Ziemlich sicher wird Weltmeister Deutschland bei der Mission Titelverteidigung in Russland auf den Stamm der 2014er-Helden setzen. Aber auch in der zweiten und sogar dritten Reihe gibt es sich einige Spieler mit Potenzial. Was sie einbringen und welche Chancen sie auf die WM haben.

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Noch ist ja gar nicht klar, ob Deutschland im nächsten Sommer überhaupt mitspielen darf. Im "Spitzenspiel" bei Verfolger Nordirland muss noch ein Punkt her, damit der Titelverteidiger bei der Weltmeisterschaft in Russland auch sicher mit dabei ist.

Nicht helfen können dabei eine fast komplette Elf, die Joachim Löw für das Endturnier eigentlich fest einplant.

Manuel Neuer, Jonas Hector, Marco Reus, Ilkay Gündogan, Mario Gomez, Sami Khedira, Mesut Özil, Mario Götze, Benedikt Höwedes oder Timo Werner sind allesamt im Krankenstand oder waren es bis vor kurzem noch.

Dafür sind andere dabei, die die WM-Quali am Donnerstag in Belfast oder spätestens wenige Tage später beim Heimspiel gegen Aserbaidschan richten sollen.

Darunter zwei interessante Rückkehrer und vier Herausforderer. Aber was könnten diese Spieler einer nahezu perfekt aufgestellten Mannschaft noch geben und wie sind ihre Chancen auf die WM?

Antonio Rüdiger

Der Innenverteidiger ist einer der Rückkehrer. Rüdiger war bereits Bestandteil des EM-Kaders vor einem Jahr, doch dann riss er sich beim ersten Training das Kreuzband.

War danach aber unglaublich schnell wieder fit und wechselte im Sommer von Rom zum FC Chelsea. Rüdiger hat eine unglaubliche Athletik, könnte auch als rechtes Glied einer Dreierkette spielen oder zur Not als Rechtsverteidiger.

Allerdings muss er noch an seiner Spieleröffnung feilen und seine bisweilen fahrigen Aussetzer minimieren.

Vielleicht macht er in London in den nächsten Monaten noch einen entscheidenden Schritt. Ansonsten wird es bei dem Überangebot an herausragenden Innenverteidigern für ihn eng.

Marvin Plattenhardt

Es gibt immer noch genug Fans, die sich über die Nominierung des Berliners wundern. Plattenhardt spielt quasi unter dem Radar, ist aber auf einer sehr neuralgischen Position mittlerweile tatsächlich so etwas wie eine echte Alternative zu Kölns Hector.

Dazu hat Plattenhardt als Linksfuß ein außerordentliches Alleinstellungsmerkmal: Seine Standards sind von großer Qualität.

Im freien Spiel ist er auch nicht zu unterschätzen, für die internationale Klasse muss er sich aber erst noch qualifizieren.

Die ersten Eindrücke beim Confed Cup waren in der Beziehung positiv. Als Backup für die linke Abwehrseite dürften seine Chancen bei einer guten Saison mit der Hertha gar nicht so schlecht stehen.

Leroy Sane

Vor ein paar Monaten fiel der ehemalige Schalker im fernen Manchester allenfalls durch sein diskutables Tattoo auf - mittlerweile darf Sane aber wieder spielen und macht das auch ziemlich gut.

Bei Manchester City ist er zwar nicht einer der unersetzlichen Spieler, hat bei seinen Einsätzen aber immer starke Szenen und trifft fast regelmäßig.

Sane ist der perfekte Konterspieler, ein unglaublicher Tempodribbler und auch im Abschluss stark.

Aber er muss diese Qualitäten spätestens in der zweiten Saisonhälfte auch in den großen Spielen zeigen. Dann stehen seine Chancen auf die WM ziemlich gut.

Lars Stindl

Der Gladbacher ist ein bisschen wie ein Müller-Klon. Bewegt sich gut im Raum, findet Wege in die Tiefe, ist weder als Zehner noch als Mittelstürmer zu fassen. Ein Hybridspieler also, der in der Offensive eigentlich alles kann.

Stindl ist in vielen Bereichen top - aber er hat nicht die eine spezielle Fähigkeit. Wahrscheinlich macht ihm genau diese Qualität als offensiver Allrounder einen Strich durch die Rechnung. Zumal das Angebot an Zentrums- oder Halbraumspielern in Deutschland enorm ist.

Nur wenn sich im Frühjahr gleich mehrere gesetzte Spieler verletzen, hat Stindl eine echte Chance.

Amin Younes

Für ihn gilt ähnliches wie bei Stindl. Dazu kickt Younes auch noch außerhalb des Mainstreams in der niederländischen Eredivise für Ajax Amsterdam.

Aber: Younes hat tatsächlich ein paar große Vorzüge. Er ist ein klarer Flügelspieler und wäre für ein durchaus denkbares 3-4-3-System wie gemacht.

Und er hat eine Spezialwaffe, die es in Deutschland nicht oft gibt. Younes kann aus dem Stand Tempo aufnehmen und im Dribbling mehrere Gegenspieler beschäftigen.

Löws Mannschaft ist eine Passmaschine, auf Einzelaktionen wird seltener Wert gelegt. Diese kann Younes aber liefern - was bei entsprechenden vertrackten Situationen oder Spielständen richtig wichtig werden könnte.

Sandro Wagner

Löw hat mit Gomez und Werner zwei klare Mittelstürmer, Wagner steht als dritte Option dahinter.

Der Hoffenheimer polarisiert wie kein anderer, unterlegt seine forschen Sprüche aber auch mit Leistungen. Und Wagner geht dahin, wo es sprichwörtlich weh tut.

Er ist ein Mentalitätsspieler, der eine Mannschaft mitreißen kann - und sei es nur für ein paar Minuten in der Schlussphase einer Partie.

Allerdings bleiben ein paar fußballerische Defizite. Die Auftritte mit Hoffenheim im Europapokal sollte er schnell nutzen, um seine internationale Tauglichkeit unter Beweis zu stellen. Ansonsten wir des richtig eng.

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