• Deutschland spielt gegen Costa Rica um das WM-Achtelfinale.
  • Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt eine Zentralamerika-Expertin, wie viel der Fußball den Menschen dort bedeutet und wo die Stärken der Mannschaft liegen.

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Es ist ein kleines Land, das sich zwischen Nord- und Südamerika, zwischen der Karibik und dem Pazifik erstreckt. Geprägt ist es durch urwaldähnliche Bergketten, durch tropisches Klima und traumhaft weiße Strände. Die Rede ist von Costa Rica, das kaum mehr als fünf Millionen Einwohner zählt.

Costa Rica gegen Deutschland: Bei der WM geht es ums Achtelfinale

Es ist an diesem Donnerstag (20 Uhr, MEZ, hier im Live-Ticker) der nächste Gegner Deutschlands bei der Fußball-WM 2022. Oder: Der letzte? Für das DFB-Team geht es nach bislang nur einem Punkt um nicht weniger als das Achtelfinale.

Nicht nur die Fußballer, auch Land und Leute Costa Ricas sind Elisabeth Maigler bestens bekannt. Für die Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit (FNF) arbeitet sie als Projektleiterin Zentralamerika. Ihre Verbindung zur Region reicht weit zurück, Maigler wurde 1981 im benachbarten Mexiko geboren.

"Der Costa-Ricaner hat ein bezeichnendes Umweltbewusstsein, weist eine hohe Gastfreundschaft auf und lebt nach dem Motto ‚Pura Vida‘", erzählt sie unserer Redaktion: "Pures Leben." Diese Eigenschaft würden die Spieler mit auf den Platz transportieren, erklärt sie zum dritten deutschen Gruppengegner. Ein Überblick.

Der Trainer Costa Ricas: Erinnerungen an Deutschland 2006

Der Kolumbianer Luiz Fernando Suárez ist seit Sommer 2021 für die costa-ricanische Nationalmannschaft verantwortlich. Der 62-Jährige, der manchmal einen regelrecht knurrigen Gesichtsausdruck hat, stammt aus Medellin.

2006 führte er als Nationaltrainer Ecuador zur Fußball-WM nach Deutschland, wo er mit seinem Team nach der Vorrunde den zweiten Platz hinter dem Gastgeber und vor seiner aktuellen Mannschaft belegte. Dass er nicht nur knurrig sein kann, bewies er nach dem herben 0:7 gegen Spanien zum Auftakt in Katar. "Ich mache mir wirklich Sorgen, dass mein Team dieses schreckliche Resultat nicht verarbeiten kann", sagte Suárez beinahe väterlich.

Der Kader Costa Ricas: Keylor Navas als absoluter Superstar

Laut Maigler ist Keylor Navas der absolute Superstar der Zentralamerikaner. Doch zum Start gegen die Spanier zeigte auch der mittlerweile 35-jährige Torwart von Paris Saint-Germain Nerven, als er einen Ball durchrutschen ließ.

Fünf Jahre lang stand er vor seinem Engagement in der französischen Hauptstadt bei Real Madrid unter Vertrag. Seine Kollegen profitieren von seiner immensen Erfahrung. Einem informierten Fußball-Publikum ist vielleicht noch Rechtsaußen Joel Campbell ein Begriff. Der 30-Jährige spielte früher für den FC Arsenal, den FC Villarreal, Sporting Lissabon und Betis Sevilla.

Die Mentalität Costa Ricas: Der Fußball als "Hoffnungsträger"

"Die costa-ricanische Bevölkerung ist aufgrund von Einwanderungsströmen aus Nicaragua, Kolumbien, der Karibik, China und Italien heterogen und weist eine große kulturelle Vielfalt auf", erklärt Maigler: "Der Costa-Ricaner antwortet und agiert immer höflich, aufgeschlossen, gelassen und hilfsbereit." Auch dies würde sich im Zusammenspiel auf dem Platz zeigen, wo die Spieler einander stets unterstützen würden.

Mehr noch: Der Fußball sei eines der "homogenen Identitätsmerkmale", erzählt die Politikwissenschaftlerin unserer Redaktion: "Fußball weckt in den Einwohnern Costa Ricas ein starkes Gefühl von Zugehörigkeit und Zusammenhalt. Man ist stolz auf die Nationalmannschaft als Vertreterin eines kleinen Landes."

Der Fußball sei in der Geschichte der "Schweiz Zentralamerikas" (Maigler) seit Jahrzehnten auch Hoffnungsträger. "Nach der weltweiten Energiekrise der 1980er Jahre wurden die Teilnahme der costa-ricanischen Mannschaft an der Weltmeisterschaft 1990, ihr Sieg dort gegen Schottland sowie das Weiterkommen ins Achtelfinale als heroische Taten gefeiert", erklärt sie: "Für das sich damals in einer Krise befindliche Land war Fußball Synonym für Freude, erfüllter Träume, von einem sozialen Sieg der Gesellschaft insgesamt. Wenn es dem costa-ricanischen Fußball gut geht, geht es dem Land gut."

Cody Gakpo trifft gegen Katar bereits zum dritten Mal bei der WM für die Niederlande

Cody Gakpo trifft zum dritten Mal bei der WM 2022

Die Niederlande rufen auch im dritten Gruppenspiel nicht ihr volles Potenzial ab, landen trotzdem nach ihrem Sieg über Gastgeber Katar auf Platz eins der Gruppe A. Den Erfolg leitet der bisher beste Turnier-Torschütze der Oranjes ein.

Der Spielstil Costa Ricas: Notfalls mit Fünferkette bei der WM 2022

Costa Rica spielt ungemein kompakt. Das zeigt sich schon auf der Taktiktafel. So war die Grundformation zuletzt ein dichtes 5-4-1, mit dem Versuch, das Spiel bei Balleroberung schnell auf die Flanken zu verlagern. Die Außenverteidiger Bryan Oviedo und Keysher Fuller, Torschütze beim 1:0 gegen Japan, rücken bei Ballbesitz weit mit auf, um das Angriffsspiel in die Breite zu ziehen.

Maigler spricht von "stringenter Ordnung in der Defensive", gepaart mit stoischem Ballbesitzfußball und "schnellen Gegenangriffen".

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Der WM-Moment Costa Ricas: Viertelfinale gegen die Niederlande bei der WM 2014

Das Viertelfinale gegen die Niederlande 2014 war laut Maigler der große Moment in der WM-Historie. "Costa Rica hatte sich in der Vorrunde als Gruppensieger exzellent gegen England (0:0, d. Red.), Italien (1:0) sowie Uruguay (3:1) geschlagen. Darüber hinaus spielte eine neue Generation in der Nationalmannschaft", sagt sie. Im Achtelfinale wurde Griechenland 5:3 im Elfmeterschießen bezwungen, ehe, ebenfalls vom Punkt, gegen die Niederlande (3:4 i.E.) Endstation war.

Durch die Erfolge in Brasilien hätten sich gleich mehrere Spieler für Teams aus England, den Niederlanden oder Spanien beworben, was den Fußball in den folgenden Jahren insgesamt voranbrachte, erklärt Maigler: "Kurzum war die WM 2014 die bedeutendste für Costa Rica."

Verwendete Quellen:

  • Schriftliche Fragen an Elisabeth Maigler, Zentralamerika-Expertin der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit (FNF)
  • Transfermarkt.de: Profil der costa-ricanischen Nationalmannschaft
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