Die Debatte um die TV-Rechte für die Frauenfußball-WM hat inzwischen schon viel weitere Kreise als nur um die Fifa und die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF gezogen. Jetzt wurde bekannt, um wie viel Geld es eigentlich geht.

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Droht der Frauen-WM der TV-Blackout? Bislang konnten die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sowie die Fifa noch keine Einigung erzielen. Viele Fußball-Fans in Deutschland könnten deshalb Ende Juli praktisch in die Röhre schauen, jedoch nicht in die TV-Röhre.

In die Diskussion schalteten sich inzwischen sogar hochrangige Politikerinnen ein. Vergangenen Mittwoch äußerte sich Außenministerin Annalena Baerbock zum TV-Rechte-Poker. "Das Eine ist die Fifa, an die wir eindringlich appellieren können, das Andere sind die öffentlich-rechtlichen Sender." Und mit Rückblick auf das Sportereignis des Jahres 2022 – das EM-Finale zwischen Deutschland und England – sagte sie, sie hoffe, "dass wir die WM in unseren Sendern gucken können, um die Leidenschaft derer, die Interesse haben, weiter befördern zu können".

Auch Innenministerin Nancy Faeser gab zur TV-Rechte-Debatte ein Statement ab. Sie forderte "eine schnelle Einigung" und fügte hinzu, "die Drohgebärden der Fifa helfen niemandem". Eine Fußball-WM sei "ein Fußballfest für alle", sagte die SPD-Politikerin der "Bild"-Zeitung: "Millionen Deutsche wollen mit unserem Team mitfiebern – genau wie ich!"

Um diese Summen geht es beim TV-Poker um die Frauen-WM

Gut zehn Wochen vor WM-Start ist noch unklar, wer das Turnier im Fernsehen übertragen wird. Fifa-Präsident Gianni Infantino hatte vergangene Woche angesichts der stockenden Verhandlungen davor gewarnt, dass die Spiele auch in Deutschland nicht im TV zu sehen sein könnten. "Der Blackout darf nicht kommen", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, seit vergangenem Monat auch Mitglied des Fifa-Council.

Aber um welche Summen geht es eigentlich? Dem "Kicker" sollen die Beträge vorliegen, um die zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Fifa verhandelt wird. So sollen ARD und ZDF bereit sein, fünf Millionen Euro für die Übertragungsrechte zu zahlen. Im Vergleich: Für die Männer-WM 2018 in Russland zahlten die Sender 218 Millionen Euro. Für die WM 2022 in Katar 214 Millionen Euro.

Laut Recherchen des "Kicker" liegt nur noch ein Land unter dem Angebot Deutschlands, nämlich Italien mit einer Million Euro. Für die WM in Katar war man übrigens im südeuropäischen Land – selbst ohne eigene Beteiligung – bereit, 160 Millionen Euro auf den Tisch zu legen.

Aber wie sind die fünf Millionen Euro der deutschen Sender einzuschätzen? Laut "Kicker"-Informationen sollen die Öffentlich-Rechtlichen gerne bereit sein, rund 1,5 Millionen Euro für Shows mit Carmen Nebel oder Florian Silbereisen auszugeben. Für die Frauen-WM scheint ihnen das geforderte Geld aber zu viel zu sein. Und das, obwohl die geforderte Summe der Fifa gar nicht so weit entfernt liegt. Zehn Millionen Euro will der Weltfußballverband für die TV-Rechte haben. 150 Länder weltweit waren schon bereit, diesen Betrag zu zahlen.

Die DFB-Spielerinnen wünschen sich eine baldige Einigung

Besonders auch für die Spielerinnen ist das Ringen um Geld ärgerlich. DFB-Kapitänin Alexandra Popp ist "brutal traurig". "Bei Herrn Infantino hat man das Gefühl, dass es nur noch um das Geld geht und wer der Mächtigste auf der Welt ist", schimpfte DFB-Kapitänin Popp im SID-Gespräch. Ähnlich hart ging Nationaltorhüterin Almuth Schult mit dem Fifa-Boss ins Gericht. "Man sollte einen Konsens finden, anstatt die Schuld bei anderen zu suchen und die Gier nach Geld sprechen zu lassen", schrieb sie in einer RND-Kolumne.

Popp räumte zwar ein, dass die Einschaltquoten niedriger sein dürften als bei der EM im vergangenen Jahr. "Natürlich ist uns bewusst, dass wir am anderen Ende der Welt zu anderen Uhrzeiten spielen", sagte sie: "Aber ich glaube, wenn man es wirklich ernst mit uns meint, muss man über Übertragungen nicht lange nachdenken."

Die DFB-Kapitänin würde sich da etwas mehr Offensive wünschen. "Ich glaube, dass die Leute im Öffentlich-Rechtlichen mitgekriegt haben, welche Wertschätzung wir erfahren", sagte sie mit Blick auf den riesigen Zuspruch bei der jüngsten EM: "Wenn man das so miterlebt, würde sich mir die Frage, ob ich die WM übertrage oder nicht, gar nicht stellen."

Infantino hatte seine unnachgiebige Haltung bei einer Podiumsdiskussion in Genf so begründet: "Es ist unsere moralische und rechtliche Verpflichtung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen." Immerhin hat die Fifa das WM-Preisgeld für die teilnehmenden Nationen auf 100 Millionen Euro erhöht, was in etwa einer Verdreifachung der bei der WM 2019 in Frankreich bezahlten Prämien entspricht. Dennoch droht ein Blackout-Szenario in den fünf größten europäischen Ländern. (dpa/sid/the)

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