Nach den tödlichen Schüssen von Hanau werden immer mehr Details bekannt. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 43-jährigen Deutschen. Er erschoss in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zehn Menschen und am Ende sich selbst.Alle Entwicklungen im News-Blog zum Nachlesen.

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  • Insgesamt elf Menschen, darunter neun mit Migrationshintergrund, sterben bei Schüssen in Hanau. Der mutmaßliche Täter ist ein 43-jähriger Deutscher. Am Ende erschießt der Mann seine 72-jährige Mutter und sich selbst.
  • Die Ermittler werten derzeit ein mehrseitiges Bekennerschreiben und Videoaufnahmen aus. Darin verbreitete der mutmaßliche Schütze rassistische und rechtsradikale Ansichten. Der Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts (siehe Video oben).
  • Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Politiker aller Parteien verurteilen die Tat scharf. Auch bei der Berlinale wird der Opfer gedacht.

20:19 Uhr: Zum Auftakt der Berlinale hat das Festival der Opfer des mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlags von Hanau gedacht. Die Gäste der Eröffnungsgala im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz erhoben sich für eine Schweigeminute von ihren Plätzen. "Die Ereignisse in Hanau gestern haben uns alle wirklich sehr betroffen gemacht", sagte die neue Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek am Donnerstagabend.

Die Berlinale stehe für Toleranz, Respekt, Offenheit, Gastfreundschaft und wende sich "wirklich gegen Gewalt, gegen Rassismus". "Wir sind in unseren Gedanken bei den Opfern, bei den Familien in Hanau", sagte Rissenbeek.

Der neue Moderator Samuel Finzi hatte sich zuvor mit ernsten Worten an das Publikum gewendet: "Es ist egal, wie viele Gestalten wieder rückwärts marschieren (...), egal wie viele Schüsse fallen oder wie viele verwirrte Einzeltäter unsere offene Gesellschaft terrorisieren, bis die Politik endlich einsieht, dass wir vielleicht doch ein Problem haben mit Rechts."

Applaus brandete auf und Finzi fügte hinzu: "Egal wie vergiftet das Klima auch sein mag. Wir werden das nie als Normalität hinnehmen." Finzi versicherte, dass alle bei der Berlinale willkommen seien. "Denn diese Stadt bleibt offen."

Steinmeier zu Terror in Hanau: "Wir lassen uns nicht einschüchtern"

19:05 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Bürger in Deutschland nach dem mutmaßlich rechtsradikal motivierten Anschlag von Hanau zur gegenseitigen Rücksichtnahme und zum Zusammenhalt aufgerufen. "Heute ist die Stunde, in der wir zeigen müssen: Wir stehen als Gesellschaft zusammen, wir lassen uns nicht einschüchtern, wir laufen nicht auseinander", sagte er am Donnerstabend bei einer Trauerfeier in Hanau.

Nach Schüssen in Hanau - Gedenken
Frank-Walther Steinmeier (2.v.l), Bundespräsident, und seine Frau Elke Büdenbender (r) auf einer Trauerfeier in Hanau. © Boris Roessler/dpa

Steinmeier nannte den Anschlag, bei dem ein 43-Jähriger neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen und anschließend seine Mutter und sich selbst getötet hat, eine "Terrortat". "Denn das heißt doch Terror: durch Gewalt und Tod Schrecken zu verbreiten, Angst zu machen, uns auseinander zu treiben." Der Bundespräsident, der von seiner Frau Elke Büdenbender begleitet wurde, betonte: "Wir stehen zusammen, wir halten zusammen, wir wollen zusammen leben. Und wir zeigen es wieder und wieder. Das ist das stärkste Mittel gegen den Hass."

"Was hier heute Nacht in Hanau geschehen ist, das macht uns fassungslos, das macht uns traurig, und es macht uns zornig", sagte Steinmeier. Nichts könne den Angehörigen den Schmerz um verlorene geliebte Menschen nehmen. "Nichts kann diese sinnlose Tat erklären, und nichts wird sie ungeschehen machen können."

Keine Verbindungen zu rechter Terrorzelle

17:11 Uhr: Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sieht zwischen dem Anschlag in Hanau und der am vergangenen Freitag aufgeflogenen rechten Terrorzelle keine Hinweise auf Verbindungen. Zumindest derzeit ebenso wenig zu anderen rechtsextremen Netzwerken, sagte er am Donnerstag vor Journalisten.

Nach allem, was bisher bekannt sei, habe der mutmaßliche Täter in Hanau "aus rassistischen Motiven" gehandelt, sagte Reul. Gemessen an der Zahl der Getöteten handele es sich um "eine der schlimmsten rechtsextremistischen Taten in der Geschichte der Bundesrepublik". Dass es sich offenbar um einen "Einzeltäter" gehandelt habe, "macht die Tat kein bisschen weniger schrecklich".

Mutmaßlicher Attentäter von Hanau besaß legal Waffen

16:38 Uhr: Der mutmaßliche Todesschütze von Hanau war in einem Frankfurter Schützenverein aktiv. Er sei Mitglied im Schützenverein Diana Bergen-Enkheim gewesen, sagte Thilo von Hagen, Sprecher des Deutschen Schützenbundes (DSB), in Wiesbaden am Donnerstag.

Tote durch Schüsse in Hanau
Einer der Tatorte in Hanau. © Boris Roessler/dpa

Laut dem Verein selbst war Tobias R. ein "eher ruhiger Typ", der in keiner Weise auffällig geworden sei. "Er hat keinerlei ausländerfeindliche Sprüche geklopft", sagte der Vorsitzende Claus Schmidt. Auch im Umgang mit Vereinsmitgliedern mit Migrationshintergrund habe R. kein auffälliges Verhalten gezeigt.

Seit 2012 sei der 43-Jährige Mitglied bei Diana gewesen. Er habe mit eigenen Waffen geschossen, was aber üblich sei. Dass Tobias R. im Internet wirre Gedanken und abstruse Verschwörungstheorien äußerte, sei nicht bekannt gewesen. "Mit dem konnte man sich ganz vernünftig unterhalten", sagte Schmidt.

Nach Auskunft der zuständigen Kreisbehörde hatte R. im Jahr 2013 eine waffenrechtliche Besitzerlaubnis bekommen. Ein Jahr später sei die erste Waffe darauf eingetragen worden, sagte ein Sprecher des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen.

In der Waffenbesitzkarte des Sportschützen seien zuletzt zwei Waffen eingetragen gewesen. Im Jahr 2019 sei die Erlaubnis überprüft worden. Dabei werde etwa geschaut, ob die Waffen ordnungsgemäß aufbewahrt werden, sagte der Kreissprecher. Alle Informationen seien den Ermittlern zur Verfügung gestellt worden. Der mutmaßliche Täter besaß nach Erkenntnissen der Behörde keinen Jagdschein.

Terror in Hanau: Neue Details zu Opfern und Täter

15:14 Uhr: Die Bundesanwaltschaft hat beim Anschlag von Hanau die Ermittlungen übernommen. Der Todesschütze von Hanau hatte nach Angaben von Generalbundesanwalt Peter Frank eine "zutiefst rassistische Gesinnung". Das habe die Auswertung von Videobotschaften und einer Art Manifest auf dessen Internetseite ergeben, sagte Frank in Karlsruhe.

Die Bundesanwaltschaft prüft zudem, ob der mutmaßliche Täter Mitwisser oder Unterstützer für seinen Anschlag hatte. Dazu würden das Umfeld und die Kontakte des Mannes im In- und Ausland abgeklärt, erklärte Frank.

Bei der mutmaßlich rassistischen Tat seien am Mittwochabend neun Personen mit Migrationshintergrund erschossen worden. Sechs weitere Menschen seien verletzt worden, einer davon schwer. Das Alter der Todesopfer lag zwischen 21 und 44 Jahren. Unter ihnen waren sowohl ausländische als auch deutsche Staatsangehörige.

Auch zum Tathergang nannte der Generalbundesanwalt gibt es neue Details: Nachdem sich im Rahmen der Ermittlungen Hinweise auf den Täter ergeben hätten, sei dessen Wohnung in Hanau von einem Sondereinsatzkommando der Polizei durchsucht worde.

Die eingesetzten Beamten fanden dort Tobias R. sowie dessen 72-jährige Mutter tot auf. Beide wiesen Schussverletzungen auf, neben dem mutmaßlichen Täter lag eine Schusswaffe. Die Beamten trafen ebenso den Vater von R. an, er war äußerlich unverletzt. Die Bundesanwaltschaft führt ihn nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nicht als Beschuldigten.

14:20 Uhr: Der Todesschütze von Hanau hat neun Menschen mit Migrationshintergrund getötet - und seine Mutter. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag zudem aus Sicherheitskreisen erfuhr, haben vier der fünf Verletzten ausländische Wurzeln.

Unter den Todesopfern sind nach türkischen Medienberichten fünf türkische Staatsbürger. Dies berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf den türkischen Botschafter in Berlin, Ali Kemal Aydin.

Klingbeil fordert "Aufstand der Anständigen"

14:10 Uhr: SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil hat zu politischer und gesellschaftlicher Ächtung des Rechtsextremismus aufgerufen. "Es ist jetzt an der Zeit, dass wir in diesem Land einen Aufstand der Anständigen bekommen, und alle müssen sich fragen, welche Rolle sie bei diesem Aufstand annehmen können", sagte Klingbeil in Berlin. Die Sicherheitsbehörden und andere Verantwortliche hätten zu lange ignoriert, "was sich am rechten Rand zusammenbraut".

Klingbeil bezeichnete die AfD als "politischen Arm der extremen Rechten". Von der AfD ausgehende Tabubrüche seien nicht mehr hinnehmbar. "Wir werden nicht hinnehmen, dass das gesellschaftliche Klima sich weiter vergiftet." Die SPD-Chefs Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans betonten in einer Mitteilung: "Wehret den Anfängen muss die Maxime sein."

13:41 Uhr: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hat sich nach der Gewalttat von Hanau erschüttert gezeigt. "Dieser Tag ist ein tiefer Einschnitt", sagte der CDU-Politiker am Donnerstag in Hanau. Die Gewalttat verändere alles, nicht nur für diese Stadt, sondern auch für dieses Land. Was heute hier passiert sei, habe für internationale Aufmerksamkeit, aber auch für internationale Solidarität gesorgt.

"Ich möchte allen Menschen sagen, auch und gerade denen, die vielleicht anders aussehen, die aus anderen Ländern zu uns gekommen sind, Menschen die hier eine neue Heimat gefunden haben, ich weiß, dass Sie jetzt Angst haben", sagte Bouffier. "Ich möchte Ihnen sagen, ich verstehe das. Aber umso mehr gilt, dass wir alles tun, alles was wir können, um gegen Rassismus, Hetze und Hass anzukämpfen." "Wir sind an eurer Seite", ergänzte Bouffier.

Schäuble: Anschlag ist Resultat eine "vergifteten gesellschaftlichen Klimas"

13:26 Uhr: Der mutmaßlich rechtsextremistisch motivierte Anschlag von Hanau ist nach den Worten von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) Resultat eines "vergifteten gesellschaftlichen Klimas". Solche "Wahnsinnstaten geschehen nicht im luftleeren Raum", erklärte Schäuble am Donnerstag in Berlin. Sie "wachsen in einem vergifteten gesellschaftlichen Klima, in dem auf übelste Weise Fremdenfeindlichkeit und abwegigste Verschwörungstheorien geschürt werden, bis Minderheiten als Bedrohung empfunden werden und Diskriminierung in zügellosen Hass umkippt".

Sich dem nicht zu beugen, "dafür tragen wir alle Verantwortung, Politik und gewählte Repräsentanten in besonderem Maße", mahnte Schäuble weiter. Herausforderungen und damit einhergehende Konflikte dürften nicht beschwiegen werden. Zugleich bestimme die Art, "wie wir darüber politisch diskutieren, um Wege für ein menschliches Miteinander zu finden", mit darüber, "solchen offensichtlich rassistischen Taten vorzubeugen". Gelinge das nicht, "machen wir uns mitschuldig", warnte der CDU-Politiker.

13:15 Uhr: Unter den Todesopfern in Hanau sind nach einem Bericht der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu auch fünf türkische Staatsbürger. Die staatliche Nachrichtenagentur berief sich am Donnerstag auf den türkischen Botschafter in Berlin Ali Kemal Aydin.

Das türkische Außenministerium in Ankara verurteilte unterdessen den "niederträchtigen Anschlag" in Hanau. Er sei eine "neue und schwere Auswirkung von wachsendem Rassismus und Islamfeindlichkeit". Es sei an der Zeit, solche Angriffe zu stoppen.

OB Kaminsky: Letzte Stunden "gehören zu den bittersten und traurigsten Stunden"

13:13 Uhr: Nach dem mutmaßlich rechtsradikalen und rassistischen Anschlag in Hanau hat Hanau ihre Faschingsfeiern abgesagt. Die diesjährige Faschingskampagne sei selbstverständlich beendet, "was denn sonst", sagte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD). Die letzten Stunden "gehören zu den bittersten und traurigsten Stunden, die diese Stadt in Friedenszeit jemals erlebt hat". In der Gesellschaft dürfe kein Platz für Rassismus und Hetze sein. "Wir werden alles Menschenmögliche tun, um unser gewachsenes Miteinander zu halten. Wir lassen eine Zerstörung nicht zu", sagte Kaminsky am Donnerstag vor Journalisten.

Kaminsky sprach von einer "großartigen Welle der Solidarität", die die Stadt erreicht habe. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe am Telefon ihre Anteilnahme ausgedrückt.

Zu einer Mahnwache am Abend werde auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Hanau erwartet. Im Rathaus soll zudem von Donnerstag an ein Kondolenzbuch ausliegen, in dem die Bürger ihre Trauer zum Ausdruck bringen können.

13:07 Uhr: Die Polizeigewerkschaften DPolG und GdP haben nach der mutmaßlich rechtsextremen und rassistischen Gewalttat von Hanau vor voreiligen Schlussfolgerungen gewarnt. "Bevor mögliche politische Forderungen erhoben werden können, müssen erst einmal die Ermittlungen abgewartet werden", mahnte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, am Donnerstag. "Weil der mutmaßliche Täter wohl Sportschütze war, darf das nicht dazu führen, nun alle Sportschützen unter Generalverdacht zu stellen."

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, äußerte sich ähnlich: "Den Ermittlern muss jetzt die nötige Zeit und Ruhe zugestanden werden, die Hintergründe der schrecklichen Tat aufzuklären. Erst dann ist der Punkt gekommen, über mögliche zielführende Konsequenzen zu debattieren." In einer offenen und freiheitlichen Gesellschaft seien solche menschenverachtenden Straftaten nicht auszuschließen.

Merkel verurteilt Tat scharf - Steinmeier reist nach Hanau

12:55 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sein Entsetzen über die "terroristische Gewalttat in Hanau" zum Ausdruck gebracht und will die hessische Stadt besuchen. Der Bundespräsident betonte am Donnerstag in Berlin: "Meine tiefe Trauer und Anteilnahme gelten den Opfern und ihren Angehörigen. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung. Ich stehe an der Seite aller Menschen, die durch rassistischen Hass bedroht werden. Sie sind nicht allein."

Steinmeier wollte wegen der Gewalttat am Donnerstagnachmittag nach Hanau reisen. Das bestätigte das Bundespräsidialamt.

12:15 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel tritt in Berlin sichtlich erschüttert vor die Presse. Sie beginnt ihr Statement mit den Worten: "Heute ist ein überaus trauriger Tag für unser Land." Der mutmaßlich fremdenfeindliche Angriff von Hanau habe viel Leid über die Opfer gebracht. Die Kanzlerin werde regelmäßig über den Zustand der Verletzten und den aktuellen Ermittlungstand informiert. Es werde seitens der Bundesregierung alles getan, um die Tat lückenlos aufzuklären. Derzeit deute "vieles darauf hin, dass der Täter aus rechtsextremistischen, rassistischen Motiven gehandelt hat", sagte Merkel am Donnerstag in Berlin. "Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift. Und dieses Gift existiert in unserer Gesellschaft und es ist Schuld an schon viel zu vielen Verbrechen", fügte die Kanzlerin hinzu.

Kramp-Karrenbauer betont nach Hanau: "Brandmauer" zur AfD halten

12:10 Uhr: CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat die Gewalttat von Hanau als Beleg dafür gewertet, dass die CDU und andere Parteien nicht mit der AfD zusammenarbeiten dürfen. Sie fühle sich in ihrer Haltung bestärkt, dass es keine Zusammenarbeit geben dürfe mit der Partei, die "Rechtsextreme, ja, ich sage auch ganz bewusst Nazis, in ihren eigenen Reihen duldet und die eine Grundlage legt, auch in der politischen Diskussion, für genau dieses Gedankengut", sagte Kramp-Karrenbauer am Donnerstag in Paris. Sie verwies auf den CDU-Beschluss, nicht mit der AfD zu kooperieren. "Wie wichtig es ist, diese Brandmauer zu halten, das sieht man an einem Tag wie Hanau."

Man sehe, dass es ein rechtsextremes Motiv gegeben habe und "dass es das Gift ist, sich selbst als etwas Besseres zu sehen, aus Mitbürgern fremde zu machen", sagte die Bundesverteidigungsministerin am Rande ihres Treffens mit der französischen Ministerkollegin Florence Parly. "Das ist ein Gift, dass immer stärker in unsere Gesellschaft eindringt und das am Ende zu diesen Taten führen kann." Es gelte nun, die Hintergründe aufzuklären und "die politische Debatte darüber zu führen, welches Gift es ist", das dazu führe, dass die Gesellschaft "so etwas" hervorbringe.

12:02 Uhr: Nach der Gewalttat von Hanau spielt Eintracht Frankfurt in der Europa-League-Partie am Donnerstag (18:55 Uhr/DAZN) gegen RB Salzburg mit Trauerflor. Zudem wird es vor dem Anpfiff in der Commerzbank-Arena eine Schweigeminute geben, wie der Fußball-Bundesligist mitteilte. Dies geschehe "in Gedenken an die Betroffenen und als klares Zeichen gegen jegliche Form von Rassismus und Extremismus".

"Die schrecklichen Vorkommnisse in Hanau in der letzten Nacht sorgen für Trauer und Entsetzen im gesamten Bundesgebiet und speziell in der Rhein-Main-Region. Eintracht Frankfurt ist aufgrund dieser Vorfälle geschockt und in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer", hieß es weiter in der Presseerklärung. Das Stadion im Hinspiel der ersten K.o.-Runde ist mit 47.000 Zuschauern ausverkauft.

Herrmann: Tat hat "rechtsradikalen, ausländerfeindlichen Hintergrund"

11:50 Uhr: Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat die Tat von Hanau einen rechtsradikalen Hintergrund. Der 43-jährige Deutsche habe "eine Reihe überwiegend aus dem Ausland stammender Menschen erschossen", sagte der CSU-Politiker am Donnerstag in München nach einer Telefonschalte der Innenminister von Bund und Ländern. Man müsse aufgrund aufgefundener Materialien davon ausgehen, "dass es sich um einen rechtsradikalen, ausländerfeindlichen Hintergrund handelt".

Außerdem soll geprüft werden, ob die anstehenden Faschingsumzüge in Deutschland und Treffpunkte von Migranten verstärkt geschützt werden sollen, sagte Herrmann. Da seien sich die Innenminister von Bund und Ländern einig gewesen. "Denn wir wissen aus der Vergangenheit, dass grundsätzlich solche Taten auch Nachahmertaten haben können."

11:30 Uhr: Die Türkei hat die Gewalttaten mit mehreren Toten in Hanau als "rassistischen Angriff" verurteilt und eine schnelle Aufklärung gefordert. "Wir erwarten von den deutschen Behörden maximale Anstrengungen, um den Vorfall aufzuklären", schrieb der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, am Donnerstag auf Twitter.

Kalin sprach von einem "rassistischen Angriff" und "unseren Bürgern", die bei der Tat ums Leben gekommen seien. Unter den Todesopfern sind nach ersten Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden viele Menschen mit Migrationshintergrund. Ob unter ihnen auch ausländische Staatsbürger sind, war zunächst nicht bekannt. "Rassismus ist ein kollektiver Krebs", fügte Kalin hinzu.

Bundespräsident Steinmeier entsetzt über "terroristische Gewalttat in Hanau"

11:27 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sein Entsetzen über die "terroristische Gewalttat in Hanau" zum Ausdruck gebracht. Der Bundespräsident erklärte am Donnerstag in Berlin: "Meine tiefe Trauer und Anteilnahme gelten den Opfern und ihren Angehörigen. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung. Ich stehe an der Seite aller Menschen, die durch rassistischen Hass bedroht werden. Sie sind nicht allein."

Steinmeier zeigte sich aber "überzeugt: Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland verurteilt diese Tat und jede Form von Rassismus, Hass und Gewalt. Wir werden nicht nachlassen, für das friedliche Miteinander in unserem Land einzustehen."

11:18 Uhr: Die SPD hat nach der Gewalttat von Hanau zu einer Mahnwache vor dem Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen. "Wir müssen ein Zeichen setzen. Gegen den rechten Terror, gegen den rechten Hass, gegen Faschismus", schrieb Generalsekretär Lars Klingbeil am Donnerstag auf Twitter. Bei einer Solidaritätsbekundung am Donnerstagabend um 18 Uhr solle deutlich werden, "dass wir den Hetzern und rechten Terroristen nicht unser Land überlassen".

Klingbeil wertete die Tat als "Angriff auf uns alle, auf die Freiheit in unserem Land". "Mitten in Deutschland werden Menschen aus rechtem Hass und Rassismus getötet. Das macht mich wütend", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Tote durch Schüsse in Hanau
Polizisten in Hanau. © Boris Roessler/dpa

11:13 Uhr: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich entsetzt über die Gewalttat von Hanau gezeigt. "Die Tragödie, die sich gestern Nacht in Hanau ereignet hat, hat mich zutiefst erschüttert", schrieb die CDU-Politikerin am Donnerstag auf Twitter. Ihre Gedanken seien bei den Familien und Freunden der Opfer. Ihnen sprach von der Leyen ihr Beileid aus. "Wir trauern heute mit Ihnen."

10:50 Uhr: Unter den Todesopfern von Hanau sind nach ersten Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden viele Menschen mit Migrationshintergrund. Ob unter ihnen auch ausländische Staatsbürger sind, war zunächst nicht bekannt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Sicherheitskreisen.

Letzte Opfer waren anscheinend der Täter und seine Mutter

10:18 Uhr: Bei dem mutmaßlichen Täter aus Hanau handelt es sich um einen 43-jährigen Deutschen aus Hanau. Er sei ebenso wie seine 72 Jahre alte Mutter tot in seiner Wohnung gefunden worden, sagte Innenminister Peter Beuth am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden.

10:13 Uhr: Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat den Angehörigen der Opfer von Hanau ihre Anteilnahme ausgesprochen. "Es ist erschütternd, wie viele Menschen dort sinnlos getötet wurden", erklärte sie am Donnerstag. "Wir müssen die Hintergründe der Tat gründlich aufklären und alles tun, um solche Taten in Zukunft zu verhindern."

10:02 Uhr: Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt nach der Gewalttat in Hanau laut dem hessischen Innenminister Peter Beuth wegen Terrorverdachts. Nach jetzigen Erkenntnissen sei ein fremdenfeindliches Motiv durchaus gegeben, sagte Beuth (CDU) am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden. "Das ist ein Anschlag auf unsere freie und friedliche Gesellschaft", erklärte Beuth.

Der mutmaßliche Täter von Hanau war zuvor nicht im Visier der Ermittler. Der Mann sei weder als fremdenfeindlich bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten.

Bouffier erschüttert über Tat: "Das ist furchtbar"

9:48 Uhr: Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hat sich erschüttert über die tödlichen Schüsse in Hanau gezeigt. "Das ist furchtbar", sagte Bouffier am Donnerstag in Wiesbaden. Diese Tat mache "im Grunde sprachlos". Alle Bürger in Hessen seien "entsetzt". An Spekulationen zu den Hintergründen der Tat wolle er sich nicht beteiligen.

9:41 Uhr: Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat wegen des Gewaltverbrechens in Hanau einen Termin abgesagt. Ein Sprecher seines Ministeriums sagte, der Minister werde am Donnerstag bei einem Termin in Berlin, wo es um die Digitalisierung in der Verwaltung geht, von einem Staatssekretär vertreten. Seehofer wolle sich fortlaufend über die neuesten Entwicklung in dem Fall informieren lassen.

9:30 Uhr: Die Bundesanwaltschaft ermittelt im Fall von Hanau aufgrund von "Anhaltspunkten für eine fremdenfeindliche Motivation". Die Behörde habe die Ermittlungen wegen einer "besonderen Bedeutung des Falls" übernommen, sagte ein Behördensprecher am Donnerstag in Karlsruhe. Genauere Angaben machte die Bundesanwaltschaft zunächst nicht.

Die Polizei fand ein Bekennerschreiben und ein Video, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Ermittlungskreisen erfuhr. Die "Bild"-Zeitung hatte zuvor berichtet, der mutmaßliche Täter habe in dem Schreiben "wirre Ansichten, viele davon auch rechtsradikaler Natur", geäußert.

Mutmaßlicher Täter veröffentlicht umfangreiche Sammlung von Erklärungen im Internet

9:25 Uhr: Der mutmaßliche Täter von Hanau hat vor dem Gewaltverbrechen eine umfangreiche Sammlung von Erklärungen und Weltanschauungs-Theorien im Internet verbreitet. In einem knapp einstündigen Video behauptet er unter anderem, Deutschland werde von einem Geheimdienst mit weitreichenden Fähigkeiten gesteuert. Außerdem äußert er sich negativ über Migranten aus arabischen Ländern und der Türkei.

9:22 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat wegen des Gewaltverbrechens in Hanau einen geplanten Besuch in Sachsen-Anhalt abgesagt. Sie werde an diesem Donnerstag nicht wie geplant zum Amtswechsel an der Nationalen Akademie der ‎Wissenschaften Leopoldina nach Halle fahren, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert im Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Die Bundeskanzlerin lässt sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen in Hanau unterrichten."

8:55 Uhr: Nach den tödlichen Schüssen von Hanau soll heute beim Empfang des Dreigestirns bei der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht werden. Das sagte eine Sprecher des Kölner Festkomitees der dpa am Donnerstagmorgen auf Anfrage.

Das Dreigestirn trifft die Oberbürgermeisterin um 10 Uhr im historischen Rathaus, bevor um 11:11 Uhr der Kölner Straßenkarneval beginnt. "Im Karneval liegen stille Momente und überschäumende Freude oft nah beieinander", sagte der Sprecher des Festkomitees. Zu Altweiber werden Hunderttausende Feiernde in Köln erwartet.

8:27 Uhr: Der Generalbundesanwalt hat bereits in der Nacht die Ermittlungen wegen der besonderen Bedeutung des Falls übernommen. Das sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Donnerstag. Nach dpa-Informationen sind Hinweise auf eine ausländerfeindliche Motivation des mutmaßlichen Täters der Grund. Zuvor hatte der "Spiegel" berichtet.

Mutmaßlicher Täter wendet sich in Videobotschaft "an alle Amerikaner"

8:02 Uhr: Der mutmaßliche Täter von Hanau hat nach Informationen aus Sicherheitskreisen wenige Tage vor der Tat ein Video bei Youtube veröffentlicht. In diesem Video spricht der Mann in fließendem Englisch von einer "persönlichen Botschaft an alle Amerikaner". Der Clip wurde offensichtlich in einer Privatwohnung aufgenommen, ins Netz gestellt wurde er vor wenigen Tagen.

Darin sagt der Mann, in den USA existierten unterirdische Militäreinrichtungen, in denen Kinder misshandelt und getötet würden. Dort würde auch dem Teufel gehuldigt. Amerikanische Staatsbürger sollten aufwachen und gegen diese Zustände "jetzt kämpfen". Ein Hinweis auf eine bevorstehende eigene Gewalttat in Deutschland ist in dem Video nicht enthalten.

7:51 Uhr: Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) hat den Opfern der Gewalttat in der Nacht seine Anteilnahme ausgesprochen. "Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer. Ihnen gilt mein tief empfundenes Beileid", teilte er am Donnerstagmorgen auf Facebook mit. "Nach den schrecklichen Ereignissen dieser Nacht hat unsere Stadt elf Todesopfer zu beklagen. Nach Informationen der Polizei ist darunter auch der vermutliche Täter." Die genauen Hintergründe dieser Tat würden noch ermittelt werden.

Zudem teilte er mit, dass eine Schule sowie zwei Betreuungseinrichtungen für Kinder am Donnerstag nicht geöffnet seien. "Aufgrund der noch gesperrten Zufahrten und laufenden Ermittlungen bleiben die Heinrich-Heine-Schule und die Kinderburg und Kinderhaus West geschlossen", schrieb Kaminsky.

Polizei findet Bekennerschreiben und Video

7:39 Uhr: Nach mehreren Gewalttaten mit vielen Toten in Hanau sind nach Informationen aus Sicherheitskreisen ein Bekennerschreiben und ein Video gefunden worden. Beides werde nun ausgewertet, das Motiv sei noch unklar, hieß es am Donnerstag. Zuerst hatte die "Bild" darüber berichtet.

6:25 Uhr: Nach den tödlichen Schüssen auf neun Menschen in Hanau ist der mutmaßliche Täter tot. Polizisten hätten am frühen Donnerstagmorgen in einer Wohnung zwei weitere Leichen gefunden. Unter diesen sei mit hoher Wahrscheinlichkeit der Täter, sagte ein Polizeisprecher. Es gebe keine Hinweise auf weitere Täter.

6:11 Uhr: Nach Zeugenaussagen zu einem Fluchtfahrzeug seien Spezialkräfte der Polizei in eine Wohnung im Stadtteil Kesselstadt eingedrungen, sagte der Sprecher. Dort seien die beiden Toten entdeckt wurden. Die Ermittlungen zu ihrer Identität seien noch nicht abgeschlossen. Angaben zu ihrer Nationalität wie zur Nationalität der neun zuvor erschossenen Menschen könnten noch nicht gemacht werden.

Die Polizei hatte die Zahl der Toten zunächst mit acht, am Morgen mit neun angeben. Außerdem wurden nach Polizeiangaben mehrere Menschen verletzt.

Schüsse in Hanau: Was am Mittwochabend passierte

Der Täter griff nach Polizeiangaben am Mittwochabend gegen 22:00 Uhr zuerst ein Lokal am Heumarkt an, im Westen von Hanau. Dort seien mehrere Menschen erschossen worden, sagte der Polizeisprecher. Ein dunkler Wagen sei von dort davongefahren. Danach wurden im weiter westlich gelegenen Stadtteil Kesselstadt weitere Menschen erschossen.

Vor dem Lokal am Heumarkt waren nach den Schüssen Patronenhülsen zu sehen, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Die Spuren wurden mit Farbspray markiert. Die Polizei forderte Passanten auf, den Bereich zu verlassen und sich in ihre Wohnungen oder andere Lokalitäten vor Ort zu begeben.

Die zum Main-Kinzig-Kreis gehörende Stadt Hanau liegt rund 20 Kilometer östlich von Frankfurt/Main und hat etwa 100.000 Einwohner. Zur Unterstützung der hessischen Polizei waren auch Beamte aus Bayern im Einsatz.

Mit Material der dpa und der AFP.
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