Sebastian Rode steckt Sandro Wagner locker in die Tasche und Eugen Polanski ist genauso verwirrt wie alle Fußballfans. Hannover ist so schlecht, dass nicht mal mehr Sportfloskeln passen und Borussia Dortmund ist einfach nur enttäuschend. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen und meist nicht ganz ernst gemeinten Lehren des jeweiligen Spieltags der Bundesliga.

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1. Erkenntnis: Sebastian Rode ist mehr Arjen Robben als Sandro Wagner

Wir geben es zu: Als der FC Bayern München im April 2014 bekanntgab, dass er Sebastian Rode von Eintracht Frankfurt verpflichten werde, waren wir uns sicher: Der taucht gewiss in naher Zukunft in unserer "Was, die waren bei den Bayern?"-Bildergalerie auf. Dort, wo sich Größen wie Sandro Wagner oder Markus Feulner tummeln. Im Titelbild der Galerie ist er sogar schon verewigt.

Doch da waren wir wohl etwas voreilig. Denn Rode mausert sich so langsam bei den Münchnern und ist gerade jetzt, aufgrund der zahlreichen Verletzten, ein wichtiger Bestandteil von Pep Guardiolas Team. So auch bei Bayerns 2:0-Sieg in Hoffenheim.

Denn Rode zeigte, dass er nicht nur ackern und rackern kann, sondern auch ein ziemlich feines Füßchen hat. In bester Arjen-Robben-Manier schaffte sich der 24-Jährige technisch sehenswert im Strafraum Platz und schlenzte den Ball ins lange Eck.

Doch während sich Rode mit seinen ansprechenden Leistungen für einen Stammplatz bewirbt, bewirbt sich Dante um einen - unfreiwilligen - Vereinswechsel. Denn der Innenverteidiger präsentiert sich aktuell in WM-Halbfinal-Form. Und das heißt bei einem Brasilianer nichts Gutes. Wie schon gegen Porto leistete sich der 31-Jährige einen dicken Bock. Doch weil Hoffenheim nicht Porto ist, sondern eben Hoffenheim, resultierte daraus kein Treffer.

Wir fänden es schade, wenn Dante tatsächlich den FCB verlassen würde. Und wir wollen eigentlich gar nicht an ihm herummeckern, weil er so ein netter, lieber und lustiger Kerl ist und auch noch diesen kultigen Afro trägt. Wir sehen es daher ähnlich wie Stefan Effenberg, der bei "Sky" sagte: "Wir sollten aufhören, immer nur auf ihm rumzuhacken", um in bester Experten-Manier eine Sekunde später richtigerweise nachzulegen: "Aber er sieht natürlich immer verdammt unglücklich in seinen Situationen aus."

2. Erkenntnis: Eugen Polanski versteht die Schiedsrichter nicht – wir auch nicht

"Wann ist ein Mann ein Mann", fragt sich Herbert Grönemeyer seit mehr als 30 Jahren. "Wann ist ein Elfmeter ein Elfmeter?", fragen wir Fußballfans uns, seitdem wir Fußballfans sind. Und wir sind unwissender denn je. Denn an diesem Wochenende gab es so einige strittige (bzw. unstrittige) Situationen, bei denen es einen Strafstoß hätte geben müssen. Frankfurts Madlung reißt Gladbachs Herrmann um, Dortmunds Sokratis reißt Paderborns Bakalorz um und Berlins Skjelbred reißt Kölns Maroh um – und stets bleibt die Pfeife stumm. Immerhin gab's nach Behramis (Hamburg) Vergehen gegen Junuzovic (Bremen) den fälligen Pfiff.

Erklärungen für diese unterschiedlichen Regelauslegungen haben wir nicht. Dass es an uns vorbeigegangen ist, dass die DFL Ringen im eigenen Strafraum nun häufiger erlaubt, glauben wir auch nicht. Doch nicht nur diese ausgiebigen Tuchfühlungen führten - mit Ausnahme in Bremen - nicht zur eigentlich gerechtfertigten Bestrafung. Bayerns Rode trat Hoffenheims Eugen Polanski in die Hacken, doch auch hier gab es keinen Elfmeter. Polanski erklärte später, der Schiedsrichter sei nicht sicher gewesen "ob Rode eine aktive Bewegung macht. Dann hat er noch versucht zu erklären, was aktive Bewegung bei einem Foul ist. Aber ich habe das nicht verstanden."

Wir würden Herrn Polanski gerne helfen, es zu verstehen, aber das ist schwierig, weil auch wir es nicht verstehen. Also versuchen wir es erst gar nicht und wandeln ein Zitat von Franz Beckenbauer einfach ein wenig um: "Elfmeter ist, wenn der Schiedsrichter pfeift".

3. Hannover 96 bekommt noch nicht mal Floskeln hin

Falls Sie unsere Sportberichterstattung in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren verfolgt haben (falls nicht: böser Fehler!), ist Ihnen sicherlich eines aufgefallen: Wir machen gerne mal den HSV rund. Und warum? Weil er es nicht anders verdient hat ...

Doch nun ist es an der Zeit, auch den kleinen HSV rund zu machen: nämlich Hannover 96. Die nennen sich nicht nur selbst HSV, sondern spielen momentan auch wie ein HSV. Bei der 0:4-Klatsche in Leverkusen agierte Hannover schlicht wie ein Absteiger. Eben genauso wie der große HSV. Sportdirektor Dirk Dufner nannte die Leistung später "ein Stück weit beschämend".

Und wenn das nicht schon alles schlimm genug wäre, fetzten sich die Spieler im Anschluss an die Niederlage. Manuel Schmiedebach haute vorzeitig aus dem nach Spielschluss gebildeten Spielerkreis ab, woraufhin er sich von seinen Mannschaftskollegen einen ziemlichen Rüffel abholte.

Torwart Ron-Robert Zieler wollte im Interview bei "Sky" als gutes Beispiel vorangehen und mit einer üblichen Sportlerfloskel betonen, dass der Teamgeist entgegen der zu sehenden TV-Bilder intakt ist: "Wir verlieren zusammen", sagte Zieler, woraufhin üblicherweise ein "und wir gewinnen zusammen" folgt.

Doch angesichts 13 siegloser Spiele wollte dem Torwart das nicht über die Lippen kommen. Und so folgte ein: "Naja, momentan verlieren wir einfach nur zusammen ...".

4. Erkenntnis: Borussia Dortmund enttäuscht trotz des Sieges gegen den SC Paderborn

Borussia Dortmund hat uns in dieser Saison schon häufig enttäuscht. National. International. Und jetzt auch noch emotional. Denn nach der Pressekonferenz, bei der Jürgen Klopps Abschied verkündet wurde, hatten wir beim Spiel des BVB gegen den SC Paderborn mit den ganz großen Gefühlen gerechnet: gestandene Männer auf der Südtribüne, die vor, während und nach dem Spiel in Tränen ausbrechen, alleine beim Gedanken an Klopps Weggang. Oder Fans, die "I Love Kloppo" auf den blanken Oberkörper tätowiert haben. Oder BVB-Spieler, die "I Love Kloppo" auf den blanken Oberkörper tätowiert haben. Doch nix war. Mehr als ein paar selbstgebastelte Schildchen und ganz spät vorgetragene Jürgen-Klopp-Fangesänge gab es nicht. Alles in allem war das so bescheiden wie die Leistung des BVB gegen Paderborn in der ersten Halbzeit – doch gegen diesen Gegner hat es ja dennoch zu einem 3:0-Sieg gereicht.

Doch der BVB wäre nicht der BVB, wenn er sich nicht die ganz große Gefühlsnummer für den Schluss aufsparen würde. Also, liebe Borussen: Deckt euch bis zum 23. Mai paketeweise mit Taschentüchern ein. Denn dann steht der 34. Spieltag an. Heimspiel gegen Werder Bremen. Der Abschied von Jürgen Klopp. Es wird einen See aus Tränen geben. Und es wird vor Schmalz triefen. Mehr als in der kitschigsten aller möglichen romantischen Komödien.

5. Erkenntnis: Fußball ist nicht alles

Zum Schluss noch folgender Hinweis: Am 2. Mai boxt Floyd Mayweather gegen Manny Pacquiao. Warum wir das erwähnen? Weil wir irgendwie das Gefühl haben, dass das derzeit zur Fußball-Berichterstattung dazugehört. Nicht wahr, Sky?

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