zwei bewaffnete Männer getötet. Inmitten von tausenden Menschen, die sich dort friedlich aufhielten, hätten zwei Männer ihre Waffen "auf bedrohliche Weise geschwungen", sagte ein Vertreter des Pentagon.

Nach der Machtübernahme der Taliban versuchen tausende Menschen, das Land zu verlassen.Derzeit bemühen sich westliche Staaten unter Hochdruck darum, ihr ziviles Personal aus Afghanistan auszufliegen. Am Flughafen von Kabul herrschten am Montag chaotische Szenen.

Tumulte auf dem Rollfeld: Tausende wollen aus Kabul fliehen

16:17 Uhr: Es sind Bilder der puren Verzweiflung vom Flughafen in Kabul: Hunderte Männer rennen neben einem davon rollenden Flugzeug der US Air Force her - einige versuchen sogar noch, sich daran festzuklammern.

Anderswo versuchen hunderte Menschen, sich in ein Frachtflugzeug zu zwängen. Wieder anderswo am Flughafen drängen Menschen eine Fluggastbrücke hoch, die sich unter der Last bereits biegt. Einige Menschen hängen von den Seiten herunter.

Zahlreiche solcher Videos kursieren im Netz. Tausende Männer, Frauen und Kinder haben sich auf das Flughafengelände geflüchtet, das vom US-Militär gesichert wird. Manche haben sich bereits in geparkte Flugzeuge gesetzt - und einige sitzen sogar auf deren Dächern.

Die US-Soldaten haben auf dem Rollfeld Panzerwagen und Maschinengewehre in Position gebracht. Mit Stacheldraht versuchen sie, die Menschen zurückzuhalten. Augenzeugen berichten von Schüssen in die Luft, mit denen die Soldaten die aufgebrachten Massen unter Kontrolle zu halten versuchen.

Der kommerzielle Flugverkehr ist eingestellt. Die Flughafenverwaltung und die US-Botschaft rufen die Menschen auf, nicht mehr zum Hamid-Karsai-Flughafens zu kommen - anscheinend vergeblich. Wegen der vielen Menschen auf dem Rollfeld können zumindest am Montagvormittag nach Angaben einer Außenamtssprecherin in Berlin zeitweise keine Flugzeuge abheben.

Anders als die westlichen Botschaftsmitarbeiter und afghanischen Ortskräfte, die für die westlichen Regierungen gearbeitet haben, haben die meisten Menschen auf dem Rollfeld weder Visa noch Tickets für die Flucht.

Italienische Diplomaten und Mitarbeiter aus Afghanistan ausgeflogen

15:47 Uhr: Italien hat rund 70 Botschaftsangehörige und frühere Mitarbeiter aus Afghanistan ausgeflogen. Die Maschine der italienischen Luftwaffe landete am Montagnachmittag auf dem Flughafen Fiumicino in Rom, wie das Außenministerium mitteilt. D

er Flug sei am Sonntag gestartet. Als nächstes sollen auch Afghanen evakuiert werden, die früher mit dem italienischen Verteidigungs- und dem Außenministerium zusammenarbeiteten. Dafür will das Militär eine Luftbrücke mit Transportflugzeugen vom Typ KC-767 einrichten.

Regierungschef Mario Draghi dankte den Militäreinheiten für ihre Arbeit beim Rücktransport der Italiener. Italien habe das Ziel, die afghanischen Bürger zu schützen, die an der italienischen Mission in Afghanistan mitgearbeitet hatten. Italien war über die Dauer von 20 Jahren mit insgesamt mehr als 50.000 Männern und Frauen am Afghanistan-Einsatz beteiligt. 723 wurden verletzt, 53 Italiener starben.

Afghanisches Kampfflugzeug in Usbekistan abgeschossen

15:33 Uhr: Ein afghanisches Kampfflugzeug ist im Süden des Nachbarlandes Usbekistan in Zentralasien abgeschossen worden. Es sei beim illegalen Grenzübertritt von einem Luftverteidigungssystem getroffen worden, teilte das Verteidigungsministerium am Montag in der Hauptstadt Taschkent usbekischen Medien zufolge mit.

Zu dem Vorfall war es demnach es am Sonntagabend nach der Einnahme der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die militant-islamistischen Taliban gekommen. Usbekische Medien veröffentlichten Fotos von einer am Boden liegenden Maschine, die beschädigt war.

Das usbekische Nachrichtenportal "Gazeta.uz" berichtete, die Maschine sei in der Provinz Surchandarja abgestürzt. Die zwei Piloten hätten sich mit einem Fallschirm retten können. Sie seien in ein Krankenhaus gebracht worden. Unklar war, ob die Piloten vor den Taliban fliehen wollten oder weshalb das Flugzeug über Usbekistan flog.

Auf dem Landweg hatten bereits viele Afghanen die Grenze überquert - auf der Flucht vor den Taliban. Erst am Samstag waren 84 afghanische Soldaten in die Ex-Sowjetrepublik geflohen.

Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Kabul verzögert sich

15:21 Uhr: Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden am Montag nach Informationen der dpa aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können.

Sie hingen deswegen nach einer Zwischenlandung zunächst aufgetankt im aserbaidschanischen Baku fest. Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, um sich im Luftraum für eine Landung bereitzuhalten, wenn das Flugfeld dafür wieder freigegeben wird.

Nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban hatten sich am Montag auf dem Flughafen dramatische Szenen abgespielt. Verzweifelte Menschen versuchten, auf Flüge zu kommen, Videos und Bilder in sozialen Medien zeigten. Sie kletterten unter anderem über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu gelangen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts hatte am Vormittag gesagt: "Wir haben Meldungen dazu gesehen (...), dass dort derzeit keine Flugbewegungen stattfinden können, weil sich dort eine große Zahl verzweifelter Menschen auf dem Rollfeld aufhält."

Auch das Weiße Haus in Washinton teilte mit, dass die US-Truppen am Flughafen Kabul zunächst wieder Ordnung und Sicherheit herstellen müssen, bevor es voraussichtlich ab Dienstag erneut Evakuierungsflüge geben könne.

Ein dritter deutscher A400M, der für medizinische Transporte ausgerüstet ist, sowie ein Airbus A310 MRTT starteten am Montag vom niedersächsischen Wunstorf nach Taschkent. Die usbekische Hauptstadt soll Drehscheibe für den Evakuierungseinsatz werden.

Merkel rechnet mit steigender Zahl von Flüchtlingen aus Afghanistan

14:56 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan eine wachsende Zahl von Flüchtlingen. "Viele Menschen werden versuchen, das Land zu verlassen", sagte Merkel nach AFP-Informationen am Montag in der Sitzung der CDU-Parteigremien in Berlin.

Kritisch äußerte sich Merkel zur Entscheidung der USA zum Truppenabzug aus Afghanistan. Diese habe einen "Domino-Effekt" bewirkt, der nun zur Machtübernahme der radikalislamischen Taliban geführt habe.

Die Bundesregierung werde im Umgang mit der erwarteten Fluchtbewegung eng mit den Nachbarländern Afghanistans zusammenarbeiten, sagte Merkel demnach: "Wir sollten alles tun, um den Ländern dabei zu helfen, die Geflüchteten zu unterstützen", wurde Merkel zitiert. "Das Thema wird uns noch sehr lange beschäftigen."

Die Kanzlerin zeigte sich erschüttert über die Lage in Afghanistan. "Für die vielen, die an Fortschritt und Freiheit gebaut haben - vor allem die Frauen -, sind das bittere Ereignisse", wurde Merkel gegenüber AFP zitiert.

"Wir haben immer gesagt: Wenn die Amerikaner dort bleiben, dann bleiben wir dort auch", wurde Merkel zitiert. "Die Amerikaner haben dort viele Leben geopfert. Es bleibt bitter." Nun heiße es: "So viele Menschen wie möglich in Sicherheit bringen und den Organisationen helfen, die Menschen retten."

Beim Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Kabul arbeite Deutschland eng mit den USA zusammen, sagte Merkel demnach. "Ohne die Hilfe der Amerikaner könnten wir so einen Einsatz nicht machen."

Auch das Bundesinnenministerium stellt sich auf eine steigende Zahl von Flüchtlingen aus Afghanistan ein. "Wir müssen sicherlich davon ausgehen, dass die Menschen vor Ort sich in Bewegung setzen werden und dass die Lage vor Ort zu Migrationsbewegungen führen wird", sagte eine Ministeriumssprecherin am Montag. Details zur erwarteten Zahl der Flüchtlingen nannte sie nicht.

Karsai-Sprecher: Führen Gespräche mit den Taliban

14:22 Uhr: Nach der faktischen Machtübernahme durch die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan laufen offenbar Gespräche zwischen Politikern und Vertretern der Islamisten. Das teilte ein Sprecher des ehemaligen Präsidenten Hamid Karsai der dpa mit.

In einem ersten Schritt habe man betont, dass das Leben und das Vermögen der Bevölkerung sowie die öffentliche Infrastruktur geschützt werden müssten, sagte der Sprecher weiter. Einen Kommentar von Taliban-Seite gab es dazu zunächst nicht.

Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani am Sonntag ist nach Angaben Karsais ein Koordinierungsrat für eine friedliche Übergabe der Macht gebildet worden. Ihm gehören der Vorsitzende des Nationalen Versöhnungsrates, Abdullah Abdullah, der ehemalige Kriegsfürst Gulbuddin Hekmatjar und Karsai selbst an.

Es gab keine Angaben dazu, wo die Gespräche stattfinden und wer von Taliban-Seite daran teilnimmt. Es ist zudem insgesamt unklar, ob die Islamisten dazu bereit sind, nach ihrem rasanten militärischen Erfolg die Macht mit anderen Politikern im Land zu teilen.

Irans Präsident will nationale Einigung in Afghanistan

14:08 Uhr: Irans Präsident Ebrahim Raisi appelliert an die Taliban, eine nationale Einigung anzustreben. Dies sei es, was Afghanistan in erster Linie für Frieden und Stabilität brauche, sagte Raisi.

Der Rückzug der USA sei eine Chance für alle politischen Gruppen, diese Einigung über interne Verhandlungen zu erreichen. "Als Nachbar und Bruder Afghanistans" werde der Iran das afghanische Volk auf diesem Weg weiterhin unterstützen, wird Raisi auf der Website des Präsidialamts zitiert.

Im Iran gibt es Differenzen, wie die Regierung demnächst mit den militant-islamistischen Taliban umgehen soll. Einige politischen Kreise in Teheran sind der Auffassung, dass die Taliban sich verändert haben und nicht mehr die islamistische Bewegung der letzten Jahre seien und daher auch nicht mehr als Feind eingestuft werden sollten.

Andere jedoch sagen, dass die jüngsten Entwicklungen genau das Gegenteil bewiesen haben. Außerdem bleibe der schiitische Iran für die sunnitischen Taliban-Extremisten stets ein religiöser Erzfeind.

Aus Angst um die Sicherheit seiner Diplomaten hat Teheran deren Zahl in der Botschaft in Kabul auf ein Minimum reduziert. Im Iran wurde insbesondere eine Wiederholung des Massakers von 1998 befürchtet. Damals stürmten Taliban das iranische Konsulat in Masar-i-Scharif und töteten zehn Diplomaten sowie den Korrespondenten der staatliche Nachrichtenagentur IRNA. Der Vorfall hatte damals fast zu einem militärischen Konflikt zwischen dem Iran und den Taliban geführt, der jedoch nach einer UN-Vermittlung verhindern werden konnte.

Der Iran sorgt sich auch, dass es erneut eine Flüchtlingswelle geben könnte. Das Land hatte nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan im Jahr 1979 Millionen afghanische Flüchtlinge einreisen lassen.

Wegen der Corona-Pandemie und der Wirtschaftskrise gilt es laut Beobachtern als eher unwahrscheinlich, dass Teheran dies erneut erlauben wird. An den drei Grenzübergängen im Nord- sowie Südosten des Landes wurden aber provisorische Pufferzonen eingerichtet, die afghanischen Flüchtlingen zumindest vorerst Schutz und Sicherheit bieten sollen.

EU-Außenminister beraten am Dienstag über Lage in Afghanistan

13:49 Uhr: Die Außenminister der Europäischen Union beraten am Dienstag über die Lage in Afghanistan. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell teilte am Montag mit, die EU-Staaten versuchten, ihre Maßnahmen zur Evakuierung von Personal aus Afghanistan zu beschleunigen.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Afghanistan und nach "intensiven Beratungen mit unseren Partnern", habe er sich entschieden, für Dienstagnachmittag eine Video-Konferenz anzusetzen, erklärte Borrell in einer Twitter-Kurznachricht.

Nach Angaben von Diplomaten forderten mehrere Vertreter der EU-Kommission von den Regierungen der Mitgliedstaaten, dass sie an die etwa 500 oder 600 Menschen, die in Afghanistan für die EU gearbeitet haben, Visa ausgeben müssten.

Trump fordert Biden nach Einmarsch der Taliban in Kabul zum Rücktritt auf

13:30 Uhr: Nach dem Einmarsch der Taliban in Kabul hat Ex-US-Präsident Donald Trump seinen Nachfolger Joe Biden zum Rücktritt aufgefordert. Es sei an der Zeit, dass Biden "in Schande" zurücktrete "für das, was er in Afghanistan zugelassen hat", erklärte Trump am Sonntag. Er kritisierte zudem Biden Einwanderungs-, Wirtschafts- und Energiepolitik.

Unter Trump hatten 2018 in Doha in Katar die ersten direkten Gespräche zwischen der US-Regierung und den Taliban begonnen. Die Gespräche mündeten am 29. Februar 2020 in eine Vereinbarung, in der ein Zeitplan für den Abzug der US-Truppen abgesteckt wurde.

Der Abzug verzögerte sich zwar zwischenzeitlich, begann dann aber unter Trumps Nachfolger Biden im Mai. Parallel zu den USA zogen auch die anderen Nato-Truppen aus Afghanistan ab, darunter die Bundeswehr.

Trump hat Bidens Abzugspläne schon mehrfach kritisiert und behauptet, er hätte den Truppenabzug "ganz anders und viel erfolgreicher" bewerkstelligt. In einer weiteren Erklärung schrieb Trump am Sonntag: "Was Joe Biden mit Afghanistan gemacht hat, ist legendär. Es wird als eine der größten Niederlagen in die amerikanische Geschichte eingehen."

Taliban haben überall in Kabul Posten bezogen

13:22 Uhr: Die militant-islamistischen Taliban haben nach ihrer faktischen Machtübernahme in Afghanistan am Montag überall in der Hauptstadt Kabul Polizeistationen und andere Behördengebäude besetzt.

Das sagten Bewohner der Stadt am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Auch fuhren bewaffnete Kämpfer in Militär- und Polizeiautos sowie anderen Regierungsfahrzeugen durch die Stadt. Gleichzeitig errichteten sie weitere, eigene Kontrollpunkte in manchen Straßen, wie Bewohner weiter berichteten.

Aus dem Gesundheitsministerium hieß es in einer Erklärung vom Montag, der amtierende Gesundheitsminister Wahid Madschroh habe sich mit der Gesundheitskommission der Taliban getroffen. Demnach bedankten sich beide Seiten für die Gesundheitsdienstleistungen in dem jeweils von der anderen Seite kontrolliertem Gebiet.

Der von den Taliban vorgesehene Gesundheitsminister habe alle Mitarbeiter des Gesundheitsbereiches - Männer wie Frauen - dazu aufgerufen, ihre Aufgaben im gesamten Land wieder aufzunehmen.

Bericht: Deutsche Botschaft in Kabul warnte lange erfolglos vor Gefährdung

12:41 Uhr: Die deutsche Botschaft in Kabul hat einem Bericht zufolge beim Auswärtigen Amt über längere Zeit erfolglos auf die Gefährdung ihrer Mitarbeiter hingewiesen. Der stellvertretende deutsche Botschafter Hendrik van Thiel habe in seinem Lagebericht am Freitag geschrieben, "dass den dringenden Appellen der Botschaft über längere Zeit erst in dieser Woche Abhilfe geschaffen" worden sei, berichtete das ARD-Hauptstadtstudio am Montag. "Wenn das an irgendeiner Stelle diesmal schief gehen sollte, so wäre dies vermeidbar gewesen", schrieb der Diplomat demnach weiter.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte trotz des raschen Vormarschs der radikalislamischen Taliban erst am Freitag den Abzug eines großen Teils der deutschen Botschaftsmitarbeiter aus Kabul angekündigt. Am Sonntag wurde die Botschaft geschlossen und das gesamte Personal an den militärischen Teil des Kabuler Flughafens verlegt.

Am Krisenmanagement der Bundesregierung gibt es breite Kritik. Insbesondere wird der Vorwurf erhoben, zu spät auf die Lage in Afghanistan reagiert zu haben.

Am Montagmorgen startete ein erstes A400M-Transportflugzeug der Luftwaffe zur Evakuierung von Menschen aus Kabul. Das ARD-Hauptstadtstudio berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreisen, dass erst in der vergangenen Woche darüber gesprochen worden sei, unter welchen Bedingungen ein A400M für eine solche Aktion zur Verfügung gestellt werden könnte.

Der Sicherheitsexperte der regierungsnahen Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Markus Kaim, geht davon aus, dass der Flughafen Kabul nicht mehr lange für Evakuierungsflüge genutzt werden kann.

Es gebe noch ein Zeitfenster von vielleicht drei Tagen oder höchstens einer Woche - "dann schließt sich dieses Zeitfenster und wer dann das Land nicht verlassen hat, wird dort bleiben müssen", sagte Kaim am Montag im Sender Phoenix.

Zur Aufnahme ehemaliger afghanischer Ortskräfte in Deutschland sagte er, der Bundesregierung müsse "ein schlechtes Zeugnis" ausgestellt werden. "Sie hat zu lange gewartet, sie hat zu hohe bürokratische Hindernisse aufgebaut, sie hat darauf bestanden, dass alle, die nach Deutschland kommen wollen, einen afghanischen Pass vorlegen."

Das habe das Verfahren erheblich verlangsamt. "Und jetzt ist es wirklich an der Zeit, unbürokratisch all die mitzunehmen, die man mitnehmen kann", mahnte Kaim.

Videos sollen von Militärflugzeug fallende Menschen zeigen

11:32 Uhr: In der afghanischen Hauptstadt Kabul sorgen in sozialen Medien geteilte Videos für Entsetzen, die zeigen sollen, wie Menschen aus beträchtlicher Höhe von einem Militärflugzeug fallen. Es wurde gemutmaßt, dass die Menschen sich im Bereich der Flugzeugräder der Militärmaschine versteckt hatten. Diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig verifiziert werden.

Ein Mann, der in der Nähe des Flughafens lebt, schrieb der Deutschen Presse-Agentur auf Facebook, auf einem benachbarten Dach sei eine dieser Personen gelandet. Es habe gekracht, als habe es eine Explosion gegeben, schrieb der Mann. Er teilte Bilder und Videos der Leiche und sagte noch drei weitere Männer seien in der Nachbarschaft gefunden worden.

Hunderte oder vielleicht auch Tausende Menschen haben sich seit Sonntag zum Flughafen aufgemacht, um nach der Übernahme Kabuls durch die militant-islamistischen Taliban aus dem Land zu kommen. Bilder in sozialen Medien zeigen, wie sie überall am zivilen Teil des Flughafengeländes stehen oder über Drehleitern klettern, um in ein Flugzeug zu gelangen.

Mit Material von dpa, afp, sid, reuters und apa.
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