• Alle WM-Qualifikationsspiele unter dem Bundestrainer Hansi Flick wurden gewonnen.
  • Spieler wie Leroy Sané, Thilo Kehrer oder Jonas Hofmann blühen unter Flick auf.
  • Laut TV-Experte Lothar Matthäus hat Flick die Mannschaft besser geformt als sein Vorgänger Joachim Löw.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Sieben Spiele, sieben Siege, 31 Tore und nur zwei Gegentreffer. Die ersten Monate unter Bundestrainer Hansi Flick hätten für Deutschland kaum besser verlaufen können. Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar gelang vorzeitig.

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"Das waren teilweise überragende Fußballspiele, die wir lange vermisst haben bei der deutschen Mannschaft", lobt der RTL-Experte Lothar Matthäus. Joachim Löw habe es laut Matthäus zuletzt nicht mehr hinbekommen, aus den vielen guten Spielern eine Mannschaft zu formen: "Das hat Hansi Flick sofort geschafft."

Doch ist Deutschland nach zwei enttäuschenden Großturnieren (Vorrunden-Aus bei der WM 2018, Achtelfinal-Aus bei der EM 2021) nun wirklich wieder auf dem Wege zur Weltspitze?

Thomas Müller bemüht sich um eine realistische Einschätzung: "Es waren noch keine Hochkaräter dabei, trotzdem haben wir super Spiele abgeliefert." Tatsächlich waren die Gruppengegner Armenien, Nordmazedonien, Rumänien, Island und Liechtenstein keine Prüfsteine. Gleichwohl war das 4:1 am Sonntag gegen Armenien ein gelungener Abschluss.

"Im September hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Das gab es in Deutschland seit 2006 nicht mehr", sagt Müller in Anspielung auf den Trainerwechsel. "Man sieht, dass wir in den letzten drei Monaten gute Leistungen gebracht haben. Daran wollen wir anschließen."

Jonas Hofmann: "Es weht ein frischer Wind durch die Mannschaft"

Die Einflüsse von Flick sind spürbar. "Es weht ein frischer Wind durch die Mannschaft", lautet die Feststellung von Jonas Hofmann. "Das kennt man auch aus der Bundesliga, wenn ein neuer Trainer kommt. Jeder kann sich neu beweisen und gibt Vollgas. Diese Kleinigkeiten können den Unterschied ausmachen. Man hat in den zurückliegenden Länderspielen gesehen, wie wir brennen."

Hofmann bringt ein Beispiel: "Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen wir den Ball mit aller Macht versuchen noch von der Außenlinie zu kratzen. So nimmt man auch die Fans mit. Man hat gespürt, dass sich etwas bewegt."

Er selbst zählt zu den großen Gewinnern unter Flick. Ist er in der Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach als offensiver beziehungsweise rechter Mittelfeldspieler gesetzt, wurde er unter dem neuen Bundestrainer zum Rechtsverteidiger umfunktioniert.

Der Vorteil: Anders als bei der Weltmeisterschaft muss Joshua Kimmich nicht mehr als Rechtsverteidiger aushelfen, sondern kann genauso wie beim FC Bayern München gemeinsam mit Leon Goretzka das defensive Mittelfeld-Duo bilden. Gleichwohl ist Hofmann flexibel einsetzbar. Beim 4:1 gegen Armenien wurde er offensiver aufgestellt, schoss dabei ein Tor und bereitete einen weiteren Treffer vor.

Adeyemi und Nmecha – die neuen Gesichter der Nationalmannschaft

Auch einige andere Akteure spielten sich unter Flick in den Fokus. Der flexibel einsetzbare Angreifer Karim Adeyemi erzielte im September bei seinem Länderspiel-Debüt gegen Armenien direkt ein Tor.

Lukas Nmecha vom VfL Wolfsburg debütierte zwar erst am vergangenen Donnerstag gegen Liechtenstein. Mit seiner wuchtigen Spielweise ist der Mittelstürmer allerdings eine gute Ergänzung zu Timo Werner.

Mit Antonio Rüdiger und Niklas Süle bildete sich ein stabiles Innenverteidiger-Duo, welches über internationale Erfahrung verfügt. Thilo Kehrer von Paris Saint-Germain, der sowohl als Innenverteidiger wie auch als Außenverteidiger eingesetzt werden kann, hat von dem neuen Bundestrainer ebenfalls profitiert. Der 25-Jährige spielte unter Löw zuletzt keine Rolle mehr, stand unter Flick allerdings in allen Partien in der Startelf.

"Ein toller Spieler" – Flick lobt Sané

Der größte Hoffnungsträger im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2022 ist womöglich Leroy Sané. Dessen Formkrise scheint überwunden zu sein. Seine Bilanz unter Flick spricht für sich: fünf Spiele, vier Tore, eine Vorlage.

"Er hat in den letzten Wochen gezeigt, was für ein toller Spieler er ist", lobt Flick. "Er spielt mit einer Leichtigkeit - das ist schon beeindruckend. Er ist vom Laufstil her einfach einzigartig. In der Offensive hat er gezeigt, welche Qualitäten er hat. Aber was mir noch mehr gefällt ist sein Willen, dem Ball nachzujagen und dem Gegner zuzusetzen."

Müller blickt optimistisch auf WM 2022

Der 56-Jährige lobt allerdings nicht nur die Mentalität von Sané, sondern von der gesamten Mannschaft: „Es ist nicht alles top gelaufen. Aber die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, auch wie die Mannschaft mit Freude und Spaß das Miteinander prägt, ist schon richtig klasse. Auch auf dem Platz sieht man, die Mannschaft will immer nach vorne spielen, will Chancen kreieren und den Gegner dominieren.“

Auch Müller glaubt an die Qualität des deutschen Kaders. "Wir haben eine schlagkräftige Truppe beisammen", sagt er und blickt optimistisch in Richtung WM 2022. "Ich lebe nach dem Motto, wie der ehemalige Bundestrainer und Oliver Bierhoff es uns 2014 mit auf den Weg gegeben haben: Derjenige wird Weltmeister, der mit den Bedingungen am besten klarkommt."

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Verwendete Quellen:

  • dfb.de: Müller: "Wir wollten immer das nächste Tor"
  • dfb.de: Flick: "Mit Vorfreude Richtung Armenien"
  • dfb.de: Hansi Flick: "Das Ziel sind 27 Punkte"
  • dfb.de: Jonas Hofmann: "Das Spiel gegen Bayern ist ein echter Kracher"
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