• Am Mittwochabend drehte sich die Debatte bei Maischberger um Krisen, ihr politisches Management und Lehrstunden daraus.
  • Ob die Maßnahmen der Bundesregierung zur Entlastung der Bürger ankommen, beantwortete beispielhaft eine armutsgefährdete Rentnerin aus Bayern.
  • Der Moment des Abends aber war gekommen, als Journalist Weimer Russland einen Sieg attestierte. Spannend war, wie es aus seiner Sicht nun weitergehen soll.
Eine Kritik
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Bundeskanzler Olaf Scholz will nun doch in die Ukraine reisen, Gazprom will ab Donnerstag noch weniger Gas durch die Ostseepipeline nach Deutschland liefern. Die Nachrichten, die die Runde machen, drehen sich weiterhin um den Ukraine-Krieg. Auch Maischberger kommt mit ihren Gästen im Studio nicht an dem Thema vorbei.

Das ist das Thema bei "Maischberger"

Krieg, drastische Preissteigerungen und die Corona-Pandemie. Die Gesprächsthemen am Mittwochabend bei Maischberger waren keine neuen. Ein halbes Jahr nach Amtsantritt der Ampel-Koalition bestimmen die Krisen noch immer den Politikalltag. "Immer mehr Älteren droht Armut, lässt die Politik sie im Stich?", thematisierte Maischberger ebenso wie das Corona-Management im Herbst.

Die angekündigten Fragen: "Stecken sich die Öl-Konzerne den 3-Milliarden-Euro-Zuschuss in die eigene Tasche?" und "Muss die Regierung die kriegsbedingten Übergewinne per Gesetz abschöpfen?" kamen hingegen nicht zur Sprache.

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Das sind die Gäste

Marco Buschmann (FDP): Der Bundesjustizminister sagte: "Wir haben lange Zeit in der Pandemie improvisiert und haben auch mit Maßnahmen gearbeitet, von denen wir jetzt erst merken, was für schlimme Folgen sie nach sich ziehen." Er verwies auf psychosoziale Probleme und Bildungsrückstände. "Es ist ein Fortschritt, nicht mehr aus der Tageslage heraus zu improvisieren", war sich Buschmann sicher. Man dürfe das Virus nicht unterschätzen, aber man dürfe auch nicht unterschätzen, was übermäßig falsch angewandte Maßnahmen mit der Gesellschaft machen würden. "Es war seriös und verantwortbar die Maßnahmen im Frühjahr zurückzunehmen", verteidigte Buschmann.

Saskia Esken (SPD): Die Parteivorsitzende gab zu: "Es ist ein Fehler gewesen, in der Energiepreispauschale Rentner nicht miteinzubeziehen." Allerdings hätte diese Personengruppe auch keine erwerbsbedingten Mehrkosten, worauf das Instrument ziele. "Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein und das wissen wir auch", sagte sie auch über den Heizkostenzuschuss. Hartz IV müsse endlich überwunden werden. "Wir werden ein Bürgergeld einführen, die Berechnungsgrundlage wird sich verändern", versprach sie. Nun müsse schnell die Kaufkraft von kleinen und mittleren Einkommen steigen.

Ursula Uhlmann: Die Rentnerin aus Bayern berichtete von ihrer aktuellen Lebenssituation: "Im Moment wird es immer schlimmer", gab sie zu. Von den 350 Euro, die ihr zum Leben blieben, müsse sie fragen "Geh ich zum Friseur oder lieber einkaufen?", berichtete Uhlmann. Sei sie früher mit 20 bis 25 Euro für einen Wocheneinkauf hingekommen, nun zahle sie 40 bis 50 Euro. "Unsere Tafel nimmt keine Leute mehr auf. Es sind zu viele da und sie bekommen weniger von den Supermärkten", so die Rentnerin. Sie kritisierte: "Wir sind gut für einen Stimmenfang als Rentner und anschließend sind wir nicht mehr existent."

Mathias Richling: "Wenn Tafeln dicht machen müssen, finde ich das schon ziemlich heftig", gab der Kabarettist zu. Die Maßnahmen der Bundesregierung kämen "offensichtlich" nicht an. Hinter dem nicht wirksamen Tankrabatt vermutete er "hinterrücks" eine andere Motivation. "Hat man es vielleicht gemacht damit die Leute nicht so viel tanken und damit sie nicht verreisen?", fragte Richling. Es könne sein, dass man angesichts der Coronakrise und dem Klimawandel sage: "Wir müssen es anders lösen, dass die Menschen nicht so viel Öl verbrauchen und verreisen", so Richling.

Kerstin Palzer: Die ARD-Hauptstadtkorrespondentin sagte: "Ich habe nicht das Gefühl, dass die Regierung Krise kann." Die Krisen seien arg und die Koalition sei extrem dynamisch gestartet. Nun müsse man aber sagen: "Hochgestartet und sanft gelandet", so Palzer. Die Kombination Lindner und Habeck habe nicht funktioniert. "Die ganzen Maßnahmen gelten jetzt im Juni, Juli und August. Und was ist mit September?", fragte sie. Es sei nicht nur kein Geld vorhanden, die Koalition habe noch nicht einmal Ideen, wie es im Herbst weitergehen soll. "Sie halten still, um den Koalitionsfrieden zu wahren", vermutete Palzer.

Wolfram Weimer: "Heute sind sie abgerutscht, weil sie in der Krise unsicher waren, nicht führungsstark", sagte der Journalist über die Zustimmungswerte der Ampel-Parteien. Er kritisierte: "Sie werfen das Geld mit allen Händen raus. Das zeitigt Folgen bis zur Inflation." Die Inflation sei das größte politische Problem, was Deutschland derzeit habe. "Inflation ist kein Schicksal, sie ist das Ergebnis von falscher Geldpolitik", betonte Weimer. EZB-Chefin Lagarde müsse dringend umkehren.

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Klare Kiste, dass das der Moment des Abends war. "Wir müssen uns eine unangenehme Wahrheit eingestehen und die heißt, dass Russland diesen Krieg gewonnen hat", sagte Journalist Weimer. Maischberger reagierte überrascht: "Jetzt?", hakte sie nach. Weimar bejahte: "Faktisch hat Russland den Donbass praktisch jetzt erobert", sagte er. Die Flächengewinne seien riesig, die Landverbindung zur Krim sei da.

"Wie soll Russland diesen Krieg jetzt noch verlieren? Die Ukraine hat die Kraft nicht, auch nicht mit den Waffen, die wir noch liefern können", so Weimer. Russland gewinne den Kampf auch im Spiel der internationalen Sanktionen. "Wir können diesen Krieg nicht gewinnen, wir müssen ihn möglichst schnell beenden", forderte Weimer.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Anknüpfend an seinen Gedanken, Russland habe schon jetzt den Krieg gewonnen, sagte Journalist Weimer: "Eigentlich muss Berlin jetzt einen Friedensplan vorlegen". Da meldete sich Palzer zu Wort: "Ich glaube das nicht. Ich glaube nicht, dass Herr Scholz jetzt endlich nach Kiew fährt, um dann zu sagen: Liebe Ukrainerinnen und Ukrainer, gebt jetzt mal auf. Das ist doch überhaupt nicht vorstellbar", so die Journalistin.

Weimer konterte: "Wir reden über einen Waffenstillstand. Der Ruf zu den Waffen kann nicht dieses politische Spiel beenden. Wir müssen doch in einen Moment kommen, wo dieser Krieg aufhört." Palzer setzte noch einmal nach: "Scholz und Macron telefonieren seit Wochen mit Putin und soweit ich weiß, kommt da nichts bei raus." Weimer entgegnete erneut: "Dieser Krieg ist verloren, so weh es tut".

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So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Sandra Maischberger lieferte gut ab. Mit der Frage "Haben wir die richtige Regierung in diesen Zeiten?", fühlte sie den Studiogästen auf den Zahn. Nachdem Weimer den FDP-Politiker Gerhart Baum als "Schlossgespenst" bezeichnet hatte, wirkte Maischberger mit ihrer Bitte: "Das wird ihm glaube ich nicht gerecht, vielleicht können Sie das netter formulieren" etwas hilflos.

Bissiger wurde sie aber im Gespräch mit Justizminister Buschmann. "Warum haben sie die Maßnahmen nicht zugeschnitten auf die, die wirklich bedürftig sind?", fragte sie mit Blick auf das Entlastungspaket der Bundesregierung und stichelte auch: "Sie meinen es ist alles gut und die 3,2 Milliarden sind gut investiert?" und "Müssen Sie sagen die Maßnahme Tankrabatt ist gescheitert?".

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Zu Beginn verlor sich die Sendung ein wenig in wiederkehrenden Bestandsaufnahmen, nahm dann aber mit Weimers Aussage, Russland habe den Krieg gewonnen, an Fahrt auf. Trotzdem hätte dieser Punkt ausführlicher diskutiert werden müssen. Auch aus der Begegnung zwischen der SPD-Vorsitzenden Esken und der Rentnerin Uhlmann hätte man mehr rausholen müssen. Festnageln hätte Maischberger die Parteichefin beispielsweise auf die Frage, womit Frau Uhlmann nach Ablauf der drei Monate im Herbst an Unterstützung rechnen könne.

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Verwendete Quellen:

  • ARD: Sendung "Sandra Maischberger " vom 15.06.2022: https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/index.html
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