Offenbar ist ein Nachfolger für den ehemaligen Bundestrainer Hansi Flick gefunden. Wie "Bild" und "kicker" übereinstimmend berichten, soll Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann das DFB-Team zur Heim-EM 2024 führen.

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Julian Nagelsmann soll neuer Bundestrainer werden. Das berichten die "Bild"-Zeitung und der "kicker" übereinstimmend. Demnach habe sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit dem 36-Jährigen auf eine Zusammenarbeit bis zur Heim-EM 2024 geeinigt. Nagelsmann wäre der jüngste Cheftrainer der deutschen A-Nationalmannschaft seit dem Amtsantritt von Otto Nerz 1926 (34 Jahre und neun Tage).

Der DFB wollte den Bericht auf Anfrage zunächst nicht kommentieren. Laut "Bild" seien aber nur noch letzte Details zu klären. Das Monatsgehalt für Nagelsmann soll bei etwa 400.000 Euro liegen. Bei den Bayern, an die er noch bis 2026 gebunden war, hätte er fürs Nichtstun rund 20 Millionen Euro bis zum Vertragsende bekommen. Jetzt sind es "nur" etwa vier Millionen Euro Gehalt bis zur EM. Nach SID-Infos gab es am 19. September aber lediglich ein Gespräch zwischen dem DFB und Nagelsmann, aber noch keinen ausgehandelten Vertrag.

Julian Nagelsmann kostet den DFB keine Ablösesumme

Der Vertrag von Nagelsmann mit dem FC Bayern, wo er im März nach einer 1:2-Niederlage in Leverkusen freigestellt worden war, wird aufgelöst. Er wechselt ablösefrei zum Verband.

Der DFB hatte sich nach dem blamablen 1:4 gegen Japan und der dritten Niederlage in Folge von Hansi Flick getrennt. Beim Länderspiel gegen Frankreich (2:1) saß DFB-Sportdirektor Rudi Völler gemeinsam mit Hannes Wolf und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner auf der deutschen Bank.

Völler hatte das aber bereits vor der Partie als "einmalige" Aufgabe bezeichnet und die Eile in der Bundestrainer-Suche bekräftigt. Am 9. Oktober fliegt die Nationalmannschaft nach Nordamerika für zwei Länderspiele gegen die USA und Mexiko.

Das frühe Aus bei der WM 2022 wirkte nach

Mit Flick war die DFB-Auswahl bei der WM Ende 2022 in Katar bereits in der Vorrunde gescheitert, in diesem Jahr gelang in sechs Spielen nur ein Sieg beim 2:0 gegen Peru. Völler sprach von einem "WM-Ballast", den Flick nicht habe abschütteln können.

Bundestrainer Hansi Flick
Bundestrainer Hansi Flick wird einen Tag nach einem 1:4 gegen Japan und nur vier Siegen aus 17 Länderspielen zuletzt entlassen, als erster Bundestrainer in der Geschichte der A-Nationalelf. (Archivbild) © SID

Unmittelbar nach der heftigen Pleite gegen Japan war über etliche Namen spekuliert worden, unter anderem auch über die schier ewige Wunschlösung Jürgen Klopp, der aber an den FC Liverpool gebunden ist. Der 56-Jährige ist seit längerer Zeit der Traumkandidat des DFB mit Präsident Bernd Neuendorf und Vize Hans-Joachim Watzke an der Spitze. Auch diesmal hatte Watzke bei seinem alten Kumpel aus Dortmunder Zeiten wieder vorgefühlt, sich aber erneut eine Abfuhr eingehandelt. Klopp, hieß es, wolle seinen Vertrag bei den Reds bis 2026 erfüllen. Stand jetzt - weitere Gespräche nicht ausgeschlossen.

Julian Nagelsmann arbeitete in Augsburg als Thomas Tuchels Co-Trainer

Nagelsmann war lange der Musterschüler unter den deutschen Fußball-Trainern. Er war beim FC Augsburg II zunächst Co-Trainer von Thomas Tuchel, schon mit 25 wurde er übergangsweise Assistent bei der TSG Hoffenheim, damals unter Interimstrainer Frank Kramer. Mit 28 stieg er als Nachfolger von Huub Stevens in Hoffenheim zum jüngsten hauptamtlichen Cheftrainer der Bundesligageschichte auf.

Es folgten zwei Jahre bei RB Leipzig - dann kam der Sprung zum großen FC Bayern. Er moderierte den Verein mit lockeren, manchmal auch arg forschen Sprüchen durch die Corona-Pandemie. Erste Risse bildeten sich durch ein 0:5 im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach und das überraschende Aus im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Villarreal.

Niederlage in Leverkusen besiegelt Julian Nagelsmanns Aus

Unvergessen bleibt, wie Karl-Heinz Rummenigge ihn im Oktober 2022 "ein großes Trainertalent" nannte. Aus Rissen wurden bald Verwerfungen. Zwar schalteten die Bayern in Nagelsmanns zweiter Saison im Champions-League-Achtelfinale Paris St. Germain aus, verspielten in der Liga aber einen klaren Vorsprung auf Dortmund. Er flog nach einem 1:2 bei Bayer Leverkusen am 25. Spieltag raus - und wurde dabei kalt erwischt.

Nagelsmann hatte bislang keinen neuen Verein gefunden. Offen war die Geldfrage, weil er vertraglich mit einem gut dotierten Arbeitspapier an den Rekordmeister gebunden war. Dass eine Einigung des finanziell angeschlagenen DFB mit den Bayern möglich ist, hatte sich frühzeitig angedeutet.

"Natürlich kann er das."

Thomas Tuchel auf die Frage nach Julian Nagelsmanns Befähigung zum Bundestrainer

"Natürlich kann er das", kommentierte Nagelsmanns früherer Chef bei der zweiten Mannschaft des FC Augsburg, Tuchel, dessen Befähigung zum Bundestrainer: "Er ist ein herausragender Trainer", an "fachlicher Qualität oder Skills" werde es nicht scheitern. Auch Uli Hoeneß traut Nagelsmann den Job "grundsätzlich zu", gab aber zu bedenken: "Der DFB könnte jetzt den Kaiser von China holen, der würde es auch schwer haben." Der Neue müsse "den Laptop zu Hause lassen und erst einmal über die Emotion kommen". (fte/hau/sid/dpa)

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