Bei Maischberger standen am Dienstagabend (25.) die Energiewende, der Ukraine-Krieg und die Streitigkeiten der Ampel im Mittelpunkt. Während Armin Laschet (CDU) und Sigmar Gabriel (SPD) nur zurückhaltend miteinander diskutierten, wurde es an anderer Stelle beim Thema Klima-Aktivisten hitzig. Der Moment des Abends hatte dann wiederum mit Putin zu tun.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Marie Illner dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Baustellen an allen Ecken und Enden: Während die Weltgemeinschaft in Krisen versinkt – von Klimawandel bis Krieg in der Ukraine – streitet Deutschland über Heizungen. Trotz Koalitionsausschuss und Kabinettsbeschluss haben FDP und SPD bei den Heizungsplänen noch Korrekturbedarf angemeldet.

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Das ist das Thema bei "Maischberger"

Bei Maischberger ging es am Dienstagabend (25. April) um die großen Linien und die heimischen Streitigkeiten: Was ist die richtige Strategie in der Innen- und Außenpolitik? Wie steht Russlands Bevölkerung wirklich zum Krieg in der Ukraine? Zerbricht die Ampel am Streit über die Wärmewende und wie gehen wir mit der Letzten Generation um? Auf den Tisch kamen auch die Themen Atomkraft, Personalie Friedrich Merz und Putins Rückhalt.

Das sind die Gäste

  • Sigmar Gabriel (SPD): "Der Rest der Welt fliegt uns gerade um die Ohren und wir diskutieren wie üblich über uns selber", stellte der ehemalige Außenminister und Ex-Parteichef fest. Er staune darüber, über was man sich hierzulande so streite. In der Heizungsdebatte dürfe der Politik der Blick auf die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten nicht verloren gehen, mahnte Gabriel. Bei der Atomkraft-Debatte sprach er die Suche nach Endlagern an und kritisierte: "Das Drücken vor dieser Frage darf nicht so weitergehen!"
  • Armin Laschet (CDU): "Ich halte es für falsch, jetzt abzuschalten", so der ehemalige Ministerpräsident von NRW über das Atomkraft-Aus. Im Ukraine-Krieg müsse man alle diplomatischen Kanäle offenhalten. Es brauche sowohl Waffen als auch Verhandlungen. "Die deutsche Außenpolitik sollte nicht überall in die Welt reisen und erklären, was andere falsch machen, sondern Verbündete finden", meinte er.
  • Demian von Osten: Der ARD-Korrespondent berichtete über die Russen: "Es ist sehr schwer geworden, mit Menschen zu reden. Viele haben einfach Angst." Russische Bürger hätten sich ihm gegenüber enttäuscht darüber gezeigt, dass Deutschland Panzer in die Ukraine liefert und gesagt hätten: "Warum tut ihr das, wir dachten doch, ihr seid unsere Freunde?" Auf dem Land finde man kaum jemanden, der gegen den Krieg sei.
  • Susanne Gaschke: "Wie klug war diese Energiewende, die gleichzeitig aus allem aussteigen will?", fragte die Journalistin der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ). Es sei vernünftig jetzt die Struktur der Atomkraftwerke weiter vorzuhalten. Als es um die CDU ging, war sie sicher, dass Merz der Kanzlerkandidat werden würde. "Ich spüre bei ihm aber eine gewisse inhaltliche Unentschlossenheit, in welche Richtung er jetzt gehen will", merkte sie an.
  • Hajo Schuhmacher: Der Kolumnist und Autor sprach über die "Letzte Generation": "Was mich am meisten dabei ärgert: Wir sind immer noch eine Debatten- und Diskurs-Republik. Diese jungen Menschen verweigern den Diskurs." Sie würden bloß sagen: "Schnauze voll". Er frage sich, wie man aus der "diskursiven Sackgasse" wieder herauskommen wolle. "Das verhärtet sich immer weiter", urteilte er.
  • Urban Priol: Der Kabarettist und Theaterleiter spekulierte über eine mögliche Kanzler-Kandidatur von Friedrich Merz bei der nächsten Bundestagswahl. "Wenn er redet fühlt man sich ein bisschen an die alte Bonner Republik erinnert. Die Reden atmen den Geist der Untoten der 80er-Jahre. Wie wir damit in die Moderne gehen, sehe ich nicht", kritisierte Priol und ergänzte scherzhaft: "Auch wenn er ein starkes Kompetenzteam mit dem Energiefachmann Jens Spahn hat." Er sei verwundert, wie schnell man in der Politik etwas Neues werden könne. "Er hat es gut, er muss in seinen Reden immer nur den Begriff 'Maske' durch 'Strom' ersetzen", sagte Priol.

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Maischberger fragte den Russland-Kenner von Osten, wie es um den Rückhalt von Putin und die Einstellungen in der russischen Bevölkerung stehe. "Die allermeisten beschäftigen sich nicht mit den Details von der Front", berichtete Demian von Osten.

Viele Russen seien noch nie im Ausland gewesen. Sie hätten nun das Gefühl, "unsere Jungs verteidigen unsere Heimat gegen Nazis".

Der Krieg wirke für viele sehr weit weg. Es kämen zwar Menschen in Särgen zurück, aber: "Das ist nicht die eine Stadt, wo sie dann auf einmal tausende Gräber haben, wo sich dann in dieser Stadt eine Protestbewegung bilden könnte." Es verteile sich über das ganze Land. Es gäbe zwar Einschränkungen im Alltag durch die Sanktionen, "aber es führt nicht so weit, dass die Menschen sich fragen: 'Warum gibt es diese Sanktionen?'", schilderte er.

Politik werde als "Naturgewalt" gesehen, die von oben das Schicksal bestimme. Putin sitze derzeit recht fest im Sattel. "Für Putin war die kritische Zeit die Anfangszeit, wo es darauf ankam, seine Eliten um sich herum zu versammeln", so von Osten. Das sei ihm gelungen. Auch Wagner-Chef Prigoschin sei keine große Gefahr, da er selbst vom Kreml abhänge. "Putin hat sich gut im Krieg eingerichtet", so der Experte. Er habe einen Vorwand mehr, massiv gegen die Opposition vorzugehen.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Es ging um Klima-Aktivisten, die sich auf Straßen kleben. NZZ-Journalistin Susanne Gaschke sagte: "Ich habe das Gefühl, dass die Leute langsam ziemlich genervt sind." Die Verkehrssituation in Berlin sei schon im Normalzustand angespannt. "Damit macht man das Anliegen kaputt", urteilte sie. Für Klimaschutz müsse man Menschen politisch gewinnen, beispielsweise eine Partei gründen.

Priol widersprach. "Ich sehe das nicht so", sagte er. "Das Klimathema ist jeden Tag präsent und dafür lohnt sich das Ganze schon mal." Da schaltete sich auch Schuhmacher ein. Es gehe nicht nur ums Klima. "Die Grundmelodie, die da drunter liegt, ist eine grundsätzliche Kapitalismuskritik", analysierte er.

Es werde eine systemische Frage gestellt. Man müsse den jungen Menschen klarmachen, dass demokratischer Parlamentarismus und soziale Marktwirtschaft die Säulen seien, "die eigentlich ganz gut funktionieren, sie brauchen halt nur etwas länger", so Schuhmacher. Er verstehe die Ungeduld der jungen Menschen, aber das Thema werde dadurch nicht attraktiver.

Priol ließ sich nicht überzeugen: "Ich finde Aufmerksamkeit wird generiert, und das ist in Ordnung. Solange es gewaltfrei abläuft, bin ich dafür."

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So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Maischberger wusste, dass Laschet und Gabriel freier sprechen können als amtierende Politiker. Deshalb konnte sie Gabriel zum Beispiel fragen, ob er die Heizungspolitik der Ampel so mitgetragen hätte – und bekam sogar eine ehrliche und kritische Antwort. Amtierende SPDler hätten hier als Koalitionspartner vermutlich um den heißen Brei herumgeredet.

An anderer Stelle zeigte sich Gabriel ziemlich genervt: Maischberger wollte von Laschet wissen, ob Merz der Beste für die Kanzlerkandidatur sei. Da kommentierte Gabriel: "Sie stellen ab jetzt jede politische Sendung diese Frage und sie wird die CDU/CSU nerven bis zu dem Tag, bis zu dem sie entscheiden. Ich kenne das aus unserem Laden."

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Manche Reizthemen (Stichwort "Klima-Aktivisten") hätten ruhig länger ausdiskutiert werden können. Das Gespräch von Laschet und Gabriel lieferte naturgemäß wenig tagesaktuellen Input, sondern kreiste eher um die großen politischen Linien.

Als die auf internationale Ebene abhoben und Akteure wie China, USA, Frankreich, Brasilien mit auftraten, dürfte es vielen Zuschauerinnen und Zuschauern schwergefallen sein, noch zu folgen. Am erkenntnisreichsten war deshalb der Einblick, den Russland-Kenner von Osten mitbrachte – wohl aber ebenso ernüchternd.

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