In gut drei Monaten, exakt am 28. Mai, soll in St. Petersburg das Endspiel der Champions League stattfinden. Dass die beiden Finalmannschaften dann im Krestovsky-Stadion ("Gazprom-Arena") beste Voraussetzungen vorfinden, steht außer Zweifel. Das Stadion ist kein Jahrzehnt alt und als WM- und EM-Spielort weltweit bekannt und geschätzt. Aber darf man dort spielen?
Russland provoziert mit seinem Expansionsdrang Richtung Ukraine Kriegsängste in ganz Europa.
Aus politischen, wie moralischen Gründen darf man kein Auge zudrücken. Es ist schlimm genug, dass schon internationale Fußballspiele in der Ostukraine ausfielen, weil die Gefahr vor Angriffen zunimmt. Zum Handlanger von Kriegstreibern darf der Fußball aber keinesfalls werden.
Putin missbraucht den Fußball für Propaganda
Der russische Präsident
Für mindestens 90 Spielminuten würde der Kontinent scheinbar fröhlich auf eine Stadt blicken und so tun, als gebe es keinen Gastgeber, der 1.220 Kilometer südlich von St. Petersburg Angst und Schrecken verbreitet. Putin käme ein öffentliches Ablenkungsmanöver zupass: Er könnte Normalität vorgaukeln, während seine Streitkräfte fremdes Land bedrohen oder sogar erobern.
Doping-"Cocktail": Das hat Kamila Walijewa angeblich genommen
Russlands Werte des Sports sind zu hinterfragen
Nicht zu vergessen: Wie Russland zu den Werten des Sports steht, hat der Skandal um staatlich gelenktes Doping gezeigt. Russland geht’s längst nicht mehr um Athleten, Jugendförderung und Wettkampf, sondern um Geltungssucht und Imponiergehabe. Die Methoden sind für den Sport längst und unbestreitbar die Fortsetzung des Kalten Krieges.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der Weltfußballverband (Fifa) sind schon auf Putin und sein Geld hereingefallen. Der Europäische Fußballverband Uefa hat jetzt die große Chance, ein Signal gegen Kriegslust und Repressalien zu setzen: einfach die Austragung in St. Petersburg aussetzen. Alternativen in anderen Uefa-Mitgliedsländern gibt es reichlich.
Politik und Sport sind nicht mehr trennbar
Die Uefa kann sich nicht mit dem Argument aus der Verantwortung stehlen, dass Politik und Sport strikt voneinander zu trennen sind. Das tut Putin ja auch nicht. Die Uefa sollte sogar einen Schritt weiter gehen und jede Sponsoren-Verbindung zum russischen Staatsunternehmen Gazprom infrage stellen sowie Gazprom-Klubs wie Schalke 04 ermahnen, den Schritt mitzugehen.
Der Schritt mag schmerzlich sein und finanzielle Einbußen bedeuten. Aber was sind schon ein paar Millionen weniger im Vergleich zu den Schmerzen, die die Ukraine erleidet? Will man tatenlos zusehen und sich dem Vorwurf aussetzen, zum indirekten Profiteur eines verbrecherischen Machtanspruchs zu verkommen? Die Uefa ist eine unmissverständliche Antwort schuldig.