Pierre-Emerick Aubameyang ist kein Söldner, André Schürrle kein Torjäger und Clemens Tönnies kein Mann mit Feingefühl. "Simon, der Rote" macht dem HSV Probleme, der VfB schafft sich diese dafür selbst. Unsere wie immer nicht ganz ernst gemeinten Lehren des Spieltags.

Eine Glosse

1. Lehre: "Simon, der Rote" trifft nur gegen Zweitligisten

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Im Fußball kann alles so schnell gehen. Der Hamburger SV versucht zwar, mit seiner Art diesen Sport auszuüben das Gegenteil zu beweisen, dennoch lässt sich diese These nicht vollends wegdiskutieren.

Exakt eine Halbserie ist es erst her, da erklomm der HSV durch einen 3:1-Erfolg beim 1. FC Köln für eine Nacht die Tabellenspitze. Und nun, 17 Spieltage später, ist der krisengeplagte HSV in der krisigsten Krise der vergangenen Jahre angekommen.

0:2 gegen Schlusslicht Köln, das Verharren auf Platz 17 und ein erneuter spielerischer Offenbarungseid: Folgerichtig kam die Beurlaubung von Trainer Markus Gisdol, der von Bernd Hollerbach abgelöst wird.

Der "Effzeh" schöpft nach dem dritten Sieg in Serie hingegen wieder Hoffnung auf den Klassenerhalt. Matchwinner war, wie schon im Derby gegen Borussia Mönchengladbach, Simon Terodde, der Lothar Matthäus‘ frrrrängischem Sprachderminus zufolge auch "Simon de Rodde" und damit auf Hochdeutsch "Simon, der Rote" heißen könnte.

Ausgerechnet Terodde, ist man fast schon geneigt zu sagen. Ein in der Hinrunde sich außer Dienst befindender Torjäger, der in der Winterpause vom VfB Stuttgart nach Köln wechselte und dem stets nachgesagt wurde, lediglich gegen Zweitligisten Tore erzielen zu können.

Obwohl, wenn man es sich recht überlegt: Tore gegen Hamburg widerlegen diese These nur bedingt …

2. Lehre: Der VfB hat ein Problem

Der Hamburger SV ist natürlich nicht der einzige Aufbaugegner in der Bundesliga. Da gibt es zum Beispiel auch den VfB Stuttgart – erst recht, wenn dieser in einem fremden Stadion vorstellig wird.

Mit sage und schreibe einem einzigen bislang auswärts ergatterten Punkt sind die Schwaben gerne gesehene Gäste. So war es auch bei Bundesligaspiel in Mainz.

Trotz Führung vergeigte es der VfB mal wieder auf fremden Platz und musste sich dem FSV letztlich mit 2:3 geschlagen geben.

Für ein Kuriosum sorgten die Schwaben bereits vor dem Anpfiff. Weil die Aufenthaltsgenehmigung des kongolesischen Spielers Chadrac Akolo der DFL nicht vorlag, sah sich der VfB gezwungen, den 22-Jährigen aus dem Kader zu nehmen. Denn: ohne Aufenthaltsgenehmigung keine Spielberechtigung.

Letztere hätte man am Samstag, gemessen an der gezeigten Leistung, allerdings keinem der VfB-Profis ausstellen dürfen. Erst recht nicht Torwart Ron-Robert Zieler, dessen Harmlosebälleaufhaltgenehmigung an diesem Tag ebenfalls abgelaufen war ...

3. Lehre: Tönnies ist Schalkes Streichholz am Pulverfass

Stellen Sie sich vor, Sie sind eine emotionale Person und eine Ihnen durchaus nahestehende Person hat Sie erst vor wenigen Tagen verletzt. Was machen Sie? Reden Sie über Ihren Schmerz mit einem Menschen Ihres Vertrauens? Oder posaunen Sie Ihre Wut laut in aller Öffentlichkeit heraus?

Sollten Sie die erste Option bevorzugen, dürften Sie zur großen Mehrheit der Menschheit gehören. Sollten Sie hingegen die zweite Option bevorzugen, ist die Wahrscheinlichkeit nicht allzu gering, dass Sie Clemens Tönnies heißen.

Der Schalke-Boss erachtete es nämlich als sinnvoll, kurz nach Leon Goretzkas finaler Entscheidung pro FC Bayern bei Jörg Wontorras Fußball-Talk aufzukreuzen und Sätze rauszuhauen, die nicht nur ihm, sondern auch dem gesamten Klub alsbald um die Ohren fliegen könnten.

"Meine erste Reaktion war, dass Leon das Trikot von Schalke 04 nicht mehr tragen sollte" und "Wenn es für die Mannschaft besser ist, kann es auch sein, dass Leon bis zum Ende der Saison auf der Tribüne sitzt", wetterte Tönnies im Sky-Studio.

Es verwundert nicht, dass Goretzka bei Schalkes müdem 1:1 gegen Hannover 96 von tausenden enttäuschten Fans ausgepfiffen wurde. Das mag man für richtig erachten, oder nicht.

Unstrittiger dürften die Meinungen zu Tönnies' Elefant-im-Porzellanladen-Auftritt sein. Wenn es auf Schalke ein prall gefülltes Pulverfass gibt, dann ist das personifizierte Streichholz aus Ostwestfalen einfach gerne zur Stelle.

4. Lehre: Aubameyang ist kein Söldner – und Schürrle kein Torjäger

Die Fans von Borussia Dortmund würden sicherlich gerne über die neuen Turbulenzen beim blau-weißen Erzrivalen spotten, hätte der Verein nicht sein eigenes Problem namens Pierre-Emerick Aubameyang.

Statt die Partie seiner Noch-Kollegen in Berlin (1:1) zumindest im TV zu verfolgen, kickte der zum zweiten Mal in Folge nicht nominierte Gabuner lieber mit Freunden in einer Dortmunder Fußballhalle.

Schön zu wissen, dass Aubameyang auch dann noch Spaß am Fußball hat, wenn er nicht zehntausende Euro pro Einsatz und Torerfolg kassiert. Damit sollte die Söldner-Diskussion um den 28-Jährigen endgültig ad acta gelegt werden (*räusper*) …

Bei diesem Kick trug Aubameyang übrigens das Trikot von Ousmane Dembélé, dessen unprofessionelles Verhalten er sich aktuell offensichtlich zum Vorbild nimmt.

Genauso wie der junge Franzose versucht nun auch er, seinen Klub mit Provokation um Provokation zum Verkauf zu zwingen. Das Schlimme: Diese Taktik wird sehr wahrscheinlich aufgehen.

Der BVB wird nur noch im Sinn haben, Aubameyang möglichst gewinnbringend an den Mann – ergo Arsène Wenger – zu bringen, um mit den Einnahmen einen halbwegs geeigneten Nachfolger zu akquirieren.

Denn das, und das ist das nächste Dortmunder Problem, was die möglichen internen Aubameyang-Nachfolger derzeit in der Offensive zeigen, ist für das Erreichen eines Champions-League-Platzes nicht ausreichend.

Dem jungen Alexander Isak fehlen Robustheit und Kaltschnäuzigkeit. Andrej Jarmolenko das nötige Spielglück. Und André Schürrle, tja, der würde derzeit wohl nicht mal bei einem Hallenkick mit Aubameyangs Freunden ein Tor erzielen.

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