Der FC Bayern startet ein geschicktes Ablenkungsmanöver, alle Fußballfans sollten auf Pal Dardai hören - und dem Hamburger SV ist einfach nicht mehr zu helfen. Die - wie immer nicht ganz ernst gemeinten - Lehren des Spieltags.

Eine Glosse

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1. Lehre: An Tayfun Korkut ist eine Entschuldigung fällig

Zu Beginn dieser Ausgabe der Lehren des Spieltags möchten wir jemanden um Entschuldigung bitten und laden Sie herzlich ein, selbiges zu tun, falls Sie sich angesprochen fühlen.

Was haben wir geschmunzelt und uns gleichzeitig an den Kopf gefasst, als der VfB Stuttgart Tayfun Korkut als neuen Trainer präsentiert hat. Ein Coach, der bei Hannover 96, dem 1. FC Kaiserslautern und bei Bayer Leverkusen gescheitert war, soll die teilweise desolat spielenden Schwaben vor dem Abstieg retten. Ja nee, is' klar!

Und nun, rund fünf Wochen später, ist eben jener Korkut der Mann der Stunde. Der 3:2-Erfolg beim 1. FC Köln, bei dem auch "Effzeh"-Keeper Timo Horn seine Finger im Spiel (und blöderweise in den entscheidenden Momenten zu selten am Ball) hatte, ist der vierte Sieg in Serie für den VfB.

Stuttgart holte unter Korkut 13 von 15 möglichen Punkten. Platz sieben, der in diesem Jahr sehr wahrscheinlich für die Europa-League-Qualifikation reicht, ist nur noch zwei Punkte weg. Und wer ist der Vater des Erfolgs? Tayfun Korkut! Tay-fun Kor-kut! Der Fußball ist manchmal einfach nur verrückt.

2. Lehre: Christian Streich diente nur als Ablenkungsmanöver für den FC Bayern

Dass der FC Bayern am Sonntagabend mit 4:0 beim SC Freiburg gewonnen hat, wollen wir gemeinsam fix abhaken. Souveräner Auftritt, überragender Thomas Müller, lockerer Erfolg und nun 20 Punkte Vorsprung in der Bundesliga. Passt.

Viel interessanter als das Spiel selbst war allerdings die Personalie Christian Streich - das badische Unikat, das urplötzlich als Nachfolger von Jupp Heynckes gehandelt wird.

Der 52-Jährige dementierte im Gespräch mit Sky allerdings auf seine eigene charmante Art, dass er bald mit vollbepacktem Gepäckträger nach München radeln wird und teilte mit, dass es keinen Kontakt und keine Anrufe aus der bayerischen Landeshauptstadt gegeben habe.

"Jede Woche ist ein anderer Trainer im Gespräch. Ich wäre ja fast beleidigt gewesen, wenn mein Name da nicht auftaucht", witzelte Streich und nahm damit den Gerüchten um einen Wechsel nach München ebenso viel Schwung, wie Sven "The Wall" Ulreich den Freiburgern mit seiner starken Parade gegen Lucas Höler in der Anfangsphase der Partie (um an dieser Stelle ein letztes Mal die Brücke zum Spiel zu schlagen).

Die Vermutung liegt also nahe, dass der Name Christian Streich nur ein bajuwarisches Ablenkungsmanöver gewesen ist, bevor der Rekordmeister den ganz dicken Trainer-Fisch an Land ziehen wird.

Blöderweise hat sich Hasan Salihamidzic bezüglich dieses Vorhabens verplappert. "Nächste Woche begrüße ich vor dem Spiel gegen Hamburg auch HSV-Trainer Bernd Hollerbach, mit dem ich selbst noch zusammengespielt habe. Dann ist der automatisch auch ein Kandidat", sagte der FCB-Sportdirektor mit seiner typisch bierernsten Brazzo-Miene. Bedeutet im Fußballgeschäft: Das Ding ist praktisch durch!

Hollerbach tatsächlich zu holen, wäre auf jeden Fall ein feiner Schachzug, ja fast schon ein Akt der Großzügigkeit der Bayern und ein Versprechen für mehr Spannung in der Bundesliga. Schließlich wartet Hollerbach mit der Referenz auf, vereinsübergreifend läppische 23 Pflichtspiele nicht gewonnen zu haben.

Bayern-Jäger, packt das Fernglas ein, nächste Saison wird wieder angegriffen!

3. Lehre: Fußballfans sollten auf Pal Dardai hören

Apropos Bayern-Jäger. Diesen Titel hat - zumindest nominell - aktuell der FC Schalke 04 inne, der gegen die Hertha seine dritte Partie in Folge gewann und sich am Erzrivalen BVB (1:1 in Leipzig) auf Platz zwei vorbeimogelte.

Dennoch war es mal wieder nur zum Teil ansehenswert, was S04 auf dem Rasen ablieferte. Denn nach dem 1:0 in der 37. Minute durch Marko Pjaca stellte Schalke seine Angriffsbemühungen beinahe komplett ein.

Und da ist es dann schon interessant, wie ein und dasselbe Spiel so unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Schalke-Trainer Domenico Tedesco sah einen verdienten 1:0-Sieg seines Teams gegen Hertha BSC. Das ist sein gutes Recht.

Sein Berliner Pendant Pal Dardai war hingegen der Ansicht, dass seine Mannschaft mindestens einen Punkt verdient gehabt hätte. Auch das ist sein gutes Recht.

Wessen Wahrnehmung nun mehr trügt, darüber möchten wir uns kein Urteil bilden. Die Wahrnehmung derjenigen, die dieses Spiel anschauen mussten, war allerdings zum Großteil folgende: Eine dermaßen langweilige zweite Halbzeit wie bei diesem Match, die braucht’s weniger als Bundesligaspiele an einem Montag. Oder Kieselsteine im Schuh. Oder sonst irgendwas, was einfach nur nervt.

Kurios: Es war Schnarchnasen-Fußball mit Ansage. Denn ausgerechnet Hertha-Trainer Dardai hatte vor der Partie erklärt, dass Zuschauer, die ein unterhaltsames Spiel sehen wollten, besser auf einen anderen Kanal umschalten sollten. Lieber Pal, beim nächsten Mal hören wir auf dich!

4. Lehre: Dem HSV ist nicht mehr zu helfen

Deutlich mehr Pfeffer als das Spiel auf Schalke hatte der Abstiegskampf-Kracher zwischen dem Hamburger SV und dem FSV Mainz 05 - obwohl dort nicht mal ein Törchen gefallen ist. Das lag vor allem an Mainz-Keeper Florian Müller. Ja genau, DER Florian Müller, bekannt aus Regionalliga-Krachern wie Mainz 05 II gegen Röchling Völklingen oder dem Südwest-Knaller Mainz 05 II gegen Eintracht Stadtallendorf.

Da sowohl Robin Zentner als auch René Adler für das wichtige Spiel in Hamburg unpässlich waren, sprang Müller in die Bresche. Und wie!

Zusammen mit seiner an diesem Tag besten Freundin, der Torumrandung, entnervte der 20-Jährige die HSV-Offensive - allen voran Filip Kostic, der die große Chance auf den überlebenswichtigen Dreier per Elfmeter liegen ließ und somit indirekt den für Mai fälligen Auftrag für das Abmontieren der Stadionuhr gab.

Der Rückstand auf den Relegationsrang beträgt weiterhin sieben Punkte, doch den Hamburgern gehen schlicht mehr und mehr die Spiele aus, um diese Lücke noch zu schließen.

Und als ob das nicht alles schon gemein genug wäre, wartet als nächstes das Gastspiel beim FC Bayern. Und dieser hat bekanntermaßen auch einen Müller im Team, der erst am Sonntag in Freiburg wieder einmal gezeigt hat, dass er nicht soooo schlecht ist. Zudem werden auch noch zehn weitere Spieler im Bayern-Trikot auf dem Platz rumlaufen, von denen wohl jeder Einzelne besser kicken kann als der gesamte HSV zusammen.

Auch wenn es bitter ist, liebe Hamburger: Heidenheim is calling.

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