• Die SGS Essen sichert sich wichtige drei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt, während der Vfl Wolfsburg weiter vorne wegmaschiert.
  • Eine Spielabsage sorgt dafür, dass der FC Bayern mit einem Topspiel in das neue Jahr starten muss.
  • Frankfurt und Hoffenheim liefern sich womöglich doch noch ein spannendes Duell um die Champions-League- Plätze

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Die Bundesliga der Frauen ist zurück und liefert gleich mal ein torreiches Wochenende – sowie die eine oder andere Überraschung. Fünf Erkenntnisse zum elften Spieltag, der zugleich das Ende der Hinrunde besiegelt.

SGS Essen wie im Rausch: Der Kampf gegen das vermeintliche Schicksal

In der Bundesliga der Frauen ist die SGS Essen nicht kleinzukriegen. Während die Welt um sie herum immer größer und immer pompöser wird, kämpfen die Essenerinnen gegen ihr vermeintliches Schicksal an. Ein Blick nach Potsdam genügt, um zu sehen, was mit Fußballklubs passiert, die keine starke Männerabteilung hinter sich wissen – oder zumindest finanzkräftige Investorinnen und Investoren.

Seit 2004 spielt die SGS in der Bundesliga, seitdem hält sie sich wacker dort. Mit einer klaren Strategie: Junge Spielerinnen ausbilden, weiterentwickeln und anschließend an die großen Klubs weitergeben. Spielerinnen wie Lea Schüller, Linda Dallmann (beide FC Bayern), Lena Oberdorf oder Marina Hegering (beide VfL Wolfsburg) verbrachten dort wichtige Teile ihrer Karriere.

Mit durchschnittlich 22,4 Jahren stellt Essen in dieser Saison den jüngsten Kader. Das Konzept geht auch in dieser Saison wieder auf. Nach schwierigem Saisonstart holte das Team von Trainer Markus Högner drei Siege und ein Unentschieden aus den vergangenen fünf Partien. Die einzige Niederlage gab es gegen den FC Bayern, dem man das Leben lange schwer machte.

Gegen den 1. FC Köln spielte sich Essen regelrecht in einen Rausch. Der 4:0-Sieg war letztlich auch in der Höhe verdient. Die SGS spielt mutig, offensiv und nimmt dabei auch Phasen in Kauf, in denen die Dinge nicht so laufen wie gewünscht. Junge Spielerinnen wie Vivien Endemann (21) oder Beke Sterner (19) könnten eine große Zukunft vor sich haben. Dank eines Klubs wie der SGS Essen. Wie lange sie es im Konzert der finanzstarken Klubs noch aushalten, ist kaum abzuschätzen. Mit nun 13 Punkten sind sie jedoch auf einem guten Weg, den Klassenerhalt erneut zu schaffen. Für den deutschen Fußball ist das eine gute Nachricht.

VfL Wolfsburg: Nicht zu stoppen?

Keine zehn Minuten waren in Freiburg gespielt, da war dem VfL Wolfsburg der elfte Sieg im elften Bundesliga-Spiel schon kaum noch zu nehmen. Ein langer Ball, der von Alexandra Popp hervorragend auf Ewa Pajor verlängert wurde, brachte das 1:0 nach vier Minuten. Wenig später konnte der SC einen Ball nicht richtig klären. Lena Lattwein schaltete schnell, chippte das Leder präzise über mehrere Freiburgerinnen hinweg zu Popp und schon stand das 2:0 für die Wölfinnen auf der Anzeigetafel.

Der Sportclub ging die Sache womöglich zu motiviert und zu aggressiv an. Womöglich ist auch das Wort naiv angebracht. Aus dem hohen Anlaufen entstanden kaum Ballgewinne. Stattdessen hatte Wolfsburg sofort die Kontrolle – und verschiedene Mittel, um die hohe Pressinglinie der Freiburgerinnen zu überspielen.

Letztendlich gewann der VfL hochverdient mit 4:0. Defensiv stand man sicher, offensiv zeigte man vieles von dem, was das Team unter Tommy Stroot so stark macht. Eine bemerkenswerte Entwicklung. Physisch und individuell waren die Wolfsburgerinnen in den vergangenen Jahren ihrer nationalen Konkurrenz fast immer überlegen. Mit Stroot kam aber ein Trainer, der dieser individuellen Qualität eine Philosophie vermittelte, die den Fußball nahezu ganzheitlich bedient.

Wolfsburg hat eine starke Struktur gegen den Ball und erobert so die mit Abstand meisten Bälle im vorderen Drittel. Durchschnittlich erlauben sie dem gegnerischen Team in dessen Spielaufbau etwas weniger als neun Pässe, ehe eine Defensivaktion erfolgt. Daraus entstehen 17,5 hohe Ballgewinne pro Partie. Gleichzeitig hat Stroot das Team fußballerisch enorm weiterentwickelt. Vom rustikal wirkenden langen Ball bis hin zu sehenswerten Kombinationen durch den Halbraum kann der VfL auf vielen Ebenen überzeugen. In dieser Saison ist Wolfsburg sehr wahrscheinlich nicht zu stoppen – zumindest national.

FC Bayern: Absage in Potsdam könnte Folgen haben

Eine große Überraschung ereilte die Fans des FC Bayern München und von Turbine Potsdam kurz vor dem Anpfiff der Partie im Karl-Liebknecht-Stadion. Denn weil der Platz in Potsdam über Nacht vereiste, war er nicht zu bespielen. Gerade im Winter war das in den letzten Jahren bereits häufiger ein Problem für die Turbine.

Ein Problem könnte die Absage auch für die beiden Teams sein. Potsdam befindet sich im Abstiegskampf, während die Bayern im Kampf um den zweiten Platz bereits am kommenden Wochenende ein sehr wichtiges Spiel haben. Dann geht es gegen Eintracht Frankfurt, die nach ihrem Sieg beim SV Meppen vorübergehend an den Münchnerinnen vorbeigezogen sind.

Im Gegensatz zum FCB konnten die Hessinnen damit den Pflichtspielrhythmus aufnehmen und sich warmspielen. Die Bayern hingegen werden aus der Kalten in das Topspiel gehen. Ein klarer Nachteil. Auch für Potsdam wäre es unabhängig vom Ergebnis gut gewesen, ein wenig Fahrt aufnehmen zu können, bevor das Auswärtsspiel in Duisburg absolviert werden muss. Denn auch für die abstiegsbedrohte Turbine wird das ein richtungsweisendes Duell auf dem Weg zum angestrebten Wunder.

TSG Hoffenheim: Eine kleine Ansage in Richtung Frankfurt und München

Für die TSG Hoffenheim liefen die ersten zehn Bundesliga-Spiele äußerst durchwachsen. Fünfmal konnten sie nicht gewinnen, der Rückstand auf den dritten Platz wuchs auf sechs Punkte an. Daran konnte die TSG an diesem Wochenende nichts ändern, aber sie hat sich dennoch mit einer beeindruckenden Leistung aus der Winterpause zurückgemeldet.

Gegen den MSV Duisburg gewannen sie mit 7:0 und zeigten dabei Qualitäten, die sie lange haben vermissen lassen. Neben schnellem Kombinationsfußball setzten sie die Duisburgerinnen im Pressing klug unter Druck. Immer wieder wurden die Zebras auf die Außenbahnen gezwungen, wo sie sich anschließend mit mehreren Hoffenheimerinnen konfrontiert sahen. Eine Lösung fanden sie nicht.

Die TSG konnte sich in der Tabelle am SC Freiburg vorbeischieben – und wahrt die kleine Chance, vielleicht doch nochmal weiter oben anzugreifen. Wenn sie diese Leistung nun auch konstant auf den Rasen bringen, ist das ein realistisches Szenario. Das 7:0 ist eine kleine Ansage in Richtung Frankfurt – und vielleicht sogar in Richtung München.

Eintracht Frankfurt in alter Form – positiv wie negativ

Immerhin Eintracht Frankfurt hatte die Gelegenheit, direkt auf den Kantersieg der Hoffenheimerinnen zu antworten. Mit Erfolg: Beim SV Meppen gelang ihnen ein knapper, aber verdienter 1:0-Sieg. Gerade in der ersten Halbzeit hat die SGE dabei gezeigt, warum sie in der Tabelle so weit oben steht. Gegen den Ball arbeitete das Team von Niko Arnautis sehr konzentriert.

Die Idee, das Leder schnell nach vorne zu bringen und dort anschließend mit vielen Spielerinnen Druck auszuüben, schien zumindest teilweise aufzugehen. In der Anfangsphase entstand so die eine oder andere Chance. Anschließend passte sich Meppen aber an, ging deutlich weniger Risiko im Aufbauspiel und fing an, die Lücken hinter der vordersten Pressinglinie zu finden und zu bespielen. Mit nur zwei Abschlüssen machte Meppen jedoch zu wenig aus diesen Szenen.

Frankfurt muss sich abermals ankreiden lassen, dass ihnen aus dem Spiel heraus zu wenig einfiel. Die kompakte Defensive der Meppenerinnen ließ zwar insgesamt 21 Abschlüsse zu, doch viele davon waren kaum gefährlich. Der SGE fehlt es gegen tiefe Blöcke an Variationen. Hohe Bälle vom Flügel oder aus dem Halbfeld sind meist das Mittel der Wahl. So entstand der Führungstreffer zwar durch einen starken Chipball hinter die Kette des SV Meppen, doch darüber hinaus blieb die Eintracht in vielen Szenen hängen.

Frankfurt verfügt über eine hohe individuelle Qualität. Doch fußballerisch bleibt viel Luft nach oben. Immerhin: Am kommenden Wochenende geht es gegen den FC Bayern. Dort werden sich die Adlerträgerinnen auf das fokussieren können, was ihnen am meisten liegt: Pressing und Umschaltsituationen. Ein Sieg würde ihnen einen Vorteil im Kampf um den zweiten Platz bescheren. Doch entwickelt sich Frankfurt spielerisch nicht weiter, müssen sie womöglich eher auf die TSG Hoffenheim schauen, als sich nach oben zu orientieren.

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