Bei Maischberger standen am Mittwochabend (17.) die Causa Graichen, Kampfjet-Lieferungen an die Ukraine und Putins Rückhalt zur Debatte. Während die Trauzeugen-Affäre noch immer polarisierte, drückte sich Verteidigungsminister Boris Pistorius erfolgreich vor einer entscheidenden Frage.

Eine Kritik
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Selenskyjs Reise in verschiedene europäische Städte scheint von Erfolg gekrönt zu sein: Immer wieder hatte er die Lieferung von Kampfjets gefordert, nun kündigen Großbritannien und die Niederlande an, eine Kampfjet-Koalition ins Leben zu rufen – ein Thema bei Maischberger.

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Das ist das Thema bei "Maischberger"

Bei Maischberger ging es am Mittwochabend (17.) um die Entlassung von Patrick Graichen, um den Ukraine-Krieg und den Rückhalt, den Putin in der russischen Gesellschaft noch genießt. Maischberger debattierte im Studio: "Ist die Krise im Wirtschaftsministerium beendet?", "Milliardenschweres Hilfspaket: Wie weit sollte die Unterstützung für Kiew gehen?" sowie "Bröckelt Putins Macht?

Das sind die Gäste

Boris Pistorius (SPD): "Für die Frühjahrsoffensive wird das Geld nur in Teilen rechtzeitig kommen", sagte der Verteidigungsminister. Das sei aber auch nicht der Anspruch gewesen. Es nütze nichts, etwas zu liefern, was nach vier Monaten gewartet werden müsse. "Es geht nicht darum, dass Großbritannien und die Niederlande jetzt F-16 liefern", erklärte Pistorius. Es gehe um die langfristige Luftverteidigungsfähigkeit der Ukraine. "Keiner der Alliierten kann F-16 liefern, ohne, dass die USA zugestimmt haben", erinnerte er.

Rüdiger von Fritsch: Der ehemalige deutsche Botschafter in Moskau sagte: "Es sind in ganz Russland mehr als 20 Paraden abgesagt worden. Und, das scheint mir besonders bezeichnend: Es ist eine Veranstaltung abgesagt worden, die im Jahr zuvor eine bedeutende Rolle gespielt hat – der Marsch des unsterblichen Regiments." Seine Vermutung für die Gründe: Putin könnte gefürchtet haben, es könnten Bilder von Opfern aus dem Ukraine-Krieg gezeigt werden. "Das zeigt, wie diffizil die Lage im Land ist", so von Fritsch.

Katharina Dröge (Grüne): "Kritik an Besetzungsverfahren, die falsch gelaufen sind, ist berechtigt", räumte die Bundestagsabgeordnete ein. Die Grünen hätten nie abgestritten, dass Graichen einen Fehler gemacht habe. Nun sei jeder Stein im Ministerium umgedreht worden und dabei habe man einen weiteren "Compliance"-Fehler zu Tage befördert. "Ich finde es wichtig, dass wir transparente Strukturen haben und ganz genau hinschauen, und das passiert hier", so Dröge.

Bernhard Hoecker: "Ich bin froh, dass das jetzt durch ist das Thema", sagte der Comedian und Moderator über die Graichen-Affäre. Man habe bei der Debatte stets einen Plan mit den Beziehungsgeflechten zur Hand haben müssen. "Wir haben in Deutschland andere Probleme, um die wir uns kümmern sollten", befand er.

Helene Brubowski: "Es gehört nicht nur zur Qualifikation eines Spitzenbeamten, ein ausgewiesener Fachmann zu sein, was Patrick Graichen ohne Zweifel ist. Sondern es gehört auch dazu, die Neutralitätspflicht, die Unparteilichkeit, diese politische Sensibilität zu haben, das man so etwas nicht macht", meinte die Journalistin der "FAZ". Das habe ihm gemangelt und er habe seinem Dienstherrn diesen Umstand verschwiegen. Dadurch sei "das Vertrauensverhältnis zerrüttet".

Paul Ronzheimer: "Habeck droht noch richtig unter Druck zu geraten in den nächsten Wochen", vermutete der stellvertretende Chefredakteur der "Bild". Für ihn würden sich die Fragen stellen: "Wann wusste Robert Habeck was?" und "Was könnte da am Ende noch hochkommen?" Als es um die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ging, meinte Ronzheimer: "Das könnte noch zu einem größeren Konflikt werden." Viele Mitglieder seien dagegen.

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Als es um die Hilfslieferungen an die Ukraine ging, kam auch die Frage auf den Tisch: Wie viel ist für die eigene Landesverteidigung noch da? Maischberger wollte von Verteidigungsminister Pistorius wissen, ob es stimme, dass die Bundeswehr im Ernstfall nur Munition für zwei Tage habe. "Ich werde eine solche Frage nicht beantworten, weil sie der Geheimhaltung unterliegt", stellte der klar. Maischberger war auf Zack. "What? Es gibt eine Nato-Vorgabe die einen 30-Tage-Vorrat vorschreibt", wandte sie ein.

Pistorius argumentierte, die eigentliche Frage sei eine ganz andere. "Kein Nato-Staat ist für sich genommen einem solchen Angriff ausgesetzt voll verteidigungsfähig. Dafür gibt es Bündnisse." Kurz darauf schob er hinterher: "Niemand muss sich sorgen machen, dass die Bundeswehr ihren Auftrag im Bündnis nicht erfüllen kann."

Das ist das Rede-Duell des Abends

Auftakt gab Maischbergers Frage zum jüngsten Hilfspaket. "Dafür, dass Bundeskanzler Scholz für so zögerlich gehalten wurde, haben Sie das Gefühl, hier ist ein Sinneswandel passiert?", fragte sie.

Hoecker antwortete: "Erst war es total langsam. Dann wechselt die Führung des Verteidigungsministeriums und dann geht es ganz schnell. Ich habe bis jetzt nicht kapiert, wer trifft denn da jetzt die Entscheidungen. Ist da ein Kanzler, der guckt, was machen die da nebenan so im Büro?" Er habe immer das Gefühl gehabt, dass man hinterherrennt. Hoecker fuhr fort: "Für mich gibt es keinen Konflikt, der so klar ein Opfer und einen Täter hat, wie in diesem Fall. Sich da so schwerzutun, Hilfe zu leisten, kann ich nur ganz schwer folgen."

Brubowski meldete sich zu Wort: "Ich sehe es in Teilen anders. Ich habe den Eindruck, die Bundesregierung kommuniziert anders als andere Hauptstädte." Am Ende mache die Bundesregierung sehr viel und die Waffen seien sehr wirksam. Man sei der zweitgrößte Waffenlieferant nach den USA. Sie habe den Eindruck, dass Scholz Sorge habe, dass die Stimmung kippt. "Das ist keine gelungene Taktik, Leute mitzunehmen", befand sie. Mit der Zögerlichkeit würden Menschen, die Angst hätten, nur noch mehr Angst bekommen.

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Maischberger lief erst im Laufe der Sendung zu besserer Form auf. Am Anfang widmete sie durchgekauten Fragen zu viel Raum a lá: "Hätte Graichen schon früher gehen müssen?" und "Was bedeutet: Die Ukraine muss den Krieg gewinnen?". Stattdessen hätte sie ruhig mehr Fragen wie diese Stellen dürfen: "Sind Sie einfach nicht besser als die CSU in diesen Fragen?" (an die Grünen) und "Kann sich Habeck von dem Schlag ins Kontor des Vertrauens erholen?"

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Auch, wenn Graichen in den Ruhestand versetzt wurde – bei Maischberger klang es am Mittwochabend nicht so, als sei das Thema damit vom Tisch. Der eigene Transparenz-Anspruch, die Filz-Vorwürfe in Richtung anderen Parteien und das viel kritisierte Heizungsgesetz werden den Grünen wohl noch länger nachhängen. Einziger Ausweg aus der Krise: Krisenkommunikation.

Verwendete Quellen:

  • ARD: Sendung "Sandra Maischberger " vom 17.05.2023
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