• Turbine Potsdam beschwert sich über einen "Skandal", der den Abstiegskampf beeinflusst.
  • Zwei Spielerinnen des FC Bayern und Laura Freigang von Eintracht Frankfurt präsentieren sich derzeit in Topform.
  • Für Werder Bremen wird die Lage ernst und der DFB muss sich Kritik an der nun langen Bundesliga-Pause gefallen lassen.

Mehr News zur Bundesliga

In der Frauen-Bundesliga hat sich im Abstiegskampf einiges getan. Während sich Turbine Potsdam über einen "Skandal" beschwert, rutscht auch Werder Bremen tiefer in den Sumpf. In Frankfurt und München erfreut man sich indes an Einzelleistungen. Fünf Erkenntnisse zum siebten Spieltag.

1. Wettbewerbsverzerrung im Abstiegskampf

Eigentlich sei die Partie zwischen der SGS Essen und Turbine Potsdam "das Topduell des Spieltags", meinte Dirk Heinrichs vor dem Abstiegsgipfel bei "Magenta Sport" – weil die letzten verbliebenen "reinen Frauenfußballklubs" aufeinandertrafen. Der Interimscoach der Turbine war schon vor der 1:2-Niederlage seines Teams in Essen reichlich bedient.

"Aktuell habe ich zwölf fitte Feldspielerinnen", sagte die Vereinslegende einen Tag vor Anpfiff der "Märkischen Allgemeinen". Das lag neben einer langen Liste an Verletzungen und anderweitigen Ausfällen auch an einem Vorgehen des DFB, das Heinrichs als "Skandal" bezeichnete: Die drei U19-Nationalspielerinnen Pauline Deutsch, Alisa Grincenco und Amy König konnten nicht mit nach Essen reisen, weil sie mit dem DFB nach Israel flogen. Dort treten sie in der EM-Qualifikation an.

Heinrichs hatte nach eigener Aussage auf ein Entgegenkommen des DFB gehofft, doch das gab es nicht. Die Spielerinnen mussten abgestellt werden, keines der beiden Spiele wurde verlegt. Potsdam war nicht der einzige Klub, der davon betroffen war. Auch Essen musste eine Spielerin abstellen, bei den Kölnerinnen war es ähnlich. Doch die Brandenburgerinnen trifft es aktuell am härtesten.

In einer Situation, in der der Klub ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand steht, kommen solche äußeren Faktoren ungelegen. Nach der 1:2-Niederlage sieht die Situation nochmal schlechter aus. Mit nur einem Punkt nach sieben Spieltagen und bereits fünf Punkten Rückstand auf die zehntplatzierten Essenerinnen droht der Abstieg. Zu verantworten hat das Potsdam größtenteils selbst. Der Aufregung über diese Art der Wettbewerbsverzerrung nimmt das aber nicht die Legitimität. Man stelle sich vor, derartiges würde in der Bundesliga der Männer passieren. Der Aufschrei wäre wohl ein anderer.

2. FC Bayern: Zwei Leistungsträgerinnen ragen heraus

Sonniger ist es im Moment beim FC Bayern München. Auch beim SC Freiburg bestätigen die Münchnerinnen ihren positiven Trend. Mit viel Ballkontrolle, Ruhe und Souveränität schlugen sie formstarke Freiburgerinnen mit 3:0. Mit 19 Toren stellte der SC zuvor gemeinsam mit Wolfsburg die beste Offensive der Liga, gegen Bayern trafen sie nicht.

Beim FCB ragen zwei Spielerinnen aktuell besonders heraus: Linda Dallmann und Glodis Perla Viggosdottir. Erstere überzeugt mit ihrer Dynamik und Spielstärke. Aktuell ist die Nationalspielerin pro 90 Minuten an 4,33 Abschlusssituationen aus dem Spiel heraus direkt beteiligt. Nahezu jeder Angriff läuft über sie. Die quirlige Angreiferin kann sich mit ihrer technischen Qualität in engen Räumen gut bewegen und findet fast immer intelligente Lösungen. Darüber hinaus hat sie sogar das Toreschießen für sich entdeckt: Mit vier Treffern und drei Assists ist sie in der Bundesliga die Topscorerin ihres Teams.

Viggosdottir hingegen ist eher dafür zuständig, Tore zu verhindern. Da die Bayern mit drei Gegentoren die beste Defensive stellen, gelingt das der Isländerin offenkundig sehr gut. Sie entwickelt sich derzeit zur Abwehrchefin im Team von Alexander Straus, kommuniziert gut mit ihren Mitspielerinnen und steht oft richtig. Auch mit dem Ball findet sie in den meisten Fällen gute Lösungen. Keine Spielerin dribbelt häufiger mit mindestens fünf Metern vertikalem Raumgewinn an als die 27-Jährige (20-mal pro 90 Minuten).

Ihre Seitenverlagerungen und ihr sicheres Passspiel (87,6 Prozent Passquote) sind sehr wichtig für das Team. Häufig läuft die isländische Nationalspielerin etwas unter dem Radar, aber für Straus ist sie in dieser Saison und nach einer starken Europameisterschaft eine Schlüsselspielerin. Zumal die Defensive der Meisterinnen von 2021 alles andere als üppig besetzt ist. Da tut etwas Konstanz gut.

3. Laura Freigang vor ganz großer Chance?

Konstanz ist auch eine der vielen Qualitäten von Laura Freigang. Gerade weil Eintracht Frankfurt oftmals Probleme damit hat, tiefstehende Gegnerinnen mit spielerischen Lösungen zu knacken, ist sie so wichtig für Trainer Niko Arnautis. Die 24-Jährige ist technisch stark, kann gut dribbeln und findet fast immer die richtigen Räume – entweder für sich selbst oder für Mitspielerinnen. Sie kann vorbereiten und abschließen.

Freigang ist das überraschendste Element in der oft zu monotonen Frankfurt-Offensive. Mit ihr bekommt das Spiel der SGE einen Fixpunkt außerhalb der leichter zu pressenden Flügel. Ihre vier Tore in den bisherigen vier Einsätzen sind da nur die Kirsche auf der Torte.

Vor allem aber präsentiert sich die flexible Offensivspielerin wohl genau zum richtigen Zeitpunkt in Topform. Denn in der anstehenden Länderspielpause spielt die DFB-Elf gleich zweimal gegen die Weltmeisterinnen aus den USA. Bei der Europameisterschaft kam Freigang nicht über einige Kurzeinsätze hinaus, aber vielleicht bekommt sie in diesen beiden Spielen von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg eine neue Chance, sich für höhere Aufgaben zu beweisen.

4. Werder Bremen: Die Lage ist ernst

Nicht nur in Potsdam, sondern auch in Bremen geht das Zittern im Abstiegskampf langsam los. Auch Werder hat noch keinen Saisonsieg einfahren können, mit vier Punkten Rückstand stehen sie aktuell nur auf dem elften Platz. Ganz so dramatisch wie in der brandenburgischen Landeshauptstadt ist die Situation aber noch nicht.

Immerhin zeigt Werder gute Ansätze. Defensiv, das ist aus der vergangenen Saison bekannt, stehen sie sehr gut. Die große Baustelle für die aktuelle Spielzeit war die Offensive. Mit nur neun Treffern sammelten die Bremerinnen in der abgelaufenen Saison 18 Punkte. Dass das nicht nochmal reichen würde, war absehbar. Dass sie Tore schießen können, zeigten sie zuletzt gegen den VfL Wolfsburg, als sie doppelt trafen.

Das größte Problem ist aber nicht, dass sie sich keine Chancen herausspielen, sondern dass die Möglichkeiten nicht genutzt werden. Alle Abstiegskandidatinnen haben mehr Tore erzielt, als anhand der Qualität der Chancen erwartbar gewesen wäre. Der MSV Duisburg treibt das mit sieben Treffern aus nur 3,6 Expected Goals auf die Spitze.

Bremen ist das einzige Team im Keller, das weniger Tore (4) als Expected Goals (6,45) hat. Werder hat mit 97 Abschlüssen ungefähr doppelt so viele wie Meppen (53), Potsdam (56) und Duisburg (47). Auch mehr als Essen (88), Hoffenheim (94), Köln (90) und Leverkusen (96). Aber die Tore wollen eben nicht fallen. Und das kann ihnen trotz guter Spielanlage am Ende zum Verhängnis werden.

Lesen Sie auch: EM-Hype mitgenommen? Spektakuläre Bundesliga auf Rekordjagd! Fünf Erkenntnisse zum 6. Spieltag

5. DFB gefordert: Lange Pause tut Bundesliga nicht gut

Mit diesem siebten Spieltag verabschiedet sich die Bundesliga in eine recht lange Pause. Drei Wochen lang wird die Liga ruhen. Das liegt zunächst mal daran, dass in den kommenden zwei Wochen Länderspiele stattfinden. Anschließend geht es weiter mit dem Achtelfinale im DFB-Pokal, Champions-League-Spielen unter der Woche und dann feiert die Bundesliga ihr Comeback.

Schon in den vergangenen Jahren wurde häufig kritisiert, dass die Pausen zu lang sind. Das liegt einerseits in der Natur der recht kleinen Liga. Zwölf Teams sind zu wenig, um einen ganzen Spielplan engmaschig zu füllen. Eine Aufstockung war vor allem aus Niveaugründen bisher nur ein Gedankenspiel für die Zukunft. Auf der anderen Seite wird der Bundesliga dadurch oft der Rhythmus genommen.

In der vergangenen Saison pausierte die Liga ebenfalls mehrfach sehr lange. Eine dreiwöchige Pause im Februar nahm dem spannenden Rennen an der Tabellenspitze ein Stück weit die Begeisterungsfähigkeit. Lange Pausen führen dazu, dass es Zuschauerinnen und Zuschauern schwer gemacht wird, der Liga und ihren Entwicklungen zu folgen. Das wiederum führt zu Problemen im Marketing.

Es liegt am DFB, Lösungen zu präsentieren. In diesem Fall hätte man den Spielplan beispielsweise anders gestalten können, indem die Pokalspiele nicht direkt nach der Länderspielpause stattfinden. Und auch die Aufstockung der Liga wird irgendwann wieder ein Thema sein, wenn aufstrebende Klubs aus den unteren Ligen sich entsprechend weiterentwickeln. Für den Moment muss man sich aber wohl mit den langen Pausen abfinden. Leider gerade jetzt, wo die Bundesliga so richtig Fahrt aufgenommen hatte.

Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "So arbeitet die Redaktion" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen. Unsere Berichterstattung findet in Übereinstimmung mit der Journalism Trust Initiative statt.
Lea Schüller stürmt für den FC Bayern am 16. Oktober 2022 im Heimspiel gegen den 1. FC Köln voran.

Der FC Bayern München verlängert den Vertrag mit Torjägerin Lea Schüller

Seit ihrem Wechsel von der SGS Essen zum FC Bayern im Sommer 2020 hat sich Lea Schüller an der Isar prächtig entwickelt. Die Torschützenkönigin der Bundesliga gehört zu den Leistungsträgerinnen bei den Roten. Dementsprechend hat der Verein ihr nun einen langfristigen Vertrag gegeben. (Teaserbild: Sven Leifer / picture alliance / foto2press)
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.