Robert Lewandowski, Thomas Müller, Serge Gnabry - wichtige Stützen haben ihre Verträge beim FC Bayern noch nicht verlängert. Zuletzt lässt selbst Müller seine Zukunft in München offen. Woran liegt das?

Eine Analyse
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Thomas Müller ist nicht der klassische Instagram-Influencer. Trotz mehr als zehn Millionen Follower. "Bling Bling" sieht der Fußball-Fan auf dem Account des Weltmeisters höchstens, wenn der 32-Jährige wieder eine Trophäe mit dem FC Bayern gewonnen hat.

Ansonsten gibt sich das oberbayerische Original bodenständig. Und traditionell. "Die bajuwarischen Festtagsklamotten haben ihren Weg an meinen Astralkörper gefunden", sagte Müller lachend in einem Video kurz vor Weihnachten. Es zeigte ihn in Tracht samt Lederhose.

Thomas Müller hat Vertrag noch nicht verlängert

Mit seiner Frau Lisa hat sich der Nationalspieler im beschaulichen Otterfing - 30 Kilometer südlich von München und am Tor zum bayerischen Alpenvorland - ein kleines Paradies aufgebaut. Samt Kleintiergehege und Pferdegestüt für Lisa, die in München geboren wurde. Müller wuchs im oberbayerischen Pähl im Landkreis Weilheim-Schongau auf. Würde er diese Identifikation jemals verlassen, mit der der deutsche Rekordmeister seit Jahren wirbt?

Jüngst brauchte jener FC Bayern nach einem 2:4 (1:4) beim Aufsteiger VfL Bochum gute Stimmung. Also schickte der Klub den stets redseligen Müller zur Pressekonferenz vor dem Champions-League-Auswärtsspiel bei RB Salzburg (1:1). Der Stürmer wurde prompt auf seine berufliche Zukunft angesprochen.

Und antwortete überraschend verklausuliert. "Grundsätzlich will ich mich auf das Sportliche konzentrieren. Ich fühle mich beim FC Bayern sehr wohl, weiß, was ich hier habe. Ich habe noch einen Vertrag bis 2023", sagte der Top-Vorlagengeber in branchenüblichen Sätzen. Und meinte weiter: "Wie es weitergeht, wird man in den nächsten Wochen oder Monaten sehen. Es gibt kein kritisches Momentum, alle gehen familiär damit um."

Lewandowski und Gnabry haben noch nicht verlängert

Gänzlich unkritisch ist die Situation für seinen Arbeitgeber jedoch nicht. Denn: Die Bayern haben ein ungelöstes Problem mit nicht verlängerten Verträgen. Nicht nur bei Müller, sondern auch bei Torjäger Robert Lewandowski und Außenangreifer Serge Gnabry enden die Verträge im Juni 2023.

Folgt man den Gesetzen des Geschäfts, sollten die Bayern mit ihren herausragenden Leistungsträgern besser bald verlängern. Ansonsten droht ein Abgang ohne Entschädigung ein Jahr später. Oder ein Feilschen um die Ablöse nach dieser Saison. Insbesondere Lewandowski vermied ein klares Bekenntnis. Ein geradezu alarmierender Zustand, steht der 33 Jahre alte Pole einzig in der Bundesliga schon wieder bei 28 Treffern.

Markant: Mitte Februar berichtete die spanische AS, Lewandowski bereite seinen Abschied vor. Angeblich, um seinen Lebenstraum Real Madrid zu verwirklichen. Die Madrilenen seien bereit, 30 bis 40 Millionen Ablöse zu zahlen, hieß es weiter. Überliefert ist: Der Ausnahmefußballer hatte immer wieder vom "weißen Ballett" aus der spanischen Hauptstadt geschwärmt. Überliefert ist auch: Seit der Corona-Pandemie stehen selbst die solide wirtschaftenden Bayern auf dem Transfermarkt gehörig unter Druck.

Im Juli 2021 berichtete Präsident Herbert Hainer von einem Umsatzverlust seit Ausbruch der Pandemie von etwa 150 Millionen Euro. Und bei der turbulenten Jahreshauptversammlung im November bilanzierte Finanz-Vorstand Jan-Christian Dreesen einen minimalen Gewinn von 1,9 Millionen Euro. Zum Vergleich: In der Saison 2018/19 hatten die Münchner noch einen Gewinn nach Steuern von 52,5 Millionen Euro erwirtschaftet.

Seit Monaten betonen sowohl Hainer als auch der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn deshalb, dass der Klub sparen muss. Was zuletzt offensichtlich nicht ohne Konsequenzen blieb. Denn: Mit Niklas Süle (zu Borussia Dortmund) wird ein zweiter Star nach David Alaba (zu Real) ablösefrei gehen. Auch beim Franzosen Corentin Tolisso läuft der Kontrakt im Sommer aus. Weil die Angebote nicht mehr ausreichen?

Kritische Fragen zu Hasan Salihamidzic

Immer öfter fallen deshalb kritische Fragen zum Verhandlungsgeschick von Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Der 45-Jährige lieferte sich zuletzt in Interviews eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. "Hasan hat reagiert. Er nimmt seine Spieler in Schutz. Hätte er das früher bei Süle gemacht, hätte er vielleicht auch bei Bayern unterschrieben", meinte Matthäus zuletzt bei Sky90.

Süles Berater schickte ebenfalls wenig freundliche Grüße in Richtung Säbener Straße, bemängelte angeblich fehlende Wertschätzung. Er nannte als Beispiel den zweiten Kreuzbandriss des Innenverteidigers, der zwischen Oktober 2019 und April 2020 ausfiel. "Ich glaube, wenn der Klub in dieser Zeit, oder kurz danach, direkt auf uns zugekommen wäre, dann hätten wir heute wahrscheinlich eine andere Situation", erzählte Volker Struth im "Doppelpass" von Sport1 freimütig: "Das ist aber nicht passiert. Man hat es laufen lassen."

Jetzt warten auf Salihamidzic intensive Wochen. Nicht, dass sich Alaba und Süle noch ein weiterer Leistungsträger anschließt.

Verwendete Quellen:

  • Instagram Account von Thomas Müller
  • Youtube FC Bayern: Pressetalk mit Müller & Nagelsmann
  • fcbayern.com: Rekordumsatz und Rekordgewinne für den FC Bayern

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