Der FC Bayern mutiert wieder ein wenig zum FC Hollywood, der HSV ist eine Drama-Queen und die Hertha sollte ihre Hymne umtexten. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen und meist nicht ganz ernst gemeinten Lehren des jeweiligen Spieltags der Bundesliga.

Eine Glosse

1. Lehre: Die Bayern mutieren ein wenig zum FC Hollywood

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Die Bayern-Welt könnte so schön sein. Durch den Sieg nach Verlängerung gegen Juventus Turin stehen die Münchner im Viertelfinale der Champions League, dazu sind sie Tabellenführer in der Bundesliga und im DFB-Pokal unter den besten Vier. Doch allmählich erinnert das, was momentan an der Säbener Straße abgeht, wieder ein bisschen an den altehrwürdigen FC Hollywood.

Und für diesen Ärger sorgen die Bayern-Verantwortlichen höchst selbst. Da finden es Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer erst völlig in Ordnung, wenn sich Pep Guardiola mit Manchester Citys Sportdirektor Txiki Begiristain trifft, um die neue Saison zu planen. Doch wenn Letzterer dann (nach dem Treffen mit Guardiola wohlgemerkt) andeutet, auch vor Bayern-Spielern nicht Halt zu machen, ist das plötzlich ein großer Affront.

Ebenso braucht sich Guardiola nicht wundern, dass die erneute Nicht-Berücksichtigung Mario Götzes beim Spiel in Köln heißer diskutiert wird als der Sieg an sich.

Und der Noch-Bayern-Trainer glättete mit seinen Aussagen nach dem Spiel wahrlich nicht die Wogen. "Es war meine Entscheidung und es war die beste Lösung für Bayern München", sagte Guardiola bei "Sky", der beim Interview so gut gelaunt wirkte wie frisch nach einer Darmspiegelung. Der Katalane raunte dann noch ein "Wenn wir gewinnen, dann liege ich richtig" hinterher.

Damit mag Guardiola durchaus Recht haben. Doch mit ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl hätte der Coach dieses Fass geschlossen lassen und Götzes Frust nicht weiter in die Höhe treiben können. Denn soooo schlecht, dass die Bayern um den Sieg hätten fürchten müssen, wenn Götze eingewechselt wird, ist unser Weltmeister dann auch nicht.

2. Lehre: Fußball ist nicht ungerecht – "FIFA 16" ist ungerecht

Da hat man fast viermal so viele Torschüsse, ist ganz klar besser und verliert dennoch die Partie.

Das, was dem Autor dieser Zeilen zuletzt während einer Partie "FIFA 16" gegen den großmäuligen Arbeitskollegen widerfahren ist, erlebte am Freitag auch Borussia Mönchengladbach.

Die "Fohlen" spielten Schalke zeitweise an die Wand, doch vor allem Thorgan Hazard (oder wie Marcel Reif sagt: "Thorsten Hazard") vergab seine Chancen kläglicher als Carsten Jancker während seiner Zeit bei Udinese Calcio.

Weil Martin Hinteregger in Co-Produktion mit Havard Nordtveit eine slapstickreife Einlage mit einem Treffer ins eigene Tor kürte und Granit Xhaka von Leon Goretzka den Anwärter auf den harmlosesten Schuss der Saison unhaltbar abfälschte, gewann Schalke das wichtige Spiel im Kampf um die Champions-League-Qualifikation mit viel Dusel und ebenso viel Ralf Fährmann mit 2:1.

Mitleid mit der Borussia ist allerdings fehl am Platz. Denn beim vorherigen Aufeinandertreffen im DFB-Pokal Ende Oktober waren es wiederum die Schalker, die mit Gladbach Katz und Maus spielten, das Leder aber nicht im Kasten unterbrachten.

Ungerecht mal ungerecht ist also gerecht. Außer man verliert gegen einen großmäuligen Kollegen bei "FIFA 16". Das ist immer ungerecht!

3. Lehre: Der HSV ist eine Drama-Queen

In der Bundesliga ist es so wie bei Germany’s Next Topmodel: Ohne Drama-Queen geht es nicht. In dieser Spielzeit hatte es sich allerdings lange nicht abgezeichnet, welche der 18 Kandidaten diese Rolle einnehmen wird. Doch zum Glück gibt es ja den Hamburger SV.
Dieser glaubte nach dem 2:0-Erfolg gegen Hertha BSC am 25. Spieltag im tiefsten Inneren sicherlich schon fest daran, von DFL-Boss Christian Seifert das Foto für die kommende Spielzeit zu ergattern. Doch plötzlich ist der Klassenverbleib des HSV genauso fraglich wie der tiefere Sinn der Topmodel-Show.

Trotz einiger Schiedsrichterentscheidungen, die die Hanseaten eher begünstigten als benachteiligten, verlor der HSV mit 1:3 gegen den bis dato Tabellen-17. 1899 Hoffenheim. Und somit liegen die Hamburger nur noch vier Punkte vor den Abstiegsplätzen.
Dahinter steckt natürlich ein perfider Plan: erneut in die Relegation gehen, um wieder im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen. Denn nichts hasst eine Drama-Queen mehr, als von allen ignoriert zu werden.

4. Lehre: Die Hertha sollte ihre Hymne umtexten

Wir geben es zu: Wir haben die Hertha lange Zeit ein bisschen zu sehr ignoriert. Doch jetzt mal ehrlich: Dass die Berliner nach der erfolgreichen Hinrunde nun auch in der zweiten Saisonhälfte so abliefern und klar auf Champions-League-Kurs sind, hätten Sie doch ebenfalls nicht gedacht, oder?

Mit dem viel diskutierten, aber durchaus verdienten 2:1-Erfolg gegen den FC Ingolstadt ist die Qualifikation für die Königsklasse realistischer denn je. Die Fans träumen daher sieben Spieltage vor Saisonende völlig zu Recht von Spielen gegen Weltstars wie Lionel Messi und den FC Barcelona. Gegen Cristiano Ronaldo und Real Madrid. Oder gar gegen Robert Huth und Leicester City.

All diese Träumerei hat allerdings einen Nachteil: Die gedankenverlorenen Berliner Fans wachen zu spät auf, um zu realisieren, dass ein Heimspiel ansteht. Und so verirrten sich gegen den FCI mal wieder lediglich etwas mehr als 40.000 ins fast doppelt so viele Zuschauer fassende Olympiastadion.

Unser Vorschlag daher: Die ohnehin sehr merkwürdige Hymne "Nur nach Hause geh’n wa nicht" einfach in "Nur ins Stadion geh’n wa nicht" umtexten.
Das passt. Und dann können auch die Träumer von daheim mitsingen.

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