• Hier finden Sie die wichtigsten Nachrichten rund um den Krieg in der Ukraine vom 11. Juni zum Nachlesen.
  • 20:48 Uhr: Scholz will offenbar vor G7-Gipfel nach Kiew reisen
  • 20:25 Uhr: Russland verteilt Pässe an Ukrainer in Cherson
  • 19:07 Uhr: ➤ Russland will Urteile des Menschenrechtsgerichtshofs nicht beachten
  • 16:29 Uhr: "Selenskyj wollte nicht hören" - Ukraine reagiert verstimmt auf Äußerung Bidens
  • 14:58 Uhr: Mariupols Bürgermeister warnt: "Es gibt einen Ausbruch von Ruhr und Cholera"
  • 13:47 Uhr: Selenskyj warnt vor Hungerrevolten durch Getreide-Krise
  • 10:21 Uhr: Russland setzt offenbar aus Mangel Schiffsabwehrraketen gegen Ziele an Land ein

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➤ Russland will Urteile des Menschenrechtsgerichtshofs nicht beachten

  • 19:07 Uhr

Russland will sich nicht mehr an Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte halten. Ein entsprechendes Gesetz unterzeichnete Präsident Wladimir Putin am Samstag, wie die Agentur Tass meldete. Demnach werden Urteile, die nach dem 15. März ergangen sind, nicht mehr ausgeführt.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat. Gemeinsam setzen sich die von der Europäischen Union unabhängigen Organe für den Schutz der Menschenrechte in den 47 Mitgliedstaaten ein. Russland und die Ukraine waren ursprünglich beide Mitglieder des Europarats. Das Gremium hatte Russlands Mitgliedschaft am 25. Februar in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine zunächst suspendiert. Nachdem der Kreml am 15. März seinen Austritt erklärt hatte, wurde Russland endgültig aus dem Europarat ausgeschlossen. (dpa)

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen knapp 7 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 9. Juni), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard soll die Ukraine aus Deutschland erhalten. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden. Am 18. April begann laut ukrainischer Aussage eine lange vorbereitete Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine.

Selenskyj: Jeden Tag sterben 300 Russen in einem sinnlosen Krieg

In seiner nächtlichen Videoansprache hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, dass schon mehr als 31.000 russische Soldaten in einem "sinnlosen Krieg gegen die Ukraine" gestorben seien. Die Angabe lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Seelenskyj warnte zugleich vor einem "schwierigen" Winter.

Die weiteren Meldungen vom 11. Juni:

Scholz will offenbar vor G7-Gipfel nach Kiew reisen

  • 20:48 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz will nach Informationen der "Bild am Sonntag" vor dem G7-Gipfel Ende Juni nach Kiew reisen. Er plane den Besuch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem italienischen Regierungschef Mario Draghi, berichtete die Zeitung am Samstag unter Berufung auf französische und ukrainische Regierungskreise. Ein Sprecher der Bundesregierung wollte den Bericht am Samstagabend nicht kommentieren.

Seit Kriegsbeginn sind bereits zahlreiche Staats- und Regierungschefs nach Kiew gereist, um ihre Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Land zu demonstrieren. Scholz hatte zuletzt gesagt, er würde nur dorthin reisen, wenn konkrete Dinge zu besprechen wären. Die Ukraine hofft darauf, dass die EU sie bei ihrem Gipfeltreffen am 23. und 24. Juni - unmittelbar vor dem G7-Gipfel vom 26. bis 28. Juni - zum EU-Beitrittskandidaten erklärt. (dpa)

Russland verteilt Pässe an Ukrainer in Cherson

  • 20:25 Uhr

Russland hat in der besetzten ukrainischen Stadt Cherson erste russische Pässe an Einwohner ausgehändigt. 23 Bewohner der Stadt im Süden der Ukraine erhielten während einer Zeremonie am Samstag ihre Ausweispapiere, wie die amtliche russische Nachrichtenagentur Tass berichtete.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Ende Mai einen Erlass unterzeichnet, der die Passvergabe im "vereinfachten Verfahren" ermöglicht. Dieser gilt auch für die Region Saporischschja, die ebenfalls teilweise von Russland kontrolliert wird.

"Alle unsere Einwohner in Cherson wollen so schnell wie möglich einen Pass und die (russische) Staatsbürgerschaft erhalten", sagte der pro-russische Regional-Verwaltungschef Wladimir Saldo laut Tass. "Damit beginnt für uns eine neue Epoche", zitierte ihn die Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Die Ukraine hatte die Einführung des Pass-Sonderverfahrens verurteilt und von einer "ungeheuerlichen Verletzung" ihrer territorialen Integrität gesprochen. "Der russische Präsidialerlass ist rechtlich nichtig und hat keine Auswirkungen" auf die ukrainische Staatsbürgerschaft der Bewohner "der vorübergehend von Russland besetzten Gebiete", erklärte damals das ukrainische Außenministerium. (afp)

Stoltenberg reist zu Gesprächen nach Finnland und Schweden

  • 20:05 Uhr

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg reist am Sonntag zu Gesprächen nach Finnland und Schweden. Beide Staaten hatten im Mai unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihren Beitritt zur Nato beantragt. Dem Beitritt eines Staates zur Nato müssen alle 30 Mitgliedsländer zustimmen. Das Nato-Mitglied Türkei droht allerdings mit einem Veto.

Im finnischen Naantali trifft Stoltenberg mit Präsident Sauli Niinistö zusammen. Am Montag trifft Stoltenberg mit der schwedischen Regierungschefin Magdalena Andersson und ihrer Regierung zusammen. (afp)

Ukrainischer Generalstab: Kämpfe um Sjewjerodonezk halten an

  • 19:40 Uhr

Die Kämpfe um die Großstadt Sjewjerodonezk in der Ostukraine halten nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter an. Die russische Armee habe die zivile Infrastruktur in der Stadt sowie im benachbarten Lyssytschansk und drei weiteren Orten beschossen, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee per Facebook mit.

Die ukrainischen Soldaten seien dabei, sich Angriffen der Russen in Sjewjerodonezk zu widersetzen. In dem Vorort Metelkino sei ein Angriff erfolgreich abgewehrt worden, die russische Armee habe sich zurückgezogen, hieß es in dem Lagebericht. In einem weiteren Vorort hielten die Kämpfe an. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.

Die strategisch wichtige Industriestadt Sjewjerodonezk ist die letzte Großstadt im Gebiet Luhansk, die sich noch nicht vollständig unter russischer und prorussischer Kontrolle befindet. Gekämpft wird um sie bereits seit Wochen. (dpa)

Ukraine: Mindestens 287 Kinder seit Kriegsbeginn getötet

  • 17:09 Uhr

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mindestens 287 Kinder getötet worden. Mehr als 492 wurden verletzt, wie die Behörde am Samstag mitteilte. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass zusätzlich zu den bereits bekannten Fällen in der Stadt Mariupol 24 weitere Kinder durch den wahllosen Beschuss vom russischen Militär ums Leben gekommen seien. Diese Zahlen seien nicht vollständig, da die Ermittlungen in den zurzeit umkämpften und den zeitweise von Russland besetzten und nun von der Ukraine zurückgewonnenen Gebieten noch anhielten.

Durch Bombardierungen und Beschuss seien 1971 Schulen und Bildungseinrichtungen beschädigt worden, hieß es in dem Bericht der Generalstaatsanwaltschaft weiter. Davon seien 194 vollständig zerstört. Die Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen. (dpa)

"Selenskyj wollte nicht hören" - Ukraine reagiert verstimmt auf Äußerung Bidens

  • 16:29 Uhr

Die politische Führung in Kiew hat verstimmt auf Äußerungen von US-Präsident Joe Biden reagiert, wonach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor Kriegsbeginn die von Russland ausgehende Gefahr nicht ernst genug genommen haben soll. Biden hatte bei einer Veranstaltung am Freitagabend in Los Angeles gesagt, es habe bereits vor dem 24. Februar Beweise dafür gegeben, dass Kremlchef Wladimir Putin die Ukraine überfallen wolle. Dann fügte er hinzu: "Es gab keinen Zweifel. Und Selenskyj wollte es nicht hören - viele Leute wollten es nicht."

"Die Phrase "wollte nicht hören" bedarf sicherlich einer Erläuterung", sagte am Samstag der ukrainische Präsidentensprecher Serhij Nykyforow. Selenskyj habe die internationalen Partner immer wieder dazu aufgerufen, präventiv Sanktionen zu verhängen, um Russland zu einem Abzug der damals bereits in der Grenzregion zur Ukraine stationierten Truppen zu zwingen, sagte Nykyforow der Onlinezeitung "Liga.net". "Und hier kann man schon sagen, dass unsere Partner 'uns nicht hören wollten'", sagte er.

Zwei Wochen vor Kriegsbeginn hatte Selenskyj gesagt, sein Land lebe schon seit 2014 mit einer Dauerbedrohung durch Russland. Er beklagte damals, der westliche "Alarmismus" schade dem Land mehr als er nütze: "Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Lande." Sprich: Russland nütze es, wenn Angst zur Destabilisierung in der Ukraine führt. Vor dem Jahreswechsel hatte die Ukraine selbst vor einem möglichen Angriff Russlands gewarnt. (dpa/mf)

Mariupols Bürgermeister warnt: "Es gibt einen Ausbruch von Ruhr und Cholera"

  • 14:48 Uhr

In der von Russland besetzten ukrainischen Schwarzmeerstadt Mariupol breiten sich offenbar potenziell tödliche Krankheiten aus. "Es gibt einen Ausbruch von Ruhr und Cholera", sagte der Bürgermeister von Mariupol, Wadym Bojtschenko, dem ukrainischen Fernsehen laut Deutscher Welle. Auch das britische Verteidigungsministerium hatte einen Ausbruch gemeldet.

Die sanitären Anlagen seien zerstört und Leichen würden in den Straßen verrotten, nachdem die Stadt durch die russische Truppen in Trümmer gelegt worden war, erklärte Bojtschenko. Ihm zufolge seien bereits 20.000 Einwohner Mariupols im Krieg gestorben. Bojtschenko rechnet mit weiteren Tausenden Toten infolge der Infektionsausbrüche. Er forderte deshalb die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz auf, sich für die Einrichtung eines humanitären Korridors einzusetzen, damit die verbliebenen Bewohner die Stadt verlassen können, die jetzt unter russischer Kontrolle steht. Bojtschenko war bereits Ende Februar aus der Stadt vor den anrückenden russischen Truppen geflüchtet.

Zwar sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein hohes Risiko für einen Cholera-Ausbruch in Mariupol. Bislang habe sie aber "keine Meldung von Verdachtsfällen oder bestätigten Fällen erhalten", sagte eine WHO-Sprecherin am Samstag in Genf. Die WHO sei selbst nicht in Mariupol, aber in engem Kontakt mit Partnern vor Ort.

Cholera ist eine lebensgefährliche Durchfallerkrankung, die meist durch das Trinken von etwa durch Fäkalien verschmutztem Wasser übertragen wird. Die WHO habe vorsorglich Tests und Medikamente bereitgestellt, um auf einen möglichen Ausbruch schnell zu reagieren, sagte die Sprecherin. Ebenso helfe sie Behörden in der Ukraine, den Einsatz von Cholera-Impfstoffen sowie Aufklärungsmaterial für die Bevölkerung vorzubereiten. (mf/dpa)

Selenskyj warnt vor Hungerrevolten durch Getreide-Krise

  • 13:47 Uhr

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor weltweiten Hungerrevolten als Folge des russischen Angriffskrieges gegen sein Land gewarnt. "Wenn wir unsere Lebensmittel nicht exportieren können, dann wird die Welt mit einer schweren Lebensmittelkrise und Hunger in vielen Ländern Asiens und Afrikas konfrontiert werden", sagte der 44-Jährige vor Besuchern des Sicherheitsforums "Shangri La Dialogue" in Singapur, dem er am Samstag per Video zugeschaltet war. Der Lebensmittelmangel könne zu politischem Chaos und dem Sturz von Regierungen vieler Länder führen.

Faktisch blockiert die russische Marine seit Beginn des Angriffskriegs vor mehr als drei Monaten die ukrainischen Schwarzmeer-Häfen oder hat die Häfen in Mariupol oder Cherson besetzt. Die Ukraine, weltweit der viertgrößte Getreideexporteur, sitzt deshalb auf den eigenen Vorräten fest. Außerdem wirft die Ukraine Russland den Diebstahl von großen Mengen Getreide vor. Moskau wiederum macht für die Krise die Ukraine verantwortlich, weil die sich weigere, Seeminen zu räumen. Die Ukraine setzt nach eigenen Angaben die Minen zur Verteidigung und zum Schutz vor russischen Kriegsschiffen ein. (dpa)

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Polen: Deutschland zeigt bei Panzer-Lieferung keinen guten Willen

  • 12:42 Uhr

Polen hat der Bundesregierung mangelndes Engagement bei der versprochenen Lieferung von Panzern vorgeworfen. "Die Gespräche sind ins Stocken geraten. Man sieht keinen guten Willen, hoffen wir, dass sich das ändert", sagte der Chef des Nationalen Sicherheitsbüros beim Präsidenten, Pawel Soloch, am Samstag dem Sender Radio Rmf.fm. Die Verteidigungsministerien seien dazu im Kontakt.

Man habe in Berlin darum gebeten, Panzer zu erhalten, mit denen Panzer ersetzt werden sollen, die Polen an die Ukraine abgegeben hat, sagte Soloch. "Die deutsche Militärhilfe - sei es für die Ukraine oder sei es die Unterstützung von Ländern, die diese Hilfe leisten - bleibt hinter den Erwartungen zurück."

Polen unterstützt sein Nachbarland mit Panzern des sowjetischen Typs T-72. Warschau hat bereits deutlich gemacht, dass es dafür Ausgleich von Nato-Partnern erwartet, auch von Deutschland. Ein großer Teil des Panzerarsenals in den polnischen Streitkräften bestehe aus deutschen Panzern vom Typ Leopard. (dpa)

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"Selenskyj wollte nicht hören": Kiew verstimmt nach Biden-Äußerung

  • 11:54 Uhr

Die politische Führung in Kiew hat verstimmt auf Äußerungen von US-Präsident Joe Biden reagiert, wonach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor Kriegsbeginn die von Russland ausgehende Gefahr nicht ernst genug genommen haben soll. Bei einer Fundraiser-Veranstaltung am Freitagabend in Los Angeles hatte Biden gesagt, es habe bereits vor dem 24. Februar Beweise dafür gegeben, dass Kremlchef Wladimir Putin die Ukraine überfallen wolle. Dann fügte er hinzu: "Es gab keinen Zweifel. Und Selenskyj wollte es nicht hören - viele Leute wollten es nicht."

"Die Phrase 'wollte nicht hören' bedarf sicherlich einer Erläuterung", sagte am Samstag der ukrainische Präsidentensprecher Serhij Nykyforow. Selenskyj habe die internationalen Partner immer wieder dazu aufgerufen, präventiv Sanktionen zu verhängen, um Russland zu einem Abzug der damals bereits in der Grenzregion zur Ukraine stationierten Truppen zu zwingen, sagte Nykyforow der Onlinezeitung Liga.net. "Und hier kann man schon sagen, dass unsere Partner 'uns nicht hören wollten'", sagte er. (dpa)

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Ukrainischer Botschafter: Deutschland hat noch keine einzige schwere Waffe geliefert

  • 10:44 Uhr

Dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, zufolge hat die Bundesregierung bisher noch keine schweren Waffen an die Ukraine geliefert, das heißt Artillerie, Haubitzen, Schützen- oder Kampfpanzer. "Alles, was wir bis zum jetzigen Zeitpunkt aus Deutschland bekommen haben, ist bis Ende März passiert", kritisierte Melnyk in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der ukrainischen Zeitung "Nowoje Wremja".

Ihm zufolge hätte Deitschland bisher lediglich leichte Waffen geliefert, darunter Panzerabwehrwaffen, Minen, Granaten und Maschinengewehre, sowie Lastwagen und gepanzerte Fahrzeuge. Melnyk warf Kanzler Olaf Scholz (SPD) erneut vor, Versprechen nicht einzuhalten. "In Deutschland gibt es besonders seit Kriegsbeginn einen großen Unterschied zwischen dem, was Politiker sagen, und dem, was sie tatsächlich tun."

Melnyk rechnet damit, dass sieben Panzerhaubitzen 2000 um den 22. Juni herum geliefert werden. 15 Flugabwehrpanzer Gepard sollen bis Ende Juli folgen, 15 weitere bis Ende August. (mf)

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Selenskyj: Russland will "jede Stadt" im ostukrainischen Donbass zerstören

  • 10:41 Uhr

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, "jede Stadt" in der ostukrainischen Donbass-Region zerstören zu wollen. "Russland will jede Stadt im Donbass verwüsten, jede einzelne, ohne Übertreibung. Wie Wolnowacha, wie Mariupol", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Freitagabend mit Blick auf zwei kriegszerstörte Städte im südlichen Donbass. Das ukrainische Militär tue aber alles, "um die Angriffe der Besatzer zu stoppen".

Vor allem im östlichen Donbass wurde am Freitag weiter heftig gekämpft, insbesondere in der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk in der Region Luhansk. Nach Angaben des Gouverneurs Serhij Hajdaj zerstörten die Russen am Freitag eine wichtige Sporthalle in der Stadt: "Eines der Wahrzeichen von Sjewjerodonezk wurde zerstört. Der Eispalast ist abgebrannt", erklärte er. (AFP)

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Russland setzt offenbar aus Mangel Schiffsabwehrraketen gegen Ziele an Land ein

  • 10:21 Uhr

Die russischen Luftstreitkräfte hätten mangels modernerer Waffen seit April Dutzende alte, unpräzise Schiffsabwehrraketen gegen Ziele an Land verwendet. Das berichtet das britische Verteidigungsministerium am Samstag in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update zur Lage im Ukraine-Krieg. Die Geschosse vom Typ Kh-22 stammten aus den 1960er Jahren und seien eigentlich dafür entwickelt worden, Flugzeugträger mit einem Atomsprengkopf zu zerstören.

Setze man sie stattdessen bei einem Bodenangriff mit einem konventionellen Sprengkopf ein, seien sie sehr ungenau und könnten somit erhebliche Kollateralschäden und zivile Opfer verursachen, hieß es in dem Update. Russland verwende diese ineffizienten Waffensysteme wahrscheinlich, weil es den Streitkräften an moderneren und präziseren Waffen fehle. (dpa/mf)

Selenskyj-Berater: Bisher etwa 10.000 ukrainische Soldaten getötet

  • 09:59 Uhr

Etwa 10.000 Soldaten der ukrainischen Armee sind nach Angaben eines Beraters von Präsident Wolodymyr Selenskyj seit der russischen Invasion im Februar getötet worden. Die Zahl fiel am Freitag in einem der regelmäßigen Youtube-Videointerviews des Präsidenten-Vertrauen Olexij Arestowytsch mit dem russischen Oppositionellen Mark Feygin.

Diese Woche hatte Verteidigungsminister Olexij Resnikow gesagt, dass aktuell täglich bis zu 100 ukrainische Soldaten getötet würden. Arestowytsch sagte darüber hinaus, dass auf ukrainischer Seite auch zu Beginn des Krieges rund 100 Militärangehörige pro Tag gestorben seien. Auf Feygins Frage, ob man also von rund 10.000 getöteten Soldaten insgesamt ausgehen könne, antwortete er: "Ja, so in etwa".

Weder von der Ukraine, noch von Russland gab es bisher erschöpfende Angaben zu den Verlusten in dem am 24. Februar begonnenen Krieg. Laut Arestowytsch werden dauerhaft mehr russische als ukrainische Soldaten getötet. (dpa)

Selenskyj: Jeden Tag sterben 300 Russen in einem sinnlosen Krieg

In seiner nächtlichen Videoansprache hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, dass schon mehr als 31.000 russische Soldaten in einem "sinnlosen Krieg gegen die Ukraine" gestorben seien. Die Angabe lässt sich nicht unabhängig überprüfen. Seelenskyj warnte zugleich vor einem "schwierigen" Winter.

Russland händigt in ukrainischem Gebiet russische Pässe aus

  • 08:33 Uhr

Russland setzt seine Versuche fort, besetzte ukrainische Gebiete enger an sich zu binden. In den von russischen Truppen kontrollierten Teilen der Region Saporischschja sollen von Samstag an russische Pässe ausgehändigt werden. Die Empfänger würden danach als vollwertige Bürger Russlands betrachtet, sagte ein Mitglied der Besatzungsbehörden, Wladimir Rogow, am Freitag dem Fernsehsender Rossija-24. Rogow zufolge haben in dem Gebiet mehr als 70.000 Menschen Anträge gestellt.

Präsident Wladimir Putin hatte im Mai das Verfahren für den Erhalt russischer Pässe vereinfacht. Russland verteilt sie auch in anderen besetzen Gebieten und führt dort auch den Rubel als Zahlungsmittel ein. Ukrainische Behörden werfen den Besatzern vor, Menschen in die russische Staatsbürgerschaft zu drängen und befürchten eine Annexion der besetzten Gebiete. (dpa)

Austin: Ukraine-Krieg hat Auswirkungen bis in den Indopazifik

  • 05:48 Uhr

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wirkt sich laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bis in den Indopazifik aus. "Deshalb haben Länder aus der gesamten Region schnell humanitäre Hilfe für die leidenden Menschen in der Ukraine auf den Weg gebracht, einschließlich lebenswichtiger Beiträge aus Singapur, Thailand, Indien und Vietnam", sagte Austin in einer Rede beim Shangri-La-Dialog in Singapur am Samstag. Russlands Invasion in die Ukraine zeige, was passiere, "wenn Unterdrücker die Regeln, die uns alle schützen, mit Füßen treten" und "wenn Großmächte entscheiden, dass ihre imperialen Begierden wichtiger sind als die Rechte ihrer friedlichen Nachbarn", warnte Austin.

Um einer künftigen "Welt des Chaos und der Unruhe" zu entgehen, "in der keiner von uns würde leben wollen", müsse die internationale Gemeinschaft zusammenkommen. "Lasst uns diesen Augenblick nutzen, um die regelbasierte internationale Ordnung zu stärken", rief der US-Verteidigungsminister seine Zuhörer auf. (dpa)

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FDP dringt auf schnelle Marder-Lieferung an Ukraine

  • 04:03 Uhr

Die FDP dringt in der Regierungskoalition auf eine schnelle Lieferung deutscher Schützenpanzer an die Ukraine. Die FDP sage, "dass wir beim Schützenpanzer Marder den Ukrainern mehr Unterstützung zukommen lassen sollten", sagte der stellvertretende Bundestagsfraktionschef Alexander Graf Lambsdorff der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). Die Marder seien keine Kampfpanzer. "Sie stehen auf dem Hof bereit, sie könnten aufbereitet und geliefert werden." Und: "Wir sind als FDP der Meinung, dass dies auch geschehen soll."

Die Ukraine wünscht sich von Deutschland schwerere Waffen. Das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall hat die Lieferung von 88 gebrauchten und wieder aufzubereitenden Mardern angeboten. Die Bundesregierung hat nach bisherigem Stand aber noch nicht entschieden. Nach ihren Plänen sollen sie auch nur für einen Ringtausch mit Nato-Partnern eingesetzt werden: Länder wie Tschechien und Griechenland würden sie dann als Ausgleich erhalten, wenn sie ihrerseits alte sowjetischer Panzer aus ihren Beständen an die Ukraine liefern.

Bei der ebenfalls von der Ukraine gewünschten Lieferung von Kampfpanzern vom Typ Leopard zeigte sich Lambsdorff zurückhaltender. "Beim Leopard schauen wir, was die Verbündeten machen", sagte der FDP-Politiker. "In der Ukraine gibt es weder französische noch britische, italienische oder amerikanische Kampfpanzer. Insofern gibt es auch keinen deutschen Leopard-Panzer." (dpa)

Mit Material von dpa und AFP

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