Sandra Maischberger diskutierte mit ihren Gästen am Mittwochabend (8. Februar) über die Forderung der Ukraine nach Kampfjets und den richtigen Zeitpunkt für Friedensverhandlungen. Der ehemalige Innenminister Gerhart Baum (FDP) traf dabei auf Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht. Als es um diplomatische Initiativen ging, knallte es zwischen den beiden gewaltig. Mit einer Aussage zog Wagenknecht dann sogar das Unverständnis des ganzen Studios auf sich.

Eine Kritik
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Bei seinem Besuch in London hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj "Flügel für die Freiheit" gefordert und damit Kampfjets gemeint. "Ich richte an Sie und die Welt den Appell für Kampfflugzeuge für die Ukraine, Flügel für die Freiheit", sagte Selenskyj in Westminster Hall vor Mitgliedern beider Kammern des britischen Parlaments. Gleichzeitig rief er zu härteren Sanktionen gegen Russland auf, "bis Russland der Möglichkeiten beraubt ist, diesen Krieg zu finanzieren".

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Das ist das Thema bei "Maischberger"

Nach langer Debatte steht fest, dass Deutschland Leopard-Panzer liefert, da drängt sich schon wieder die nächste Frage auf: "Kampfjets für die Ukraine - wird der Westen der Forderung der Ukraine folgen?". Außerdem stellte Sandra Maischberger die Frage zur Debatte: "Wie realistisch sind Friedensverhandlungen?". Das Studio sprach auch über den Satz von Annalena Baerbock: "Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander". Helge Schneider thematisierte schließlich Kunst in Krisenzeiten.

Das sind die Gäste

Gerhart Baum (FDP): Der ehemalige Bundesinnenminister sagte: "Putins Russland ist nicht Russland. So denken nicht die Menschen. Jedenfalls nicht die, die klare Information haben." Es sei ein einzelner Mensch zugange, der jetzt bestimme, wie Russland weltweit auftritt. In Russland gäbe es auch wichtige Stimmen, die sagen würden: "Was haben wir eigentlich von dem Krieg?"

Sahra Wagenknecht (Linke): Die Russen hätten immer deutlich gemacht, dass sie "nicht akzeptieren, dass die Ukraine ein militärischer Vorposten der Vereinigten Staaten wird", erinnerte die Linkspolitikerin. Sie habe vor Kriegsbeginn thematisiert, dass Russland das im Notfall militärisch verhindern würde. "Deswegen war ich immer dafür, dass man da Kompromisse macht. Ich bin auch nach wie vor überzeugt, dieser Krieg wäre verhinderbar gewesen," sagte sie. Alle führenden Militärs würden sagen, keine Seite könne den Krieg militärisch gewinnen, er werde am Verhandlungstisch enden. "Dann frage ich mich, warum dann nicht heute?", so Wagenknecht.

Helge Schneider: "Ich kann keinen Panzer bauen, ich kann kein Gewehr bauen, ich kann gar nicht schießen. Und wovon ich keine Ahnung habe, da spreche ich gar nicht drüber." Schneider berichtete auch, wie er erfolgreich den Kriegsdienst verweigerte. Die Frage "Scholz oder Merz?" beantwortet er mit "Habe ich keine Meinung" und auch die Frage "FDP oder Grüne" kommentierte er mit "Nix". Bei der Wahl zwischen "Wagenknecht oder Baum?" legte er sich aber fest. "Sahra Wagenknecht" und schob hinterher "besseres Kleid".

Cherno Jobatey: Bei den geforderten Kampfjets gehe es um alte Modelle, erläuterte der Moderator. "Wenn man sich fragt: 'Schrottplatz oder Ukraine?' ist die Sache klar", sagte er. "Für mich ist das ein Dé­jà-vu", meinte er. Man habe ähnliche Argumente schon bei der Panzerdebatte gehört. Er vermutete: "Am Ende wird es dann wieder darauf hinauslaufen, dass wir Sachen geben, die offensiver sind." Baerbocks Aussage, man "kämpfe einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander", hielt er für eine "Vorlage für russische Propaganda".

Dagmar Rosenfeld: Die Chefredakteurin der "Welt am Sonntag" gab in puncto Panzerlieferungen zu: "Ich gehörte immer zu den Kritikern, die gesagt hat: 'Olaf Scholz versteckt sich hinter den USA'". Die Entscheidung, Leopard-Panzer zu liefern, sei richtig. Der Grad, die Ukraine zu unterstützen und nicht Kriegspartei zu werden, sei schmal. "Völkerrechtlich wäre das gar kein Problem, diese Kampfjets zu liefern", erinnerte sie. Es sei völkerrechtlich auch in Ordnung, wenn die Ukraine mit den Kampfjets russisches Territorium angreife. "Nur, Putin und das Völkerrecht hat nichts miteinander zu tun", erinnerte sie.

Markus Feldenkirchen: Deutschland werde seiner Stellung in Europa bei der militärischen Unterstützung inzwischen gerecht, meinte der Journalist. "All das hat dazu beigetragen, dass die Ukraine noch nicht in russischer Hand ist", war er sich in Bezug auf die bisherigen Lieferungen sicher. Er sprach sich allerdings gegen die Lieferung von Kampfjets aus. "Ich finde, dass Kampfflugzeuge eine andere Qualität sind", so Feldenkirchen. Ein paar Kampfjets würden angesichts der guten russischen Luftabwehr keinen Unterschied machen. "Panzer sind sehr viel effektiver in dem Abwehrkampf, den die Ukraine führt". Man müsse außerdem die Grenze im Blick haben, wie stark man selbst zu einem Eskalationsgeschehen beitrage.

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Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger

Maischberger wollte von Baum wissen, wie aussichtsreich diplomatische Initiativen anstelle von Waffenlieferungen seien. Der antwortete: "Ich frage mich immer wieder, wie kann eine internationale Initiative sich auf Putin verlassen?" Er habe große Sorge vor einer Situation: "Dass wir die russische Aggressivität wieder unterschätzen, wie wir das schon einmal gemacht haben", so Baum.

Er habe keine Angst vor Drohungen von Putin. "Also die Drohung mit Atomwaffen halte ich für nicht gegeben", sagte er. Die ganze Welt habe Putin gesagt: "Mach das nicht, du isolierst dich." So stark sei Putin nicht. Man müsse auch in das Innere von Russland schauen. "Es gibt auch eine Zeit nach Putin", erinnerte Baum.

Da meinte Wagenknecht, der Westen könne ein Kompromissangebot machen. "Neutralität und zunächst einmal das Einfrieren der Frontlinien", schlug sie vor. Danach könne man über das Schicksal des Donbass und der Krim verhandeln. Baum reagierte empört: "Wie kommen Sie dazu, einem souveränen Staat wie der Ukraine zu verordnen, dass er neutral sein muss?"

Das ist das Rede-Duell des Abends

Wagenknecht hatte darauf gedrängt, Waffenlieferungen einzustellen und Russland an den Verhandlungstisch zu holen, da meinte Baum: "Ihre Analyse geht an der Realität vorbei. Der Putin ist nicht friedensfähig." Putin habe in den letzten Jahren die Demokratie erstickt und aggressiv gehandelt.

"Seine Aggressivität ist ideologisch begründet", erklärte Baum und setzte nach: "Sein Denkmuster ist nicht friedensfähig." Putin habe sein Land ausplündern lassen und nichts getan, um Russland zu stabilisieren. Er habe beispielsweise die UNO-Charta als Mitglied des Sicherheitsrats verletzt.

Wagenknecht warf in die Runde: "Aber da war er nicht der Erste, das muss man auch mal festhalten." Sie erklärte dann: "Ich habe keine Sympathie für Putin, um das einmal ganz deutlich zu sagen." Sie halte nur die Erzählung, dass in der Ukraine die Freiheit und die Demokratie verteidigt werde und Demokratie gegen Autokratie kämpfe, für falsch. "Es kämpft dort der russische Oligarchen-Kapitalismus gegen den ukrainischen Oligarchen-Kapitalismus", meinte Wagenknecht. Beides seien korrupte Systeme. "Das ist doch dumm", sagte Baum harsch. Kopfschütteln auch im ganzen Studio.

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Maischberger lieferte am Mittwochabend souverän ab. Sie bewies analytischen Feinsinn mit Fragen wie: "Wären die Kampfpanzerlieferungen vor einem Jahr vorstellbar gewesen?" und "Was wird Olaf Scholz machen? Ist es seine Strategie, möglichst lange hinauszuzögern und am Ende liefern wir doch?". Wagenknecht erinnerte sie daran, dass sie vor etwa einem Jahr gesagt hatte, Russland wolle nicht in den Donbass einmarschieren.

"Wie kann es sein, dass Sie sich so geirrt haben?", fragte Maischberger. Sie nagelte die Linkspolitikerin auch erfolgreich auf konkrete Aussagen fest, zum Beispiel mit der Frage: "Soll die Ukraine kapitulieren?" Nur an einer Stelle konnte sie keine Antwort aus Wagenknecht kitzeln: "Wollen Sie eine neue Partei gründen?"

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Rote Linien bleiben das bestimmende Thema: Wo liegen Putins, wo die des Westens? Verschieben wir sie Stück für Stück? Und welchen Cha-Cha-Cha tanzt Deutschland in der internationalen Gemeinschaft in Sachen Waffenlieferungen? Im Studio war deutlich zu spüren, dass die Lieferung von Kampfjets nicht undenkbar scheint – dafür fiel zu oft der Einschub "zum aktuellen Zeitpunkt".

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