• Der erste Schock über das deutsche WM-Aus hat sich gelegt, Oliver Bierhoff hat seine Ämter niedergelegt.
  • Jetzt kommen Interna aus der Mannschaft ans Licht.
  • Sie stellen dem Bundestrainer ein schlechtes Zeugnis aus.
  • Die Dominanz des FC Bayern ist plötzlich das Problem.

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Sportlicher Erfolg überdeckt bekanntlich Konflikte. Diese kommen immer erst ans Licht, wenn sich Misserfolg einstellt. Dies passiert so auch nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM-Endrunde in Katar.

Die erste Schockwelle ist durch, schlaflose Nächte durchwacht (siehe Ilkay Gündogan), DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff zurückgetreten.

Jetzt kommen erste Interna ans Licht. Einem Bericht der "Sport Bild"-Ausgabe vom 7. Dezember zufolge habe Hansi Flicks Festhalten am Block der Bayern-Spieler das Mannschaftsklima zerstört. Flick hatte sich direkt vor seiner Berufung zum Bundestrainer im Herbst 2021 – nach dem Aus im EM-Achtelfinale gegen England unter Joachim Löw – als Trainer beim FC Bayern München mit dem Gewinn von insgesamt sieben Vereins-Titeln ein Denkmal gesetzt. Entsprechend ausgeprägt sind Flicks Vertrauen in und dessen Verbundenheit mit Spielern wie Manuel Neuer, Niklas Süle (inzwischen Borussia Dortmund), Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Jamal Musiala, Serge Gnabry, Leroy Sané und Thomas Müller.

Starker Bayern-Block prägt die Nationalmannschaft seit mehr als 50 Jahren

Diese Spieler bilden – zum Teil seit vielen Jahren – auch das Gerüst der Nationalmannschaft und gehören zu deren Leistungsträgern. Ein starker Bayern-Block – einst in Verbindung mit Spielern aus Gladbach, später aus Hamburg und Köln, heute aus Dortmund – ist ein Erfolgsmodell der Nationalelf seit den frühen 70-er Jahren. Ihre EM- und WM-Triumphe seit 1972 wären ohne Spieler vom FC Bayern München, der seit 1986 deutscher Rekordmeister ist, nicht denkbar gewesen. Allerdings gehörte beim EM-Triumph 1980 in Italien mit Karl-Heinz Rummenigge nur ein Spieler des FC Bayern zur Stammformation.

Dies aber ist die Ausnahme von der Regel, dass es eine starke Nationalmannschaft seit mehr als 50 Jahren ohne Akteure des FC Bayern München nicht gibt. In Katar indes soll laut "Sport Bild" genau das Gegenteil eingetreten und die Bayern-Abteilung schuld sein am frühen Ausscheiden.

Gündogan, immerhin Kapitän des englischen Meisters Manchester City und Schütze des Führungstors gegen Japan, spielte in keinem der drei Gruppenspiele durch. Gegen Japan wurde er durch den Bayern Leon Goretzka ersetzt. Gegen Spanien kam für Gündogan der Bayer Leroy Sané ins Spiel. Daran soll es Kritik seitens Antonio Rüdigers, des Abwehrchefs, und von Neuer-Stellvertreter Marc-André ter Stegen gegeben haben.

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Thilo Kehrer von West Ham United, als Rechtsverteidiger unter Flick bis zum Beginn des Turniers ein Dauerbrenner, bekam während des Turniers nur 70 Minuten als Startspieler gegen Spanien. Und dem von Flick über Einsatzzeiten gleichsam fleißig geförderten Gladbacher Jonas Hofmann – geschätzt für seine Dynamik und als Vorbereiter wie Torschütze eine Gefahr für jeden Gegner – erging es in Katar ähnlich. In der 67. Minute kam Hofmann gegen Japan ins Spiel, ließ auch gleich eine große Torchance ungenutzt. Gegen Spanien durfte er beim 1:1 ab der 85. Minute ran.

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An den Spielern des FC Bayern nibelungentreu festzuhalten, führte für Flick nicht zum gewünschten Resultat, sondern mitten hinein in die nächste Sinnkrise des deutschen Fußballs nach 1978, 1984, 1994, 1998, 2000, 2004, 2018 und 2021.

Anderthalb Jahre vor der zweiten EM im eigenen Land – nach 1988 – sieht aber auch unser Kolumnist Olaf Thon keine Alternative zum Beschreiten des lange so erfolgreichen Weges: dem Gruppieren der Nationalelf um einen Bayern-Block herum. "Bayern hat die besten Spieler, und sie werden bis zur EM weitere hinzukaufen. Es hat sich in der Geschichte immer gezeigt, dass ein Bayern-Block unter dem Strich immer das Beste ist. So wurden auch unsere Weltmeisterschaften gewonnen", sagte Thon am Tag nach dem deutschen WM-Ausscheiden unserer Redaktion. 1990 in Italien gehörte der gebürtige Gelsenkirchener Thon als Spieler des FC Bayern München selbst zur damals sechs Mann starken Münchner Fraktion.

Verwendete Quelle:

  • bild.de: Bayern-Block spaltet die Nationalelf

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels kam es leider zu einer falschen Darstellung der Einsatzzeiten von Thilo Kehrer und Ilkay Gündogan. Wir haben diese Fakten angepasst.

Interessiert Sie, wie wir über die WM in Katar berichten? Wir haben unsere Beweggründe in einem Text für Sie zusammengefasst.
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