Wer Deutscher Meister wird, lässt sich noch nicht sicher sagen, aber drei Gründe sprechen für den FC Bayern München.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Steffen Meyer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Dafür, dass dem FC Bayern München die elfte Meisterschaft in Folge glückt, sprechen folgende drei Gründe.

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Die größere Erfahrung spricht im engen Titelrennen klar für Bayern

Viel ist in den letzten Wochen darüber gesprochen worden, wie ungewohnt es für den FC Bayern ist, so spät in der Saison noch um den Meistertitel kämpfen zu müssen. In der Tat: Erfahrung mit einem Herzschlagfinale wie 2001, als die Münchner dem FC Schalke 04 in letzter Sekunde noch den Titel wegschnappten, haben beim FC Bayern nur die Funktionäre Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic auf der Tribüne. Trotzdem: Der Bayern-Kader vereint eine beeindruckende Sammlung von Meistertiteln. Allein Thomas Müller hat Elf. Hinzu kommen unzählige Pokalfinals, K.-o.-Spiele in der Champions League und, und, und. Thomas Müller, Joshua Kimmich, Kingsley Coman, Leon Goretzka, Serge Gnabry - alle haben viel Erfahrung mit den ganz großen Momenten. Das gilt übrigens auch für Coach Thomas Tuchel, der Dortmund-Trainer Edin Terzic nicht nur große Titel, sondern auch den erfolgreichen Umgang mit solchen Drucksituationen voraus hat.

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Es ist absehbar, dass es in den verbleibenden zwei Partien für beide Mannschaften knifflige Situationen geben wird. Ein Rückstand, ein zähes Spiel, das lange torlos bleibt oder der Umgang mit frühen gelben oder gar roten Karten. Genau in diesen Momenten kommt es auf die Erfahrung an, um ruhig zu bleiben und das eigene Spiel durchziehen zu können. Bayern hat hier den größten Vorteil.

Tuchel hat die Defensive wieder stabilisiert

Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Titel. Der Spruch ist uralt, kommt eigentlich aus dem Basketball und ist trotzdem meist richtig. Tuchel legte seit seiner Ankunft in München extrem viel Wert auf eine stabilere Defensive. Die Außenverteidiger schieben seltener aggressiv hoch und lassen dadurch in ihrem Rücken wenig Platz für Konter, die den Münchnern unter den Trainern Nagelsmann und Flick immer wieder weh getan haben. Auch das Gegenpressing ist weniger konsequent und riskant. Das nimmt Bayerns Spiel offensiv natürlich ein wichtiges Element, sorgt aber auch für mehr defensive Kontrolle über größere Teile des Spielfelds.

In der Innenverteidigung hat sich mit de Ligt und Pavard in den letzten Wochen ein Duo gefunden, das funktioniert und vor allem wenig Fehler macht. Dazu ist die Form von Joao Cancelo und Noussair Mazraoui auf den Außenbahnen zur Zeit gut. In den letzten fünf Ligaspielen drückten die Münchner die Qualität der gegnerischen Chancen immer weiter herunter. Im Schnitt ließen sie nur sieben Schüsse pro Spiel zu. Der Expected-Goals-Wert der Gegner, der die erwarten Tore aus den erzielten Abschlüssen bemisst, brach in letzten Spielen in sich zusammen. Nimmt man den Ausreißer bei der 1:3-Niederlage gegen Mainz weg, wird der Wert sogar noch deutlich besser. Das mag sicher auch an offensiv eher schwachen Gegnern wie Bremen, Schalke oder Hertha gelegen haben. Doch blickt man auf den Hinrundenvergleich gegen die gleichen Gegner, ist die Bilanz auch hier positiv.

Tuchel betonte seit seiner Ankunft beim FC Bayern, er wolle vor allem an den Basics arbeiten und es den Spielern auf dem Feld wieder leichter machen. Profitiert hat davon bisher vor allem die Defensive. Vorteil Bayern.

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Bayern hat seinen Torjäger wieder entdeckt

Sollte der FC Bayern wider erwarten am Ende nicht Meister werden, dann wird man in der Rückschau vor allem darüber sprechen, dass es ein großer Fehler war, keinen echten Nachfolger für Dauertorjäger Robert Lewandowski verpflichtet zu haben. Die Mannschaft ist seit zehn Jahren auf einen echten Mittelstürmer ausgerichtet. Es war teilweise schmerzhaft mit anzusehen, wie harmlos das Münchner Offensivspiel wurde, nachdem sich Eric Maxim Choupo-Moting verletzt hatte. In den letzten beiden Spielen war der Trend positiver. Und mit Gnabry spielt nun ein Spieler ganz vorne drin, der zwar kein kompletter Mittelstürmer ist, aber im Strafraum einen herausragenden Abschluss hat.

Tuchel positionierte ihn zuletzt wieder deutlich zentraler und näher am Tor, statt auf dem Flügel. Das hat sich ausgezahlt. Vier Tore schoss Gnabry in den letzten drei Spielen. In den 14 Bundesliga-Spielen im Jahr 2023 zuvor traf er gerade ein einziges Mal.

Es ist zu spüren, wie Gnabry wieder mit mehr Selbstvertrauen agiert. Er wird auf der neun gesucht und muss sich Chancen nicht wie auf dem Flügel vor allem selbst erarbeiten und erspielen. Dass Gnabrys Torabschluss in Härte und Präzision weltklasse ist, hat er in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt. Das ist neben seiner Geschwindigkeit das wichtigste Element in Gnabrys Spiel. Gerade gegen Leipzig dürfte er zudem endlich einmal etwas mehr Platz auch für Kontergegenstöße bekommen, da Leipzig mutiger pressen und angreifen wird als der Großteil der sonstigen Bundesligateams. Bayern hat wieder einen Stürmer, der trifft. Gerade rechtzeitig für den Saisonendspurt. Auch deshalb werden die Münchner am Ende Meister.

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