• Für die DFB-Elf ging es im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica um alles.
  • Achtelfinale oder Aus? Letztlich hatte es die Mannschaft nicht in der eigenen Hand.
  • Ein 4:2-Sieg brachte Deutschland nichts, da Spanien gegen Japan verlor.

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Was vom Spiel hängen bleibt: Nervenschlacht ums Weiterkommen

Für Deutschland stand alles auf dem Spiel, die Konstellationen waren klar. Deutschland muss gewinnen, um das Achtelfinale zu erreichen. Doch der Sieg reichte nicht. Japan warf Deutschland raus.

Bundestrainer Flick ließ Niclas Füllkrug, der den entscheidenden Ausgleich den Spanien schoss, erneut zunächst auf der Bank und stellte stattdessen wieder Thomas Müller in den Angriff. In der Abwehr setzte er auf Niklas Süle, Antonio Rüdiger und David Raum – plus Joshua Kimmich.

Und die DFB-Elf fing gleich rasant an, hatte sofort mehrere große Chancen durch Jamal Musiala, Thomas Müller, Serge Gnabry, der dann auch das Tor machte.

Doch die DFB-Elf ließ sich gehen, nutzte die unzähligen Torchancen nicht – und ließ Costa Rica, gegen die Deutschland das erste Spiel der WM 2006 mit 4:2 gewann, kommen. Vor der Halbzeit kündigte sich die costa-ricanische Offensive an – nach der Pause vollendete sie.

Die Stimmung im Stadion kippte, als der Zwischenstand des Parallelspiels eingeblendet wurde: 2:1 für Japan. Und Deutschland war raus. Ungläubiges Entsetzen, als Costa Rica durch ein Eigentor von Manuel Neuer (nach Schuss von Juan Pablo Vargas) in Führung ging (70.).

Die Stars des Spiels: Stéphanie Frappart und Jamal Musiala

Mit der Französin Stéphanie Frappart pfiff zum ersten Mal eine Frau eine Partie bei einer Männer-WM – ausgerechnet in Katar. Ein längst überfälliger Schritt für die meisten, und doch eines der großen Gesprächsthemen. Frappart, die auch schon Champions-League-Spiele pfiff, strahlte große Souveränität aus. Kurz vor Schluss gab sie einen Treffer für Deutschland durch Niclas Füllkrug (89.) und die Funkverbindung kappte. Mit diesem Spiel ist Vorbild für viele Frauen auf der Welt.

Neben der Unparteiischen stach aus deutscher Sicht der 19-jährige Musiala hervor, der sich die Bälle mit viel Tempo und geschicktem Dribbling holte, immer anspielbar war und eine Torchance nach der anderen hatte. Nur der Ball wollte nicht ins Tor.

Die Szene des Spiels: Deutschland kann nicht auf Spanien zählen

Bei allen Toren und Torchancen war die spielentscheidende Szene im Rückblick eine, die im Parallelspiel stattfand. In der 54. Minute traf Ao Tanaka zur Führung für Japan, die das Aus der deutschen Mannschaft bedeutete. Die Fassungslosigkeit im Al-Rayyan war riesig, das Zittern ebenso. Dass Costa Rica in der Folge noch in Führung ging, ließ das Schreckensszenario für die deutschen Fans real werden. Zwar gewann Deutschland noch, doch Japan entschied über das Weiterkommen Deutschlands.

Die Lehren des Spiels: Deutsches Chancen-Feuerwerk und vogelwilde Defensive

  • Deutschland fängt furios an, lässt dann aber nach

Zweite Minute Musiala, vierte Gnabry, neunte Müller: Die deutsche Nationalmannschaft zündete mit dem Start den Turbo und hatte gleich einige sehenswerte Chancen. Das 1:0 in der zehnten Minute durch Gnabry war die logische Schlussfolgerung. Die frühe Erleichterung.

Nachlegen konnte die Mannschaft aber nicht. Zwar spielten sich die nächsten Minuten überwiegend vor dem Tor der Mittelamerikaner ab, doch Torwart Keylor Navas hielt die Schüsse von Müller (20.), Gnabry und Sané (23.) Musiala blieb hängen oder stand im Abseits (26., 28., 36.). Die Schüsse waren kaum mehr zählbar – das eine Tor schon. Im Verhältnis resultierten aus vielen Torchancen zu wenige Tore in der ersten Halbzeit. Nämlich: eines.

Ein Doppelpack von Kai Havertz (73., 85.) sowie ein Treffer durch Joker Füllkrug brachten der deutschen Mannschaft letztlich nichts mehr.

  • Interessante, aber instabile Abwehrformation

Flick überraschte mit einer neuen Abwehr – Joshua Kimmich sah sich als Hybrid zwischen Außenverteidigung und Sechs. Gegen eine defensiv stehende Mannschaft wie Costa Rica eine plausible Wahl, die allerdings wieder Schwächen zeigte: Duarte kam durch und konnte völlig frei zu Fuller passen, Raum und Rüdiger gingen beide nicht konsequent zum Ball und zum Spieler. Fuller konnte so völlig frei zum Abschluss kommen. Neuer hob den Ball mit einer Hand über die Querlatte (42.)

In den letzten Spielminuten entwickelte Costa Rica mehr Selbstbewusstsein, kam noch zu zwei weiteren Chancen, da stand die DFB-Elf viel zu frei. Beim Ausgleich leistete sich Raum einen Fehlpass, Yeltsin Tereda brachte den Nachschuss unter (58.). Und es kam noch bitterer: Deutschland war einmal mehr voller Lücken vor dem Tor. Watson köpfte vor das Tor, Vargas in der Luft, am Ende steckte Neuer sich den Ball selbst hinein (70.).

  • Aufstand der Underdogs

Eine Lehre dürfte Hansi Flick gezogen haben aus dieser verrückten Gruppenphase: Unterschätze niemals mehr die Underdogs. Mit Deutschland und Spanien verloren die Weltmeister von 2010 und 2014 gegen Japan. Deutschland lag zwischenzeitlich gegen Costa Rica zurück und zitterten lang. Von drückender Überlegenheit konnte da nicht die Rede sein.

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