Was für ein Drama! Deutschland gewinnt gegen Italien im Elfmeterschießen! Jonas Hector verwandelte den letzten Elfmeter für die DFB-Elf. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden.

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In einem nervenzerfetzenden Elfmeterschießen gegen Angstgegner Italien hatte Deutschland das glückliche Ende für sich. Jonas Hector verwandelte den entscheidenden Elfmeter. Mesut Özil brachte Deutschland in der 65. Minute in Führung. Ein Handspiel von Jerome Boateng sorgte jedoch für einen Elfmeterpfiff, so dass Leonardo Bonucci in der 78. Minute ausgleichen konnte. Die Entscheidung fiel erst im Elfmeterschießen. Nachdem Bastian Schweinsteiger einen Matchball vergab, sorgte Jonas Hector für die Entscheidung.

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Die Highlights des Spiels

8. Minute: Fast sah es so aus, als könnte Müller sein erstes Tor machen. Er lag zwar außerhalb des Strafraums, aber seien wir mal ehrlich: Wenn Müller trifft, dann doch wohl im Liegen oder Fallen. Diesmal wollte der Ball aber nicht rein. Müller kam gegen die fünf Italiener gar nicht ran.

14. Minute: Schock für die DFB-Elf: Sami Khedira muss raus. Zuvor war ihm Chiellini unabsichtlich heftig auf den Fuß getreten. Bastian Schweinsteiger macht sich bereit und kommt rein.

27. Minute: Toooooorrrrrrrrr für Deutschland. Gilt aber leider nicht. Nach einem langen Ball steht Schweini am zweiten Pfosten, drückt aber seinen Gegner De Sciglio runter. Englische Schweinsteiger-Härte? Nein, klares Foul.

65. Minute: Toooooooooooooorrrrrrrr, Tooooooooooooooooooooorrrrrrrrrrrr, Tooooooooooorrrrrrr - und was für eins. Gomez zieht drei Mann am linken Flügel auf sich und spitzelt den Ball in Zuckerpass-Manier durch alle drei durch auf den einlaufenden Hector. Der lenkt den Ball weiter an den Fünfer, wo Özil steht und das Ding im kurzen Eck versenkt.

77. Minute: Elfmeter für Italien nach einem Handspiel von Boateng. Nach einer langen Flanke von Florenzi leitet ihn Chiellini mit dem Hinterkopf weiter. Boateng hat die Arme zu weit oben und blockt den Ball. Keine Absicht, aber auch keine Wahl für Schiedsrichter Viktor Kassai.

78. Minute: Der Elfmeter sitzt. Bonucci verwandelt ihn sicher im rechten unteren Eck. Dennoch ist die Ausführung fragwürdig. Beim Anlauf stoppt er ein wenig ab, was seit der EM verboten ist. Dazu ist mehr als ein Italiener zu früh in den Strafraum gelaufen.

104. Minute: Italien wirkt stehend K.o. In der regulären Spielzeit sind sie auch sechs Kilometer mehr gelaufen als die DFB-Elf. Dennoch: Italiener kommen irgendwie ja immer aus dem Nichts. Warum ich jetzt an 2006 denken muss, ist mir auch nicht ganz klar.

109. Minute: Da hatte die DFB-Elf die große Chance auf den Sieg! Draxler kommt im Mittelfeld an den Ball, treibt ihn 20, 30 Meter durchs Mittelfeld. Müller ist dabei, steht am Strafraumrand völlig frei. Doch das Zuspiel ist zu lang. Das wär's gewesen!

Elfmeterschießen: Schweinsteiger kann alles klar machen, schießt aber drüber! Doch Neuer pariert den neunten italienischen Elfer gegen Darmian! Und Hector, der neunte deutsche Schütze, trifft zum 6:5 - DAMIT STEHT DEUTSCHLAND IM HALBFINALE

Der Star des Spiels

Er spielte die Vorlage zum Führungstreffer, verwandelte zudem den entscheidenden Elfmeter. Es war der Abend des Jonas Hector. "Ich bin überglücklich, dass der irgendwie reingegangen ist", sagte er in der ARD. Unglaublich: Vor sechs Jahren spielte der 26-Jährige noch in der Oberliga, hat in der Jugend kein Nachwuchsleistungszentrum besucht. Seine erstaunliche Geschichte fand im Viertelfinale gegen Italien den Höhepunkt - und ist der Beweis, dass es auch im Fußball noch Märchen gibt.

Die Szene des Spiels

Die Ansprache von Joachim Löw vor dem Elfmeterschießen war selbst für Fernsehzuschauer nachzuvollziehen. Die Spieler im DFB-Trikot bildeten einen Kreis um den Bundestrainer, der immer wieder auf seinen Kopf deutete. Seine Botschaft dürfte gewesen sein: Elfmeterschießen ist Kopfsache.

Er sollte Recht behalten: Mit Mesut Özil und Thomas Müller vergaben zwei eigentlich sichere Elfmeterschützen, die zuletzt Pech vom Punkt hatten. Özil verschoss bereits gegen die Slowakei einen Elfmeter, Müller zuletzt in der Champions League gegen Atlético Madrid. Glücklicherweise retteten Manuel Neuer und Jonas Hector den Sieg.

Die Lehren des Spiels

  • Genauso wie vor dem EM-Halbfinale 2012 stellte Löw auch diesmal seine Mannschaft gegen Italien um. Der Bundestrainer entschied sich in der Abwehr für eine Dreier- bzw. eine Fünferkette. Der Grund: Die drei gelernten Innenverteidiger Mats Hummels, Jerome Boateng und Benedikt Höwedes sollten Italiens Sturmduo Eder und Pelle in den Griff kriegen - weitestgehend gelang dies.
  • Bastian Schweinsteiger findet langsam zu seiner Form. Nach seiner Einwechslung für Sami Khedira in der 15. Minute brachte er Dynamik in das deutsche Spiel. Sein Kopfballtreffer in der 27. Minute wurde aufgrund eines Foulspiels nicht gegeben.
  • Joshua Kimmich hat in der Vorwärtsbewegung wieder einmal für Belebung gesorgt. Seine Unsicherheiten in der Abwehr waren jedoch unübersehbar. Die Italiener griffen daher vielfach über die rechte Seite der Deutschen an.
  • Thomas Müller klebt weiterhin das Pech an den Schuhen. Zwei Großmöglichkeiten vergab er gegen die Italiener. Selbst im Elfmeterschießen verschoss er. Somit ist er nach zehn Europameisterschafts-Spielen noch immer ohne Treffer.
  • Italien agierte gewohnt defensiv. Die fünf Abwehrspieler sowie die drei Mittelfeldspieler davor machten die Räume dicht. Die deutsche Nationalmannschaft fand speziell in der ersten Halbzeit wenig Lösungen. In der zweiten Hälfte agierten sie mit mehr Tempo, gingen auch mehr Risiken ein. So kamen vermehrt Chancen zustande.
  • Deutschland tut sich schwer, Rückschläge zu verarbeiten. Kaum hatte die DFB-Auswahl das 1:1 kassiert, war jegliche Selbstsicherheit aus dem Spiel verschwunden. Mit etwas Glück hätte Italien noch in der regulären Spielzeit den Siegtreffer erzielt. Mattia de Sciglio traf in der 89. Minute allerdings nur das Außennetz. In der Verlängerung fand die DFB-Auswahl langsam wieder zu ihrem Spiel.
  • Joachim Löw wird im Halbfinale die Abwehr umstellen müssen. Mats Hummels fehlt aufgrund einer Gelbsperre. Ärgerlich: Beide gelbe Karten (gegen Italien und zuvor gegen die Slowakei) waren grenzwertige Entscheidungen.
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