Borussia Dortmund bieten sich im Kracher gegen die Bayern gleich mehrere große Chancen. Die Vorzeichen scheinen so günstig wie lange nicht mehr.

Mehr News zu Borussia Dortmund

Die Bühne vor dem Kracher gegen den FC Bayern ist gerade groß genug für Hans-Joachim Watzke, also willigte Borussia Dortmunds Geschäftsführer ein zu einem Gespräch mit dem übertragenden Sender "Sky". Watzke redete dabei ein wenig über die alten Granden beim BVB, über Mats Hummels und Marco Reus, und wie wichtig die aktuell schon wieder sind.

Er schilderte seine Sicht der Dinge über den Leistungsanstieg der Borussia in den vergangenen Wochen und wie er persönlich mit der Anspannung vor so einem großen Spiel umgeht. Und irgendwann sagte Watzke dann auch ein paar Takte über den nächsten Gegner.

Er sähe da "keinen Rückfall", stattdessen ein außergewöhnliches Potenzial beim Rekordmeister. "Das wird ein Spiel sein, in dem du versuchen musst, deine Fehler auf ein Minimum zu reduzieren. Beide Mannschaften kennen sich sehr gut und das wird ein enges Spiel auf hohem Niveau." Was man eben so sagt als Chef-Diplomat des Herausforderers.

Zwischen den Zeilen aber schwang auch mit, dass die Voraussetzungen dieses eine Mal aber doch etwas anders sind. Nicht mehr ganz so gut für die Bayern und besser für den BVB. Hans-Joachim Watzke hat das in einen verräterischen Satz gepackt: "Was die Elf angeht, die auf dem Platz steht, haben die Bayern eine top Mannschaft!"

Unruhe bei den Bayern

Nicht erst die Pokal-Niederlage in Saarbrücken hat die Debatten um den zu dünnen Kader des Rekordmeisters wieder aufflammen lassen. Und nun auch Trainer Thomas Tuchel ins Feuer gestellt. Der gesamte Auftritt der Münchener während und auch nach den 90 Minuten beim Drittligisten schürt die Unruhe im Verein.

Die zahlreichen Kritiker sehen sich bestätigt, dass die Entwicklung der Bayern unter Tuchel weiter stockt und die Leistungen bestenfalls stagnieren. Die Bayern haben immer noch die beste Offensive (34 Tore) und die beste Defensive (sieben Gegentore) der Liga. Den besten Lauf haben sie nicht.

Highlights wie die zweite Halbzeit gegen Darmstadt sind die Ausnahme, die Regel sind Auftritte wie in der ersten Hälfte gegen den Aufsteiger, davor in Istanbul oder in Kopenhagen. Und nun auch beim Drittligisten Saarbrücken.

Der FC Bayern hat ein paar inhaltliche Themen zu viel, dazu kommt eine äußerst angespannte Personalsituation. Die "erste Elf" mag immer noch besser sein als das, was der BVB am Samstag auf den Platz bringen kann. Nur werden elf Spieler nicht reichen, um gegen eine der formstärksten Mannschaften der Liga in deren Stadion zu bestehen.

Zu viele Spieler waren zuletzt verletzt oder angeschlagen oder erkrankt. Es fehlt an Innenverteidigern und an defensiven Mittelfeldspielern, die voll im Rhythmus sind. Auch deshalb ging die Rotation am Mittwoch im Pokal schief. Auch deshalb bilden die Bayern aktuell - zumindest gefühlt - das Gegenstück zum BVB.

BVB aktuell in der Defensive besser besetzt

Die Dortmunder haben den momentan wohl besten Torhüter der Liga zwischen den Pfosten, während bei den Bayern Manuel Neuer aus einer fast einjährigen Verletzungspause zurückkommt.

Die Abwehrspieler Nico Schlotterbeck und Mats Hummels bilden eines der besten Pärchen auf ihrer Position, während die Bayern nun auch Matthijs de Ligt verloren haben und um Dayot Upamecano bangen. Sollte der nicht rechtzeitig fit werden, fehlt ein Innenverteidiger. Am Mittwoch hat Joshua Kimmich de Ligts Part nach dessen Verletzung übernommen. Auf diese Volte kann Tuchel aber in Dortmund nicht zählen: Kimmich fehlt wegen einer Rot-Sperre.

Dass Dortmunds Trainer Edin Terzic auch seiner zweiten Garde vertrauen kann, hat der souveräne Sieg gegen Hoffenheim gezeigt. Die defensive Stabilität hatte unter fünf Wechseln kaum gelitten, am Ende stand schon der fünfte 1:0-Sieg der Saison. Dank einer Widerstandskraft, die der kommende Gegner derzeit nicht immer zeigt.

Dortmunder Traumabewältigung

Nach einem schleppenden Start mit einigen Problemen ist der BVB nicht nur dabei, sich in der Tabelle oben festzusetzen und seine Form sukzessive zu verbessern. Für die Dortmunder geht es seit dem 27. Mai dieses Jahres auch darum, ihr Trauma in den Griff zu bekommen.

Das Remis zu Hause gegen Mainz, Jamal Musialas spätes Tor in Köln, die Tränen, Trauer, Wut der verpassten Meisterschaft: Auch das schwingt immer noch mit in diesen Tagen. Jetzt wäre die Zeit für die Revanche.

"Wir sind ungeschlagen, wir haben eine tolle Serie, sind sehr stabil zu Hause, haben an Widerstandsfähigkeit gewonnen", sagte Sportchef Sebastian Kehl nach dem Sieg über Hoffenheim. "Wir wollen jede Gelegenheit nutzen, sie in den direkten Duellen zu schlagen, besonders zu Hause. Es ist mal wieder Zeit!"

Niemand gewinnt am 10. Spieltag die deutsche Meisterschaft. Der BVB könnte bei einem Sieg noch nicht mal Tabellenführer werden, der Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen beträgt schließlich vier Punkte. Aber gerade diese spezielle Konstellation mit dem größten Spiel des deutschen Fußballs, mit der Chance auf ein bisschen Wiedergutmachung und der Option, den inneren Frieden beim Gegner noch ein Stückchen mehr zu gefährden, macht die Ausgangslage für Borussia Dortmund so besonders reizvoll.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.