Großbritannien verlässt die Europäische Union: Am 31. Januar 2020 kommt es zum Brexit. Was das künftig für Reisende bedeutet und was sich ändert, erfahren Sie hier.

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Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Brexit auf einen Blick:

  • Die Übergangsphase nach dem Brexit geht bis zum 31. Dezember 2020 - bis dahin ändert sich praktisch fast nichts.
  • Visum - ja oder nein? Nein! Deutsche brauchen auch weiterhin kein Visum, wenn sie kurzzeitig ins Vereinigte Königreich reisen wollen.
  • Muss ich in Großbritannien wieder Roaminggebühren bezahlen? Nein. Nach dem Ende des Übergangszeitraumes könnten allerdings wieder Extragebühren fürs Telefonieren anfallen

Brexit nach 47 Jahren Mitgliedschaft

Großbritannien verlässt nach 47 Jahren Mitgliedschaft die Europäische Union am 31. Januar 2020. Die EU-Spitzen haben das Austrittsabkommen mit den Briten unterzeichnet.

Wichtigster Punkt des Abkommens ist eine Übergangsfrist bis Ende des Jahres 2020, in der sich fast nichts ändert. Der Vertrag regelt zudem vor allem drei Dinge: die Rechte der EU-Bürger in Großbritannien und der Briten in der EU, die finanziellen Pflichten Londons nach dem Austritt und die Vermeidung einer harten Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland.

Besonders um die Irlandfrage war jahrelang gerungen worden. Der britische Regierungschef Boris Johnson erreichte im Herbst bei der EU eine Änderung, für die er nach gewonnener Parlamentswahl im Dezember schließlich auch eine Mehrheit fand.

Das britische Parlament hat das in Großbritannien nötige Austrittsgesetz in der vorletzten Januarwoche endgültig beschlossen, die britische Königin Elizabeth II. gab ebenfalls ihre Zustimmung.

Brauchen Deutsche nach dem Brexit ein Visum für Großbritannien?

Nein, es ist für Deutsche weiterhin möglich, visumsfrei nach Großbritannien zu reisen - auch nach dem Brexit, wie die britische Regierung mitteilt.

Die Übergangszeit nach dem Austritt aus der EU geht bis zum 31. Dezember 2020, wie das Bundesinnenministerium erklärt. In dieser Phase ist das Reisen weiterhin mit einem Personalausweis und einem biometrischen Reisepass möglich.

Im Jahr 2021 werden schließlich nur noch Reisepässe und keine Personalausweise mehr akzeptiert. Ab wann genau das sein wird, will die britische Regierung noch bekannt geben. Danach brauchen Touristen ausschließlich einen Reisepass.

Roaming: Können Handys nach dem Brexit weiterhin zu Inlandstarifen genutzt werden ("Roam-like-at-home")?

Aktuell ist es möglich, in allen EU-Mitgliedsstaaten die gleichen Tarife auf dem Handy zu nutzen, die man auch im Heimatland hat. Wäre Großbritannien ungeregelt aus der EU ausgeschieden, hätte diese Preisdeckelung nicht mehr gegriffen, dann hätten die Regeln für internationales Roaming gegolten.

Da es nun aber ein Abkommen gibt, soll es weiter möglich sein, Daten, Anrufe und Textnachrichten weiterhin zu nutzen, ohne Roaming-Gebühren zahlen zu müssen.

Brauchen EU-Bürger künftig einen besonderen Führerschein in England?

Ein internationaler Führerschein wird auch nach dem Austritt Großbritanniens nicht nötig sein, der deutsche Führerschein wird weiterhin anerkannt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man mit dem eigenen Auto oder mit einem Mietwagen unterwegs ist.

Wer sein Fahrzeug mit ins Vereinigte Königreich nimmt, muss nach dem Brexit eine Zulassungsbescheinigung (Teil I) dabei haben - das ist aktuell aber auch schon der Fall, wie die Bundesregierung mitteilt. Ab dem Tag des Austritts brauchen Autofahrer zusätzlich die Grüne Internationale Versicherungskarte.

Dürfen Tiere weiterhin ins Vereinigte Königreich mitreisen?

Großbritannien gilt nach dem Brexit als sogenanntes Drittland. Das verändert die Bestimmungen für das Reisen mit Tieren grundlegend, wie die britische Regierung mitteilt und kann erst nach dem Austritt geregelt werden. Die Regierung rät, sich mindestens vier Monate vor einer geplanten Reise mit einem Tier über die aktuellen Bedingungen zu informieren.

Ist nach dem Brexit eine Auslandskrankenversicherung sinnvoll?

Aktuell sind Reisende aus der EU durch ihre jeweiligen Krankenversicherungen in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union krankenversichert und haben einen Anspruch auf medizinische Leistungen. Wenn Großbritannien die EU verlässt, erlischt auch dieser Anspruch - allerdings erst nach der Übergangsfrist bis Ende 2020.

Der ADAC rät daher, bei der Krankenkasse nachzufragen, ob diese Kosten, die durch Krankheit entstehen, in einem Drittland übernimmt und ob eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden sollte. Großbritannien gilt nach dem Austritt als Drittland.

Was, wenn ich während meines London-Urlaubs zum Arzt muss?

Die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) behält während der Übergangszeit ihre Gültigkeit. Das heißt, in Deutschland gesetzlich Versicherte können damit auch in Großbritannien und Nordirland weiterhin zum Arzt gehen. Für Privatpatienten ändert sich hier ebenfalls nichts.

Was passiert an der Grenze zwischen Nordirland und Irland?

Während der Übergangszeit wird es keine Veränderungen geben. Die EU und das Vereinigte Königreich haben sich aber darauf geeinigt, auch danach keine "harte Grenze" zwischen Nordirland und der Republik Irland auf der gemeinsamen Insel zu wollen.

Nordirland wird nach dem Übergangszeitraum zwar in eine Zollunion mit dem Vereinigten Königreich gehen, dennoch werden an der Grenze zu Irland überwiegend die Regeln des EU-Binnenmarktes gelten, es wird dort also zum Beispiel keine Zollkontrollen geben.

Was ist mit den EU-Bürgern, die in Großbritannien oder Nordirland leben?

Rund drei Millionen EU-Bürger leben im Vereinigten Königreich, einige von ihnen schon seit vielen Jahren. Sie sind mit oder ohne ihre Familie dorthin gezogen, um zu arbeiten oder zu studieren.

Viele haben sich nach dem Brexit-Votum 2016 gefragt, ob sie das Land verlassen oder ein Aufnahmeverfahren durchlaufen müssen, wenn das Prinzip der Freizügigkeit, das in der EU für EU-Bürger gilt, wegfällt. Jetzt steht aber fest: Sie und ihre Familien können bleiben, auch nach dem 31. Dezember 2020. Gleiches gilt im Übrigen für die rund eine Million britischen Staatsbürger, die sich in EU-Ländern niedergelassen haben.

Kann die britische Regierung ab jetzt - salopp gesagt - machen, was sie will?

Sich nicht mehr an alle EU-Regeln halten zu müssen, ist ein dringender Wunsch der Brexit-Befürworter gewesen. Während der Übergangsphase gelten diese Regeln für das Vereinigte Königreich allerdings noch. Auch bleibt der Europäische Gerichtshof erstmal noch die höchste juristische Instanz für das Land. Bis zum 31. Dezember 2020 sind seine Urteile für Großbritannien und Nordirland bindend.

Dürfen die Briten denn auch noch in der EU mitbestimmen?

Nein, das dürfen sie ab dem 1. Februar nicht mehr. Alle Abgeordneten und anderen Mitarbeiter in EU-Institutionen werden dann ihre Plätze räumen. Das gilt auch für die 73 britischen Mitglieder des Europäischen Parlaments, zum Beispiel Nigel Farage. Ihre Sitze werden anderen EU-Staaten zugeteilt.

Was ändert sich sonst noch für die britische Regierung?

Sie kann nun mit anderen Drittstaaten, also Nicht-EU-Nationen, Verhandlungen über Handels- und andere Abkommen beginnen. In Kraft treten dürfen diese aber erst nach dem 31. Dezember 2020 - es sei denn, die EU stimmt einem früheren Start zu.

Was ändert sich für die Briten?

Wie für die anderen EU-Bürger erstmal nicht viel. Aber: Neu ausgestellte britische Pässe sind nun (wie früher) blau statt burgunderrot - und es gibt eine neue 50-Pence-Münze mit dem Aufdruck "Peace, prosperity and friendship with all nations", also "Frieden, Wohlstand und Freundschaft mit allen Nationen".

Wie geht es jetzt weiter?

Zunächst einmal muss die EU-Kommission im Februar eine Verhandlungslinie für die weiteren Gespräche mit dem Vereinigten Königreich beschließen. Im März könnten diese Gespräche, vor allem über ein Freihandelsabkommen, beginnen. Sollte die Übergangszeit nicht verlängert werden, müssen sie binnen zehn Monaten abgeschlossen sein, damit noch Zeit für die Ratifizierungen bleibt. Es gilt, was schon oft beim Brexit galt: Die Zeit ist knapp.

(Stand: Januar 2020)

Verwendete Quellen:

  • Britische Regierung: Visiting the UK after Brexit
  • Britsche Regierung: Pet travel to Europe after Brexit
  • Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Brexit: Fragen und Antworten zum No-Deal-Szenario
  • Bundesministerium des Inneren: Fragen und Antworten zu Auswirkungen auf die Statusrechte der Bürger im Zusammenhang mit dem Brexit
  • bundesregierung.de: Gewappnet für alle Fälle: Vorbereitungen der Bundesregierung auf den Brexit
  • Bundesministerium für Gesundheit: Versicherungsschutz im Ausland
  • GEO: Reisen nach dem Brexit: Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick
  • ADAC: Brexit: Was Reisende wissen sollten
  • Website der Europäischen Kommission: Fragen und Antworten zum Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union am 31. Januar
  • Webseite des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland: Der Brexit und seine Folgen für Verbraucher
  • Webseite der Bundesregierung: Brexit-Verhandlungen – Wo stehen wir? Wie geht es weiter?
  • Website der BBC: What will change after Friday, 31 January?
  • Spiegel online: EU-Parlament ratifiziert Brexit-Vertrag: Zum Abschied ein bisschen Gänsehaut
  • tagesschau.de: Verhandlungen nach EU-Austritt: Was passiert nach dem Brexit?
  • dpa
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