Für den FC Bayern geht ein Jahr der gemischten Gefühle zu Ende. Zwei Titel bestehend aus der Deutschen Meisterschaft und dem DFB-Pokal können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bundesliga-Rekordmeister die Dominanz früherer Jahre eingebüßt hat. Der FC Bayern befand sich 2019 mitten im Umbruch.

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Uli Hoeneß, Arjen Robben, Franck Ribéry, Mats Hummels, Niko Kovac: Prägende Figuren der vergangenen Jahre - nein Jahrzehnte - verließen im Laufe des Jahres den FC Bayern. Allen voran der Rückzug von Uli Hoeneß bedeutet eine tief greifende Zäsur.

Hoeneß hatte den Verein mehr als 30 Jahre geprägt wie niemand anders. Er machte den Club zur Weltmarke, kümmerte sich hingebungsvoll um die kleinen Aufgaben und Probleme des Alltags. Hoeneß wirkte wie ein Magnet auf Spieler und Angestellte, die bei ihm stets ein offenes Ohr fanden.

Jahrelang hatte sich der Verein auf den Moment des Abschieds des Präsidenten vorbereitet: Hoeneß hatte die Klub-Führung schon vor Jahren auf mehrere Schultern verteilt und im November endgültig in andere Hände übergeben. Herbert Hainer und Oliver Kahn heißen die neuen starken Männer, die den Verein - erfolgreich - ins nächste Jahrzehnt führen sollen.

FC Bayern 2019: Das Jahr der Abschiede

Doch nicht nur in der Führungsetage wurde viel durcheinandergewirbelt, sondern auch in der Mannschaft. Mit Arjen Robben und Franck Ribéry verabschiedeten sich zwei Erfolgsgaranten des vergangenen Jahrzehnts.

Beide reiften in München zu Superstars und waren bis zuletzt auch im fortgeschrittenen Alter wichtige Bestandteile des Münchner Offensivspiels. Dass beide beim 5:1 im letzten Bundesliga-Spiel der Saison 2018/2019 trafen und den FC Bayern damit zur Meisterschaft schossen, war der perfekte Abschluss einer außergewöhnlichen Beziehung zwischen Robbery und dem FC Bayern.

Mit Mats Hummels verließ im Sommer ein weiterer Führungsspieler den Verein - und mit Niko Kovac nach einer Krise im Herbst auch der von Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und Hoeneß hochgelobte Trainer.

Rekordtransfers und verpasste Chancen

Mit dem Transfer von Lucas Hernandez stieß der FC Bayern im Jahr 2019 in neue Dimensionen vor. 80 Millionen Euro überwiesen die Münchner für den Franzosen in Richtung Madrid und verdoppelten damit beinahe die Summe ihres bisherigen Rekordtransfers Javi Martínez, der 2012 für kolportierte 41 Millionen Euro ebenfalls aus Spanien kam.

Diese Entwicklung kam nicht überraschend, denn der beschriebene Umbruch zwang die Münchner auf dem Transfermarkt deutlich stärker hinzulangen. Mit Philippe Coutinho sicherten sich die Münchner die Dienste eines weiteren Superstars, der zunächst jedoch nur vom FC Barcelona bis Saisonende ausgeliehen ist.

Inzwischen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch in München der erste dreistellige Millionen-Neuzugang auf dem Platz steht. Doch trotz der erfolgreichen Mega-Transfers lief nicht alles rund auf dem Transfermarkt.

Leroy Sané, deutscher Nationalspieler und Schützling von Bayerns Ex-Trainer Pep Guardiola bei Manchester City, sollte unbedingt kommen, verletzte sich aber nach öffentlichen Hickhack unmittelbar vor einer möglichen Einigung schwer. Timo Werner sollte ebenfalls zum deutschen Rekordmeister wechseln, bis man sich in München nicht mehr sicher war, ob er wirklich ins System passt. In Leipzig explodierte der Stürmer daraufhin und kämpft nun mit Robert Lewandowski um die Torjägerkrone der Bundesliga.

Andere Überlegungen, wie eine mögliche Verpflichtung des britischen Mega-Talents Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea, zerschlugen sich nach monatelangem öffentlichem Hin und Her.

Die Tiefpunkte des Jahres

Für den in den vergangenen Jahren erfolgsverwöhnten FC Bayern gab es im Jahr 2019 erstaunlich viele Tiefpunkte. Das bittere Aus von Kovac. Die 1:5-Klatsche in der Liga bei Eintracht Frankfurt. Der beinahe historisch schwache Platz sieben nach dem 14. Spieltag. Die schwere Verletzung von Niklas Süle. Negative Momente gab es einige im Jahr 2019.

Doch ein Moment stach etwas heraus. Das bittere Aus gegen den FC Liverpool im Champions League-Achtelfinale. Dabei geht es weniger um die Tatsache, dass die Münchner gegen die wohl beste Mannschaft Europas das Nachsehen hatten - es geht eher um die Art und Weise.

Mit einem passablen 0:0 im Rücken hatte der FC Bayern im März die Chance im eigenen Stadion für das Weiterkommen zu sorgen. Liverpool gewann jedoch in der Allianz Arena mit 3:1 und bescherte den Münchnern damit einen eindeutigen Beweis, wie groß der Abstand zur europäischen Spitze geworden ist.

Liverpool reichte eine durchschnittliche Leistung zu einem klaren Sieg. Ein deutliches Zeichen, dass der Umbruch in München nicht nur notwendig, sondern auch sinnvoll ist.

Die Höhepunkte des Jahres

Doch trotz des bitteren Ausscheidens in der Champions League hielt das Jahr auch Höhepunkte für den FC Bayern bereit. Das irre 7:2 gegen Tottenham Hotspur in der Champions-League-Gruppenphase in London. Das 5:0 gegen Dortmund am 28. Spieltag der abgelaufenen Rückrunde, mit dem sich der FC Bayern endgültig an den Dortmundern vorbeischob auf Tabellenplatz eins.

Auch der perfekte Saisonabschluss gegen Eintracht Frankfurt mit dem Gewinn der Meisterschaft und emotionalen Abschiedstreffern von Robben und Ribéry ist hier zu nennen. Doch der absolute Höhepunkt war ein anderer: Der 3:0-Sieg gegen RB Leipzig im DFB-Pokalfinale.

In einem Jahr mit vielen spielerischen Problemen zeigten die Bayern im Finale in Berlin gegen hungrige Leipziger eine überragende Leistung. Von Manuel Neuer, der zweimal überragend parierte, bis zu Robert Lewandowski, der im Sturmzentrum zweimal traf, überzeugten die Münchner mit einer sowohl taktisch als auch individuell starken Leistung.

Die aufmüpfigen Leipziger, die aktuell zum Jahreswechsel die Bundesliga-Tabelle anführen, wurden in einem der besten Momente der Kovac-Ära in ihre Schranken gewiesen. Es war eine Erinnerung daran, wozu dieser FC Bayern in der Lage ist.

Der Umbruch ist längst nicht vollzogen

Auch im Jahr 2020 wird der Umbruch im Verein weiter gehen und den gesamten Verein fordern. Aktuell umgeben den FC Bayern so viele offen Fragen wie schon lange nicht mehr in einer Winterpause.

Kann Hansi Flick langfristig Trainer bleiben? Wie schnell wächst Oliver Kahn in die Rolle als neuer starker Mann in der Bayern-Führung hinein? Kommt Sané? Heißt der Deutsche Meister 2020 zum ersten Mal seit sieben Jahren nicht FC Bayern? Und was ist nach der Enttäuschung im Jahr 2019 in der Champions League möglich? Eines ist klar: Langweilig wird es beim FC Bayern definitiv nicht.

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