• Lina Magull ist Vize-Europameisterin und Spielerin beim FC Bayern. In ihrer WM-Kolumne blickt sie auf das Finale zwischen Argentinien und Frankreich voraus.
  • Besonders Lionel Messi würde Magull den WM-Titel gönnen.
  • Unzufrieden zeigt sich Magull über die Zusammensetzung des DFB-Expertenrats.
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Lina Magull dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Ich freue mich auf das Finale. Es haben zwei Mannschaften ins Endspiel geschafft, die mit ihrer Leistung überzeugt haben.

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Bei Frankreich ist es beeindruckend zu sehen, dass sie nach dem letzten WM-Titel ihre Leistung bestätigen konnten. Oft war es so, dass der Titelverteidiger schon früh im Turnier rausgeflogen ist. Frankreich hat gezeigt, dass es auch anders gehen kann, trotz einiger Ausfälle, die es zu verkraften hatte. Nach den Verletzungen von Superstars wie Karim Benzema oder auch Paul Pogba, fühlten sich offenbar andere in die Pflicht genommen, haben sich nochmal mehr reingehauen und konnten das Momentum für sich nutzen. Ich glaube, es war ein Vorteil für Frankreich, dass man sich nicht nur auf die vermeintlichen Superstars verlassen hat und somit viele Spieler, die nun ihre Chance gesehen haben, mit einem anderen Gefühl ins Turnier gegangen sind. Ich denke dabei besonders an Theo Hernandez, der seinen Bruder ersetzen musste, oder auch an den Frankfurter Randal Kolo Muani und Olivier Giroud, der einen zweiten Frühling bei diesem Turnier erlebt.

Die Franzosen vermitteln mir auf jeden Fall das Gefühl, dass sich nicht alles nur um Kylian Mbappe dreht, sondern dass die Spieler füreinander spielen.

WM 2022: Der Weg von Argentinien und Frankreich ins Finale

Am Sonntag steigt das WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich. Wie haben sich die Teams im Verlauf des Turniers geschlagen? Wie verlief die Gruppenphase? Und wer hat gegen wen gespielt? Der SID blickt auf den Weg der beiden Finalisten bis ins Endspiel.

Messi hat sein Ausnahmekönnen unter Beweis gestellt

Bei Argentinien steht Messi natürlich klar im Fokus. Er hat bei diesem Turnier unter Beweis gestellt, dass er ein Ausnahmespieler ist und die Spiele auch für die Mannschaft entscheiden kann. Ich glaube, dem Team ist bewusst, wie viel sie defensiv investieren müssen, um Messi mehr Kraft zu lassen für den offensiven Part. Auf mich macht das den Eindruck, als wären alle mit dieser Regelung einverstanden – wahrscheinlich auch weil sie wissen, dass sie sich auf Messi verlassen können.

Ich bin selbst ein riesiger Messi-Fan und der Meinung, dass er der beste Spieler ist, den es jemals im Fußball gab. Es ist faszinierend, ihm zuzuschauen. Er macht so gut wie nie Tricks, braucht keine Übersteiger, aber ist trotzdem einfach nicht vom Ball zu trennen. Es ist schwierig zu beschreiben, wie er spielt, auch weil er nie hinschaut, sondern ein Gefühl für den Raum und die Gegenspieler hat. Es ist viel Intuition bei ihm. Da kann man sich gar nichts abschauen, das ist einfach ein riesiges Geschenk, das er mit auf den Weg bekommen hat.

Ich hatte schon vor dem Turnier auf Argentinien als Weltmeister gesetzt, auch weil ich das Gefühl hatte, dass vor allem Messi sehr bewusst ist, welche Bedeutung ein Titelgewinn für das Land hätte.

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Argentinien wirkt hungriger

Von daher wünsche ich persönlich mir einen Sieg von Argentinien für Messi. Aber ein richtiger Tipp fürs Finale ist schwierig. Das kann tagesabhängig sein, wer das Momentum auf seiner Seite hat. Und es gehört immer Glück dazu. Ich habe das Gefühl, dass es Argentinien vielleicht ein bisschen mehr will, dass sie bereit sind, mehr zu investieren als Frankreich. Sie machen einen hungrigeren Eindruck.

Was mich allerdings negativ überrascht hat, war das Gebaren von Messi und den Argentiniern nach dem Spiel gegen die Niederlande. Dass Messi Weghourst vor den Kameras als Idioten bezeichnet, passt gar nicht zu ihm, finde ich. Ich habe ihn bislang eigentlich nicht als Pöbler wahrgenommen, sondern als jemanden, der eben nicht die Fassung verliert. Aber am Ende zeigt das aber wohl einfach, wie wichtig ihm dieses Turnier ist.

Das DFB-Team hat mir gefehlt

Ich muss allerdings sagen, dass ich die deutsche Mannschaft während der K.O.-Runden schon schmerzlich vermisst habe. Die emotionale Verbindung zum Turnier fehlt, man wird zur neutralen Zuschauerin, die Begeisterung fehlt. Klar, kann man sich am Fußball erfreuen, aber es kommt einfach keine Euphorie auf.

Ein Wort noch an dieser Stelle zur neugegründeten Experten-Kommission des DFB: Es ist schade, dass die Expertise aus dem Frauenfußball bei solchen Gremien offenbar nicht relevant ist. Es wurde schon oft genug unter Beweis gestellt, dass bei den Frauen sehr viel Qualität vorhanden ist und man viel voneinander lernen könnte. Ich kann es den Leuten immer wieder nur ans Herz legen, dass man sich auch aus unserem Bereich immer wieder Meinungen dazu holt. Wir haben viel Ahnung und es sollte nicht ums Geschlecht gehen.

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Aufgeschrieben von Sabrina Schäfer.
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