Der FC Bayern München bleibt im Kampf um die Meisterschaft stabil. Das Duell um die Champions League bleibt heiß und Turbine Potsdam steigt wohl ab. Ein Rekord in Köln rundet das Wochenende ab. Die Erkenntnisse zum 18. Spieltag in der Bundesliga.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Justin Kraft sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

FC Bayern München bleibt stabil

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6:0 nach der ersten Halbzeit, 8:2 nach 90 Minuten – der FC Bayern München ließ sich vom kurzfristigen Verlust der Tabellenführung nicht beeindrucken. Und das wiederum war beeindruckend. Schließlich hat das Team von Alexander Straus in den vergangenen Wochen zwei Titel verspielt. In der Champions League schied man hochverdient gegen den FC Arsenal aus, im DFB-Pokal-Halbfinale gab es am vergangenen Wochenende eine deutliche 0:5-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg. Doch im Gegensatz zu den Männern bleiben die Frauen des FC Bayern in der Liga stabil.

Physisch waren die letzten Wochen ohnehin anstrengend. Der Kader ist auf einigen Positionen dünn besetzt, die Ruhephasen zwischen den Spielen wurden kürzer. Drei Wettbewerbe, Länderspielpausen – die Belastung nimmt im Fußball der Frauen rasant zu. Die sich häufenden schweren Verletzungen bei Topspielerinnen in ganz Europa unterstreichen das.

Doch auch mental waren die letzten Tage belastend. Weil Wolfsburg an diesem Wochenende in der Champions League ran durfte, wurde ihr Bundesliga-Spiel beim MSV Duisburg vorverlegt. Bereits am Mittwoch gewannen sie mit 3:0 und rückten somit wieder an die Spitze. Psychologisch hatten sie durch den Kantersieg im Pokal Druck auf die Bayern aufgebaut. Die Bundesliga ist die letzte Chance auf einen Titel.

Zu spüren war davon gegen Freiburg aber nichts. Schon nach 30 Minuten stand es 4:0 und die Partie war prinzipiell durch. Die Bayern zeigten sich spielfreudig, dominant und so effizient vor dem Tor wie schon länger nicht mehr. Es war eine kleine Ansage in Richtung Wolfsburg. Man hält der physischen und mentalen Belastung Stand – zumindest im Moment. Vermutlich hätte Straus die acht Tore aber trotzdem gern auf die vergangenen Schlüsselspiele in den Pokalwettbewerben aufgeteilt.

Eintracht Frankfurt bleibt abgezockt

Etwas weniger spektakulär, dafür aber mindestens genauso stabil präsentierte sich Eintracht Frankfurt. Denn auch für die SGE steht in dieser Saison noch einiges auf dem Spiel und auch sie werden derzeit gejagt. Nur drei Punkte Vorsprung sind es auf die TSG Hoffenheim. Vor einer Rekordkulisse in Köln stand die Eintracht also mächtig unter Druck.

Das war den Spielerinnen auch anzumerken. Mit dem Ball fiel Frankfurt zunächst wenig ein. Köln verteidigte leidenschaftlich, warf sich in jeden Zweikampf und ließ sich vom Publikum entsprechend emotionalisieren. Umso wichtiger war für die Gäste die Einzelaktion von Barbara Dunst, die nach einem Dribbling aus 23 Metern Entfernung die Führung erzielte.

Es dauerte gut eine Stunde, bis die SGE anfing, sich regelmäßig gute Chancen zu erspielen. Wie so oft in dieser Saison brauchten die Frankfurterinnen eine lange Anlaufzeit, um die Durchschlagskraft der individuell gut besetzten Offensive zu nutzen. Zwischen dem 1:0 in der 15. und dem 2:0 von Lara Prasnikar in der 78. Minute hätte das Spiel durchaus kippen können. Doch Frankfurt blieb auch in Köln eiskalt. Eine Qualität, die das Team unter Niko Arnautis besonders auszeichnet.

Seit der 1:2-Niederlage in München am 12. Spieltag gab es fünf Siege in Serie. Am 30. April kommt es zum möglicherweise vorentscheidenden Duell mit Hoffenheim. Fußballerisch läuft nicht alles rund bei der SGE, aber in den entscheidenden Momenten sind sie häufig da. Frankfurt bleibt abgezockt und damit auch favorisiert im Rennen um den letzten Champions-League-Platz.

TSG Hoffenheim bleibt dran

Und beinahe wäre der Sieg der Eintracht sogar eine Vorentscheidung gewesen. Denn die TSG Hoffenheim tat sich in Leverkusen schwer – und brauchte wie schon beim Debüt von Stephan Lerch in Freiburg ein spätes Tor. Noch scheint Sand im Getriebe zu sein, was angesichts der starken Leistungen unter Interimstrainerin Nadine Rolser durchaus überrascht.

Die offensive Leichtigkeit ist seit dem Trainerwechsel weg. Auch in Leverkusen fehlte es an Tiefe und Durchbrüchen in den Strafraum: nur acht Abschlüsse, drei davon gingen aufs Tor – darunter der Elfmeter, der in der 84. Minute den Siegtreffer brachte. Die Chancenqualität war darüber hinaus gering. Das Expected-Goals-Modell des Datenanbieters "Opta" hat berechnet, dass 1,2 Tore für die TSG erwartbar gewesen wären – 0,79 davon durch den Strafstoß.

Vor dem Duell mit Frankfurt zeigt die Formkurve also wieder nach unten. Der Lerch-Effekt blieb bisher aus. Vielleicht muss sich der 38-Jährige noch ein paar Tipps von Rolser holen.

Turbine Potsdam bleibt wohl nicht drin

Turbine Potsdam wird wohl nichts mehr in der Liga halten. Im Heimspiel gegen die SGS Essen verlor man verdient mit 0:1. Offensiv hatten die Brandenburgerinnen wenig anzubieten, defensiv reichte ein kollektiver Aussetzer zum Rückstand.

Sechs Punkte beträgt der Abstand auf das rettende Ufer, nur noch zwölf Punkte sind zu vergeben. Potsdam bräuchte auch mit Blick auf das Restprogramm ein großes Wunder, um die Klasse noch zu halten.

Bei der TSG Hoffenheim, gegen Bayer 04 Leverkusen, gegen Eintracht Frankfurt und beim FC Bayern München – es würde nicht überraschen, würde Turbine keinen Punkt mehr holen. Die sieben Punkte aus den drei Spielen vor diesem Wochenende machten nochmal Mut und ließen die Hoffnung am Leben. Doch es hätte einen weiteren Sieg gegen Essen gebraucht, um den Traum vom Klassenerhalt zu wahren. So aber wird der Traditionsklub wohl nicht drinbleiben.

Zuschauerrekorde bleiben nicht lang

Die wohl schönste Erkenntnis des 18. Spieltags: Zuschauerrekorde bleiben nicht lang bestehen. Gleich am ersten Spieltag wurde in Frankfurt mit 23.200 Fans ein Bundesliga-Rekord aufgestellt. Dieser wurde nun deutlich überboten. In Köln sahen 38.365 Menschen den 2:0-Sieg der Eintracht.

Es ist absehbar, dass auch dieser Rekord nicht für die Ewigkeit ist. Denn auch wenn der Fußball der Frauen nach wie vor nicht die Wertschätzung erfährt, die er sich wünscht, so entwickelt er sich rasant. Mit Blick auf die Stadien, die es derzeit in der Bundesliga gibt, kämen vor allem die Arena in München und das Stadion in Frankfurt für weitere Rekorde infrage.

Klar ist aber auch, dass dafür noch mehr getan werden muss. Das betrifft unter anderem die Unterstützung der Klubs für die Frauenabteilungen. Beim FC Bayern war es bisher ein harter Kampf, 20.000 Menschen in die Arena zu bekommen. Das Potenzial ist viel größer, wird aber auf vielen Ebenen nicht ausgeschöpft. Bisher lief das Marketing für die Champions-League-Spiele eher auf Sparflamme.

Gleichzeitig ist auch medial Wertschätzung weiterhin ein Thema. Solange der Fußball der Frauen oft nur beiläufig Erwähnung findet, Namen in Liveübertragungen oder gar Zusammenfassungen vertauscht werden und Berichterstattung nicht selten fehlerhaft läuft, wird es schwer sein, die Potenziale auszunutzen. Köln liefert einen Vorgeschmack darauf, was zumindest punktuell möglich sein kann.

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