Beim FC Bayern München singt bald ein 1.000-köpfiger Dante-Chor, Herr Niemand will dringend HSV-Trainer werden und - Aufatmen beim ZDF - Jürgen Klopp hat einen neuen Feindsender. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen und nicht ganz ernst gemeinten Lehren des jeweiligen Spieltags der Bundesliga.

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1. Erkenntnis: Es gibt zu viele Erkenntnisse

Der FC Bayern München tritt bei Borussia Dortmund an und gewinnt mit 1:0. Man könnte meinen, ein solches Spiel würde keinen Osterhasen hinter dem Ofen hervorlocken. Und dennoch gibt es auf Bayern-Seite mehr Erkenntnisse, als wir Ostereier gefunden haben. Deshalb gibt es jetzt die Lehren in den Lehren. Aber keine Sorge, ich fasse mich kurz - oder versuche es zumindest.

1a. Erkenntnis: Guardiola liebt Dante doch

"Ich möchte diesen Sieg Dante widmen. Ich hätte gerne 1.000 Dantes in meinem Team", offenbarte Bayern-Trainer Pep Guardiola ungeahnte Sympathien für den Verteidiger. Da sind uns vor Erleichterung schon ein bisschen die Tränen in die Augen getreten. Mit Disharmonie können wir nicht umgehen und Dante sah in letzter Zeit traurig aus, weil er kaum spielen durfte.

Aber jetzt ist ja wieder alles gut und wir freuen uns auf einen 1.000 Mann starken Dante-Chor.

Denn so schön wie Dante singt ja bekanntlich keiner.

1b. Erkenntnis: Ex-Dortmunder kennen kein Mitleid

Inzwischen ist uns auch klar, weshalb sich die Dortmunder immer so standhaft weigern, Spieler zu den Bayern wechseln zu lassen. Das hat gar nichts mit einer Schwächung in den eigenen Reihen oder Prinzipientreue oder so einem Quatsch zu tun. Nein, es liegt daran, dass die Herren Ex-Dortmunder einfach wahnsinnig gerne gegen den ehemaligen Verein treffen.

In den vergangenen vier Spielen der Bayern gegen den BVB haben Ex-Borussen drei Treffer beigesteuert. Robert Lewandowski traf bereits zweimal, Mario Götze einmal. Ganz schön frech.

1c. Erkenntnis: Schweinsteiger wird nicht älter sondern härter

Mit Bastian Schweinsteiger ist das wie mit einer guten, im Keller vergessenen, leicht angegorenen Flasche Apfelsaft. Diese Flasche wird im Alter nicht schöner, der Inhalt aber definitiv härter - wie Bastian Schweinsteiger. Auch wenn mir auffällt, dass es vielleicht nicht ganz cool ist, den Mittelfeldgott der Bayern mit einer Flasche zu vergleichen. Aber worauf ich hinauswill: Je älter Schweinsteiger wird, desto mehr kann er wegstecken. Und deshalb ist Matthias Sammer auch überzeugt, dass Schweini trotz dickem Knöchel bereits im Pokal wieder auf dem Platz stehen wird, weil: "Der Basti ist ein harter Hund". Nix Flasche leer, also.

1d. Erkenntnis: Wir sind wieder in den 1990ern

Dass in der Mode die bauchfreien Tops und die plateaubeklebten Schuhe ein Revival feiern, damit kommen wir gerade noch klar. Aber dass einige Fußballfans scheinbar denken, die 1990er wären auch im Fußball ein Jahrzehnt, an dem man sich orientieren sollte, das können wir nicht nachvollziehen. Oder warum sollte ein Mensch sonst auf die Idee kommen, Bananen auf den gegnerischen Torhüter zu werfen? Das war schon bei Oliver Kahn in den 1990ern sinnfrei, die Wiederauflage bei Manuel Neuer, den die BVB-Fans mit gelben Obst bedachten, ist einfach nur bescheuert. Unser Tipp: Wenn ihr die 1990er so geil findet, liebe Bananenfreunde, lasst euch doch wieder einen Vokuhila schneiden und hört ein bisschen DJ Bobo.

2. Erkenntnis: Niemand will HSV-Trainer sein

Es gibt eine Reihe von Berufen, die ich nur äußerst ungern ausführen würde und bei denen ich vor allen den Hut ziehe, die sich trotzdem daran versuchen: Tigerdompteure zum Beispiel, Giftschlagenzahnärzte, Haiflüsterer, vierter Offizieller bei BVB-Spielen - und: Trainer beim Hamburger SV. Der bedauernswerte Peter Knäbel (ich sitze schon an einem Bildungsroman mit diesem Titel) hat sich nach 15 Jahren Abwesenheit von der Trainerbank dieser Aufgabe gestellt und gleich mal mit 0:4 bei Bayer 04 Leverkusen verloren. HSV-Torhüter René Adler fasste das Elend in einem äußerst prägenden Zitat zusammen: "Wir haben alle unsere Trikots in den Gästeblock geworfen, damit die Fans wenigstens etwas mitnehmen können."

Sehr nett von den HSV-Spielern, auch wenn das dem freundlichen Herrn Knäbel herzlich wenig nützt. Er wird Hamburg wohl zum Ende der Saison wie so viele vor ihm völlig entnervt verlassen. Aber weil ich so gerne helfe und falls der HSV Thomas Tuchel doch nicht von den Schönheiten der Hansestadt überzeugen kann, habe ich schon die Nummern von Herrn Niemand und Herrn Keiner herausgesucht.

Denn Niemand will unbedingt Trainer beim HSV werden und Keiner brennt schon auf den Sportdirektorposten.

3. Erkenntnis: Jürgen Klopp hat einen neuen Feind

Hach, der Kloppo und das Fernsehen. Eigentlich sind die beiden doch füreinander gemacht. Der charismatische Jürgen Klopp, der sich während der WM 2006 und der EM 2008 beim ZDF und bei der WM 2010 für RTL in unsere Herzen expertisierte. Doch danach muss irgendetwas passiert sein. War es vielleicht, dass das ZDF Klopp mit Oliver Kahn ersetzte oder dass RTL lieber Jens Lehmann holte?

Wäre Klopp vielleicht auch gerne wieder TV-Experte, kann aber nicht, weil er kein ehemaliger Torhüter ist? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Klopp seit längerer Zeit mit dem Fernsehen auf Kriegsfuß steht. ZDF-Moderator Jochen Breyer kann davon ein Liedchen singen. Ach was, das ganze ZDF kann davon ein Liedchen singen! Doch es gibt Hoffnung für die Mainzer Sendeanstalt. Der Jürgen hat nämlich einen neuen Feindsender gefunden: Sky.

Bei Sky hielt man es nämlich für eine gute Idee, Jürgen Klopp für die Expertenrunde nach dem Spiel gegen die Bayern direkt neben der Gästetribüne, auf der die mitgereisten FCB-Fans noch darauf warteten das Stadion verlassen zu dürfen, zu platzieren. Eine Chance, die sich die Münchner natürlich nicht entgehen lassen können. Und so schallte es, während Klopp versuchte, die Niederlage seines Teams zu erklären, unablässig in sein Ohr: "Jürgen ist bekloppt". Klopps semi-begeisterte Reaktion in Richtung des Moderators: "Das ist ja eine Riesenidee, mich hier hinzusetzen". Und weiter: "Ich hätte das Interview auch woanders geben können".

Naja, fürs Mikrofonhinwerfen und Studioverlassen hat es noch nicht ganz gereicht. Aber beim ZDF freuen sie sich trotzdem, dass sich die Klopp-Wut nun auch auf andere Fernsehstudios verteilt.

4. Erkenntnis: Der FC Augsburg findet das schönste Ei

Für den FC Augsburg ist schon seit Beginn der laufenden Saison Weihnachten und Ostern und Geburtstag und Sonntag zusammen. Noch immer stehen die lustigen Schwaben auf einem Europa-League-Platz. Und noch immer verdient. Gegen Schalke reichte es zwar nur zu einem 0:0, aber dieses Ergebnis habe ich mir ohnehin gewünscht, um den Redaktionsfrieden zwischen dem königsblauen Volontär und der rot-grün-weißen Redakteurin zu wahren.

Und überhaupt dürfte es dem geneigten FCA-Anhänger egal sein, dass nur ein und nicht drei Punkteier am Sonntag herausgesprungen sind. Das allerschönste Osterei gab es nämlich schon vor dem Spiel. Der liebe kleine Osterhase hatte den Datschiburgern (wie sie außerhalb der Fuggermauern gern genannt werden) Vertragsverlängerungen mit Trainer Markus Weinzierl (bis 2019) und Manager Stefan Reuter (bis 2020) ins Nest gelegt. Das Überraschungsgespann beim ewigen Überraschungsteam bleibt also überraschend für immer (zumindest wenn man in Fußballjahren rechnet) in Augsburg. Ein schöneres Ostergeschenk kann es doch wohl kaum geben.

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