Innenverteidiger Minjae Kim war beim Halbfinal-Hinspiel des FC Bayern gegen Real Madrid an beiden Gegentoren beteiligt. Nach der Partie folgte der Rüffel von Trainer Thomas Tuchel, nun legt ein ehemaliger Bayern-Spieler mit Kritik nach.

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In seinen letzten Wochen als Bayern-Trainer baut Thomas Tuchel mittlerweile auf ein festes Innenverteidiger-Duo: Matthijs de Ligt und Winter-Neuzugang Eric Dier, der sich in München hervorragend schlägt, sollen beim deutschen Rekordmeister im Saisonendspurt für eine stabile Defensive sorgen.

Die anderen beiden Innenverteidiger im Kader, Minjae Kim und Dayot Upamecano, bleibt aktuell nur der Platz auf der Bank. Eigentlich.

De Ligt verletzt, Upamecano wohl noch nicht bei 100 Prozent

Denn im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid am Dienstagabend (2:2) verteidigte Kim neben Dier.

Matthijs de Ligt am Dienstagabend in Zivil in der Allianz Arena.
Matthijs de Ligt am Dienstagabend in Zivil in der Allianz Arena. © IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

De Ligt war nach seiner Auswechslung am vergangenen Wochenende beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt (2:1) nicht rechtzeitig fit geworden. Der Niederländer erlitt eine Innenbandverletzung im rechten Knie. Gegen Real war er in Zivil unterwegs, konnte nur von der Tribüne aus zusehen.

Kim gegel Real mit Stellungsfehler und Foul im Strafraum

Upamecano stand zwar im Kader, war zuletzt jedoch auch angeschlagen. Der Franzose knickte Mitte der vergangenen Woche im Training um, musste schon gegen Frankfurt passen und war wohl auch am Dienstag noch nicht bei 100 Prozent. Und so kam es, dass Kim plötzlich in die Innenverteidigung rotierte.

Leider zeigte der Defensivmann gegen die "Königlichen" keine gute Leistung und wurde für die Münchner zum Pechvogel der Partie. Denn der Innenverteidiger sah bei beiden Gegentoren nicht gut aus.

Ex-Bayern-Spieler Thomas Helmer fällte nun ein vernichtendes Urteil: Die Fehler vor den Gegentoren seien "unverzeihliche Aussetzer" gewesen, urteilte Helmer in seiner "kicker"-Kolumne.

"Keine Entschuldigung gibt es da meiner Meinung nach, auch wenn der Pass von Toni Kroos natürlich herausragend ist."

Thomas Helmer über den Fehler von FCB-Verteidiger Minjae Kim

Beim ersten Vinicius-Treffer in der 24. Minute ließ sich Kim zu weit aus dem Defensivverbund locken. DFB-Comebacker Toni Kroos erkannte die Situation gedankenschnell und schickte Vinicius mit einem Traumpass auf die Reise. Der Brasilianer lief durch die entstandene Lücke plötzlich alleine auf Bayern-Torwart Manuel Neuer zu und ließ diesem keine Chance. Kim kam zu spät, der 27-Jährige konnte dem flinken Vinicius nur noch hinterherlaufen.

"Keine Entschuldigung gibt es da meiner Meinung nach, auch wenn der Pass von Toni Kroos natürlich herausragend ist", schrieb Helmer zur Situation und dem Stellungsfehler von Kim.

Kim verschuldet Elfmeter – Vinicius nimmt dankend an

Auch in der Schlussphase leistete sich Kim einen Patzer: Der Abwehrspieler brachte Reals Rodrygo in der 83. Minute im Bayern-Strafraum recht ungestüm zu Fall. Der französische Schiedsrichter Clément Turpin zeigte richtigerweise auf den Punkt. Vinicius trat an – und ließ Neuer abermals keine Chance.

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Kim habe schon oft bewiesen, dass er ein klasse Spieler sei, schrieb Helmer in seiner Kolumne. Doch auch das Foul an Rodrygo vor dem Elfmeter hätte nicht passieren dürfen. "In einem Halbfinale der Champions League darfst du dir keinen Fehler leisten, schon gar nicht mehrere", kritisierte Helmer. "Ob Kim vorher viel oder wenig gespielt hat, darf keine Rolle spielen."

Tuchel kritisiert Kim nach der Partie

Ein mehr als gebrauchter Abend für Kim, der sich im Heimspiel gegen Real auf der ganz großen Fußballbühne hätte beweisen und wieder mehr in den Fokus spielen können.

Nach der Partie folgte stattdessen der öffentliche Rüffel von Tuchel, Kim sei in beiden Situationen "viel zu gierig" gewesen, erklärte der Bayern-Trainer im Interview bei Prime Video. Gerade das erste Gegentor ärgerte den Coach: "Das ist zu einfach, das ist nur eine Gegenbewegung, da kann auch niemand helfen", sagte Tuchel.

Dieses Einsteigen von Kim (M.) führte zum Elfmeter für Real Madrid
Dieses Einsteigen von Kim (M.) führte zum Elfmeter für Real Madrid. © IMAGO/Matthias Koch

Kim war nach der Partie sichtlich geknickt: Laut "t-online" lief er mit gesenktem Kopf durch die Katakomben der Arena in Richtung Ausgang. Den angereisten Journalisten aus Südkorea soll er auf seiner Landessprache nur einen Satz gesagt haben: "Es tut mir so leid."

"Da muss er durch, das passiert – und weiter geht's", sagte Tuchel in der Nacht auf Mittwoch. "Wir haben schon mit ihm geredet", berichtete Manuel Neuer über eine Fehleranalyse mit Kim in der Kabine. "Uns passieren Fehler, das gehört zum Fußball dazu. Aber wir haben ihn auch aufgefangen", sagte der Bayern-Kapitän.

Wird de Ligt rechtzeitig für das Rückspiel in Madrid fit?

Das Rückspiel im Santiago Bernabéu findet kommende Woche Mittwoch statt – es bleibt abzuwarten, wie sich die Innenverteidiger-Situation beim FC Bayern in den nächsten Tagen entwickelt. Bayern-Trainer Tuchel dürfte darauf hoffen, im allesentscheidenden Spiel gegen Madrid wieder auf sein festes Innenverteidiger-Duo de Ligt/Dier bauen zu können.

Pechvogel Kim hingegen wird sich nach seiner Leistung am Dienstagabend wohl erstmal wieder mit einem Platz auf der Ersatzbank begnügen müssen.

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