Über die Rückkehr von Thomas Tuchel nach Dortmund möchte vor dem Champions-League-Achtelfinale des BVB gegen PSG niemand sprechen. Nicht einmal der Trainer selbst. Dabei geht es für ihn wohl um seinen Job.

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Wenn am Dienstagabend im Signal-Iduna-Park die Champions-League-Hymne erklingt, kommt es zum Wiedersehen alter Bekannter. Thomas Tuchel kehrt als Trainer von Paris Saint-Germain an seine alte Wirkungsstätte zurück. In Dortmund stand der 46-Jährige von Sommer 2015 an zwei Jahre lang an der Seitenlinie.

Tuchel feierte mit dem BVB zwar den Gewinn des DFB-Pokals, dennoch wurde der gebürtige Schwabe in Dortmund nicht glücklich. Es waren nicht die Ergebnisse, nicht das Sportliche, das einen Schatten auf Tuchels Zeit in Dortmund wirft.

Es war vielmehr das zerrüttete Verhältnis zwischen Trainer und Vereinsführung, das öffentliche Geplänkel nach dem Bombenattentat auf den Dortmunder Mannschaftsbus vor dem Champions-League-Spiel gegen die AS Monaco.

Über Rückkehr von Thomas Tuchel nach Dortmund möchte niemand sprechen

Erheblichen Anteil an der kaputten Beziehung hat BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Dessen Lobeshymnen auf Tuchels Vorgänger und BVB-Erfolgstrainer Jürgen Klopp gestalteten Tuchels Start in Dortmund von Beginn an schwierig.

Der BVB-Chef machte auch nie ein Geheimnis daraus, dass er und Tuchel nicht die besten Freunde seien. Watzke bestätigte sogar öffentlich einen "Dissens", nachdem er Tuchel entlassen hatte.

Nun betonen beide Seiten, dass es am Dienstag im Achtelfinale der Champions League nicht Watzke gegen Tuchel heißt, sondern BVB gegen PSG. Tuchel selbst möchte nicht im Mittelpunkt der Begegnung stehen: "Dieses Spiel ist keine Bühne, um irgendetwas aufzuarbeiten. Die Dinge sind aufgearbeitet und verarbeitet für mich", sagte Tuchel kürzlich der "Welt am Sonntag".

Und auch seitens der Dortmunder möchte man die Rückkehr des ehemaligen Trainers am liebsten totschweigen. Watzke sprach davon, dass nicht Klopp zurückkehre. "Wenn ich Tuchel sehe, werde ich ihn sicherlich begrüßen", sagte der 60-Jährige am Montag.

Klopp hätte sicherlich weit mehr als einen Handschlag - sofern es diesen geben wird - bei einer Rückkehr nach Dortmund bekommen, mindestens aber eine Erwähnung im Vorbericht auf das anstehende Spiel auf der Dortmunder Homepage. Dass Tuchel zwei Jahre lang den BVB trainierte, davon ist hier nichts zu lesen.

Wird BVB gegen PSG zum Torfestival?

Stattdessen bereitet der BVB seine Fans mit zahlreichen Statistiken auf das Achtelfinal-Duell vor. Etwa, dass es zwischen dem Ruhrpott-Klub und den Franzosen bislang erst ein einziges Duell gab. In der Saison 2010/2011 trafen Dortmund und Paris in der Gruppenphase der Europa League aufeinander. Beide Spiele endeten in einem Remis (0:0, 1:1).

Damals war der BVB noch nicht die zweite Macht in Fußball-Deutschland und PSG war noch ein Verein, der nicht von in Katar sitzenden Scheichs geführt wurde.

Am Dienstag treffen nun zwei Spitzenmannschaften aufeinander (21:00 Uhr, LIVE bei uns im Ticker), deren Offensiv-Fußball Massen auf der ganzen Welt begeistert. Zwei Teams, die gespickt sind mit Welt-Stars wie Kylian Mbappé und Neymar auf der einen Seite, mit den begehrtesten Nachwuchs-Talenten der Welt - Jadon Sancho und Erling Haaland - auf der anderen Seite.

Mit einem torarmen Remis rechnen Experten nicht, wenn Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain den Rasen betreten. Ganz im Gegenteil. Selbst Tuchel schätzt, dass der BVB in jedem Spiel imstande sei, "sechs bis sieben" Tore zu schießen. Für seine eigene Mannschaft, die in 25 Ligaspielen 67 Tore geschossen hat, dürfte wohl dasselbe gelten.

Experten: Scheidet PSG gegen BVB aus, geht Tuchels Zeit zu Ende

Zwar möchte Tuchel das Duell mit seinem Ex-Verein in den Vordergrund rücken und nicht sich selbst. Doch dürfte der 46-Jährige spätestens bei einer Niederlage in Dortmund in den öffentlichen Fokus geraten.

Beim französischen Serienmeister werden Trainer nämlich einzig und allein am Abschneiden in Europa gemessen. Präsident Nasser Al-Khelaifi gab bei seinem Amtsantritt 2011 das Ziel aus, in fünf Jahren die Champions League gewinnen zu wollen. Daraus wurde bisher nichts.

Nach neun Jahren stand der Klub aus der Hauptstadt Frankreichs nicht einmal im Halbfinale. PSG schied in den vergangenen drei Jahren jeweils im Achtelfinale der Königsklasse aus, 2019 erstmals mit Tuchel.

Das Aus gegen Manchester United in der Vorsaison wirke noch heute nach, glauben Experten. Tuchel habe anschließend die Kontrolle über seine Mannschaft verloren, habe sein Team nicht vernünftig auf das Rückspiel nach einem Sieg in Manchester vorbereitet. Sollte PSG erneut im Achtelfinale die europäische Bühne verlassen, sind sich Experten sicher, dass die Zeit von Tuchel in Paris zu Ende geht.

In Dortmund begann Tuchels Europa-Reise. Mit dem BVB schnupperte der 46-Jährige erstmals Champions-League-Luft als Trainer. Bringt nun ausgerechnet der ehemalige Arbeitgeber den deutschen Trainer in Paris zu Fall?

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Verwendete Quellen:

  • ruhrnachrichten.de: Ex-BVB-Trainer Thomas Tuchel: Herzlich und französisch gegen die Skepsis
  • bvb.de: BVB und die Heimstärke - PSG und der Achtelfinalfluch
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