• 20:11 Uhr: ➤ Klingbeil kritisiert Verhalten der Union - Merz "nörgelnder Onkel"
  • 19:22 Uhr: Britischer Armeechef fordert Vorbereitung auf Kriegseinsatz in Europa
  • 14:27 Uhr: Ukrainisches Parlament verbietet wegen Krieg Musik aus Russland
  • 11:45 Uhr: Britischer Geheimdienst: Fahnenflucht wohl auf beiden Seiten
  • 11:20 Uhr: Neue Luftangriffe auf Kiew
  • 08:33 Uhr: Selenskyj verspricht Rückeroberung der Südukraine
  • 06:47 Uhr: Nato-Chef Jens Stoltenberg: "Krieg kann Jahre dauern"

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➤ Klingbeil kritisiert Verhalten der Union - Merz "nörgelnder Onkel"

  • 20:11 Uhr

SPD-Parteichef Lars Klingbeil hat Kritik am Verhalten der Union im Ukraine-Konflikt geübt und den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz scharf attackiert. Merz sei "andauernd am Kritisieren", sagte Klingbeil am Sonntag in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin". "Und er muss ein bisschen aufpassen, dass man nicht irgendwann so der verstimmte, der nörgelnde Onkel ist, der alles kritisiert. Irgendwann hört man gar nicht mehr hin, was die Union eigentlich will."

Klingbeils Kritik zielt auch auf einen Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, in dem es heißt, die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine sollten "in Quantität und Qualität unverzüglich und spürbar" intensiviert werden. Der Antrag, über den zuerst die "Welt am Sonntag" berichtete, liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Über ihn soll bald im Bundestag beraten werden.

Merz wies die Kritik in der gleichen Sendung zurück. Der Bundestag habe Ende April die Lieferung auch schwerer Waffen an Ukraine mehrheitlich beschlossen, und auf dieser Grundlage sei er auch selbst in die Ukraine gereist und habe dort Gespräche geführt, über die er Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dann unterrichtet habe. Klingbeil sei "offensichtlich einigermaßen genervt, dass es eine Opposition gibt, die ihre Aufgabe erfüllt. Ich habe auch in Zukunft vor, das zu tun." (dpa)

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen über 7,7 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 16. Juni), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard soll die Ukraine aus Deutschland erhalten. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden. Seit dem 18. April läuft eine lange vorbereitete Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine.

Jens Stoltenberg

NATO-Generalsekretär Stoltenberg: Krieg könnte "Jahre dauern"

"Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass er Jahre dauern könnte", warnt der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in einem Interview mit der "Bild am Sonntag". Außerdem betont er, dass keine Soldaten der NATO in die Ukraine gesendet werden.

Die weiteren Meldungen vom 19. Juni zum Nachlesen:

Britischer Armeechef fordert Vorbereitung auf Kriegseinsatz in Europa

  • 19:22 Uhr:

Der neue Generalstabschef der britischen Streitkräfte hat in einem Rundschreiben an alle Soldaten offenbar die Vorbereitung auf einen Kriegseinsatz in Europa gefordert. Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine müsse sich Großbritannien auch auf weitere russische Aggressionen auf dem europäischen Festland einstellen, argumentierte General Patrick Sanders der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge.

"Es gibt jetzt den dringenden Zwang, eine Armee aufzubauen, die in der Lage ist, an der Seite unserer Verbündeten Russland auf dem Schlachtfeld zu besiegen", zitierte PA aus dem Schreiben des Generalstabschefs, der seinen Posten am vergangenen Montag angetreten hatte. Der Generalstabschef ist der ranghöchste Soldat der britischen Landstreitkräfte. (dpa)

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Ukrainisches Parlament verbietet wegen Krieg Musik aus Russland

  • 14:27 Uhr:

Das ukrainische Parlament hat die Musik von Künstlern mit russischer Staatsbürgerschaft in der Öffentlichkeit verboten. Die Oberste Rada stimmte am Sonntag mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit für den Gesetzentwurf, teilte der Abgeordnete Jaroslaw Schelesnjak am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal mit.

In der Begründung des Gesetzes hieß es, dass das "musikalische Produkt des Aggressorstaats (Russland) auf separatistische Stimmungen in der Bevölkerung einwirken" könne. Russische Musik würde die Annahme einer russischen Identität attraktiver machen und ziele auf eine Schwächung des ukrainischen Staates ab, hieß es im Text. Ausnahmen gelten nur für Künstler, welche den russischen Einmarsch in die Ukraine öffentlich verurteilt haben. Dafür werde es eine spezielle Ausnahmeliste des Geheimdienstes SBU geben.

Parallel dazu wurde der Import und die Verbreitung von Büchern und anderen Printprodukten aus Russland, Belarus und den russisch besetzten Gebieten komplett verboten. Seit 2016 unterlagen Bücher aus Russland bereits einer Zensur. (dpa)

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Britischer Geheimdienst: Fahnenflucht wohl auf beiden Seiten

  • 11:45 Uhr:

Die intensiven Gefechte im Donbass setzen nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten der Kampfmoral der Truppen beider Seiten im Ukraine-Krieg zu. "Ukrainische Kräfte haben wahrscheinlich in den vergangenen Wochen unter Desertionen gelitten, allerdings ist höchstwahrscheinlich insbesondere die russische Moral weiterhin mit Problemen belastet", hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine vor rund vier Monaten hatte es immer wieder Berichte über russische Soldaten gegeben, die Fahnenflucht begingen.

"Es gibt weiterhin Fälle, in denen gesamte russische Einheiten Befehle verweigern, und es kommt weiterhin zu bewaffneten Konfrontationen zwischen Offizieren und Soldaten" so die Mitteilung weiter. Hintergrund für die niedrige russische Moral seien unter anderem eine als schlecht wahrgenommene Führung, begrenzte Möglichkeiten zur Ablösung von der Front, sehr schwere Verluste, Stress, schlechte Logistik und Probleme mit der Bezahlung.

Beide Seiten setzten den Briten zufolge in den vergangenen Tagen ihre schweren Artilleriebeschüsse auf den Achsen nördlich, östlich und südlich des Kessels von Sjewjerodonezk im Osten des Landes fort. Die Frontlinie habe sich aber kaum verändert. Seit Beginn des Ukrainekriegs veröffentlicht die britische Regierung regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (dpa)

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Neue Luftangriffe auf Kiew

  • 11:20 Uhr:

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist am Sonntagmorgen erneut aus der Luft angegriffen worden - es waren Sirenen des Luftalarms und Explosionen zu hören. Nach offiziellen Angaben schoss die ukrainische Luftabwehr russische Raketen über der Stadt jedoch ab. "Im Stadtbezirk Wyschhorod waren heute Morgen Explosionen zu hören. Die Luftabwehr hat feindliche Flugziele beschossen", teilte der Militärgouverneur des Gebiets Kiew, Olexij Kuleba, am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal mit.

Seinen Angaben zufolge gab es keine Schäden und Verletzten in der Stadt. Er bat die Kiewer allerdings darum, weiterhin nach dem Luftalarm die Schutzkeller aufzusuchen. In verschiedenen sozialen Netzwerken tauchten später Fotos auf, die Spuren einer Rakete am Himmel über dem Gebiet Kiew zeigen sollen.

Russische Truppen haben Kiew seit Kriegsbeginn mehrfach unter Beschuss genommen. Zu Beginn der Invasion versuchten russische Boden- und Luftlandetruppen auch, die ukrainische Hauptstadt zu erobern, wurden aber zurückgeschlagen. Später hat Moskau seine Truppen aus dem Gebiet um Kiew zurückgezogen. Mit Raketen ist die Stadt aber von russischem Gebiet aus immer noch zu erreichen.

So schlug unter anderem während des Besuchs von UN-Generalsekretär António Guterres Ende April eine Rakete in einem Wohnhaus im Zentrum von Kiew ein. Bei der Kiew-Visite von Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstag gab es gleich zweimal Luftalarm, ein Einschlag wurde aber nicht gemeldet. (dpa)

Russland und die Ukraine

Ukraine: Friedensverhandlungen mit Russland erst ab August

Der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija will erst Ende August nach der Durchführung von Gegenangriffen die Friedensverhandlungen mit Moskau wieder aufnehmen. (Bildquelle: IMAGO / Westlight)

Ukrainisches "Freiheitsorchester" geht auf Tour durch Europa und USA

  • 10:04 Uhr:

Aus Solidarität mit den Opfern des Krieges in der Ukraine will das Ukrainian Freedom Orchestra (Ukrainisches Freiheitsorchester) demnächst auf Tournee durch Europa und die USA gehen. Das Ensemble vereint ukrainische Musikerinnen und Musiker, die in verschiedenen europäischen Orchestern spielen, mit Kollegen aus Städten wie Lemberg, Charkiw, Odessa und anderswo, teilten die Organisatoren mit. Mitte Juli sollen die Proben in Warschau beginnen. Der Tourauftakt ist am 28. Juli in der polnischen Nationaloper geplant. Vorgesehen sind im August auch Auftritte in München, Berlin und Hamburg.

Das Opernhaus in Warschau hatte gemeinsam mit der Metropolitan Opera New York (Met) die Initiative für das Freiheitsorchester ergriffen. Das Ministerium für Kultur und Informationspolitik in Kiew unterstützt das Projekt und erlaubt den Musikern aus den ukrainischen Städten, für diese Tour die Waffen abzulegen und zu den Instrumenten zu greifen, hieß es. Am Pult steht die kanadisch-ukrainische Dirigentin Keri-Lynn Wilson.

Neben der 7. Sinfonie von Valentin Silvestrov stehen Chopins 2. Klavierkonzert (Solistin: Anna Federova) und im Wechsel die 4. Sinfonie von Brahms und die Neunte von Dvořák auf dem Programm. Sopranistin Liudmyla Monastyrska, die zuletzt die "Turandot" an der Met sang, will zudem eine Arie aus Beethovens "Fidelio" interpretieren. (dpa)

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Selenskyj verspricht Rückeroberung der Südukraine

  • 08:33 Uhr

Nach der Rückkehr von seiner Reise in den Süden Landes hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den bedrohten Regionen dort Schutz versprochen und die Rückeroberung der bereits von russischen Truppen besetzten Gebiete angekündigt. "Wir werden niemandem den Süden abgeben. Alles, was uns gehört, holen wir zurück", sagte Selenskyj in einer Videoansprache in der Nacht zum Sonntag. Die Ukraine werde dabei auch den sicheren Zugang zum Meer wiederherstellen, versicherte er.

In den Ukrainern stecke mehr Lebenswille als Russland Raketen habe, sagte Selenskyj. Die Ukraine werde alles tun, um die Lebensmittelexporte über die Häfen wieder aufzunehmen, sobald dies mit internationaler Hilfe sicher zu bewerkstelligen sei.

Russische Truppen haben bereits kurz nach Kriegsbeginn große Teile der Südukraine eingenommen. Beim Vormarsch eroberten sie die gesamte ukrainische Küste des Asowschen Meeres - wo in der Hafenstadt Mariupol noch bis Mai ukrainische Verteidiger ausharrten - und mit dem Gebiet Cherson Teile der ukrainischen Schwarzmeerküste. Die Halbinsel Krim hatte Russland bereits 2014 annektiert.

Selenskyj war am Samstag in die Frontregion Mykolajiw und anschließend in die Hafenstadt Odessa gereist. Beide Regionen liegen am Schwarzen Meer und gelten als strategische Ziele der russischen Invasion. Ein russischer Befehlshaber hatte im April erklärt, die gesamte Südukraine bis zur Konfliktregion Transnistrien im Nachbarland Moldau unter russische Kontrolle bringen zu wollen. (dpa)

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Nato-Chef Stoltenberg: "Krieg kann Jahre dauern"

  • 06:47 Uhr

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der britische Premierminister Boris Johnson haben an die Verbündeten der Ukraine appelliert, in der Unterstützung des Landes gegen den russischen Angriffskrieg nicht nachzulassen. In einem Gastbeitrag für die Zeitung "The Sunday Times" schrieb Johnson, Kiews Unterstützer müssten sicherstellen, dass die Ukraine "die strategische Ausdauer hat, um zu überleben und schließlich zu gewinnen". Stoltenberg sagte der "Bild am Sonntag", der Krieg könnte "Jahre dauern". (AFP)

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Gouverneur der ukrainischen Region Luhansk warnt vor weiterer russischer Eskalation

  • 05:20 Uhr

Der Gouverneur der ukrainischen Donbass-Teilregion Luhansk, Serhij Hajdaj, hat vor einer weiteren Eskalation der russischen Kriegsführung in der Region gewarnt und den Westen um zusätzliche Waffen gebeten. "Es ist gut, dass der Westen uns hilft, aber das kommt zu spät", sagte Hajdaj der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview. In der Region Luhansk gebe es angesichts der russischen Angriffe "keine sicheren Orte mehr".

Hajdaj forderte die Lieferung von Waffen "mit großer Reichweite", die "schnell ankommen" müssten. Er warnte davor, dass russische Einheiten die Stadt Lyssytschansk einkreisen könnten, indem sie diese von der Versorgung über Zufahrtsstraßen abschneiden. "Das ist theoretisch möglich. Das ist ein Krieg, alles kann passieren", sagte Hajdaj AFP. (AFP)

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Mit Material von dpa und AFP

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Olaf Scholz

Scholz: "Es ist absolut notwendig, mit Putin zu sprechen"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat direkte Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verteidigt und weitere angekündigt. Der Kanzler hatte nach Kriegsbeginn mehrmals mit Putin telefoniert.
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