• Drei Plätze sind in der Formel 1 im Moment noch frei: bei Haas, Alpine und Williams.
  • Nach drei Wochen Pause wird der Fahrermarkt jetzt noch mal Fahrt aufnehmen.
  • Viele Fürsprecher bringen sich deshalb in Stellung und trommeln für den 23-Jährigen.

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Singapur wartet. Das härteste Formel-1-Rennen des Jahres. Zum einen mental, denn auf einem Stadtkurs müssen die Fahrer die ganze Zeit hochkonzentriert sein, jeder kleine Fehler wird bestraft und endet in der Streckenbegrenzung. Und zum anderen körperlich, denn das Klima bei dem Nachtrennen ist extrem: Es wird über 30 Grad heiß bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Die Piloten kommen an ihr Limit, und das fast zwei Stunden lang. Mick Schumacher fährt wegen der Corona-Pandemie das erste Mal in der "Waschküche" des Stadtstaates. Und gleichzeitig geht es für den Deutschen weiterhin um seine Zukunft in der Motorsport-Königsklasse.

Komplizierte Voraussetzungen. Und die Möglichkeiten schrumpfen. In dieser Woche bestätigte Alfa Romeo den Chinesen Guanyu Zhou für eine weitere Saison. Heißt für Schumacher: Sein aktueller Rennstall Haas ist eine Option, Williams hat noch einen Platz neben Alex Albon frei und Alpine sucht noch einen Nachfolger für Fernando Alonso. Nicht auszuschließen, dass bei AlphaTauri der Platz von Pierre Gasly frei werden sollte, falls der Franzose zu Alpine geht. So oder so: Drei Cockpits sind nach dem wilden Sommer übrig geblieben. Und Schumacher ist immer noch in der Verlosung.

Es bleibt extrem eng

CEO Laurent Rossi erklärte jüngst, dass die Alpine-Shortlist inzwischen sechs Namen umfasst. Ende September habe man ein genaues Bild, kündigte er an. Das Problem: Schumacher gilt nicht als Favorit auf den Platz, auch bei Williams nicht. Und Haas? Zuletzt bezifferte Teamchef Günther Steiner die Chancen auf eine Weiterbeschäftigung auf 50 Prozent. Es bleibt für Schumacher weiter extrem eng. Deshalb haben sich nach der dreiwöchigen Pause und vor dem 17. Saisonrennen am Sonntag in Singapur die Fürsprecher in Stellung gebracht und feuern aus allen Rohren – die Unterstützung für Schumacher ist riesig und prominent.

Für Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn ist klar: Schumacher gehört in die Motorsport-Königsklasse. "Mick hat sich in diesem Jahr enorm verbessert", sagte der Brite bei Sport1: "Er hat mit Kevin Magnussen als Teamkollegen eine richtig gute Referenz und er steht jetzt an einem wichtigen Scheideweg seiner Karriere. Er verdient es jedenfalls, den nächsten Karriereschritt zu machen. Und daran wird er dann gemessen werden."

Wegweisend für F1 in Deutschland

Daneben ist die Personalie auch wegweisend für die Zukunft der Rennserie in Deutschland. Es sei "extrem wichtig, dass Mick Schumacher weiter Karriere in der Formel 1 macht. So faszinierend und wichtig die Technik in der Formel 1 auch ist: Die Kids hängen sich Poster der Helden hinterm Steuer in ihr Zimmer", sagte Brawn. Und nach dem Rücktritt von Sebastian Vettel zum Saisonende ist Schumacher der letzte mögliche Formel-1-Held in Deutschland, neue sind nämlich nicht in Sicht. Und klar: Auch die Formel 1 braucht einen Namen wie Schumacher. Das weiß Formel-1-Chef Stefano Domenicali: "Deutschland war immer ein Teil der Formel 1, und seit den Zeiten von Michael Schumacher wissen wir, wie wichtig es für eine Nation ist, einem Hero, einem Champion zujubeln zu dürfen", sagte er dem "Spiegel" (Bezahlinhalt). "Wir erleben das gerade mit Max Verstappen und den Niederländern. Ich hoffe daher sehr, dass Mick Schumacher auch fürs nächste Jahr ein Cockpit in der Formel 1 findet. Er hätte es verdient", so der Italiener.

Der frühere Formel-1-Fahrer Hans-Joachim Stuck bezeichnete die Möglichkeit, dass 2023 kein deutscher Fahrer in der Formel 1 an den Start geht, bei Eurosport als "eine Riesenscheiße". Er verstehe nicht, wieso sich noch niemand Schumacher als Fahrer gesichert habe, kritisierte Stuck und zeigte kein Verständnis für Haas-Teamchef Steiner. "Mick wäre die beste Option für Steiner, denn er bekommt keinen Fahrer wie Lewis Hamilton", sagte Stuck, der auch auf mögliche Probleme für Schumacher verweist: "Wenn du erst einmal raus bist und dich nicht mehr beweisen kannst, bist du schneller weg als du gucken kannst."

"Mick hat auf jeden Fall die Qualitäten für die Formel 1"

Doch "von den reinen Fakten her" gehöre Schumacher in die Formel 1, sagt der frühere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug bei Sky. "Was Kevin Magnussen leisten kann, das kann Mick auch leisten, wenn man sich die Rundenzeiten und Platzierungen in der zweiten Saisonhälfte anschaut." Er könne es nicht beeinflussen, so Haug: "Aber Mick hat auf jeden Fall die Qualitäten für die Formel 1. Er ist in einem Aufwärtstrend."

Auf den verweist auch Ralf Schumacher. Natürlich ist Micks Onkel aus familiären Gründen befangen, doch der Sky-Experte trommelt trotzdem weiter unermüdlich. "Die Kurve zeigt jetzt definitiv in die richtige Richtung, und jeder Teamchef, der Mick nicht auf dem Zettel hat, macht meines Erachtens nach einen Riesenfehler", sagte Schumacher bei Formel.1.de und betont: "Wenn ich Teamchef wäre, wäre es gar keine Frage, wen ich nehmen würde, wenn ich mich im Moment umgucke, wer so auf dem Markt ist."

Starker Umgang mit Druck

Auch wenn es nur die drei genannten Optionen gibt und Mick Schumachers Karriere tatsächlich am Scheideweg steht, ist Ralf Schumacher "fest davon überzeugt, dass Mick nächstes Jahr noch Formel 1 fahren wird". Es sei, so Ralf Schumacher, "eine große Stärke von Mick, dass er immer die Ruhe bewahrt hat. Auch jetzt, in der Zeit, in der der Druck auf ihn sehr groß war. Damit ist er grandios umgegangen". Und das kann beim härtesten Rennen des Jahres nur helfen. Und damit auch im Kampf um die Zukunft.

Verwendete Quellen:

  • Spiegel.de: Warum gibt es keinen Grand Prix in Deutschland, Herr Domenicali? (Bezahlinhalt)
  • Sport1.de: Mick: F1-Lenker lässt aufhorchen
  • Eurosport.de: Mick Schumacher droht Horror-Szenario Formel-1-Aus: Diese Optionen bleiben dem Deutschen in der Königsklasse
  • Sky.de: Noch ohne Cockpit: Haug plädiert für ein Verbleib von Mick in der F1
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