Jamal Musiala scheint beim FC Bayern unzufrieden zu sein und hat daher offenbar die Vertragsgespräche ausgesetzt. Der Rekordmeister hat für den Falle eines Abgangs wohl bereits einen Nachfolger im Blick.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Jamal Musiala strebt nach dem Maximum. Der 20-Jährige stellte bereits öffentlich klar, eines Tages Weltfußballer werden zu wollen. Zwangsweise wird er sich die Frage stellen, bei welchem Verein er die besten Möglichkeiten dafür hat – oder unter welchem Trainer.

Mehr News zum FC Bayern München

Es vermehren sich die Anzeichen, das Thomas Tuchel ihm nicht die besten Voraussetzungen bietet. Trotz seiner außergewöhnlichen Qualitäten hat Musiala seinen Stammplatz nicht sicher. Zwar stand er in den bisherigen zwei Champions-League-Spielen von Anfang an auf dem Platz, in der Bundesliga allerdings nur selten.

Bei fünf der bisherigen sieben Bundesligaspiele war der Offensivspieler einsatzfähig. Nur zwei Mal stand er in der Startelf. In zwei weiteren Partien wurde Musiala erst spät eingewechselt, gegen den VfL Bochum überhaupt nicht. Dies dürfte wohl kaum in die Karriereplanung des Ausnahmespielers passen. Wer als Weltfußballer in die Fußstapfen von Lionel Messi und Cristiano Ronaldo treten möchte, muss immer spielen.

Vertragsgespräche ausgesetzt: Ein Zeichen der Unzufriedenheit?

Die mangelnde Einsatzzeit beim FC Bayern hat offenbar Folgen. Wie die "Sport Bild" berichtet, haben Musiala und sein Management die Gespräche über eine Vertragsverlängerung ausgesetzt. Der Grund: Sie wollen erst einmal die weitere Entwicklung im Verein abwarten, bevor sie eine Entscheidung über die Zukunft treffen.

Der Vertrag von Musiala gilt bis zum Sommer 2026 und soll laut dem Bericht mit einem Jahresgehalt von bis zu 8 Millionen Euro dotiert sein. Der frühere Sportvorstand Hasan Salihamidzic hatte bereits im April begonnen, mit Musiala über einen neuen Vertrag zu sprechen. Doch Salihamidzic wurde einen Monat später freigestellt. Der neue Sportdirektor Christoph Freund würde die Gespräche sicherlich gerne fortführen – doch die Seite von Musiala blockt offenbar ab.

Erschwerend kommt hinzu, dass wohl nahezu jeder Top-Verein Interesse an Musiala haben dürfte. Laut dem Bericht haben zum Beispiel mehrere englische Top-Vereine – unter anderem der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp – den Ausnahmespieler im Visier.

Ein Abgang ist nicht völlig unwahrscheinlich. Musiala dürfte nicht die gleiche emotionale Bindung zum FC Bayern haben wie zum Beispiel Thomas Müller, der beim deutschen Rekordmeister aufgewachsen ist. Musiala verbrachte acht Jahre in der Nachwuchsabteilung des englischen Top-Vereins FC Chelsea, ehe er im Alter von 16 Jahren nach München kam.

Musiala schwärmt von der Premier League

Mehrmals ließ er bereits durchblicken, sich eine Rückkehr in den englischen Fußball gut vorstellen zu können. Erst kürzlich sagte Musiala im Interview mit der "Sport Bild": "Die Premier League ist schon die stärkste und attraktivste Liga zurzeit. Aber ich fühle mich wohl hier und fokussiere mich darauf, mit Bayern erfolgreich zu sein." Vielsagend fügte er hinzu: "Man weiß aber nie, was in ein paar Jahren ist."

Im vergangenen Jahr gab er gegenüber dem selben Magazin eine ähnliche Aussage von sich. "Die Premier League ist eine richtig starke Liga, dort gehen die größten Stars hin", sagte er. "Aber ob ich da irgendwann hingehe? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich meine Zeit in England sehr genossen habe."

Und auch gegenüber dem englischen Fußball-Magazin "FourFourTwo", welches von den Entscheidungsträgern der Premier League sicherlich gelesen wird, ließ er sich die Möglichkeit einer Rückkehr offen.

Im April sagte er zwar: "Ich bin genau dort, wo ich im Moment sein muss und ich fokussiere mich darauf, was ich beim FC Bayern tun muss. Ich lebe meinen Traum, also warum sollte ich an etwas anderes denken?" Auf die erneute Nachfrage des Journalisten, ob der englische Fußball Musiala somit für immer verloren habe, antwortete er dann allerdings: "Nun, ich nehme an, man sollte niemals nie sagen."

Musiala oder Müller? Tuchel steckt in der Zwickmühle

Zwar könnte Tuchel Musiala emotional an den FC Bayern binden, wenn er ihn häufiger einsetzt. Doch der Trainer steckt in einer Zwickmühle: Vereins-Ikone Thomas Müller drängt ebenfalls auf Einsatzzeit. Weil die Außenbahnen mit Kingsley Coman, Leroy Sane und dem bald wieder einsatzfähigen Serge Gnabry bereits verplant sind, kommen Müller und Musiala im Regelfall nur für die gleiche Position im zentralen offensiven Mittelfeld infrage.

Tuchel ließ in den vergangenen Wochen rotieren, um beide Spieler bestmöglich zufriedenzustellen. Bei dem 34-jährigen Müller mag dies gelingen – bei Musiala nicht. Dass er nun seinen Vertrag (zumindest vorerst) nicht verlängern möchte und mit der Premier League liebäugelt, dürfte der FC Bayern als Warnsignal verstehen.

Florian Wirtz könnte der Nachfolger von Musiala werden

Offenbar tut der Verein dies auch. Der gut vernetzte Bild-Reporter Christian Falk berichtet, dass der FC Bayern bereits einen möglichen Ersatz für Musiala im Blick hat - und zwar den 20-jährigen Florian Wirtz von Bayer Leverkusen.

"In der Nationalmannschaft harmoniert er mit Musiala, beim FC Bayern könnte er ihn ersetzen, falls er denn wirklich weg möchte und einen neuen Vertrag woanders unterschreibt. Und Florian Wirtz will sich ja 2024 bei der EM beweisen, dann allerdings auch über seine Zukunft nachdenken", verriet Falk in einem Video auf "bild.de".

Und weiter: "Von seiner Position und seinem Profil würde er natürlich sehr, sehr gut zum FC Bayern passen. Und der FC Bayern möchte ihn nicht ans Ausland verlieren. Bei Jamal Musiala könnte das aber sehr gut passieren.

Verwendete Quellen:

  • Sport Bild (42/2023): Musialas Vertragsgespräche ausgesetzt, Klopp heiß auf Bayern-Star
  • Sport Bild (36/2022): Es ist Zeit für die nächste Stufe, das nächste Level
  • Four Four Two (4/2023): Jamal Musiala: No regrets
  • bild.de: Wird Wirtz der Musiala-Ersatz?
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.