Der FC Bayern fertigt den BVB ab – dank Arjen Robben und "The Wall" im Tor. Ein zentnerschwerer Fehler bleibt folgenlos und Martin Schmidt erfreut alle Stochastik-Fans: Unsere wie immer nicht ganz ernst gemeinten Lehren des Spieltags.

Eine Glosse

1. Lehre: Nur Robben übertrumpft "The Wall" Ulreich

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Beginnen wir mit dem unvermeidlichen Part dieser Bundesliga-Lehren: dem Topspiel-Abschnitt. Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München. Also die Mannschaft, die vor einem Monat praktisch schon die Meisterschale in die Höhe reckte gegen die Mannschaft, die am Ende die Meisterschale in die Höhe recken wird.

Und was war das für eine feine Partie, die uns da im Signal-Iduna-Park (immer noch einer der schlimmsten Namen für ein Bundesliga-Stadion ever!) geboten wurde. Und das lag hauptsächlich an den Bayern. Noch genauer: an dem alten Mann mit den wenigen Haaren auf dem Kopf. Also Arjen Robben. Nicht Uli Hoeneß.

Das Fleisch gewordene Schreckgespenst eines jeden BVB-Fans leitete Bayerns 3:1-Sieg mit einem satten Linksschuss ein.

Robben ist zwar bereits 33 und sieht aus wie 43, spielt derzeit aber wie ein 23-Jähriger. Wir legen uns deshalb fest: Diesen Spieler trotz seines für Fußballverhältnisse gehobenen Alters nach der Saison gehen zu lassen, wäre Bayerns größter Fehler seit der Verpflichtung Carlo Ancelottis. Okay, das ist ein bisschen zu fies. Sagen wir, seit der Verpflichtung Jürgen Klinsmanns.

Tja, und der BVB? Der hielt zwar über weite Teile der Partie gut dagegen und spielte sich die eine oder andere Chance heraus, diese wurden aber spätestens durch Sven "The Wall" Ulreich zunichtegemacht. Ein herausragender Manuel-Neuer-Ersatz, aber das wussten Sie und wir ja schon immer.

Und so heißt Borussias bittere Realität: sechs Punkte Rückstand auf Platz eins – und nur dank des besseren Torverhältnisses liegt man vor Erzrivale Schalke 04, dem man in dieser Saison offensichtlich doch nicht so weit enteilt ist, wie man in Dortmund sicherlich zwischendurch dachte. Und alle BVB-Fans so: Länderspielpause, du kommst wie gerufen! Allerdings mindestens zwei Wochen zu spät!

2. Lehre: Zentnerschwerer Fehler bleibt unbestraft

Seien Sie ehrlich: Kannten Sie bis vor diesem Bundesliga-Spieltag Robin Zentner? Nun, das ist keine Schande, denn den zweiten Torwart des FSV Mainz 05 muss ein Fußballfan wirklich nicht unbedingt auf dem Schirm haben.

Doch durch seine Slapstick-Einlage beim 1:1-Unentschieden seines FSV bei Borussia Mönchengladbach hat es der René-Adler-Vertreter etwas unfreiwillig zu einer kleinen Berühmtheit geschafft.

Für alle, die die Szene nicht gesehen haben: Zentner bekam einen Rückpass zugespielt, der Ball kullerte leicht nach hinten, doch der Keeper bemerkte es nicht. Zentner glaubte stattdessen, der weiß schimmernde Elfmeterpunkt sei der Ball und schlug beim Passversuch ein wunderschönes Luftloch.

Ein Gegentor resultierte aus diesem Fauxpas zum Glück nicht – anders als bei diesem Dribbelkünstler, den sich Zentner bei seiner Aktion ganz offensichtlich zum Vorbild nahm:

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Das ging gründlich daneben... (Szene ab Minute 1:01) © YouTube

Ein bisschen Häme muss der Torwart nun ertragen. Von uns. Und ganz sicher auch in den kommenden Trainingseinheiten von seinen Mitspielern.

3. Lehre: Martin Schmidt ist eine Freude für Stochastik-Fans

Mensch, was war das für ein Abschluss dieses Bundesliga-Spieltags. VfL Wolfsburg gegen Hertha BSC, das klingt erstmal eher nach Magerkost als nach Festtagsbraten. Doch bei diesem 3:3 wurde einiges geboten. Ein Tor nach 20 Sekunden, ein verschossener Elfmeter, zwei Videobeweise und einfach viel Hin und Her.

Doch das, was am Ende zählt, ist und bleibt das Ergebnis. Und letztlich ist es mal wieder nur ein Unentschieden für den VfL – das siebte (!) in Folge unter Coach Martin Schmidt.

Wir haben ein wenig recherchiert, um die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, mal einordnen zu können, und sind dabei in die tiefen Spähren der Stochastik vorgedrungen.

Wir nehmen für diese Rechnung folgendes an: Die Wahrscheinlichkeit, dass Wolfsburg sein Spiel gewinnt, unentschieden spielt oder verliert, liegt bei jeweils einem Drittel.

Auch wir wissen, dass dies nicht ganz stimmt, da wichtige Faktoren wie Gegnerstärke oder die Frage, ob Wolfsburg zuhause oder auswärts spielt, für ein genaueres Ergebnis einrechnet werden müssten. Solche Korinthenkacker sind wir aber nicht und bleiben deshalb bei dieser Rechnung. Punkt.

Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, dass Wolfsburg sieben Mal in Folge unentschieden spielt, liegt bei sieben mal einem Drittel. Anders ausgedrückt: bei 1/2187. Oder noch mal anders ausgedrückt: Wenn Sie einen Regenschirm irgendwo aufgespannt bei Regen auf einem Fußballfeld platzieren würden, es unter allen herunterprasselnden Regentropfen einen geben würde, den Sie markieren könnten, wäre die Chance höher, dass dieser von Ihnen markierte Regentropfen auf dem Regenschirm landet und nicht auf dem Fußballfeld, als dass Wolfsburg sieben Mal in Folge unentschieden spielt.

Was Sie mit dieser Information nun anfangen, bleibt Ihnen selbst überlassen.

4. Lehre: Der HSV setzt die Uhren auf "00"

Falls Sie, liebe Leser, ebenso bereits mindestens 30 Lebensjahre absolviert haben, werden Sie sich sicherlich noch gut erinnern können: an dieses allgegenwärtige Horror-Szenario, damals, vor fast 18 Jahren. Und nein, wir meinen nicht die mögliche Vertragsverlängerung von DFB-Erfolgsbundestrainer Erich Ribbeck. Nein, wir sprechen von der – nur minimal überhypten – potenziellen Millenium-Katastrophe am 1.1. Januar 2000.

Was hatten wir für eine Angst – und diese wurde durch oscarreife SAT1-FILMFILME wie "Die Millenium-Katastrophe – Computer-Crash 2000" noch gesteigert.

Die Maschinen lehnen sich gegen die Menschheit auf. Es herrscht Anarchie auf den Straßen. Und die Welt wird von einer Dunkelheit übersät, dass sich selbst der auf der Welt urlaubende Sauron rasch wieder nach Mordor verzieht, um dort zumindest noch ein bisschen Tageslicht abzubekommen.

Kurzum: Die Apokalypse bricht über uns herein. Und das, völlig verständlich, weil die Uhren von "99" auf "00" springen. Zum Glück kam es am Ende doch nicht so wie befürchtet. Durchatmen war angesagt.

Was das mit Fußball zu tun hat, fragen Sie sich? Hier die Antwort: Dieses uns allen immer noch bekannte Untergangsszenario ist bereits so verflixt lange her, dass mittlerweile Fußballer in der Bundesliga kicken, die erst DANACH auf die Welt kamen. Und von der damaligen Todesangst höchstens einen Bruchteil über die Nabelschnur mitbekommen haben.

Einer dieser Fußballer: Jann-Fiete Arp, geboren am 6. Januar 2000. Mit 17 Jahren und zehn Monaten das größte Sturmtalent seit, puuuh, seit, ja, bestimmt Uwe Seeler, würden wir mal tippen.

Bereits in der Vorwoche netzte Arp für den HSV bei der 1:2-Auswärtsniederlage in Berlin. Und beim 3:1-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart legte der Youngster direkt nach.

HSV-Coach Markus Gisdol hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, vermehrt auf junge Spieler setzen zu wollen – und meint das, anders als 90 Prozent aller Trainer, die diesen Satz sagen, tatsächlich ernst.

Tja, in Hamburg wurden die Zeichen der Zeit offenbar erkannt und die Uhren dank neuer Personalstrategie auf "00" gesetzt – damit des Hamburger Fans liebste Uhr auch nach dieser Saison weiterläuft. Und damit die Apokalypse – ergo Liga-Spiele gegen Erzgebirge Aue und den SV Sandhausen – so bald nicht über den Verein hereinbricht.

5. Lehre: In Bremen wirkt das Allheilmittel noch nicht

Mit ebensolchen Schreckensgedanken wie Zweitliga-Spielen müssen sich die Fans des SV Werder Bremen dieser Tage mehr denn je befassen.

Trotz des vermeintlichen Allheilmittels Trainerwechsel – Florian Kohfeldt ersetzte Alexander Nouri – sprang für die Grün-Weißen auch bei Eintracht Frankfurt kein Punkt heraus. Im Gegenteil. Frankfurts Stürmerschlacks Sébastien Haller belohnte sein Team kurz vor dem Ende gar mit dem 2:1-Siegtreffer.

Bremen bleibt damit dick im Tabellenkeller hängen, es droht die ganze eigene Apokalypse. Diese Region kennt Kohfeldt übrigens ganz gut, kämpft seine bislang betreute U23 in der 3. Liga ebenfalls gegen den Abstieg.

Dennoch gab's für den 35-Jährigen zur Belohnung – ähnlich wie bei Sandro Schwarz, der mit der U23 des FSV Mainz 05 sogar abgestiegen war – die vorläufige Beförderung zum Chefcoach.

Erfolglos arbeiten, den Karren an die Wand fahren und am Ende dafür belohnt werden: In Wirtschafts-Kreisen wird dies übrigens als die Hartmut-Mehdorn-Methode bezeichnet ...

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