Lange galt das Dengue-Fieber hierzulande als typische Reisekrankheit, die in tropischen Ländern zirkuliert und gelegentlich von Touristen mit in ihre Heimatländer gebracht wird. Doch mittlerweile treten auch in Europa immer mehr Fälle auf. Grund dafür ist auch der Klimawandel. Was es mit dem Dengue-Virus auf sich hat und wie gefährlich eine Infektion ist.

Mehr zum Thema Gesundheit

Das Dengue-Fieber tritt vor allem in tropischen und subtropischen Regionen auf. Doch die von Stechmücken übertragene Virusinfektion breitet sich weltweit aus. Fachleute, etwa vom Robert-Koch-institut (RKI), rechnen damit, dass das Virus in Zukunft auch zunehmend in Europa auftreten wird.

Alleine in Berlin wurden in diesem Jahr bereits 39 bestätigte Fälle der Tropenkrankheit Dengue-Fieber registriert. Das seien deutlich mehr als in der Zeit vor der Corona-Pandemie, heißt es im aktuellen Wochenbericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso). In den Jahren 2015 bis 2019 habe der mittlere Wert bei 18 gelegen.

Die Betroffenen haben sich laut Lageso ausschließlich im Ausland infiziert. Mit Beginn der Mückensaison bestehe mittel- und langfristig aber auch das Risiko, sich in Berlin anzustecken. Die bereits in der Hauptstadt nachgewiesene Asiatische Tigermücke könne das Virus von infizierten Menschen auf andere übertragen.

Lesen Sie auch

Brasilien gehört zu den bekannten Dengue-Fieber-Gebieten. Das Land erlebt derzeit den wohl schwersten Ausbruch seiner Geschichte. Seit Jahresbeginn wurden in dem südamerikanischen Land 1,9 Millionen wahrscheinliche Infektionen mit dem Dengue-Virus registriert, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Auslöser für den starken Anstieg dürften die heftigen Regenfälle und die hohen Temperaturen der vergangenen Monate sein. Unter diesen Bedingungen kann sich die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti), die die Dengue-Viren meistens überträgt, besonders gut entwickeln.

Was ist das Dengue-Fieber-Virus?

Das Dengue-Fieber-Virus (DEFV) gehört wie das Gelbfieber-Virus zur Familie der Flavi-Viren. Alle vier bekannten Typen des Dengue-Fieber-Virus, sogenannte Serotypen, verursachen das Dengue-Fieber.

Auf Menschen wird es durch den Stich infizierter weiblicher Tigermücken übertragen, vor allem durch die Art Aedes aegypti, gelegentlich auch durch Aedes albopictus. Stechen die Mücken eine infizierte Person, nehmen sie das Virus auf und geben es so an ihr nächstes "Opfer" weiter.

Was sind die Symptome von Dengue-Fieber?

Nicht immer kommt es bei einer Infektion mit DEFV zum Ausbruch des Dengue-Fiebers. Der überwiegende Teil der Infektionen verläuft ohne Symptome, sodass die Betroffenen überhaupt bemerken, dass sie infiziert sind. Schätzungen zufolge stecken sich weltweit rund 400 Millionen Menschen pro Jahr an, von denen nur rund 25 Prozent Symptome entwickeln.

Treten Symptome auf, geschieht dies in der Regel drei bis 14 Tagen nach der Infektion, darunter meist mit plötzlich hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Hautausschlag. Typisch sind auch starke Gelenk- und Muskelschmerzen, denen die Krankheit ihren Namen verdankt: Das Wort dengue stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet in etwa "eitel" oder "geziert", was auf den schmerzhaft eingeschränkten Gang der Infizierten hinweisen soll. Außerdem wird das Dengue-Fieber auch "Knochenbrecher-Fieber" genannt.

Wie häufig kommt es zu schweren Verlaufsformen?

In rund zwei bis vier Prozent der Fälle kommt es zu einer schwereren Verlaufsform mit hämorrhagischem Dengue-Fieber, das mit starken unkontrollierten Blutungen, Organschädigungen, Krampfanfällen, Schock und Koma einhergehen kann. Bei dieser schweren Verlaufsform liegt die Sterblichkeitsrate zwischen einem und fünf Prozent, unbehandelt sogar bei bis zu 20 Prozent.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ist schweres Dengue-Fieber in den meisten asiatischen und lateinamerikanischen Ländern eine der häufigsten Ursachen für Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei Kindern und Erwachsenen.

Wer einmal eine DEFV-Infektion durchgemacht hat, ist ein Leben lang immun – allerdings nur gegen den jeweiligen Serotyp, an dem die Person erkrankt war. Da es vier verschiedene Typen des DEFV gibt, kann man also bis zu viermal an Dengue-Fieber erkranken, wobei das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf laut RKI bei einer Zweitinfektion steigt.

Wie wird das Dengue-Fieber behandelt?

Derzeit gibt es keine spezifische Behandlung gegen Dengue-Fieber. Die Therapie konzentriert sich in der Regel darauf, Symptome wie Fieber und Schmerzen zu lindern und eine Dehydrierung zu verhindern. Als fiebersenkendes und schmerzlinderndes Mittel kommt Paracetamol infrage. Medikamente wie Ibuprofen und Acetylsalicylsäure können die Prognose des Patienten oder der Patientin aufgrund ihrer blutverdünnenden Wirkung verschlechtern, da die Erkrankung mit einem erhöhten Blutungsrisiko verbunden ist.

Obwohl es keine spezifische Behandlung gibt, ist es wichtig, dass Infektionen frühzeitig erkannt werden und im Falle eines schweren Krankheitsverlaufs zügig eine angemessene medizinische Versorgung eingeleitet werden kann. Das kann die Sterblichkeitsrate bei schwerem Dengue-Fieber laut WHO auf unter ein Prozent senken.

Im Anfangsstadium ist das Dengue-Fieber schwer von einer normalen Grippe zu unterscheiden. Die Diagnose wird in der Regel anhand von Blutproben gestellt, die auf Dengue-Viren und spezifische Antikörper gegen den Erreger untersucht werden. Auch Schnelltests zum Nachweis spezifischer Antikörper sind verfügbar.

Gibt es eine Impfung gegen das Dengue-Fieber-Virus?

2018 wurde der Impfstoff Dengvaxia von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen. Der Lebendimpfstoff richtet sich gegen alle vier DEFV-Serotypen. Zwar gilt die Impfung generell als gut verträglich, doch die Zulassung ist auf Personen im Alter von sechs bis 45 Jahren beschränkt, die in einem Endemiegebiet leben und zuvor bereits eine bestätigte Dengue-Infektion durchgemacht haben.

Studien haben gezeigt, dass geimpfte Personen, die zuvor nicht mit DEFV infiziert waren, bei einer späteren Infektion ein höheres Risiko für schwere Verläufe hatten als ungeimpfte Teilnehmer. Als präventive Reiseimpfung vor Fernreisen ist Dengvaxia daher nicht geeignet und auch nicht zugelassen.

Als Reiseimpfung vor Reisen in Dengue-Endemiegebiete mit erhöhtem Expositionsrisiko ist für Personen, die eine laborbestätigte Dengue-Infektion durchgemacht haben, seit März 2023 mit Qdenga ein Mittel auf dem deutschen Markt verfügbar. Der Lebendimpfstoff kann ab einem Alter von vier Jahren eingesetzt werden. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Impfstoffdosen, die im Mindestabstand von drei Monaten verabreicht werden.

Wo ist das Dengue-Fieber-Virus verbreitet?

Erste Berichte über das Dengue-Fieber liegen über 200 Jahre zurück. 1779 wurden erstmals Fälle in Indonesien und Ägypten dokumentiert. Doch erst in den 1940er-Jahren ist es Wissenschaftlern gelungen, das Virus zu isolieren und seine Übertragung zu verstehen.

Das Auftreten des Virus hängt eng mit der Verbreitung der Stechmücken Aedes aegypti und Aedes albopictus zusammen, die das Klima in tropischen und subtropischen Gebieten lieben. Nach Angaben der WHO ist die Krankheit heute in mehr als 100 Ländern verbreitet, wobei Nord- und Südamerika, Südostasien und der Westpazifik am stärksten betroffen sind. 70 Prozent der weltweit registrierten Fälle treten in Asien auf.

Zu den häufigsten Infektionsländern zählen unter anderem:

  • Brasilien
  • Thailand
  • Indien
  • Malediven
  • Indonesien
  • Kuba
  • Kambodscha
  • Sri Lanka
  • Vietnam
  • Mexiko
  • Tansania

Breitet sich das Dengue-Virus aus?

Durch den Klimawandel weitet sich der Lebensraum der Stechmücken allerdings aus – auch bis nach Deutschland. Nach Angaben der WHO hat das weltweite Auftreten von Dengue-Fieber in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. Laut RKI leben weltweit fast vier Milliarden Menschen in Dengue-Fieber-Risikogebieten.

Auch in den USA und Europa kam es bereits zu Ansteckungen: 2010 wurden erstmals Übertragungen in Frankreich und Kroatien gemeldet, 2012 führte ein Dengue-Ausbruch auf der portugiesischen Urlaubsinsel Madeira zu mehr als 2.000 Infektionsfällen.

Nach Angaben der WHO besteht die Gefahr eines größeren Ausbruchs von Dengue-Fieber in Zukunft auch in Europa – und das gilt nicht nur für Dengue: Einer Studie im Fachblatt "Nature Climate Change" zufolge könnten sich rund die Hälfte aller bekannten Infektionskrankheiten durch den Klimawandel stärker ausbreiten.

Wie kann ich mich vor Dengue-Fieber schützen?

Um sich vor einer Ansteckung mit DEFV zu schützen, gilt es insbesondere bei Reisen in betroffene Gebiete Mückenstiche zu vermeiden. Daher sollten Sie die folgenden Dinge beachten:

  • Tragen Sie lange Hosen und langärmelige Kleidung, die am besten noch vor Abreise mit speziellen Mückenabwehrmitteln für Textilien eingesprüht wurde.
  • Unbedeckte Körperstellen wie Hände oder Gesicht sollten regelmäßig mit Mückenabwehrmittel eingerieben werden.
  • In der Unterkunft sollten Sie Fenster nur öffnen, wenn sie mit einem intakten Moskitogitter versehen sind.
  • Schlafen Sie unter einem Moskitonetz. In vielen Urlaubsorten sind die Hotelzimmer bereits mit einem solchen Netz ausgestattet, es gibt aber auch Moskitonetze, die für die Mitnahme auf Reisen gedacht sind.
  • Die "Techniker Krankenkasse" empfiehlt zudem, eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen ein Insektizid im Raum zu versprühen.
  • Auch sogenannte Moskitocoils, die beim Entzünden ein Insektizid freisetzen, können Stechmücken im Freien auf Abstand halten.

All diese Maßnahmen schützen nicht nur vor Dengue-Fieber, sondern gleichzeitig auch vor anderen durch Mücken übertragene Krankheiten wie etwa Malaria. Vor Reisen in ein Dengue-Fieber-Gebiet sollten Sie sich über die Risiken und Schutzmaßnahmen informieren. Eine entsprechende Beratung bieten Tropeninstitute und Reisemediziner an.

(Aktualisierung: cze)

Redaktioneller Hinweis

  • Dieser zuletzt im Juli 2023 veröffentlichte Artikel wurde aus aktuellem Anlass überarbeitet und neu veröffentlicht.

Verwendete Quellen

Nur 3 Zutaten: Anti-Mücken-Spray einfach selber machen

Anti-Mücken-Spray: Mit nur drei Zutaten einfach selbst machen

Mücken können einem die lauen Sommerabende und vor allem die Nächte ganz schön vermiesen. Anti-Mücken-Sprays schaffen Abhilfe - hier erfahren Sie, wie Sie ein wirksames Mittel einfach selbst herstellen können.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © Getty Images/iStockphoto/sankai