Mitten in der Coronakrise feiert Jupp Heynckes seinen 75. Geburtstag. Kurz vor diesem Festtag wird Bayern Münchens Tripletrainer zur Zukunft des Rekordmeisters befragt. Heynckes rät den handelnden Personen von Rekordtransfers und Nationalstürmer Leroy Sané ab.

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Jupp Heynckes weiß als ehemaliges Mitglied der legendären Mönchengladbacher Fohlen-Mannschaft, die 1965 unbekümmert frisch in die Bundesliga stürmte, besser als viele andere, wie nachhaltig sich das Vertrauen in junge Spieler auszahlen kann.

Gerade angesichts um sich greifender Existenzängste in der Coronakrise rät der einstige Weltklassestürmer und Erfolgstrainer der Bundesliga, "nicht nur an den Profit" zu denken.

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Heynckes: "Bayern sollte auf junge Spieler setzen"

Im Gespräch mit dem Fachmagazin "kicker" wendete sich der bald 75-Jährige explizit an seinen langjährigen Arbeitgeber FC Bayern München: "Ich würde auf junge Spieler setzen, wie Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic jüngst sagte. Ganz große Transfers würde ich jedoch ausschließen."

Zu diesen gehörte jener Leroy Sanés. Der Marktwert des Nationalstürmers lag vor Ausbruch des Coronavirus bei 100 Millionen Euro. Derzeit taxiert ihn das Portal "transfermarkt.de" auf 80 Millionen Euro.

Fest steht: Manchester City macht mit dem 24-Jährigen nur noch das große Geld, wenn er vor Ablauf seines Vertrages am Ende der Saison 2020/21 wechselt. Der FC Bayern gilt seit Monaten als einer der intensivsten Interessenten.

Sané bedeutete Transferrekord für den FC Bayern München

Einen dreistelligen Millionenbetrag aber brachte der deutsche Rekordmeister bislang noch nie auf, um einen Spieler abzulösen. Der teuerste war vor der laufenden Saison 2019/20 der französische Weltmeister Lucas Hernandez. Er kam von Atletico Madrid und kostete die Münchner eine Ablösesumme in Höhe von 80 Millionen Euro.

Es widerspricht dem vom früheren Manager und Präsidenten Uli Hoeneß verfolgten Credo, den Transfer-Wahnsinn vor allem englischer Vereine nicht mitzumachen.

Hoeneß' ehemaliger Kollege und guter Freund Heynckes erinnerte im Interview mit dem "kicker" daran, auch große Klubs würden angesichts der Viruskrise "wirtschaftliche Probleme bekommen. Deshalb würde ich als Verantwortlicher lieber meine Spieler halten, statt teure Stars zu holen."

Zudem ist Heynckes von Sanés Qualität nicht restlos überzeugt. "Er war gut in Schwung, bevor er sich so schwer verletzt hat", schätzte Heynckes im Interview mit der "Welt am Sonntag" das Eigengewächs seines früheren Klubs Schalke 04 ein. Aber: "Für mich hat er noch nicht den Durchbruch zu einem absoluten Topspieler geschafft."

Heynckes: "Sané muss den nächsten Schritt machen"

Um nicht "nur ein ganz außergewöhnliches Talent" zu bleiben, müsse Sané nach Heynckes' Einschätzung eine Entscheidung treffen: "Er muss bereit dafür sein, den nächsten großen Schritt zu gehen, denn es nutzt nichts, das Talent ab und zu mal aufblitzen zu lassen."

Drei Jahre verbrachte Sané in der Jugend von Heynckes' Ex-Verein Bayer Leverkusen, aus der auch Kai Havertz stammt.

Dreieinhalb Jahre jünger als Sané, steht auch Nationalspieler Havertz beim FC Bayern seit Monaten auf dem Einkaufszettel.

Havertz käme die Bayern noch teurer als Sané. Leverkusens Cheftrainer Peter Bosz sprach von einer Ablösesumme von mehr als 100 Millionen Euro für den 20-Jährigen. Havertz' laufender Vertrag am Niederrhein endet am 30. Juni 2022.

"Leverkusen ist ein toller Verein, ich fühle mich wohl. Das habe ich immer gesagt", betonte Havertz in der "Sport Bild". Er wolle aber den "nächsten Schritt" in seiner Karriere "irgendwann gehen. Das ist mein Anspruch."

Heynckes: "Unmoralische" Preis-Entwicklung im Fußball

Heynckes wünscht sich einen Verbleib Havertz' in der Bundesliga, sagte im "kicker" aber auch: "Nicht für einen utopischen Preis, das wäre nicht zu verantworten. Grundsätzlich war die bisherige Entwicklung im Fußball sowieso unmoralisch." (hau/AFP)

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