Trotz Putin: Die Uefa will russische Nachwuchsteams bei Turnieren zulassen. Die Empörung ist groß - nicht nur in der Ukraine. Das Signal Richtung Wladimir Putin ist fatal.

Eine Kolumne
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Natürlich, die russischen Sportler können nichts dafür, dass ihr Präsident Wladimir Putin den Angriffskrieg in der Ukraine befohlen hat und das Völkerrecht mit Waffen bekämpft. Sie sind selbst Opfer des staatlich gelenkten Größenwahns: Im besten Athletenalter werden Nachwuchs- und Spitzensportler am Leistungsvergleich in aller Welt gehindert.

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Lockerung der Sanktionen wäre ein Affront gegen die Ukraine

Dass der europäische Verband Uefa jetzt eine Kehrtwende wagt und russische Nachwuchsteams bei Turnieren zulassen will, ist trotzdem falsch. Solange der ukrainische Klub Schachtar Donezk seine Europapokal-Heimspiele im Ausland austragen muss, weil ihre Stadt von der Besatzungsmacht Russland bedroht ist, ist jeder Gedanke an eine Lockerung der Sanktionen ein Affront gegen die Ukraine.

Russland verdient keine Nachsicht - auch nicht im Sport. Das Land hat sich mit Geld und Geltungssucht Olympische Spiele (Sotschi 2014) und eine Fußball-WM (2018) erschlichen. Russland ist das Land, das mit flächendeckendem Doping den fairen Wettbewerb aushebeln und Medaillen ergaunern wollte. Russland bombt Frauen und Kinder tot. Und mit Russland wollen wir jetzt Fußball spielen?

Ja, das bisherige Wettbewerbsverbot trifft die falschen Russen. Aber Putin genießt bei Sportwettkämpfen den Auftritt seiner jungen Repräsentanten. Jede Zulassung zu internationalen Turnieren wäre eine unausgesprochene Bestätigung seiner Propaganda, die vorgaukelt, dass alles, was er macht, halb so wild ist. Russische Sportler beim Fußball: Dieses Stück Normalität wäre das falsche Signal an Putin.

Nationalmannschaften sind keine Einzelsportler

Bei der Uefa hat man in dieser Hinsicht schon so manche Unverschämtheit erlebt. Ohne Skrupel fand 2019 in Baku (Aserbaidschan) das Europa-League-Finale zwischen Chelsea gegen Arsenal statt - vor der Haustür von Diktator Ilham Alijew. Das Geld war verlockender als jeder Anstand.

Jetzt also Russland. Ohne Not will man Russland wieder in den Vorgarten der Familie hineinlassen. Ohne Fahne und Hymne, klar, und doch weiß jeder, wer dort spielen würde. Der Spagat misslang schon IOC-Chef Thomas Bach bei den Olympischen Spielen. Nationalmannschaften sind keine Einzelsportler, sondern vertreten immer die Nation und die Nation Russland und ihr Herrscher verdienen keine Toleranz.

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