Der personelle Umbruch in der Führung des FC Bayern München schreitet voran. Nach dem Abgang von Uli Hoeneß wird nun auch der Abschied von Karl-Heinz Rummenigge vorbereitet. Der künftige starke Mann beim deutschen Rekordmeister heißt Oliver Kahn. Aus Sicht des Klubs die ideale Wahl.

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Niemand verkörpere den FC Bayern mehr als Oliver Kahn. Mit diesem Satz führte Vereinspräsident Herbert Hainer den einstigen Torwart-Titan als neues Vorstandsmitglied ein.

Kahn bekommt zwei Jahre Zeit, in denen er als Nachfolger von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge aufgebaut werden soll. Diesen soll Kahn am 1. Januar 2022 beerben.

"Heute beginnt 100 Prozent FC Bayern München", betonte Kahn bei seiner Vorstellung in der Allianz Arena am Dienstag. Die ganze Pressekonferenz gibt es in unserem Live-Ticker zum Nachlesen:

Schon als Aktiver prägte Kahn zwischen 1994 und 2008 den FC Bayern wie kaum ein anderer Spieler. Die Paraden und Ausbrüche des Keepers und Kapitäns waren legendär, seine Führungsqualitäten in der Mannschaft unumstritten.

Eigentlich schien kein Weg an Kahn als künftigem Bayern-Manager vorbeizuführen. Schon nach seinem Karriereende im Sommer 2008 konnten sich ihn viele als Entscheider an der Säbener Straße vorstellen.

Oliver Kahn wurde TV-Experte beim ZDF

Kahn allerdings ging wie so oft zuvor auf dem Spielfeld seinen eigenen Weg und setzte sich zunächst in Richtung Fernsehen ab. Er wurde TV-Experte beim ZDF und soll das auch in den kommenden zwei Jahren bleiben, wie der Sender verkündete.

Nun aber ist er wieder zurück an alter Wirkungsstätte. Der Aufsichtsrat des FC Bayern, der diese Entscheidung im Sommer 2019 fällte, gab Fußballfachwissen, das Bayern-Gen und wirtschaftliche Kompetenz als Kriterien vor, um einen Erben für Vorstandsboss Rummenigge zu finden.

Kahn passt da perfekt und das Timing des Vereins auch. Denn nach Hoeneß, der sich am 15. November 2019 als Präsident verabschiedete und fortan nur noch im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzt, tritt mit Jahresbeginn 2022 auch Rummenigge ab.

Bevor Kahn jedoch vollends ins operative Geschäft einsteigt, durchläuft der 50-Jährige zunächst einen sogenannten "Onboarding-Prozess". Im Rahmen dessen soll er die tagtäglichen Aufgaben und Herausforderungen in allen Vorstandsressorts kennenlernen.

Den ersten intensiveren Austausch mit der Mannschaft wird Kahn nicht in München erleben, sondern im Trainingslager in Doha. Dorthin hob Kahn noch am Tag seiner Vorstellung am Dienstag ab.

Internationalisierung des FC Bayern vorantreiben

Seit dem 4. und noch bis zum 10. Januar weilen die Bundesligaspieler und einige Toptalente der Bayern in der katarischen Hauptstadt, um sich auf die Rückrunde vorzubereiten.

Oliver Kahn bringt eine klare Botschaft mit in die Wüste: "Wir wollen es uns nicht erlauben, in dieser Saison die Meisterschaft abzugeben." Die Serie soll nicht reißen. Das müsse allen Spielern nach sieben Bundesligatiteln in Folge klar sein. Nach der Hinrunde fehlen Titelverteidiger FC Bayern auf Herbstmeister Red Bull Leipzig vier Punkte.

Kahns Besuch im Winterquartier ist auch deshalb wichtig, weil Rummenigge gemeinsam mit Jörg Wacker, dem Vorstand für Internationalisierung und Strategie, unter anderem für die globale Expansion des Klubs zuständig ist. Diesen Job soll Kahn zukünftig übernehmen. Bereits jetzt hat er einige Geschäftskontakte im Adressbuch, die in seiner künftigen Rolle wichtig sein dürften.

Im weiteren Verlauf des Jahres durchläuft Kahn dann weitere Stationen und wird auch in den Büros in New York und Shanghai hospitieren.

Zunächst verfügt Kahn bei den Bayern über keinen eigenen Geschäftsbereich, sitzt aber im fünfköpfigen Vorstand und hat damit de facto ein Mitbestimmungsrecht. Er könnte also recht schnell in Beratungen ein gewichtiges Wörtchen mitreden, zumal sein Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden fest eingeplant ist.

Kahn mit Einfluss im sportlichen Bereich

Des Weiteren ist Kahns sportliche Expertise aber natürlich genauso interessant für die Bayern - ähnlich wie einst bei Uli Hoeneß, der sich nach seinem verfrühten Karriereende zwar rasch um betriebswirtschaftliche Belange und Marketingaktivitäten des Klubs kümmerte, aber natürlich als ehemaliger Spitzenspieler auch ein Auge für Talente und Trainer hatte.

"Das Unternehmerische hat mich schon immer fasziniert", sagte Kahn, der 2011 ein Sportmanagement-Studium abschloss, während seiner Vorstellung. Im Kern aber, so unterstrich er, gehe es um das Sportliche, um die Mannschaft. Gerade in der Trainerfrage wird sich bald schon eine Entscheidung anbahnen.

Hansi Flick wird bis Sommer im Amt bleiben, aber danach könnte das Stühlerücken beginnen. Kahn wird dabei sicher eine wichtige Rolle spielen. Ob er sich für eine international gewichtige Lösung oder aber für Flick ausspricht, dürfte erheblichen Einfluss auf die endgültige Entscheidung haben.

Titan schweigt in der "Kahnalyse" zu möglichen Trainerkandidaten

In der nach ihm benannten Sendung "Kahnalyse" für Samsung hielt sich Kahn bei der Trainerfrage weitestgehend bedeckt und warnte lediglich, dass die Bayern von großen Namen wegkommen müssten und stattdessen die Frage stellen sollten: "Was ist der Fußball, für den Bayern stehen möchte? Und was ist ein Trainer, der dazu optimal passt?" Aus Kahns Sicht muss es nun darum gehen, "einen Trainer zu bekommen, der möglicherweise wieder eine Ära prägen kann".

"Wir wollen mit dem FC Bayern immer spitze sein, wo wir dabei sind", ließ er bei der Pressekonferenz diesbezüglich keine Frage offen. Zudem gehe es darum, den Fans ein "exzellentes Erlebnis" und "Weltklassefußball" zu bieten: "Wir wollen in allen Bereichen die Nummer eins sein." Dies sei der Anspruch des FC Bayern - und sein eigener.

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