• Der militärische Überfall Russlands auf die Ukraine hat Konsequenzen für alle Lebensbereiche.
  • Auch der Sport-Kalender des Jahres 2022 wird nicht bleiben, wie er bisher war.
  • Mit Entsetzen registrieren Athletinnen, Athleten und Verbände, was in der Ukraine passiert. Sie ziehen ihre Konsequenzen.

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Russland hat in Europa einen Krieg vom Zaun gebrochen und den Nachbarn Ukraine überfallen. Daraus ergeben sich auch für den internationalen Sport schwerwiegende Folgen.

So werden in der Ukraine 2022 keine internationalen Großveranstaltungen im Sport ausgetragen. Geplante Qualifikationsspiele der Basketball-WM der Männer und der Handball-EM der Frauen in der Ukraine sind bereits verlegt worden.

Für den viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel kommt zudem ein Start beim Großen Preis von Russland in diesem Jahr nicht in Frage. "Meine Meinung ist, dass ich dort nicht hin sollte und ich werde es auch nicht. Ich finde es falsch, in diesem Land zu fahren", sagte der 34-jährige Hesse am Donnerstag am Rande der Testfahrten in Barcelona und bekräftigte: "Meine Entscheidung steht schon fest."

Vettel: "Unschuldige werden wegen einer komischen und verrückten Führung getötet"

Am 25. September ist der Grand Prix von Russland in Sotschi geplant. Dort anzutreten, ist für Vettel aber keine Option. "Es tut mir sehr leid für die Unschuldigen, die ihr Leben verlieren und aus dummen Gründen und wegen einer komischen und verrückten Führung getötet werden", sagte der Aston-Martin-Fahrer. Als er am Donnerstagmorgen aufwachte und von dem Einmarsch erfuhr, sei er "schockiert" gewesen: "Ich finde es grauenhaft, zu sehen, was passiert ist."

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Von offizieller Seite hieß es: "Die Formel 1 beobachtet die sehr fließenden Entwicklungen wie viele andere genau und hat zum jetzigen Zeitpunkt keinen weiteren Kommentar zu dem für September geplanten Rennen. Wir werden die Situation weiterhin sehr genau beobachten."

Seit 2014 gastiert die Formel 1 in Sotschi. Eigentlich soll 2022 zum letzten Mal ein Rennen der Formel 1 in dem beliebten Urlaubsort stattfinden. Ab 2023 ist ein neuer Großer Preis vor den Toren von St. Petersburg geplant.

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Der DSV tritt vorerst nicht mehr mit Teams in Russland oder der Ukraine an

Der DSV entschied, dass Athletinnen und Athleten des Deutschen Skiverbandes bis auf Weiteres nicht mehr an internationalen Wettbewerben in Russland und der Ukraine teilnehmen. Das teilte der DSV am Donnerstag mit.

Die Entscheidung sei gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund getroffen worden, hieß es. Die deutsche Skicross-Nationalmannschaft, die bereits zu einem Weltcup nach Russland angereist ist, "werden wir so schnell wie möglich nach Deutschland zurück holen", sagte DSV-Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach.

Der DSV sei sich "der Verantwortung gegenüber unseren Athletinnen und Athleten sowie unseren Trainern und Betreuern vollkommen bewusst", betonte Schwarzbach: "Deshalb prüfen wir in jedem Einzelfall, ob eine Beschickung von internationalen Wettbewerben aktuell sinnvoll und für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefahrlos möglich ist." Hierzu gebe es auch einen engen Austausch mit internationalen Weltverbänden und dem DOSB. "Darüber hinaus halten wir direkten Kontakt mit dem Auswärtigen Amt", sagte Schwarzbach: "Unsere oberste Prämisse ist: der DSV geht keinerlei Risiko ein und verzichtet im Zweifel immer auf eine Teilnahme bei internationalen Veranstaltungen."

Während des Weltcups von Freitag bis Sonntag im finnischen Lahti werde es laut des internationalen Ski-Verbandes Fis dazu eine Beratung geben, ob das Weltcup-Finale der Langläufer vom 18. bis 20. März im russischen Tjumen und die Frauen-Skispringen vom 18. bis 27. März in Nischni Tagil und Tschaikowski wie geplant stattfinden können.

Die an diesem Wochenende angesetzten Weltcups im Aerials und Skicross in Jaroslawl beziehungsweise Sunny Valley finden laut Fis statt. Beide Austragungsorte seien derzeit nicht in Konfliktgebieten. Der Weltverband beobachte aber im Interesse der Sicherheit aller Teilnehmenden die Situation.

Kein Weltcup-Finale für die Naturrodler in Moskau

Indessen fällt das Weltcup-Finale der Naturbahnrodler in Moskau aus. Die von Donnerstag bis Sonntag geplante Veranstaltung wurde vom Weltverband Fil am Donnerstag kurzfristig abgesagt. Das geht aus dem Jahres-Rennkalender des Verbandes hervor.

Nach Ansicht des Sporttausschuss-Vorsitzenden des Deutschen Bundestags, Frank Ullrich, müssten "in enger Abstimmung mit unseren europäischen und internationalen Partnern sportliche Konsequenzen" folgen. "Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine heute Nacht hat sich die internationale Lage dramatisch verändert", heißt es in einer am Donnerstag verbreiteten Stellungnahme des SPD-Bundestagsabgeordneten. "Aus der Krise ist ein Krieg geworden. Bis zum Schluss habe ich gehofft, dass wir mit Hilfe der Diplomatie den Frieden in Europa weiter wahren können."

Der militärische Angriff Russlands gegenüber der Ukraine sei ein klarer Bruch des Völkerrechts und nicht akzeptabel. Damit habe der russische Präsident die letzten diplomatischen Versuche, die Krise friedlich beizulegen, blockiert.

In Putins Heimat ist die Austragung zahlreicher sportlicher Highlights im Jahr 2022 bedroht. Vor dem erwähnten Formel-1-Rennen in Sotschi stehen noch das Champions-League-Finale der Fußballer in St. Petersburg (28. Mai) und die WM der Volleyballer (26. August bis 11. September) auf dem Programm. In Kasan soll zwischen dem 17. und 22. Dezember 2022 zudem die Kurzbahn-WM der Schwimmerinnen und Schwimmer stattfinden.

DOSB und Behindertensportverband appellieren an Wladimir Putin

Auch der Deutsche Olympische Sportbund und der Deutsche Behindertensportverband verurteilen den Angriff Russlands auf die Ukraine "auf das Schärfste". In einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der beiden Präsidenten Thomas Weikert (DOSB) und Friedhelm Julius Beucher (DBS) fordern sie Russland auf, "die kriegerischen Handlungen einzustellen". Zugleich empfehlen die Beiden ihren Mitgliedsorganisationen, "die Teilnahme an Wettkämpfen und Trainingsmaßnahmen in Russland und den Kriegsgebieten auszusetzen".

Acht Jahre nach der Invasion der Krim werde erneut direkt nach dem Ende der Olympischen Spiele und kurz vor Beginn der Paralympischen Spiele zu den Waffen gegriffen und der Olympische Frieden gebrochen, hieß es in der Mitteilung.

Die Winterspiele in Peking waren fünf Tage vor der russischen Invasion in der Ukraine zu Ende gegangen. Bei der Eröffnungsfeier war der russische Präsident Wladimir Putin unter den Gästen. Die Paralympics beginnen am 4. März in der chinesischen Hauptstadt.

Die Deutsche Fußball Liga schloss sich der allgemeinen Kritik an. Sie verurteile den russischen Angriff auf die Ukraine "auf das Schärfste". "Krieg ist in jeder Form inakzeptabel - und mit unseren Werten des Sports unvereinbar", teilte die DFL am Donnerstag in Frankfurt/Main via Twitter mit. "Unsere Sorgen gilt den betroffenen Menschen vor Ort."

Die DFL sei in dieser Angelegenheit mit den nationalen und internationalen Verbänden in Kontakt, hieß es weiter.

Ukrainischer Fußball-Verband setzt Meisterschaft aus

In der Ukraine selbst hat der inländische Fußball-Verband wenige Stunden nach dem Angriff russischer Truppen den Spielbetrieb der ersten Liga ausgesetzt. Eigentlich sollte die Winterpause der Premier Liga an diesem Freitag mit einem Spiel des Abstiegskandidaten FK Minaj gegen den Tabellenvierten Sorja Luhansk beendet werden.

Der Conference-League-Teilnehmer Luhansk wird seit 2019 von Viktor Skripnik trainiert, der in der Fußball-Bundesliga insgesamt 20 Jahre als Spieler, Jugend- und Cheftrainer für Werder Bremen tätig war. "Aufgrund der Verhängung des Kriegsrechts in der Ukraine wurde die ukrainische Meisterschaft ausgesetzt", teilte der Fußball-Verband UAF am Donnerstag mit.

Der Serienmeister der Ukraine ist seit 2014 von daheim vertrieben

Klubs wie Sorja Luhansk oder der Serienmeister Schachtjor Donezk, die aus den bereits seit 2014 von pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebieten der Ostukraine kommen, trainieren und spielen bereits seit mehreren Jahren nicht mehr in ihrer Heimat. Skripniks Klub ist in das südukrainische Saporischschja umgezogen.

Spieler und Trainer von Schachtjor leben und trainieren in der Hauptstadt Kiew. Nach Informationen des Senders Sky Italia sitzen das Team und sein italienischer Trainer Roberto De Zerbi aktuell in einem Hotel in Kiew fest und können weder das Land noch diese Unterkunft verlassen. (dpa/ari/hau)

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