Der Bierhoff-Nachfolger ist gefunden: Andreas Rettig wird ab sofort neuer Geschäftsführer Sport beim DFB. Das teilte der Verband am Freitag mit.

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Der DFB hat Andreas Rettig als neuen Geschäftsführer Sport verpflichtet. Als Nachfolger von Oliver Bierhoff verantwortet er künftig die Bereiche Nationalmannschaften und Akademie. Das teilte der Verband am Freitag mit.

Rettig war unter anderem Manager bei Bayer 04 Leverkusen, dem SC Freiburg, 1. FC Köln und FC Augsburg. Beim FC St. Pauli fungierte er als Geschäftsleiter und bei Viktoria Köln als Vorsitzender der Geschäftsführung.

Neuendorf zu Rettig-Verpflichtung: "Starke Persönlichkeit"

DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagt zu der Verpflichtung: "Mit Andreas Rettig haben wir einen überaus erfahrenen, engagierten und durchsetzungsstarken Geschäftsführer gewonnen. Ich bin überzeugt, dass er die vor uns liegenden Aufgaben im Bereich Sport mit großer Leidenschaft angehen wird. Die Erledigung der vielfältigen administrativen Aufgaben rund um die Nationalmannschaften und die Akademie bedarf einer starken Persönlichkeit. Daher freue ich mich, dass Andreas Rettig sich für den DFB entschieden hat." Am 18. September (12:00 Uhr) werden sich Neuendorf und Rettig auf dem DFB-Campus auf einer Pressekonferenz weiter äußern.

Bierhoff war nach dem WM-Debakel im vergangenen Jahr zurückgetreten. Die Nachfolger-Suche beschäftigte den DFB einige Monate. Zuletzt war bekannt geworden, dass es mit Ex-Nationalspieler Sami Khedira keine Einigung gab. Die frühere Nationalspielerin Nadine Keßler sagte ab. Die Abteilungsleiterin bei der Europäischen Fußball-Union hatte sich nach eigener Aussage "von den Gesprächen zurückgezogen", um ihre derzeitige Rolle bei der Uefa "mit ganzem Herzen weiterzuführen".

Rettig soll den deutschen Fußball zurück zu altem Glanz führen. Mit der Ernennung des streitbaren Funktionärs sorgt der DFB für eine große Überraschung. Inmitten der nicht nur für Matthias Sammer "größten Krise in der jüngeren Vergangenheit" und der kniffligen Suche nach einem neuen Bundestrainer setzt der Verband auf den zwar sehr erfahrenen, aber nicht immer kompromissfreudigen Rettig als stärksten Mann im operativen Geschäft.

Rettig: "Möchte die Ausrichtung des DFB verbessern"

"Ich freue mich auf die vor uns liegenden Herausforderungen. Unsere Nationalmannschaften repräsentieren Deutschland in seiner Vielfalt und Leistungsfähigkeit. Sie sind von großen Erfolgen und aktuellen Problemen geprägt", sagte Rettig: "Ich möchte dazu beitragen, künftige Erfolge der Nationalmannschaften wieder möglich zu machen und die Ausrichtung des DFB und das Auftreten seiner Mannschaften in allen Richtungen zu verbessern."

Rettig ist seit bald vier Jahrzehnten im Fußball tätig, von 2013 bis 2015 leitete er als Geschäftsführer die Deutsche Fußball Liga. Der Fußball-Lehrer war zudem auch Manager bei Bayer Leverkusen, dem SC Freiburg, 1. FC Köln sowie FC Augsburg und fungierte beim FC St. Pauli als Geschäftsleiter und bei Viktoria Köln als Vorsitzender der Geschäftsführung. Er wolle dazu beitragen, "künftige Erfolge der Nationalmannschaften wieder möglich zu machen und die Ausrichtung des DFB und das Auftreten seiner Mannschaften in allen Richtungen zu verbessern".

"Der DFB hat in der Nachwuchsarbeit Dinge zu lange vor sich hergeschoben."

Andreas Rettig

Dass er dabei auch den Finger in die Wunde legen wird, dürfte wenig überraschen. In der jüngeren Vergangenheit hatte Rettig nicht mit Kritik auch am DFB gespart. "Der deutsche Fußball hat irgendwann verpasst, den Hebel umzulegen", hatte er Mitte August dem Onlineportal "Watson" gesagt. Im Verband habe man in der Nachwuchsarbeit "Dinge zu lange vor sich hergeschoben", ergänzte der frühere Kommissionsvorsitzende bei der Einführung der Nachwuchsleistungszentren.

Andreas Rettig nennt Uli Hoeneß in hitziger Diskussion einen "Katar-Lobbyisten"

Mit seiner Meinung hält Rettig nur selten hinter dem Berg, auch wenn es ihm mitunter Ärger einbringt. Im September 2022 waren er und Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß verbal aneinander geraten. Rettig hatte in der Sport1-Sendung "Doppelpass" die WM-Vergabe an Katar scharf kritisiert, weshalb er vom spontan telefonisch zugeschalteten Hoeneß als "König der Scheinheiligen" bezeichnet wurde. Rettig konterte und nannte Hoeneß einen "Katar-Lobbyisten".

Die WM im von Menschenrechtsorganisationen kritisierten Katar wollte Rettig größtenteils boykottieren und stattdessen "in die Kneipen gehen, die den Slogan 'Kein Katar in meiner Kneipe' umsetzen". So eine strikte Haltung kann er sich nun wohl nicht mehr erlauben.

In seiner Geschäftsführungsposition ist Rettig formal den Sportdirektoren Rudi Völler (Männer-Nationalmannschaft) und Hannes Wolf (Nachwuchs, Training und Entwicklung) vorgestellt. Inwieweit er schon bei der Suche nach einem neuen Bundestrainer involviert ist, ließ der DFB in seiner Pressemitteilung offen. Doch auch bei der Frauen-Nationalmannschaft, die bei der WM vor einigen Wochen ebenfalls in der Gruppenphase gescheitert war und derzeit auf die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg verzichten muss, ist Rettig als Krisenmanager gefragt. (ska/dpa/sid/hau)

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