• Jamal Musiala hat die vergangenen Wochen intensiv für Eigenwerbung genutzt.
  • Der 17-Jährige steht beim FC Bayern kurz vor dem endgültigen Durchbruch.
  • Der DFB bemüht sich um den Nachwuchsspieler, der englische Verband scheint aber die besseren Karten zu haben.

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"Schieß!", hallte es am frühen Samstagabend durch die fast menschenleere Allianz Arena. Die Aufforderung von Bayern-Star Thomas Müller galt Teamkollege Jamal Musiala, der daraufhin abzog und den Ball im Leipziger Tor zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich versenkte.

Auch beim zweiten und dritten Tor hatte Musiala seine Füße entscheidend im Spiel und brachte nach der Partie sogar Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann zum Schwärmen: "Er hat keinen mega Brecherkörper, aber er ist sehr flink auf den Beinen und schwer zu greifen. Sie werden noch ein paar schöne Erlebnisse mit ihm haben."

Womöglich folgt die nächste Musiala-Gala bereits am Mittwochabend, wenn die Bayern im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel der Champions League auf Lokomotive Moskau treffen. Trainer Hansi Flick wird die Partie sicherlich zur großen Rotation nutzen, angesichts des strapaziösen Münchner Programms könnte das für Musiala die Chance auf einen Einsatz von Beginn an sein. Verdient wäre es allemal.

Jamal Musiala gleichauf mit Ex-Dortmunder Pulisic

Denn der Treffer gegen Leipzig war bereits sein drittes Bundesliga-Tor, und das im Alter von gerade einmal 17 Jahren. Ähnliches gelang zuvor nur Christian Pulisic sowie Timo Werner und Kai Havertz (je vier Tore). Das Trio spielt inzwischen beim FC Chelsea. Von eben den "Blues" kam Musiala im Sommer 2019 nach München, war dort aber zunächst nur für die Nachwuchsmannschaft vorgesehen; nach der Coronapause etablierte er sich aber bereits in Bayerns U23, die Drittliga-Meister wurde.

So mancher Bayern-Fan dürfte sich im Spiel gegen Schalke zum Saisonauftakt trotzdem gefragt haben: "Jamal wer?" Schon dort wechselte Flick den Youngster für eine gute Viertelstunde ein und Musiala dankte es ihm mit seinem ersten Tor.

Seitdem ist der flexibel einsetzbare Mittelfeldspieler aus dem mit Stars gespickten Kader des Rekordmeisters nicht mehr wegzudenken. Sieben Mal wurde Musiala bislang in der Liga eingesetzt, zwei Mal durfte er Champions-League-Luft schnuppern.

Im Topspiel gegen Leipzig spielte sich der 17-Jährige nun erstmals auf der großen Bühne ins Rampenlicht. Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Javi Martínez schenkte Flick dem Youngster das Vertrauen, obwohl mit Marc Roca und Tanguy Nianzou zwei weitere Spieler im Kader waren, die die Martínez' Position hätten bekleiden können. Mit Musiala erlangte der Rekordmeister dann auch die Kontrolle über das Mittelfeld und konnte kurze Zeit später den Ausgleich erzielen.

Musiala gibt DFB vorerst einen Korb

Im weiteren Verlauf der Partie war Musiala fast immer anspielbereit und beeindruckte durch seine technischen Fähigkeiten gepaart mit Ballsicherheit. Kein Wunder, dass schon jetzt ein heißer Kampf der Länder entbrannt ist, die Musiala nur allzu gerne in ihrem Nationalmannschaftstrikot sehen wollen.

Vorerst hat der englische Verband gewonnen. Dort hat der junge Mittelfeldspieler, der in Stuttgart als Sohn einer Deutschen und eines Nigerianers geboren ist, den größten Teil seiner Jugend verbracht.

Gegen Albanien (5:0) debütierte Musiala Mitte November in der U21 der "Three Lions" und erzielte dabei den Treffer zum 3:0. "Jamal war heute exzellent", lobte U21-Coach Aidy Boothroyd seinen Schützling und ergänzte: "Man sieht, dass er physisch noch nicht am Ende seiner Entwicklung ist – aber er wird ein brutaler Typ werden."

Beim DFB wird man Boothroyds Worte mit Bedauern vernommen haben, schließlich kämpfte auch der deutsche Verband um Musiala, der sich aber zunächst einmal für die "Three Lions" entschied. "Wir wollen ihn behalten", gibt sich auch Boothroyd kämpferisch.

"Wir haben uns – auch aufgrund seiner DFB-Vergangenheit – natürlich mit Jamal Musiala beschäftigt und ihm eine Perspektive beim DFB aufgezeigt. Allerdings hat er uns klar signalisiert, dass er seine Zukunft momentan in den englischen Nationalmannschaften sieht", erklärte Meikel Schönwitz, Cheftrainer der U-Nationalmannschaften beim DFB der "Süddeutschen Zeitung".

Zwei Mal war das Bayern-Jungtalent auch für die deutsche U16 aufgelaufen. Solange Musiala noch nicht in einem Pflichtspiel im A-Team der Engländer zum Einsatz kommt, kann er sich aber jederzeit noch umentscheiden.

Sein Fokus wird ohnehin vorerst auf den Bayern liegen, für die er aktuell noch mit einem Jugendspieler-Vertrag aktiv ist. Doch angesichts der vergangenen Wochen dürfte sein erster Profivertrag wohl nur noch eine Formalie sein.

Müller und Neuer loben Musiala

Seine Mitspieler hat er bereits überzeugt. Kapitän Manuel Neuer etwa meint: "Er hat enorme Fähigkeiten. Das sehen wir immer im Training. Deswegen ist es für uns keine Überraschung."

Nach dem Leipzig-Spiel lobte auch sein Trainer Flick den Youngster: "Jamal spielt befreit auf. Wir hatten am Anfang nicht so die Ballkontrolle, mit seiner Einwechslung hat sich das geändert."

Musiala selbst ist "einfach nur stolz ein Teil des Klubs zu sein", wie auf der Vereinswebsite zu lesen ist. Sein erstes Profi-Tor gegen Schalke sei ein "unglaubliches Gefühl" gewesen. Mit 17 Jahren und 205 Tagen ist er durch diesen Treffer übrigens der jüngste Bundesliga-Torschütze der Bayern.

Verwendete Quellen:

  • Fcbayern.com: Chris Richards und Jamal Musiala im ausführlichen Talk
  • TV-Übertragung Sky FC Bayern – RB Leipzig am 5.12.2020
  • Sport1.de: Musiala zaubert mit Bubi-Vertrag
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