In Deutschland ist eine Debatte um die ungleiche Bezahlung im Fußball entstanden. Wir erklären, wie viel die Frauen wirklich verdienen und warum die Differenz zu den Herren wohl immer bestehen bleiben wird.

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Der Auftakt der Fußball-WM ist geglückt. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist mit einem 1:0 gegen China erfolgreich in die Weltmeisterschaft gestartet. Sollte am Ende der WM-Sieg gelingen, gäbe es nicht nur einen hübschen Pokal, sondern pro Spielerin auch eine Prämie von 75.000 Euro.

Rund um diese Prämie ist in Deutschland allerdings eine Debatte entstanden. Tatsache ist nämlich: Wären die männlichen Nationalspieler vor einem Jahr Weltmeister in Russland geworden, hätte es eine Prämie von 350.000 Euro pro Spieler gegeben.

Grund sind unter anderem die unterschiedlichen Preisgelder. Bei der Frauen-WM schüttet der Fußball-Weltverband FIFA umgerechnet 26,6 Millionen Euro aus. Bei den Männern waren es im Vorjahr 355 Millionen.

Ist es gerecht, dass Frauen und Männer im Fußball so unterschiedlich bezahlt werden? Die Meinungen gehen auseinander.

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat Verständnis für die ungleiche Bezahlung und sagt in der "Bild": "Wir generieren nicht die Gelder, also können wir sie auch nicht in der gleichen Höhe fordern."

Fußballspielerinnen wehren sich gegen ungleiche Behandlung

Das sehen allerdings nicht alle Frauen so. Die US-Nationalspielerinnen haben zum Beispiel im März den eigenen Verband verklagt, weil die Organisation ihnen weniger Geld bezahlt als den Männern und sie sich dadurch aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert fühlen.

Die Norwegerin Ada Hegerberg, die 2018 den Ballon d'Or gewann und somit als die momentan beste Fußballspielerin der Welt gilt, ist aufgrund der ungleichen Behandlung von Männern und Frauen sogar aus der Nationalmannschaft zurückgetreten.

Ob nun in der Nationalmannschaft oder im Vereinsfußball: Die Verdienstmöglichkeiten von Männern und Frauen könnten im Fußball kaum unterschiedlicher sein.

Laut statista werden Fußballspielerinnen in der französischen 1. Liga am besten bezahlt und kassierten dort in der Saison 2017/18 durchschnittlich 44.135 Euro.
Deutschland rangiert auf Platz zwei mit durchschnittlich 38.766 Euro. Dahinter folgen England (31.344 Euro), die USA (23.985 Euro) und Schweden (12.553 Euro).

Monatsgehälter zwischen 200 und 10.000 Euro

Tatsächlich aber ist die Situation dramatischer als diese Zahlen vermuten lassen. Das Gehaltsgefälle innerhalb der deutschen Bundesliga ist immens.

Die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult, die beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht, sagt beim WDR über die Monatsgehälter: "Es gibt Spielerinnen, die 200 Euro verdienen, es gibt auch Spielerinnen, die dann vielleicht 10.000 Euro verdienen."

Die deutsche Spielführerin Alexandra Popp, die ebenfalls für den VfL Wolfsburg spielt, kann laut eigener Aussage gut vom Fußball leben, gibt im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus" jedoch zu bedenken: "Es gibt allerdings auch Mannschaften in der Bundesliga, wo Spielerinnen nebenbei arbeiten müssen oder ein Studium machen. Es gibt in der Frauen-Bundesliga also Profis und Amateure. Es wäre wünschenswert, dass alle Frauen in der Bundesliga den Fußball als Hauptberuf haben."

Neymar verdient mehr als 1.700 Spielerinnen zusammen

Wie krass die Unterschiede zwischen den Männern und Frauen sind, beweist eine Untersuchung von Global Sports Salaries Survey.

Der WDR verweist auf deren Studie, wonach die 1.700 Fußballspielerinnen aus den sieben Top-Ligen in den USA, Deutschland, Frankreich, England, Schweden, Australien und Mexiko im Jahre 2017 zusammen 32,8 Millionen Pfund (rund 36,91 Millionen Euro) verdient haben.
Das sind etwa 100.000 Euro weniger als der brasilianische Superstar Neymar bei Paris Saint-Germain alleine kassiert.

Sportökonom: Was verdient der Spieler dem Klub?

Für den Sportökonomen Prof. Dr. Frank Daumann von der Universität Jena sind diese Unterschiede völlig logisch. Beim WDR sagt er: "Ein Erklärungsansatz bei den Gehältern läuft immer über das sogenannte Wertgrenzprodukt. Heißt: Was verdient eigentlich der Spieler dem Klub? Und ein Spieler wie Neymar lässt sich unglaublich gut vermarkten. Paris Saint-Germain gewinnt durch Neymar ziemliche Umsätze hinzu. Das geben sie teilweise an den Spieler weiter. Wenn sie sich weibliche Spielerinnen anschauen, haben die ein vergleichsweise geringes Wertgrenzprodukt. Das spiegelt sich im Gehalt wieder."

Von der Popularität her bewegt sich der Herren-Fußball tatsächlich in einer völlig anderen Dimension als der Frauen-Fußball. Der beste Beweis: Der Zuschauerschnitt der Frauen-Bundesliga betrug laut FUPA zuletzt 833. Der Zuschauerschnitt in der Herren-Bundesliga: 43.467 Zuschauer.

Dementsprechend unterschiedlicher fallen die Zuschauereinnahmen, TV-Gelder und Werbeeinnahmen aus.

Nationalspieler Klostermann: Fernsehübertragungen sind ein guter Schritt

Auch, wenn die Frauen nicht die gleichen Einnahmen generieren wie die Herren, ist der Aufwand dennoch ähnlich.

Der deutsche Nationalspieler Lukas Klostermann von RB Leipzig kann das beurteilen. Seine Schwester Lisa Klostermann ist nämlich Bundesliga-Torhüterin bei SGS Essen. "Wenn ich mir unsere Trainingspläne anschaue, kann ich keine großen Unterschiede entdecken", sagt er bei DFB.de.

Die Männer hätten zwar mehr Spiele zu bestreiten, weil die Frauen-Bundesliga sechs Mannschaften weniger umfasst. "Bei den Frauen kommt allerdings hinzu, dass nur wenige mit dem Fußball ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Viele haben parallel zum Fußball einen Beruf oder ein Studium. Meine Schwester studiert zum Beispiel. Von daher ist das insgesamt sehr anspruchsvoll."

Insgesamt sieht er den Frauen-Fußball auf einem guten Weg: "Dass man bereits viele Spiele im Fernsehen anschauen kann, ist ein guter Schritt." DFB-TV, Magenta Sport und Sport 1 übertragen diverse Partien aus der Bundesliga.

Bedeutet mehr Medienpräsenz auch mehr Geld?

Daumann glaubt nicht, dass Frauen jemals die finanziellen Dimensionen der Männer erreichen: "Die Frauen strengen sich bestimmt genauso an wie die Männer, vielleicht sogar noch wesentlich mehr. Aber die Frage ist das Endprodukt, wie sich also diese Unterhaltungsdienstleistung vermarkten lässt."

In Australien verdienen Frauen genauso viel wie Männer

Außerhalb von Europa sind einige Fußball-Damen etwas weiter. Die Australierinnen beispielsweise haben durchgesetzt, dass die Frauen in der W-League das gleiche Grundgehalt kassieren wie die Männer.

Allerdings ist Fußball dort kein Nationalsport. Das Grundgehalt beträgt daher umgerechnet nur 10.100 Euro.

Eine Angleichung an die Millionen-Gehälter im europäischen Spitzenfußball wäre erheblich schwieriger umzusetzen.

Quellen

  • Bild.de: "Ist das gerecht?"
  • nytimes.com: "U.S. Women’s Soccer Team Sues U.S. Soccer for Gender Discrimination"
  • wdr.de: "Bezahlung von Fußballerinnen - Verdienter Lohn?"
  • focus.de: "DFB-Kapitänin Alexandra Popp: 'Zeiten sind vorbei, dass Deutschland mit 8:0 gewinnt'"
  • dfb.de: "Klostermann: 'HSV wird schwierige Aufgabe'"
  • dfb.de: "Fünfmal Frauen-Bundesliga live im TV"
  • SID: "Frauen bekommen gleiches Gehalt wie Männer"
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