Nur acht Gegentore hat der FC Bayern München in der Hinrunde hinnehmen müssen - ein fabelhafter Wert. Trotzdem wird an der Säbener Straße bereits jetzt über eine Verstärkung der Verteidigung spekuliert. Wie muss sich der Rekordmeister noch verbessern? Und wer kann sich auf einen Platz auf der Bank einstellen?

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Der FC Bayern München: Unbezwungener Tabellenführer in der Bundesliga mit sieben Punkten Vorsprung vor Verfolger Leverkusen. Souveräner Gruppensieger in der Champions League. Die Mannschaft ist durch die Bank stark besetzt, kann mit Thomas Müller, Philipp Lahm und Franck Ribery drei Spieler der aktuellen FIFA-Weltauswahl vorweisen.

Zur Rückrunde wird sich ein harter Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft entwickeln. Besonders das Mittelfeld ist vollgepackt mit Topspielern. Mit Arjen Robben, Ribery, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thiago, Javi Martinez, Mario Götze, Müller, Xherdan Shaqiri und Lahm streiten sich insgesamt zehn Spieler um fünf Plätze. "Es tritt jetzt das ein, was wir schon immer gesagt haben: Wir sind ein Team. Wir haben sehr viele gute Spieler, zu viele für nur eine Elf. Da muss jeder professionell und kameradschaftlich damit umgehen", sagte Müller dem "Münchner Merkur".

Müller hat da leicht reden. Da der Vorstand des FC Bayern vor allem an der Verteidigung schrauben möchte, müssten sich dann andere "professionell und kameradschaftlich" verhalten. Besonders in der Innenverteidigung soll im Sommer angeblich ein Hochkaräter verpflichtet werden. Laut "Bild" ist der Rekordmeister an David Luiz vom FC Chelsea oder dem Pariser Weltauswahl-Verteidiger Thiago Silva dran. Auch Gerard Piquet vom FC Barcelona, ein ehemaliger Schützling Pep Guardiolas aus dessen Zeit bei den Katalanen, soll bei den Bayern im Gespräch sein.

Vorstand Matthias Sammer stellt seine Mannschaft ein: "Wir müssen perspektivisch denken und uns stets verbessern. Das machen wir unter anderem durch neue Transfers", sagte der 46-Jährige der "Bild". Klare Worte, die vor allem an die Verteidigung gerichtet sind.

Boateng wacklig, van Buyten zu alt, Badstuber unsicher

Jerome Boateng ist der Fels in der Innenverteidigung der Bayern. Der 25-Jährige ist in München und auch in Reihen der DFB-Auswahl eine feste Größe. Doch der gebürtige Berliner sah in den vergangenen Monaten manchmal unglücklich aus, leistete sich in einigen Spielen gedankenlose Patzer, die zum Torerfolg der Gegner führten. Aussetzer wie im CL-Rückspiel gegen ManCity, als er den Engländern den Siegtreffer schenkt, sollte sich Boateng nicht mehr allzu oft erlauben.

Daniel van Buyten wird wohl der Verlierer des im Sommer folgenden Personalkarussells sein. Der Vertrag des Belgiers, der im Februar seinen 36. Geburtstag feiert, läuft nach dem Ende dieser Saison aus. Sportvorstand Matthias Sammer erklärt zwar, dass eine Entscheidung über eine mögliche Vertragsverlängerung erst "sehr spät" getroffen werde. Die Chancen, den belgischen Hünen nach der Sommerpause weiterhin im roten Trikot zu sehen, scheinen jedoch sehr gering.

Holger Badstuber ist weiter auf dem Wege der Genesung. 13 Monate, seit dem Dezember 2012, stand der 24-Jährige nicht mehr auf dem Platz. Nach zwei Kreuzbandrissen und unzähligen Operationen rechnet man in München im kommenden Sommer mit einer Rückkehr Badstubers. Jedoch halten sich Gerüchte, dass der Innenverteidiger nach voller Genesung an einen anderen Verein verliehen werden soll.

Dann bleibt noch Bayerns brasilianischer Innenverteidigungs-Panzer: Dante Bonfim. Der 30-Jährige ist aufgrund souveräner Leistungen fest in der Startaufstellung verankert. Natürlich würde es Sinn machen, neben Dante seinen brasilianischen Nationalmannschaftskollegen Thiago Silva auflaufen zu lassen.

Das 40-Millionen-Euro-Problem

Der FC Bayern hat ein Problem, von dem andere Mannschaften der Bundesliga nur träumen können. Die Münchner besitzen einen Spieler, der 2012 für die Rekordtransfersumme von 40 Millionen Euro an die Isar gewechselt ist, aber unter Trainer Guardiola kaum zum Einsatz kommt: Javi Martinez. Vor zwei Jahren verkörperte der Spanier den Münchner Neuangriff auf die europäische Spitze. Jetzt findet sich der 25-Jährige in einem Strudel von Verletzungssorgen und Konkurrenzkämpfen wieder.

Nach einer Leistenoperation und anderen kleinen Blessuren versucht der defensive Mittelfeldmann wieder in Tritt zu kommen Nur sechs Bundesliga-Einsätze konnte er in der Hinrunde verbuchen - es gibt einfach zu viele Optionen auf seiner Position. Apropos Position: Martinez` Interpretation des Sechsers (als Abfangjäger vor der Innenverteidigung) existiert im mittelfeld-lastigen und auf Ballbesitz getrimmten System des Pep Guardiola nicht mehr.

Darüber hinaus haben sich während seiner verletzungsbedingten Auszeit andere Spieler einen Stammplatz erspielt. Schweinsteiger, Kroos, Götze, Thiago - die Liste seiner Konkurrenten ist nicht nur lang, sondern auf Weltklasse-Niveau besetzt. Es gibt also nur zwei Auswege für Martinez: Auf der Bank schmoren und sich für Kurzeinsätze bereithalten oder die Innenverteidigung unterstützen.

Bei zwei Testspielen während des Trainingslagers in Doha lief Martinez beide Male in der Innenverteidigung auf, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. "Martinez kann auch Stürmer spielen", sagte Guardiola nach einer der beiden Partien. Dort zieht aber meist Mario Mandzukic alleine seine Kreise, wo er sich dann ab dem nächsten Sommer einen bitteren Konkurrenzkampf mit Neuzugang Robert Lewandowski liefern wird.

Bayern will sein Verteidigungsbollwerk ausbauen, wenn möglich mit einem internationalen Spitzenmann. Die Münchner machen keine halben Sachen, weder auf dem Platz noch abseits davon. Schlechte Nachrichten für Javi Martinez, dessen Spielanlagen ihn im Guardiola-System weder zu Fisch noch Fleisch machen.

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