Zum zweiten Mal binnen vier Tagen wird Joshua Zirkzee zum Matchwinner des angeschlagenen FC Bayern. Die Begeisterung über das 18 Jahre alte, selbstbewusste Juwel ist riesig, zeigt aber auch die Probleme, mit denen der Rekordmeister in die Winterpause geht.

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Auf der Linie U6 zwischen Fröttmaning und Münchner Innenstadt gibt es hochoffiziell ein neues Gesprächsthema unter Fans des FC Bayern. Es lautet: Joshua Zirkzee. Nach dem schmeichelhaften 2:0 (0:0) des Rekordmeisters in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg war die Begeisterung beim Anhang groß.

Und das, obwohl die Bayern über weite Strecken eine mäßige bis teils schwache Leistung gegen die "Wölfe" geboten hatten. Doch im Profifußball vermögen neue Helden gerne und leicht selbst bedenkliche Entwicklungen zu überspielen.

FC Bayern ist in der Bundesliga verwundbar

In diesem Fall die Entwicklung, dass der FC Bayern nachweislich seine einstige Dominanz hierzulande eingebüßt hat. Er ist gegen jeden Gegner verwundbar, der das extrem hohe Pressing samt extrem hoch postierter Abwehr effektiv mittels Konter und explosivem Umschaltspiel bespielen kann.

Wolfsburg gelang das bis vor den Strafraum des Double-Siegers. Dann aber verbaute sich die Mannschaft von Oliver Glasner einzig wegen des eigenen Unvermögens ein besseres Ergebnis in der Allianz Arena.

Zweiter Zittersieg in Folge

Den Bayern-Fans, die zwischenzeitlich schon irritiert ruhig geworden waren, war das nach dem zweiten Zittersieg in Folge freilich reichlich egal. Der neue Hoffnungsträger Joshua Zirkzee hatte sich schon seit der Pause hinter dem Tor von Manuel Neuer warm gemacht.

Als sich der 18 Jahre alte Stürmer in der 82. Minute dann das grellgelbe Leiberl der Ersatzspieler auszog und in Richtung (Noch-)Interimscoach Hansi Flick stürmte, erhoben sich schon die ersten Münchner Anhänger auf der Haupttribüne und klatschen hektisch in ihre Hände.

Joshua Zirkzee dank frecher Aktion der Matchwinner

Sie alle hatten mutmaßlich noch die Bilder aus Freiburg (3:1) im Kopf, als der junge Niederländer nach nur einer Minute Bundesliga sein erstes Tor erzielte, und damit die Bayern vor dem nächsten Rückschlag im Meisterschaftsduell mit RB Leipzig und Gladbach bewahrte.

Für die Führung gegen Wolfsburg brauchte der 1,93-Meter-Schlaks mit dem dunklen Wuschelkopf diesmal drei Minuten – der Jubel war dennoch grenzenlos. "Er hat sich von seiner besten Seite gezeigt und das sehr gut gemacht. Er wird weiter an sich arbeiten, ist immer eine gute Option für uns. Als Typ ist er bodenständig und zurückhaltend. Aber auf dem Platz brennt er", meinte Weltmeister Manuel Neuer hinterher in der Mixed Zone über den Nachwuchsspieler.

Neuer über Zirkzee-Aktion: "Das war schon richtig so"

Neuer entschuldigte selbst, dass Zirkzee seinem Kollegen Serge Gnabry bei seinem Treffer zum 1:0 (83. Minute) frech den Ball vom Fuß stahl. "Er kam von der besseren Position, weil er aus dem Rücken kam und ein besseres Fenster hatte. Deshalb war das schon richtig so. Das ist keine Frage des Alters oder davon, wie viele Spiele man gemacht hat, sondern des Sinns", erklärte der 33 Jahre alte Bayern-Routinier und sagte mit Blick auf Flicks Joker-Gespür: "Der Trainer hat ein gutes Händchen und kühlen Kopf bewiesen."

FC Bayern und Hansi Flick haben vor Weihnachten viel Glück

Und letztlich viel Glück gehabt. "Bisher habe ich noch nie so viele Möglichkeiten herausgespielt in München", sagte Maximilian Arnold nach der Partie in den Katakomben der Arena.

Der Wolfsburger Mittelfeldstratege haderte sichtlich mit der verpassten Chance. "Der Respekt ist manchmal einfach zu hoch. Mit dem Respekt muss man schon mal heruntergehen und mehr Mut haben", sagte der frühere Nationalspieler auf Nachfrage unserer Redaktion zu seinem Eindruck von den Bayern.

"Im Spiel hatte ich schon das Gefühl, dass heute was drin war. Ich habe hier schon ein paar Mal böse auf die Fresse bekommen", meinte Arnold weiter: "Heute gehen wir erhobenen Hauptes raus."

VfL Wolfsburg: Anfälligkeit des FC Bayern keine Überraschung

VfL-Rechtsverteidiger Kevin Mbabu erklärte, dass die Wolfsburger gewusst hätten, dass die Bayern hoch stehen, "deswegen haben wir probiert, in die Tiefe zu spielen. Wir sind enttäuscht, haben die Tore nicht gemacht".

Mbabu bei einem Konter (59.) und Arnold mit einem Distanzschuss (81.) hatten die besten Chancen des VfL. Für ihren Trainer Glasner war die Anfälligkeit der Münchner keine Überraschung.

Joshua Zirkzee sorgt beim FC Bayern für Begeisterung

"Das gab es immer wieder, dass sie gerade im Konter anfällig waren. Wenn du hoch attackierst und vorne mit vielen Spielern ins Gegenpressing gehst, gibst du der anderen Mannschaft Räume hinter dir, das weiß jeder", erklärte Glasner zum Spiel des Meisters: "Wir haben den entscheidenden Ball nicht verwertet."

Den endgültig entscheidenden Ball verwertete stattdessen Gnabry zum 2:0 (89.) des Serienmeisters. Zuvor hatte schon Zirkzee den Stimmungsumschwung mit nur einer einzigen beherzten Ballberührung eingeleitet. Der neue Hoffnungsträger des FC Bayern.

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