Nach positiven Meldungen der letzten Tage spricht viel dafür, dass Miroslav Klose ab der neuen Saison als Co-Trainer zu den Profis wechselt.

Eine Kolumne
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Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern, aber nach den positiven Meldungen der letzten Tage spricht viel dafür, dass Deutschlands WM-Rekordtorjäger Miroslav Klose ab der neuen Saison als Co-Trainer zu den Profis des FC Bayern wechselt.

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Diskutiert wurde das schon seit einigen Monaten. Nun soll sich Hansi Flick auf Klose als Wunschlösung festgelegt haben. Jetzt geht es für den FC Bayern noch darum, mit dem ehrgeizigen Ex-Nationalspieler den Sack zuzumachen. Flick und Klose wurden 2014 zusammen Weltmeister und schätzen sich aus der Zusammenarbeit sehr.

Als Stürmer-Coach bei der WM

Bundestrainer Joachim Löw baute Klose vor der WM 2018 als Spezialcoach für die Stürmer in sein Trainerteam ein. Nach der WM übernahm Klose die U17 beim FC Bayern. Angebahnt hatte sich das bereits im Sommer zuvor.

Nach seinem Karriereende als Spieler hatte Klose, der zwischen 2007 und 2011 für den FC Bayern aufgelaufen war, den Rekordmeister als Botschafter zu einer wichtigen Marketingreise nach China begleitet. Seitdem brach der Kontakt zwischen Klose und den Münchner Bossen nicht mehr ab.

Klose gelang in der Vorsaison der überraschende Meistertitel in der Süd-Staffel der U17-Bundesliga. Im Kampf um den nationalen Titel war erst im Halbfinale gegen den 1. FC Köln Schluss. In dieser Saison läuft es etwas holpriger. Trotzdem ist man in München sehr angetan von Kloses Arbeit und seinem Führungsstil.

Dass der 41-Jährige so schnell nach seinem Rücktritt als Spieler eine Trainerkarriere einschlug, kam für viele überraschend. Klose war als Spieler über Jahre Weltklasse. Als Lautsprecher war er nicht bekannt.

Doch wer Klose über Fußball sprechen hört, der versteht, warum dieser Schritt nur logisch war: Klose ist unheimlich detailversessen, spricht gern über den richtigen Anlaufwinkel im Pressing oder schwärmt ‒ wie in einem Interview mit dem "Kicker" vor geraumer Zeit ‒ völlig überraschend von einer Eckenvariante des SV Sandhausen in der zweiten Liga.

Klose geht in seinem neuen Job auf. Er ist wissbegierig, hat Trainingseinheiten von Trainern wie Pep Guardiola studiert und detailliert festgehalten. Ab dem Sommer soll er ‒ wenn es die Corona-Pandemie zulässt ‒ seinen Fußballlehrer machen. Dass er selbst irgendwann einen Cheftrainer-Posten anstrebt, ist kein Geheimnis.

Klose hat einen ehrgeizigen Plan

Klose geht seinen Weg. Als er im Sommer 2019 in München zum U19-Trainer befördert werden soll, lehnt Klose ab. Er fühlt sich noch nicht bereit für den nächsten Schritt. Er will zunächst weitere Erfahrungen in der U17 sammeln. Der FC Bayern akzeptiert das schließlich nach längerem Hin und Her.

Die Anekdote zeigt: Klose hat einen Plan und will sich seinen Weg als Coach klug und langfristig aufbauen. "Wenn ich nach oben wollen würde, dann müsste ich – Entschuldigung, wenn das blöd klingt – nur mit dem Finger schnippen. Aber das fände ich lächerlich, das geht ja nicht. Nur weil du Profi warst, bist du nicht gleich auch Profitrainer. Das ist wie ein neuer Job, eine ganz andere Perspektive. Ich würde nie behaupten, dass ich der Superstar bin, der alles kann", sagte Klose im Frühjahr der "Welt". Es passt ins Bild des ehrgeizigen, aber selbstreflektierten Miroslav Klose, der seinen eigenen Weg so gehen will und kann.

Die Wahl des richtigen Co-Trainers ist eine enorm wichtige Entscheidung. Jürgen Klinsmann scheiterte in München unter anderem daran, dass er anders als in der Nationalmannschaft keinen starken Assistenten mitbrachte. Auch Carlo Ancelotti litt darunter ein wenig. Jupp Heynckes landete mit Peter Hermann dagegen einen absoluten Volltreffer. Flick war selbst lange Assistent und weiß, wie wichtig das Team hinter dem Chef für den Erfolg einer Mannschaft ist.

Mit Danny Röhl (30) hat Flick bereits einen exzellenten Mann an seiner Seite, der in der Branche hohes Ansehen genießt. Röhl, der an der Seite von Ralph Hasenhüttl eine Leipzig-Vergangenheit hat, hatten die Münchner vom FC Southampton abgeworben. Er ist als Analyst und Taktiker der logische Kandidat für einen der Assistenzposten. Klose würde das Team komplettieren.

Ist Klose der Schlüssel zu neuen Müllers und Alabas?

Die Assistenten sind auch deshalb so wichtig, weil sie häufig einen anderen Zugang zur Mannschaft haben. Sie sind am Ende nicht diejenigen, die einem Spieler sagen müssen, dass er in einem wichtigen Spiel draußen sitzt.

Das entspannt das Verhältnis. Sie können auf Einzelschicksale eingehen, sie arbeiten häufig individuell mit einzelnen Spielern oder Mannschaftsteilen. Hier könnte auch Klose gerade mit seinem Know-how im Offensivbereich seine Erfahrungen einbringen. Gleichzeitig könnte er im Team als Bindeglied zwischen Jugend- und Profibereich dienen.

Denn es ist das große Ziel der Münchner, endlich wieder Spieler aus dem Nachwuchsbereich bei den Profis einzubinden. Seit mehr als zehn Jahren, als Thomas Müller und David Alaba zu den Profis vorrückten, ist das nicht mehr gelungen.

Vor allem auf dem Jahrgang 2003 ruhen hier große Hoffnungen. Bright Arrey-Mbi, Torben Rhein oder Lasse Günther, die Klose zum Teil selbst trainierte, sind dabei Namen, die immer wieder genannt werden.

Klose könnte sich in den kommenden Jahren um ihre Eingewöhnung und Weiterentwicklung kümmern und dabei auch seine eigene Weiterentwicklung als Trainer vorantreiben. Gerade die Jüngeren schauen zu einem Weltmeister wie ihm auf.

Die Konstellation klingt fast zu perfekt, um wahr zu sein. Klose ist ein Glücksfall für den FC Bayern. Der Klub sollte nun schnellstmöglich Nägel mit Köpfen machen.

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