• Die Formel 1 Saison startet am 28. März mit dem Großen Preis von Bahrain (Live bei Sky).
  • Es wird die erste Saison von Mick Schumacher, dem Sohn von Michael Schumacher, sein.
  • Der ehemalige Formel-1-Fahrer und heutige Sky-Experte Timo Glock spricht im Exklusiv-Interview über Mick Schumacher, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und den kostenintensiven Weg in die Formel 1.
Ein Interview

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Herr Glock, Lewis Hamilton könnte in der bevorstehenden Saison zum achten Mal Weltmeister und somit alleiniger Rekordhalter werden. Wer kann das eventuell verhindern?

Timo Glock: Normalerweise ist der Teamkollege am ehesten dazu in der Lage, weil er mit dem gleichen Material unterwegs ist. Allerdings hat Valtteri Bottas es bislang nie geschafft, über eine komplette Saison Hamilton Konkurrenz zu machen. Möglicherweise wird dies Max Verstappen im Red Bull gelingen. Das Team hat sich mit Sergio Perez als zweiten Fahrer neu aufgestellt. Ich bin gespannt, ob er mit Verstappen auf Augenhöhe fahren kann. Sollte das gelingen, könnte Red Bull Hamilton mit zwei Fahrern unter Druck setzen.

Dennoch hat Hamilton die besten Voraussetzungen für einen erneuten Titelgewinn.

Lewis Hamilton würde mit einem achten WM-Titel sogar Michael Schumacher hinter sich lassen, der sieben Weltmeisterschaften gewann. Allerdings gewann Hamilton all seine Titel mit Mercedes, während Schumacher mit Benetton und Ferrari zwei Teams zum Titel führte. Wer ist nun wirklich der beste Fahrer aller Zeiten?

Es ist immer schwierig, Fahrer aus zwei unterschiedlichen Zeiten miteinander zu vergleichen. Aber Sie haben schon recht: Michael hat es geschafft, mit zwei Teams Weltmeister zu werden. Ferrari befand sich vor dem Einstieg von Schumacher im Nirgendwo und war später sehr dominant. Lewis Hamilton hatte bei Mercedes von Anfang an eine bessere Basis.

Aber?

Aber andererseits werden heute mehr Rennen gefahren als damals. Lewis muss also über einen längeren Zeitraum konstant seine Leistungen bringen. Wie gesagt: Es ist schwer zu vergleichen. Aber wenn Hamilton Weltmeister wird, ist er zumindest auf dem Papier der beste Fahrer aller Zeiten.

"Sein Ziel muss sein, seinen Teamkollegen Nikita Mazepin zu besiegen"

Deutschland wartet nun gespannt auf das Formel-1-Debüt von Mick Schumacher, dem Sohn von Michael Schumacher. Mit Haas fährt er allerdings für ein Team, das eher im hinteren Teil des Feldes zu finden ist. Was erwarten Sie von Mick Schumacher?

Für Mick wird das ein Lehrjahr. Er darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass er in den verschiedenen Rennserien immer eine gewisse Anlaufzeit benötigt hat, dann aber sehr schnell war. Das wird vielleicht auch in der Formel 1 so sein.

Er hat einen sehr großen Sprung gemacht. Sein WM-Sieg in der Formel 2 aus der vergangenen Saison könnte ihm Last von den Schultern genommen haben. Dadurch kann er vielleicht befreiter in seine erste Formel-1-Saison gehen.

Er hat natürlich den Druck, dass wegen seines Namens alle auf ihn schauen. Aber ich glaube, dass er damit gewachsen und selbstsicherer ist. Sein Ziel muss sein, seinen Teamkollegen Nikita Mazepin zu besiegen und sich konstant zu steigern.

Man kann also nicht damit rechnen, dass Mick Schumacher im Jahre 2020 regelmäßig in die Punkteränge fährt?

Nein, dafür ist das Auto von Haas einfach nicht schnell genug. Es könnte natürlich in einzelnen Rennen Überraschungen geben. Ich gehe aber davon aus, dass Haas auf das Jahr 2022 hofft, weil sich die Kräfteverhältnisse aufgrund der Regeländerungen dann verschieben könnten.

Schätzen Sie Mick Schumacher als so talentiert ein, dass er eines Tages um den WM-Titel mitfahren kann?

Ja, ich glaube, dass er die Voraussetzungen dafür hat. Er hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er die Cleverness und den Speed mitbringt.

"Heute ist alles noch viel teurer"

In den letzten Jahren gelangten vorwiegend Fahrer in die Formel 1, die entweder viel Geld mitgebracht haben oder nun wie Mick Schumacher oder Max Verstappen der Sohn eines ehemaligen Fahrers sind. Ist es anders kaum noch möglich, in die Formel 1 zu gelangen?

Momentan sieht es leider so aus. Das große Problem ist, dass der Sport so teuer geworden ist. Wer keinen reichen Förderer oder Unterstützer hat, kann sich den Motorsport nicht leisten. Das war bereits zu meiner Zeit so. Ohne Förderer wäre auch ich nie in der Formel 1 gelandet. Und heute ist alles noch viel teurer.

Über wie viel Geld sprechen wir?

Das hängt natürlich auch davon ab, wie lange der Fahrer braucht, um sich in den verschiedenen Rennklassen durchzusetzen. Aber ich würde mal schätzen, dass der Weg vom Kartsport in die Formel 1 etwa sieben bis zehn Millionen Euro kostet. Daher braucht es reiche Eltern oder Förderer.

Und wenn man diese nicht hat?

Dann besteht die einzige Chance darin, in einer Fahrer-Akademie unterzukommen, zum Beispiel bei Ferrari oder Red Bull.

Ist der finanzielle Aspekt auch der Grund dafür, dass der deutsche Nico Hülkenberg kein Cockpit für die Saison 2021 gefunden hat, obwohl er in der vergangenen Saison als Ersatzfahrer stark gefahren ist? Oder anders gefragt: Haben ihm andere Fahrer, die Geld mitbringen, praktisch die Cockpits weggeschnappt?

Ein anderer Grund fällt mir jedenfalls nicht ein. Er war letzte Saison auf Anhieb schnell. Es ist sehr schade, dass er nicht die Chance bei einem Top-Team bekommt. Ich bin mir sicher, dass er vorne dabei wäre.

"Ich glaube, dass sich Sebastian in dem neuen Team wohlfühlt."

Für Sebastian Vettel beginnt bei Aston Martin ein neues Kapital. Das Vorgängerauto Racing Point war bereits in der vergangenen Saison siegtauglich. Könnten Vettel und Aston Martin für eine Überraschung sorgen?

Ja, man sollte Aston Martin auf der Rechnung haben. Sergio Perez gewann vergangene Saison im Racing Point bereits ein Rennen. Das Team war konstant vorne dabei. Mit Mercedes haben sie den Antrieb, den es zu schlagen gilt. Das Umfeld ist gut. Ich glaube, dass sich Sebastian in dem neuen Team wohlfühlt.

Ferrari erlebte in der vergangenen Saison mit Vettel und Charles Leclerc eine enttäuschende Saison. In dieser Saison werden Leclerc und Carlos Sainz jr. im roten Boliden unterwegs sein. Findet Ferrari zur alten Stärke zurück?

Ferrari verfügt zwar über ein gutes Team und viele Möglichkeiten. Ich denke aber, dass es mindestens ein Jahr braucht, um solch einen großen Rückstand aufzuholen. Daher könnte ich mir vorstellen, dass Ferrari sich frühzeitig auf das Jahr 2022 konzentrieren wird.

Jedes Rennen der Formel 1 war über Jahrzehnte im Free-TV bei RTL zu sehen. Nun hat sich der Pay-TV-Sender Sky, für den Sie als Experte tätig sind, die Exklusivrechte gesichert. Lediglich vier Rennen werden noch bei RTL zu sehen sein. Die übrigen Rennen laufen verschlüsselt. Der langjährige RTL-Experte Christian Danner befürchtet, dass die Formel 1 dadurch "in der Versenkung" verschwinden wird. Teilen Sie diese Angst?

Mit der Saison 2021 beginnt für die Formel 1 im deutschen TV eine neue Situation. Nie zuvor hat es einen Sender gegeben, der sich ausschließlich mit Motorsport und insbesondere mit der Formel 1 beschäftigt.

Auch deswegen bin ich überzeugt, dass wir sehr viele Zuschauer ansprechen werden. Um das zu verstärken, hat Sky ja für vier Rennen eine Partnerschaft mit RTL geschlossen, die der Formel 1 gezielt noch mehr Aufmerksamkeit bringen.

Über den Experten: Timo Glock (Jahrgang 1982) fuhr im Jahre 2004 sowie von 2008 bis 2012 für die Teams Jordan, Toyota, Virgin und Marussia in der Formel 1, bestritt insgesamt 91 Grand Prix, in denen er zweimal auf dem 2. Platz und einmal auf dem 3. Platz landete. Danach wechselte er in die DTM. Als TV-Experte arbeitete er bis zur vergangenen Saison für RTL und wird nun für Sky am Mikrofon stehen.
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