Es ist noch nicht allzu lange her, da war fast ganz Deutschland rot. Es war der 19. Mai, Tag des Champions-Leagues-Finales "dahoam" und die meisten deutschen Fußballfans litten mit dem FC Bayern. Das verlorene Spiel gegen den FC Chelsea zeigte deutlich, die Bayern, die früher noch den ganzen Hass der Bundesliga auf sich gezogen hatten, waren auf einmal sympathisch geworden. Doch diese Sympathien schwinden dank Götze-Wechsel, Lewandowski-Gerüchten und Steuersünder Uli Hoeneß.

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Sportlich läuft es ideal für den FC Bayern. Gerade erst hat der Rekordmeister den FC Barcelona in der Champions League mit 4:0 aus der Allianz Arena gefegt, die Meisterschaft ist schon lange unter Dach und Fach, man steht souverän im DFB-Pokal-Finale. Doch im Umfeld des Vereins jagt ein Störfeuer das nächste. Erst die Steueraffäre um den Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß, dann der Wechsel von Mario Götze.

Die Liga schimpft über den FCB

Vor allem die Art und Weise des Götze-Transfers stößt den Beteiligten und auch vielen Fans sauer auf. Der FC Bayern soll sich nämlich kein einziges Mal mit Götzes derzeitigem Verein Borussia Dortmund in Verbindung gesetzt haben. Stattdessen wurde der Wechsel über den Berater abgehandelt. Das ist zwar vertragskonform, wie BVB-Boss Hans-Joachim Watzke bestätigt, zeugt aber nicht von der besten Kinderstube.

Der Manager des FSV Mainz 05, Christian Heidel, ist der gleichen Meinung. Bei einer Podiumsdiskussion der "Frankfurter Rundschau" sagte er: "Wie sich die Bayern derzeit verhalten, ist nicht würdig für einen Deutschen Meister." Und Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner "kann Heidels Eindrücke nur bestätigen". Die Bayern hätten bei der Einigung mit den Spielern Sebastian Rode (Eintracht Frankfurt) und Jan Kirchhoff (Mainz 05) ebenfalls den Weg über die Berater vorgezogen, anstatt den Verein direkt zu informieren.

FC Bayern - Hassobjekt im Netz

Auch im Netz stößt den Fußballfans das Verhalten der Bayern sauer auf. Die Facebook-Gruppe "Wir hassen den FC Bayern" verzeichnet in den Tagen der Hoeneß-Affäre und des Götze-Wechsels einen rapiden Anstieg an Likes. Insgesamt kommt die Seite auf 11.477 Gefällt-mir-Angaben. Und auch auf der offiziellen Facebook-Fanpage des FC Bayern wird kontrovers diskutiert. "Erst Götze dann Lewandowski so gewinnt man kein Turnier armes Bayern" schreibt beispielsweise ein Nutzer und spielt dabei auf die Gerüchte an, dass auch der Topstürmer des BVB vor einem Wechsel zu den Bayern steht.

Es ist nichts Neues, dass der FC Bayern gerne mal bei den Konkurrenten wildert. Angesichts der einschüchternden Dominanz, mit welcher der FC Bayern die Liga und auch Europa beherrscht, fragen sich viele: Warum haben es die Bayern nötig, BVB und Konsorten noch derartig zu schwächen? Und warum setzt man nicht weiter auf die eigene Jugend? Das hat bisher ganz prima funktioniert. Immerhin gehören Thomas Müller und David Alaba zu den besten Spieler im Team.

Der Michael Schumacher des Fußballs

Der Wechsel von Mario Götze und auch die Gerüchte um Robert Lewandowski stoßen jedenfalls bei vielen Fußballfans auf Unverständnis. "Macht euch das eigentlich noch Spaß so als Bayern Fans??? Ihr seid doch der totale Michael Schumacher Verschnitt des deutschen Fußballs... Laaaaangweilig! -.-", schreibt ein Facebook-Nutzer auf der Seite des FC Bayern und ein anderer meint: "Ihr macht unseren Sport kaputt". Die Kritik ist nicht unberechtigt. 4:0, 6:1, 6:1, 4:0 - die letzten vier Ergebnisse der Bayern sprechen eine deutliche Sprache: Mehr Dominanz geht eigentlich nicht mehr. Die Aussagen von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, man müsse sich zusammensetzen und verhindern, dass es in der Bundesliga zu spanischen Verhältnisse komme, wirkt angesichts der Einkaufsbemühungen seines Vereins fast schon wie eine Farce. Umso mehr, da der Präsident aufgrund des Verdachts hinterzogener Steuergelder ohnehin gehörig an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat.

Von "Everybody's Darling" zurück zum alten Motto "Euer Hass ist unser Stolz" also. Aber dem FC Bayern dürfte das egal sein. Schenkt man Ex-Bayern-Titan Oliver Kahn Glauben, gibt es ohnehin nichts Schöneres, als wenn ganz Deutschland gegen einen ist.

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